Indianer haben keine Gewinde ... ? *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
martin

Re: 20-UN Thread Series ?

Beitrag von martin »


Hallo,
ich habe auch gerade mal meine Gewindelehre an die Schraube gehalten. 20 G 1/4" paßt nahezu perfekt.
Gruß
martin


Jürgen zur Horst

Re: Indianer haben keine Gewinde ... ?

Beitrag von Jürgen zur Horst »

[In Antwort auf #122794]
Hallo,

ich zitiere ein Forumsmitglied: Eine Kulturnation erkennt man an der Verwendung des metrischen Systems. Kultur hin oder her, die Diskussion zeigt zumindest wie Vorteilhaft und welcher Fortschritt die Festlegung von Normen (und deren Einhaltung) ist.

Als leidgeprüfter Liebhaber britischer Fahrzeuge (rechts ist links und Plus ist Minus) habe ich mich schon mit diversen Gewindesystemen rumgeschlagen. Dieses Gewinde ist mir auch neu. Bei komplexen Systemen wie einem Fahrzeug versuche ich mit den originalen Gewinden zu leben, denn wenn ich das Fahrzeug nicht komplett auf das metrische Maß umstellen kann, füge ich nur ein weiteres Gewindesystem hinzu. Beim Hobel würde ich sofort den zölligen Kram rausschmeißen und ein metrisches Gewinde implantieren. Wenn der Hobelkörper es hergibt, würde ich dort das alte Gewinde ausbohren und entweder neu metrisch schneiden oder eine Gewindebuchse einsetzen.

Tschüß Jürgen

P.S. einen Hinweis auf das vewendete Gewinde liefert übrigens auch der Flankenwinkel. Die UNC haben meines Wissens einen 60° Winkel und die Whitworth einen 55°. Bei dem gezeigten Gewindestab mit dem Rollgewinde, könnten diese Unterschiede aber noch in der normalen Schwankungsbreite der Fertigung liegen :)


Hutmacher Beat
Beiträge: 425
Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Acorn und Marples ...

Beitrag von Hutmacher Beat »

[In Antwort auf #122781]
... haben das besser gemacht ! - Oder waren sie nicht so "clever" wie Stanley ?

Guten Tag Allerseits,

Acorn und Marples, als zwei englische Hersteller, haben schlicht und einfach ein 1/4-20 UNC-Gewinde in ihre Hobel eingebaut ! Ich habe von diesen Herstellern je einen Hobel nachgemessen.

Ich freue mich, dass so viele sich die Mühe gemacht haben, diese Frage auch noch zu prüfen. Besten Dank an Euch alle ! - Und im einzelnen noch das :

> @ Klaus : Ich glaube Deine Frage ist schon erschöpfend beantwortet worden ?

> @ Friedrich : Das dachte ich mir schon, dass Du lachst ! :-) Wir hatten ja bezüglich des Indianer-Gewindes, schon mehr als eine Diskussion. Wenigstens im Fall Stanley, scheint nun die Sache hinreichend geklärt. Ami und Engl. sind "ziemlich" nahe beieinander. Allerdings haben sie einen andern Flankenwinkel : Ami = 60°, Engl. = 55° ! - Mit dem toten Pferd hast Du natürlich auch recht. Das hat man uns damals in der Berufsaschule auch schon erzählt, komisch ist nur, ich habe immer mehr, mit so "galoppierenden" Gewinden zu tun !

> @ Recai : Danke Dir, für die Links ! Ist schon amüsant, zu sehen dass auch die Amis selbst etwas ins Grübeln kommen bei dem Thema. Das es sich, wie Friedrich auch angedacht hatte, um eine interne Werksnorm handelt, wird somit wohl bestätigt. Jedenfalls bietet St. James Bay ja den passenden Gewindeschneider 12-20 an. Das übrigens auch noch zu einem ganz passablen Preis !

> @ Pedder : Denk ich mir schon länger, wenn die Hobel von Stanley so gut wären, wie ihre Markt-Strategie, dann hätte Stanley tatsächlich die besten Hobel gebaut ! - Im übrigen geht's mir weniger um Ersatzteile, als einfach um die Möglichkeit, selbst ein passendes Gewinde schneiden zu können.

