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Erfahrungsbericht: Messingrücken kanten

Verfasst: Sa 29. Sep 2007, 08:40
von Christoph Schmitz

Hallo,

ich wollte mal kurz über einen Versuch berichten, ein Stück 300x50x2,5 Messing zu einem Sägerücken zu kanten.

Die volle Leif-Hanson-Kantbank wollte ich mir nicht antun, daher hab ich das Teil einfach zwischen zwei Stahlprofile in einen Schraubstock gespannt, mit einer Gasflamme ein bißchen warm gemacht und dann mehr oder weniger herzhaft mit dem Hammer bearbeitet; das ging aber nicht sehr gut und ich hab nur etwa einen Knick von 20-30° hinbekommen. Den Rest von da bis 180° hab ich mit dem Schraubstock zugezogen. Da das nur abschnittsweise ging, war hinterher erhebliche Begradigungsarbeit mit Hammer und Amboß angesagt (ich sag nur soviel: aus mir wird kein Schmied mehr... ;-)

Fazit: es geht irgendwie, aber nicht besonders schön. Wenn man sich nicht wesentlich geschickter anstellt als ich, ist das Messingteil hinterher soweit zerdengelt, daß man entweder die Macken nicht mehr rauskriegt oder erhebliche Mengen von dem Messing wegschleifen muß. Die gute Nachricht ist immerhin, daß das Messing sich verformen ließ und nicht gerissen ist oder sowas.

Beim nächsten Versuch werd ich wohl die unsportliche Methode wählen und einfach zwei Messingstreifen auf das Sägeblatt kleben. Wenigstens ist und bleibt dann alles gerade.

Viele Grüße,
Christoph




sportlich, sportlich

Verfasst: Sa 29. Sep 2007, 21:23
von PedderB

lieber Christoph,

aber Du weißt ja, das ist alles nicht passiert ohne Bilder ;o)

Nein im Ernst, das für einen Nichtmetaller erreichbare Ergebnis interessiert mich schon sehr. Ich musste neulich nur mal einen Rücken weiter schließen, weil ich ein dünneres Blatt als das ursprüngliche verwenden wollte. Nachdem das mit viel Mühe geschafft war, musste ich 20 Minuten die Dellen rausfeilen und -schleifen.

Vielleicht könnte Dir die Verwendung von Messingwinkelschienen helfen? Damit würde man sich das Hammern am Anfang sparen.

Also ich finde das bewundernswert, dass Du ganz eigene Sägen in Angriff nimmst. Wo wirst Du das Blatt beziehen?

Liebe Grüße

Pedder




Re: sportlich, sportlich

Verfasst: Mo 1. Okt 2007, 16:56
von Christoph Schmitz

Hallo Pedder,

sportlich trifft es gut... nach ein paar Tagen Gefummel relativieren sich dann auch die Preise, die die Wenzloffs und Adrias dieser Welt aufrufen ;-)

Fazit: Den händisch gekanteten Rücken hab ich verworfen. Ich hatte eine leichte S-Form drin, die ich nicht mehr losgeworden bin. Mein zweites Stück Messing hab ich in zwei Streifen geschnitten und auf das Sägeblatt geklebt (mit Zweikomponentenkleber, Uhu Plus endfest 300), wie im o.g. Artikel angedeutet. Daraus ist dann auch tatsächlich was sägeartiges geworden. Über Winkelschienen hatte ich auch nachgedacht, aber ich hatte das Gefühl, der Winkel wäre gerade die Schwachstelle, wenn man das Ding dann zusammenzieht oder -klopft.

Die Nummer mit dem geleimten Rücken wird auch von Herstellern mutmaßlich hochwertiger Sägen betrieben, hab ich gelernt. Vlad Spehar (Link unten) stellt wohl so Sägen her, allerdings nietet er sie noch zusätzlich. Davon hab ich erstmal abgesehen, ich wollte nicht mehr mit dem Hammer an den Rücken rangehen.

