Worauf kommt es bei Metallhobeln an?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Jürgen zur Horst

Re: Sind die Japanhobel statt dessen praxistauglic

Beitrag von Jürgen zur Horst »


Hallo,

wenn ich Thomas richtig verstanden habe, geht es um einen Metallhobel für ein schmales Budget. Ich hatte schon angefangen zu schreiben und wollte Thomas einen Veritas Flachwinkel empfehlen und dafür zu sparen. Das ist der Hobel mit dem rundum zufrieden bin. Einfacher Aufbau, gutes Ergebnis und schön. Aber angefangen habe ich auch mit Holzhobeln, einem einfachen Eisenhobel. Nur den Umweg über die alten Hobel habe ich ausgelassen.

Nebenan beginnen die Diskussionen auch immer mit Einsteigermaschinen und enden bei Festool, Felder und Altendorf. Vielleicht reicht der Anant um auf den Geschmack zu kommen. Falls dann der Veritas mal ansteht kann man den Anant immer noch fürs Grobe einsetzen oder verkaufen.

Als Nichtraucher rechtfertige ich mit dem Verzicht aufs Rauchen so viele Ausgaben, so viele Zigaretten könnte ich niemals rauchen :)

Tschüß Jürgen


Thomas Hansen
Beiträge: 105
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Sind die Japanhobel statt dessen praxistauglic

Beitrag von Thomas Hansen »


Hallo Jürgen,

danke für deinen Beitrag! Ich kenne diese Einhell wird zu Festool-Threads leider auch schon zu Genüge und bin daher froh, dass du geschrieben hast, was ich als Fragesteller auch denke. Die entscheidende Frage ist doch für jemanden wie mich ob ich:

1. Jetzt ein Werkzeug anschaffe, das mir erlaubt erstmal loszulegen und damit meine Fertigkeiten zu entwickeln. Das ist leider bitter nötig, da ich häufig denke: "Jetzt hast du nach Arbeit und Familie Zeit, eine kleine Holzverbindung an einem Reststück zu üben, damit du irgendwann mal gerade sägen kannst."

oder

2. Garnicht arbeiten zu können, keine Übung zu haben und in einem halben Jahr, wenn ich vielleicht !!! Geld für vernünftiges Werkzeug habe mit dem Holzarbeiten erst loszulegen.

Mir ist dabei durch eigene frustrierende Erfahrungen mit Billig-Werkzeug oder den falschen Werkzeugen, die ich zweckentfremdet habe, bewusst, dass kein Weg an den guten Teilen vorbei führt. Meine finanzielle Situation wird sich jedoch in den nächsten 2 Jahren auf keinen Fall verbessern und das heist leider ich gebe jetzt 100 € aus, in einem Jahr 100 € oder in vielleicht drei Jahren dann die nötigen 300 € für einen einzigen Hobel. Ich verfüge zum Beispiel auch nur über zwei Stechbeitel von Kirschen und einigen vielleicht brauchbaren vom Flohmarkt. Die müssen aber erst hergerichtet werden, wofür mir meine schönen Wassersteine aber zu schade sind. Als das letzte mal 100 Euronen übrig waren, habe ich mir daher einen (mäßig billigen) Band- und Tellerschleifer gekauft, womit das Budget für die nächsten Monate wieder mal erschöpft war.

Ich will mit dem Text überhaupt kein Mitleid erregen, da meine Frau und ich bewusst auf Verdienstmöglichkeiten zugunsten der Familie verzichtet haben und wir mit dieser Entscheidung sehr glücklich sind. Folge davon ist jedoch, dass ich die gleiche Frage stelle, wie andere Leute, die nur zu geizig sind für das gute Werkzeug und erst überzeugt werden müssen.

Daher bin ich um jeden Beitrag froh, der beschreibt, wie weit ich mit einem bestimmten mittelmäßigen Werkzeug komme, statt nur zu raten das bessere zu kaufen. Ich weiß das durchaus zu schätzen, komme aber nicht darum herum, von Fall zu Fall zwischen den oben genannten Übeln (Frust wg. schlechtem Werkzeug oder eben kein Werkzeug) zu entscheiden.