> @ Klaus : Den Dreher, der Dir dieses Gewinde schnell mal in der Kaffepause machen kann, und dann auch noch um ein Apfel und ein Ei, den musst Du zuerst finden. Nicht jeder Dreher ist in der Lage solche speziellen Gewinde herstellen zu können. Und den Preis von St. James Bay von $35.00 für das Set, ist denke ich, schon beinahe ein Freundschaftspreis. Ich vermute, wenn ich dasselbe hier in der Schweiz anfertigen lasse, (die Möglichkeit gibt es) dann kostet mich das Minimum das Doppelte, vielleicht sogar das Dreifache, würde mich nicht wundern ! :-) (Gedankenspiele um den Import klammere ich mal aus)

Mein persönliches Fazit : War gut, die Frage zu stellen, jetzt wissen wir, um welches Gewinde es exakt geht, und wo man das entsprechende Werkzeug dazu bekommt. Möchte man solchen "Werksnormen" aus dem Weg gehen, so empfiehlt sich die Berücksichtigung von "kleineren" Fabrikanten, wie z.B. den genannten englischen. Deren Hobel halte ich im übrigen für mindestens so gut, wie die Stanley's. Und billiger zu haben sind sie wahrscheinlich auch.

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat



Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Acorn und Marples ...

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Beat,

die von dir angeregte Diskussion war in der Tat sehr aufschlussreich. Wahrscheinlich gibt es den einen oder anderen, der auch schon die Idee hatte, sein "Stanley-Tuning" auch auf Teile mit Gewinde auszudehnen, letztlich aber die Segel strich.

Ich kenne einen Dreher, den ich einmal bat, für meinen Stanley Handyman (war ein Fehlkauf in meiner Anfangszeit) eine Eiseneinstellschraube aus Messing zu drehen. Das Originalteil aus Plastik und den Gewindebolzen liess ich ihm da.

Als ich wieder kam, sagte er mir, dass er so ein Gewinde noch nie gesehen hätte (jetzt weiss ich auch warum!). Er hat sich ein Werkzeug eigens angefertigt, um das Linksgewinde im Messingteil zu drehen. Jetzt habe ich einen Handyman mit einer Messing-Einstellschraube, die ein exakter Nachbau des Plastikteils ist (das dürfte einmalig sein!). Gekostet hat es mich einen Händedruck! Er sagte, dass er nichts verlangen könne, da sein wirklicher Aufwand teurer als ein Hobel sei, deswegen verlange er nichts. Er weigerte sich hartnäckig, auch nur irgend etwas anzunehmen. Da habe ich immer noch ein schlechtes Gewissen. Auch sowas gibt es.

Viele Grüsse
Klaus



Hutmacher Beat
Beiträge: 425
Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Siehst Du Klaus, ...

Beitrag von Hutmacher Beat »


... genau da liegt der Hase im Pfeffer !

Guten Tag Klaus,

Das ist die Problematik, die sich einem Handwerker stellt, will er auf so Sachen eingehen; er braucht :

> das fachliche Wissen,
> das handwerkliche Können,
> die entsprechenden Maschinen,
> das geeignete Material, um ein passendes Werkzeug zu machen,
> wiederum geeignetes Material selbst, um das verlangte Teil herzustellen,
> und nicht zuletzt eine gehörige Portion Idealismus, um einen Auftrag anzunehmen, von dem er genau weiss, dass er draufzahlt !

Wegen Deinem schlechten Gewissen : Ich kann mir vorstellen, wenn Du z.B. mit einem schönen, selbst gemachten Schneidbrett, mit einer guten Wurst drauf, zu Ihm hingehst, dann wird er gewiss nicht nein sagen, weil er sieht, da ist ein Mann, der seine Arbeit schätzt ! Diese Anerkennung der Arbeit ist für manchen Handwerker, und da schliesse ich mich ein, das Salz in der Suppe !

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat, ... der halt solche Geschichten mag !



Michael Hoffmann
Beiträge: 287
Registriert: Mi 13. Aug 2014, 08:03

Für ne Wurst ...

Beitrag von Michael Hoffmann »


Also für eine Wurst würde ich so ein kleines Messingteil auch machen.
Statt dem Vesperbrett vielleicht ein Schnaps?