Im Moment übe ich also Schärfen ;-) Sie schneidet schon irgendwie, aber ich glaube ich mach die Zähne nochmal neu, ist alles etwas ungleichmäßig.

Noch zweimal Fazit: (1) Vielleicht sollte man nicht grade mit 15 PPI zu üben anfangen; 12 hätten's sicher auch getan. (2) Ich hab eine Sägefeile im nächsten Bastelladen gekauft -- was für ein Murks. Ein paar Werkzeuggeschäfte später gab's dann vernünftige Feilen (in dem Fall von "Pferd") -- die funktionieren um Längen besser und waren sogar noch billiger.

Hab grade keine Kamera parat, aber ich werde in ein paar Tagen Bilder nachliefern, versprochen.

Viele Grüße,
Christoph




Korrektur: Spehar

Verfasst: Mo 1. Okt 2007, 17:42
von Christoph Schmitz

Hm, hab gerade gelesen, daß Spehar die Sägerücken *schraubt* und dann die Schrauben wie Nieten flachklopft. So hab ich das jedenfalls verstanden: "I epoxy, screw and peen the back to the spring steel blade."

Auch eine interessante Methode...

Christoph




Dicke Pferde

Verfasst: Mo 1. Okt 2007, 20:14
von Pedder

Hallo Christoph,

beim ersten Setzten der Zähne, mit einem Streifen-Blatt von Leif Hansson, ist bei mir nur Murks raus kommen. Seitdem nehme ich als Schablone alte Sägeblätter, die ich neben dem neuen Blatt einspanne. Dann ist noch wichtig, dass die Zahl und Weite der Feilenstöße möglichst identisch ist. Für eine Zinkensäge können auch 13 tpi absolut ausreichend fein sein. Wichtiger als die Zahl der Zähne ist die gleichmäßige Schränkung fürs Schnittbild. Wenn es zu schwer zu starten ist, kann man an der Spitze ja über 3-4 cm feiner Zähne anbringen.

Ich habe neben den Dick-Feilen vom Hausherren noch eine Connex und zwei Pferd ausprobiert. Nach meinem Eindruck sind beide nicht so aggressiv, wie die von Dick dafür aber etwas haltbarer. (Friedrich hat mir mal erzählt, dass es nur noch zwei Hersteller, Vallorbe Grobe/Dick und Sandvik/Bahco gäbe, vielleicht kann er ja noch mehr erzählen?.)

Mir sind bislang in freier Wildbahn nur relativ breite Feilen untergekommen. Für 15 tpi brauchst Du aber die kleinste (schmal und kurz!), die du bekommen kannst. Die haben angeblich den feinsten Hieb und Du kannst am Meisten sehen. Aktuell beziehe ich Feilen nur aus diesem Reservat für feines Werkzeug. http://www.feinewerkzeuge.de/euroscha.htm (jetzt mit verbesserter Darstellung)

Verrat doch bitte noch, welches Material Du für das Sägeblatt genommen hast. Eine Ziehklinge oder ein Folie von HS oder....?

Vlads Sephars Sägen? Tja, also mir persönlich gefallen sie sehr gut, aber er hat sicher nicht umsonst die Produktion auf Eis gelegt, oder? Ich glaube, dass das Publikum für handgefertigtes Werkzeug eher auf alt hergebrachte Formen steht - was ja nix schlechtes ist. Aber wenn sich da jemand nicht anpasst, wie zum Beispiel Steve Knight mit seinen Hobeln, wird's schwer.

Liebe Grüße
Pedder




Re: Dicke Pferde

Verfasst: Mo 1. Okt 2007, 21:00
von Christoph Schmitz

Hallo Pedder,

vielen Dank für die Tips. Ich hab's auch mit dem Streifenblatt versucht, aber wie gesagt mit durchwachsenen Ergebnissen. Werde mal mit einer alten Feinsäge weiterüben.

Zu den Feilen: die aus dem Bastelladen war eine "Suki", die war nix. Sonst hab ich noch eine etwas gröbere "F. D. Dick" probiert, die ist aber für 15 PPI zu grob. Die von "Pferd" sind glaube ich 100mm, Hieb 2, und dafür, daß sie so fein sind, tragen sie noch sehr schnell Material ab, finde ich.