Ich hoffe ihr habt Verständnis für diese Haltung und zeigt ein wenig Geduld mir jemanden, der halt mit, wie meine Frau und ich immer sagen, "mehr Zeit und Engagement als Geld" ausgestattet ist.

Gruß
Thomas



Thomas Schuermann
Beiträge: 528
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Re: Sind die Japanhobel statt dessen praxistauglic

Beitrag von Thomas Schuermann »


Hallo Thomas,

ich habe vollstes Verständnis für Deine Situation und Du brauchst Dir bei den anderen hier, mein ich, auch keine Sorge machen, dass sie dafür kein verständnis hätten.

Ich war vor 4 Jahren in einer ähnlichen Situation wie Du und habe mit einer ECE Raubank (zur Zeit wegen Feuchtigkeit verzogen) und einem stinknormalen Doppelhobel angefangen.

Dann folgten ein 5 1/2 und ein 8 von Stanley, wobei beim 8er jetzt der Griff gebrochen ist.

Hier im Forum haben einige (zum Beispiel Dirk Böhmer, Einhandhobel) mit getunten Anants keine schlechten Erfahrungen gemacht. Ich habe noch keinen persönlich gekauft.

Tja, bleibt: Die Taube auf dem Dach oder der Spatz in der Hand.

Bei den gebrauchten Stanleys kann man viel Pech haben, auch bei den Anants variiert die Qualität beträchtlich. Du wirst nicht umhin kommen es einfach auszuprobieren.

Wobei ich durch meine Holzhobel am meisten gelernt habe.

Beste Grüße

Thomas


TorstenKüpper
Beiträge: 687
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Re: Sind die Japanhobel statt dessen praxistauglic

Beitrag von TorstenKüpper »


Hallo Thomas,

ich wollte Dir in meinem Beitrag nicht zu einem Hobel für 300 Euro raten.

Ein guter Hobel ist ein ECE und von denen hast Du ja schon welche (siehe meine erste Antwort). Damit kann man prima üben.

Wenn Du diese beiden Hobel herrichtest, bist Du für den Anfang sehr gut ausgerüstet und musst überhaupt kein Geld ausgeben.

Grüße ;-)
Torsten



Thomas Heller
Beiträge: 683
Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26

Kleines Werkzeug-Budget

Beitrag von Thomas Heller »


Hallo Thomas!

Begrenzte finanzielle Mittel sind keine Schande und sicher auch einigen anderen Teilnehmern dieses Forums bekannt. Auch mir!
Der Grund, warum man dazu neigt ein qualitativ besseres Produkt zu empfehlen, liegt einfach darin, das man Dich vor Schaden bewahren will.
Gerade bei Handwerkzeugen lohnt es sich meist, etwas länger zu sparen und zumindest ein Mittelklasse-Modell zu erwerben.
Eine mögliche Chance, dies mit einem kleinen finanziellen Aufwand zu schaffen, ist der Gebrauchtmarkt. (z.B. Unser Marktplatz)

Was hälst Du davon?

Ich bin mir sicher, das dies eine gute Lösung für Dich wäre!

Wenn ich das noch sagen darf:
Ich selbst habe keinen Schrank voller Premium-Hobel. Obwohl ich seit über dreißig Jahren intensiv mit Holz werke, ist mein persönlicher Lieblings-Hobel ein gebrauchter Ulmia Putzhobel aus Holz, den ich vor einigen Jahren geschenkt bekam und aufbereitet habe.
Er wird noch heute so gebaut und kostet neu: 69,50 €
Funktioniert ganz ausgezeichnet!!!

Ich wünsche Dir, das Du eine kluge Entscheidung triffst und hoffe, das Du Gefallen am Holz findest.

Gruß, Thomas



Thomas Hansen
Beiträge: 105
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Sind die Japanhobel statt dessen praxistauglic

Beitrag von Thomas Hansen »


Bitte entschuldigt meine vielleicht etwas überempfindliche Reaktion. Ich werde dem Rat, die Holzraubank zu planen folgen und mal schauen, wie weit ich damit komme.

