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Re: Sehr sehr schön!

Verfasst: Mo 13. Okt 2008, 11:25
von Hans

Eigentlich traurig, was durch die Industrialisierung an Können verloren ging.
Wie lang braucht der Fassbinder für einen solchen Eimer? Länger als ne Stunde kann das ja nicht gewesen sein, oder?
Aber was wären wir heute bereit, für einen Holzbottich zu zahlen? Daß der gute Mann (bzw. die beiden) damit leben könnten, müsste so ein Eimer wohl an die 120 Euro oder so kosten....
Tja, in der Hinsicht war früher wohl manches besser.
Ein Forum wie dieses hier hätts aber nicht gegeben :-)

Schönen Gruß
Hans



Re: Sehr sehr schön!

Verfasst: Mo 13. Okt 2008, 13:12
von Thomas Schuermann

Was für eine harte Arbeit!

Und wie schöne Filme. Die werde ich mir noch ein paar Mal anschauen. Was man da alles sehen kann.

Was ich nicht verstehe, wie der Wagner aus dem Durchmesser der Achse den Abstand der Speichenlöcher ermittelt? Und wie die Verstellung der Werkzeuge immer durch ein leichtes Klopfen erfolgte.

Vielen Dank Beat für die Links. Das war eine tolle Mittagspause.

Schöne Grüße

Thomas



Re: Sehr sehr schön!

Verfasst: Mo 13. Okt 2008, 14:14
von martin

Hallo Thomas,
er greift den Durchmesser ab und halbiert ihn zum Radius. Der Radius auf dem Kreisbogen angetragen ergibt ein Sechseck. Die sechs Kreissegmente halbiert er wiederum und erhält nun 12 Speichenlinien. Die Streckenhalbierung macht er nicht klassisch mit zwei Kreisbögen sondern wählt die schnellere Versuch/Irrtum Methode.
Gruß
martin
Der Wagner verwendet interessante Bankhaken zum Arbeiten mit dem Ziehmesser, kennt die jemand oder gibt es sowas noch?



Re: Sehr sehr schön!

Verfasst: Mo 13. Okt 2008, 14:41
von Thomas Schuermann

Hallo Martin,
das kommt davon, dass ich im technischen Zeichnen an der Uni zu wenig aufgepasst habe. Klar! Da stehen ja im Heuschen noch ein paar weitere Methoden.

Danke für Deine Hilfe.

Gruß Thomas

p.s. Ich finds auch sehr schön, wie man sieht, mit wie wenig Werkzeug und wie schnell so Sachen gemacht wurden. Die Bankhaken sind mir auch aufgefallen.



Re: Sehr sehr schön!

Verfasst: Mo 13. Okt 2008, 15:46
von Jürgen zur Horst

Hallo,

mich hat die Fertigung der Nabe am meisten gewundert. Ich hätte zuerst den Rohling durchbohrt und dann den Rohling mit Hilfe der Bohrung zentriert auf die Drechselbank aufgespannt und dann gedrechselt. So wäre die Bohrung genau in der Mitte der Nabe. Die Nabe mit dem Bohrer anhand der Löcher, die der Spanndorn hinterlassen hat, freihand mit der Bohrleier von beiden Seiten aufzubohren erscheint mir nicht günstig.

Ich habe mich noch nie mit dem Bau von Holzrädern beschäftigt. Mich hat gewundert, dass die Holzfelge aus Teilen zusammengesetzt wird, die nur stumpf voreinander stehen. Ich hätte erwartet, dass die Felgenteile miteinander verdübelt werden o.ä. Das scheint mit dem Stahlreifen, mit dem das Holzrad noch besohlt wird, zu reichen.

Tschüß Jürgen




Re: Sehr sehr schön!

Verfasst: Mo 13. Okt 2008, 15:53
von Thomas Schuermann

Hallo Jürgen,
es geht eben alles sehr sehr schnell. Keine Ahnung mit wie hohen Toleranzen da gearbeitet wurde. Vielleicht wird wurde bei Staatskarossen genauer gearbeitet als bei den Wald- und Wiesenfuhrwerken. Bei der Anzahl der Räder, die angefertigt werden mußten - so vor 15o Jahren kann ich mir vorstellen, dass die Genauigkeit vielleicht reichte.

Gruß aus Cronenberg
Thomas

Vielleicht meldet sich hier noch einer, der vom Wagnern mehr versteht.



Re: Sehr sehr schön!

Verfasst: Mo 13. Okt 2008, 21:40
von Jürgen zur Horst

Hallo,

ich würde bei meiner Methode eine höhere Genauigkeit bei gleichem Aufwand erwarten. Da die alten Meister meistens auf Erfahrungen über Generationen verfügen, vermute ich einen Grund für die gezeigte Vorgehensweise.

Das Zieheisen schien auch ein wichtiges Werkzeug zu sein. Sowohl der Faßbinder, als auch der Wagner haben es verwendet. In trocknenem Holz habe ich damit nur Brennholz produziert, weil es immer Ausrisse gegeben hat.

Tschüß Jürgen



Re: Sehr sehr schön!

Verfasst: Mo 13. Okt 2008, 22:26
von Andreas Winkler

Hallo Thomas und Martin,

die Bankhaken sind spezielle Wagnerbankhaken. Wolfgang hat sie in einem seiner Kataloge aufgeführt :

http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/kataloge/ott2_49.phtml

Diese gibt es auch als Holzversion, kann man sich auch selber bauen.
Verwendung und Vorteil sind ja im Video selbstredend.
Auf der gleiche Seite findet man auch das Wagnerstreichmaß, dessen eigenartige Form ich erst durch das Video verstanden habe.

Die Verbindung der Felgen erfolgt nach einem Fachbuch für Stellmacher durch Dübel oder falsche Zapfen. Von einer Ausführung mit falschen Zapfen aus Blech wird abgeraten, da diese rosten und durch Volumenvergrößerung beim Rosten die Felge spalten können.

Gruß, Andreas




Video Holz-Stuhlmacher 1923 verschwunden

Verfasst: Fr 3. Dez 2010, 23:00
von Michl
[In Antwort auf #122090]
Hallo,

ich kann mich noch gut an das Video erinnern und wollt es gerade runterladen. Leider isses aber verschwunden. Das war doch der alte Film, in dem jemand ohne Maschinen schnell mal einen Stuhl mit der Hand baut - oder?

Weiss viellecht jemand, wo man das Video sehen kann? Oder hats jemand runtergeladen und könnte es mir schicken? Oder weiss jemand, wer das Video ursprünglich eingestellt hatte - also auf wessen Seite es war?

Bin für jeden Tip dankbar.

Grüße,

Michl




Re: Video Holz-Stuhlmacher 1923 verschwunden

Verfasst: Fr 3. Dez 2010, 23:11
von Pedder