Ich hoffe, ich verletze nicht die Forumsregeln (wenn doch: sorry!), wenn ich erwähne, daß das Material für das Blatt "Japanischer Ziehklingenstahl" ist, den ein bekannter Werkzeughändler als Halbzeug im Angebot hat. Wer danach googelt, wird fündig.

Viele Grüße,
Christoph



Dicker Ziehklingenstahl

Verfasst: Mo 1. Okt 2007, 22:43
von PedderB

Hallo Christoph,

Dein Lieferant ist glaube ich nur bedingt ein Konkurrent vom Hausherren, alles was es auch beim Hausherren gibt, ist hier preiswerter. Aber Ziehklingen gibt es bei Dieter nicht in ausreichender Länge. Hust!

Der Stahl soll ja ziemlich hart sein, 54° HRC? lässt er sich gut schränken und feilen?

Liebe Grüße Pedder




Säge und verdengelter Rücken

Verfasst: Do 4. Okt 2007, 00:32
von Christoph Schmitz

Hallo Pedder,

ich hab da nicht so viel Erfahrung, aber ich glaube, der Stahl bearbeitet sich ähnlich wie andere Sägen auch (die von Adria sind glaub ich ähnlich hart). Für einmal neu bezahnen geht halt eine Feile drauf, aber ich vermute, das ist normal.

Wie versprochen sind hier ein paar Bilder des fertigen Werkes. Sie sägt schonmal schnell und geradeaus, allerdings ruckelt das alles noch ein bißchen. Die ersten Zähne mit 15 TPI hab ich verworfen (zu ungenau), diesmal sind es 12 geworden; ich muß sie wohl noch einmal abrichten und etwas nachfeilen, aber dann paßt das, glaub ich.

Die Säge als solche:


Der geklebte Rücken:


Der verworfene Rücken; es waren mal weniger Macken drin, diese hier sind von den letzten Rettungsversuchen. Einige tiefe Hammermarken wäre ich aber nicht losgeworden.



Sonstige Erkenntnisse: ich hab keine Feinsäge gefunden, die als Schablone hätte dienen können. Also doch die Methode a la Leif Hanson mit dem Papiermuster. Irgendwo im Netz hat jemand vorgeschlagen, das Papiermuster über das Sägeblatt zu kleben und direkt durch das Papier hindurch zu feilen. Hört sich nach Schweinerei an, hat aber für mich funktioniert. Zum Schneiden des Schlitzes hab ich auf den Trick zurückgegriffen, der von Alf in einem Artikel bei Lee Valley vorgeschlagen wurde (Link unten): Säge fixieren, Griff dran vorbeiziehen. Beim ersten Versuch (freihändig, mit Japansäge) war der Schlitz zu krumm, diesmal hat's mit diesem Trick (und der Spannsäge aus einer Gehrungssäge) geklappt.

Viele Grüße,
Christoph




Wow!

Verfasst: Do 4. Okt 2007, 20:47
von Pedder

Hallo Christoph,

Klasse, Deine Säge! Der geklebte Rücken sieht gut aus. hast Du ein Muster für den Griff genommen, oder selbst gezeichnet?

Ja, die Kerbe fürs Blatt, da ist bei mir auch schon der eine oder andere Rohling ins Feuer gewandert. A. L. Framptons Weg habe ich noch nicht probiert, aber bei der nächsten Säge kommt das.

Das mit dem Aufkleben ist mir von Paul Womack (BugBear) in Erinnerung, wobei der aufgemalte Zähne auf seine Seite anbietet.

Liebe Grüße Pedder




Re: Wow!

Verfasst: Fr 5. Okt 2007, 13:06
von Christoph Schmitz

Hallo Pedder,

der Griff stammt von dieser Seite (ganz unten ist ein PDF), allerdings auf 110% vergrößert.

Viele Grüße,
Christoph