Gruß
Thomas


TorstenKüpper
Beiträge: 687
Registriert: Mo 26. Apr 2021, 20:44

Da gibt es doch nichts...

Beitrag von TorstenKüpper »


... zu entschuldigen, das ist doch hier ein Diskussionsforum und wir diskutieren hier über unser Hobby ;-))

Grüße
Torsten



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Lass dich nicht entmutigen!

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #122682]
Hallo Thomas,

ein Anant N. 4 kostet knapp 20 Euo + Versand. Einige Bögen Schleifpapier nochmal 2-3 Euro. Eine Ebene Untelage findet sich immer igendwo. Damit kannst du loslegen und einen Anant herrichten. Die Ergebnisse brauchen sich vor einem teuren Hobel nicht zu verstecken.

Hier habe ich zwei Bilder, die das deutlich zeigen:
http://heiko-rech.de/moebelbau/kbett.php?seite=2

Auch mit gebrauchten Holzhobeln vom Flohmakt kann man durchaus arbeiten, wenn die Eisen nicht zu sehr gelitten haben und der Holzwurm was übrig gelassen hat. Das Problem ist nur, dass da auch ein Haufen Schund angeboten wird. Wenn man sich nicht auskennt ist das schon recht blöd.

Der Vorteil der Eisenhobel ist auch der, dass du sie eingestellt lassen kannst. Holzhobel mußt du immer entspannen, wenn du sie eine Zeitlang nicht benutzt.

Zum Schärfen:
Ich bin bekennender Trockenschleifer und verurteile dich wegen dem Kauf der Maschine nicht:-) Zu deiner Schleifmaschine solltest du dir eine Vorrichtung bauen, die dir eine gute Auflage der Eisen ermöglicht.

Zum Abziehen kannst du dir einen 800er King und einen 6000er King zulegen. Das ist eher die untere Preisspanne, aber die Ergebnisse sind sehr gut. Ich habe diese beiden Steine auch. Achte aber darauf, dass du die breite Version nimmst, dann bist du auch für 60er Eisen gerüstet, falls du dir mal eine Rauhbank kaufst. Eine Schleifvorrichtung habe ich mir mal gekauft, finde sie aber vollkommen überflüssig. Die kannst du dir nach ein wenig Übung im Freihandschleifen sparen.

Was die Empfehlungen zu teuren Werkzeugen angeht, so ist das hier eine Forumskrankheit. Da wird sich gerne mal hochgeschaukelt. Wenn ich jetzt mal eine ketzerische Bemerkung machen darf:
Die tollsten Ergebnisse werden hier oft von denen präsentiert, deren Werstatt kaum was hermacht und die mit durchschnittlichem Werkzeug arbeiten. (Es gibt Ausnahmen!)

Ich selbst finde es viel interesssanter, zu sehen, wie jemand mit einfachen Mitteln tolle Möbel mit individueller Note baut, als zu sehen, wie jemand mit perfekt ausgestatteter Werkstatt,mit teuren Hilfmitteln Ikea Design nachbaut.

Ebenso ist es mit den Handwerkzeugen. Hier ist es natürlich ein wenig schwieriger, als in der Maschinenecke, aber zu sehen, wie ein 50-100 Jahre alter Ulmia Hobel, für wenige euro, vom Flohmarkt, selbst hergerichtet, einen feinen Span abnimmt, finde ich beeindruckender, als die Darstellung eines Veritas-High-Tech Hobels, der dies tut.

Und nur mal als Randnotiz:
Meine Beiträge zu den Anant Hobeln wurden sehr oft gelesen, Antworten gab es relativ wenig (Im Vergleich z.B. zum aktuellen Veritas- Designstreit) E-Mails habe ich jedoch einige bekommen, mit der Bemerkung, dass man sich im Forum nicht traut zu schreiben, dass man Interesse an diesen billigen Werkzeugen hat.

Das finde ich schade!