Nur schade das du soweit weg wohnst - da lohnt das nicht und ich müsste auch erst einen so kleinen Stahl für Innengewinde besorgen. Unter 8mm Bohrung hab ich nichts da.

Grüße aus Heidelberg - Michael


Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Indianer haben Gewinde ... #12/20 ?

Beitrag von Ottmar »

[In Antwort auf #122799]
Hallo Beat & Forumsfreunde,

in einer LIste(Norm??) von 1890 waren Schrauben # 12 ø 0.2160" = 5,4864mm gelistet mit einer Ganzahl von 20 Gaengen pro Inch. Gewindebohrer fuer diese Gewinde werden noch angeboten, Gewindeschneider nichtmehr.. Ich besitze einen aelteren "Screw checker" das ist ein Blech von ca 1.5 mm Staerke, in welches die Gewinde nach Durchmesser und verschiedenen Gangzahlen eingeschnitten sind. Auf meinem Blech ist noch ein Gewinde # 12 mit 20 Gaengenvorhanden, in welches sich die Gewindestangen meiner Stanley-hobel (alt), leicht einschrauben lassen.

Auf den heute angebotenen Gewindepruefer (Screw-Checker) ist an dieser Stelle ein Loch ohne Gewinde vorhanden die heute fuer diesen ø angebotenen Schrauben # 12 haben 24 - 28 - und 32 Gaenge. Ich vermute, dass irgendwann die 20 Gang Schrauben wegfielen.

Bei den hier ueblichen nichtdezimalen Massen meine ich mich in D vor 1871 zu befinden, irgendwann wird Amerika und die Mongolei das Dezimalsystem uebernehmen.

Als Gedankenanstoss.

mfg

Ottmar



Chris Scholz
Beiträge: 38
Registriert: Fr 20. Feb 2015, 04:54

Re: Indianer haben Gewinde ... #12/20 ?

Beitrag von Chris Scholz »

[In Antwort auf #122831]
Das metrische System ist hier seit 1866 erlaubt (Metric Act, 1866).
Seit 1975 ist es die erklaerte Absicht ("declared policy") der Regierung das metrische System als bevorzugetes Messungssystem ("preferred system of weights and measures") zu benutzen, waehrend das traditionelle system fuer "non-business transactions" weiterhin erlaubt bleibt (Metric Conversion Act von 1975).
In 1991 gab George H. W. Bush die "Executive Order" dass alle Regierungsbehoerden das metrische System verwenden muessen (mit gewissen Ausnahmen: "impractical or [...] likely to cause significant inefficiencies or loss of markets to United States firms", Executive Order 12770).

Warscheinlich wird es mit dem metrischen System so gehen wie Churchill es beschreib: "You can always count on Americans to do the right thing - after they've tried everything else."

Chris Scholz
Dallas/Fort Worth, TX



Hutmacher Beat
Beiträge: 425
Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Re: Indianer haben Gewinde ... #12/20 ?

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Tag Ottmar und alle Andern,

Interessante Nachrichten hast Du da, Ottmar ! Herzlichen Dank !

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man irgendwann im Zuge von Industriellen Rationalisierungs-Massnahmen die Gewindegrösse # 12-20 liquidiert hat.

Im metrischen System gab's ja auch mal ein M7 und ein M9 Gewinde, die man aber "wegen nicht Bedarf's" aus der Produktion genommen hat. Dabei ist es schon so, ein M6 ist manchmal etwas klein, ein M8 zu gross und ein M7 wäre optimal !

Interessant find ich auch die Tatsache, dass man scheinbar in Amerika problemlos, und zu ganz passablen Preisen, Gewindeschneider in solch exotischen Grössen bekommt. Nach einem aktuellen Amerikanischen Katalog kostet z.B. ein Gewindebohrer, M7 x 1 mm in HSS, in den USA gerade mal $3.08, oder in etwas höherer Klasse $5.28 ! Während in einem Schweizer-Katalog, von 1997, dasselbe Teil schon CHF 42.50 kostet ! - Da kann ich mir keinen Reim drauf machen ! Gut, die Frage ist noch was kostete der $, anno 97, ich glaube aber nicht, dass er auf CHF 2.00 lag.

Mit besten Grüssen nach Amerika,
Beat, ... der ganz gerne wieder einmal Denver sehen möchte.



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