Meine Empfehlung:
Kauf dir einen Anant Nr.4 und richte ihn her. Wenn du Fragen hast, frag entweder hier im Forum, oder auch gerne per E-Mail direkt bei mir.

Die Aneitung zum Herrichten der Hobel, falls du sie noch nicht kennst findest du hier:

http://heiko-rech.de/werkstatt/htuning.php

Eine kleine Anleitung über die Kombination Trockenschliff/ Wassersteine ist hier zu finden:

http://heiko-rech.de/werkstatt/schaerfen.php

Und wenn du dich nach dem Einstieg ins Hobeln noch ein wenig mit dem Schärfen von Sägen beschäftigst, kannst du auch in dieses Thema recht preisgünstig einsteigen.

Also nicht entmutigen lassen!

Gruß

Heiko


Pedder
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Nachfrage und Bekräftigung

Beitrag von Pedder »


Hallo Heiko,

wie verhält sich denn Dein Anant auf schwierigem Holz? Das Bild von der astfreien Kiefer ist zwar beeindruckend, aber als Referenz kaum geeignet.

Das Thema dieses Threads, ein neuer billiger Metallhobel für schwieriges Holz, ist nach meiner Meinung die Quadratur des Kreises. Das Maul des Anant kann zwar mit Hilfe des Frosches enger gestellt werden, aber dann wird das Blatt nicht mehr unterstützt und fängt an zu flattern. Das ist bei den teuren Hobeln besser (wenn auch ganz unterschiedlich) gelöst. Das heißt aber auch nicht, dass das Arbeiten mit diesen Hobeln auf verastetem Holz die reine Freude ist! Daher hast Du weiter oben auch zu recht empfohlen, bei der Holzauswahl etwas kritischer zu sein. Gibt ja auch schönere Möbel! Wenn also der Ratschlag lautet, investier' weniger in Werkzeug und mehr ins Holz, bin ich voll bei Dir.

Zum preiswerten Sägen:

Feinsäge:
Da gibt es für 16,95 € schon richtig feine Sachen: So eine Wiliams Greaves schnell geschärft sägt wunderbar! Zum Schärfen braucht man auch nicht unbedingt das ganze Gedöns, eine Sägefeile und ein paar Resthölzer tun es für den Anfang. Ich habe auch schon mal eine 5€ Säge aus dem Baumarkt geschärft, die sägte dann auch wirklich gut. Und bei den ersten Malen braucht man auch keine Schränkzange, die Sägen bringen mehr als genug Schränkung mit.

Säge für tiefere Schnitte:
Am besten, sich so eine Gestellsäge bauen wie Friedrich, kommt man auch unter 25€ weg.

Ansonsten bedeutet billig und gut immer gebraucht. Weil man da aber auch viel Pech haben kann, ist es kein Weg, den ich uneingeschränkt empfehle.

Liebe Grüße
Pedder

Was mir jetzt noch einfällt, vielleicht kann man einen Anant für schwieriges Holz tunen, indem man ein dickes Eisen zB von Hock einsetzt? Dann sollte das Maul enger werden und ein dickes Eisen neigt weniger zum Flattern. Hat das mal jemand probiert? Ein Beitrag dazu wäre wirklich schön.



Heiko Rech
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Nachfrage und Bekräftigung

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Pedder,

ja, der Rat wäre der, mehr ins Holz zu investieren, dann hat man beim Hobeln weniger Probleme.

Bei richtig schwierigem Holz, mehme ich entweder eine Ziehklinge oder ich lasse das Hobeln sein und greife zum Schleifpapier, gerne auch Maschinell.

Ob ein besserer Hobel, auf wirklich schwierigem Holz ein absolut sauberes Ergebnis liefert, stelle ich erst mal in Frage. Da hat denke ich das Werkzeug "Hobel" auch seine Grenzen. Wer mich eines besseren belehren möchte, dem schicke ich gerne ein Stück Birke, mit wunderschöner, aber schwieriger Maserung, gegen das Versprechen entsrechende Fotos zu veröffentlichen.

Gruß

Heiko


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