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Re: Japanischer Hobel
Verfasst: Fr 6. Okt 2006, 17:56
von Rafael Neumann
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In Antwort auf #113080]
Hallo günter,
mittlerweile sind wohl alle etwas vom Thema abgedriftet, denn die Frage war ja eigentlich: Wer kann helfen ??
Vielleicht hilft diese Beschreibung . . .
http://www.dick.biz/isroot/dick/Files/InfoDatei5/717000_01_04_06_07_08_13.pdfViel Erfolg !!
Rafael
Warum Holzhobel gebrauchsfertig machen
Verfasst: Fr 6. Okt 2006, 18:25
von Dieter Schmid
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In Antwort auf #113085]
Hallo Heiko,
für den Rali-Hobel-Anwender sicher nicht verständlich. Das Herrichten des Holzhobels durch den Anwender hat mit Tradition zu tun aber hat auch einen praktischen und philosphischen (erzieherischen) Sinn:
1. (Tradition I) Früher wurden nur die Eisen vom Hobelmacher hergestellt, jeder Tischler hatte seinen eigenen Holzkasten dazu zu bauen. Diese Praxis war auch in Mitteleuropa üblich. Wer dazu nicht in der Lage war, hatte das Eisen auch nicht verdient in der richtigen Annahme, daß wer als Tischler keinen Holzkörper für ein Hobeleisen bauen kann, was soll der sonst können?
2. (Tradition II) Bei traditionellen Werkzeugen, ob Holzbearbeitungswerkzeug oder Messer wird in Japan die ganze Mühe auf den Stahl und seine Bearbeitung gelegt. Griffe oder weiteres Drumherum spielten eine reichlich untergeordnete Bedeutung. Diese Einstellung hat ganz sicher Nachwirkungen auf die heutige Produktion.
3. (praktisch) Wenn ein japanischer Hobelhersteller jetzt versuchen würde, den westlichen Wünschen entgegenzukommen und den Hobel gebrauchsfertig zu liefern, würde er sich andere Probleme einhandeln. Japan hat fast über das ganze Jahr eine Luftfeuchte von 100 %. Es ist meine Erfahrung, daß jeder Hobelkörper, der von Japan nach Deutschland kommt und hier lagert, aufgrund der Feuchteunterschiede zum Teil erheblich schrumpft. Ein genau eingepaßtes Eisen würde also eher Schaden anrichten und den Hobelkörper zum Verbiegen oder gar Auseinandersprengen zwingen, wenn er nicht arbeiten könnte. Meines Erachtens macht das keinen Sinn.
4. (philosophisch-erzieherisch) Ein Werkzeug herrichten dient seinem Kennenlernen. Mensch und Werkzeug müssen sich befreunden, sonst wird es keine gute Arbeit. Mit einem japanischen Hobel kann man wunderbare Ergebnisse erzielen, aber er erschließt sich nur dem, der ihn verdient hat. Damit soll nicht irgendjemand ausgeschlossen werden, es ist nur gesagt: "Du mußt etwas dafür tun und Dich anstrengen". Es gibt einen Weg dahin.
Viele Grüße
Dieter
Re: Frage zu verschiedenen Stählen
Verfasst: Fr 6. Okt 2006, 21:21
von Friedrich Kollenrott
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In Antwort auf #113095]
Hallo Andreas,
zu den Stählen: Der amerikanische O 1- Stahl ( O wie oil) ist nach traditioneller deutscher Bezeichnungsweise ein Ölhärter (härtet bei mittlerer Abschreckgeschwindigkeit, also schon rel. hoher Kohlenstoffgehalt) Die genaue Inhalts angabe dieses Stahles habe ich im Moment nicht parat, ist aber wohl auch nicht so wichtig. Ein im Prinzip normaler, schwachlegierter Werkzeugstahl, temperaturempfindlich, darf also nur eingeschränkt trocken geschliffen werden.
Der A2- Stahl ist ein Lufthärter (A wie air), also härtet bereits bei geringer Abschreckgeschwindigkeit. Er ist schon deutlich höher legiert, inbes. etwa 5% Chrom.
Aber auch dieser Stahl ist tenmperaturempfindlich.
HSS (high speed steel) ist etwas ganz anderes. Das sind Schnellarbeitsstähle, für Metallbearbeitung mit (damals)hohen Schnittgeschwindigkeiten entwickelt, diese Stähle müssen bei den dann auftretenden Temperaturen noch hart bleiben. Sie sind hochlegiert (etwa 10 bis 30% Legierungselemente) und enthalten neben Chrom meist Molybdän, Vanadium, Wolfram und oft auch Kobalt.
Friedrich
Re: Japanischer Hobel - Eisenhobel- Rali
Verfasst: Sa 7. Okt 2006, 13:16
von Heiko Rech
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In Antwort auf #113086]
Hallo Friedrich,
die Sohle des Rali ist nicht aus Blech, sondern aus einzelnen Stahl Lamellen. die Sohle ist dadurch verzugsfrei und gerade ist sie natürlich auch.
Ich verwende den Hobel nicht nur zu Anpassen, sondern auch zum ganz normalen Hobeln von Flächen und Kanten. Für alle anfallenden Hobelarbeiten, also die ich auf der ADH nicht machen kann, oder die per Hand schneller gehen.
Der Rali ist ein sehr guter Hobel, der auch feinste Späne abheben kann. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie sich teilweise die Leute lustig machen über das "Plastikding", ohne ihn je in der Hand gehabt zu haben, geschweige denn damit gearbeitet zu haben.
"Schleifst du noch oder hobelst du schon" :-)
Gruß
Heiko
Re: Japanischer Hobel
Verfasst: Sa 7. Okt 2006, 18:31
von Günter Heine
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In Antwort auf #113099]
Herzlichen Dank für all die auch etwas abschweifenden Antworten. Besonders der vor- und der letzte Beitrag haben mir besonders geholfen. Ich denke, ein Werkzeug so kennen zu lernen ist nicht der schlechteste Weg! Die praktische Hilfe des Links ist nachvollziehbar, verlangt aber Geduld ( 4 Wochen in der Werkstatt akklimatisieren lassen!!!!)
Günter
Rali- würd ich gern probieren!
Verfasst: Sa 7. Okt 2006, 19:58
von Friedrich Kollenrott
Heiko,
ich hatte schon mal- lang ists her, und da wusste ich noch gar nicht, was ein wirklich guter Hobel kann- einen Rali in der Hand, den mit dem etwas niedergedrückt wirkenden Plastikkörper. Gehobelt habe ich damit nicht, und ich gehe davon aus, dass ein solcher Hobel eben vor allem für Leute ist, die (z. B. auf Montage) sich das Schärfen von Hobeleisen nicht antun wollen.
Dass ein Rali keine Raubank ersetzen kann, ist klar, dazu ist er zu kurz. Aber Du schreibst würde von "feinsten Spänen", d. h. dann müsste er wirklich putzen können, auch auf ggf. schwierigerem Holz.
Ich würde das wirklich gern mal ausprobieren,"ergebnisoffen" wie man so sagt, aber dafür müßt ich das Ding kaufen, und das tät ich nicht. Ich habe genug Gründe, keinen Wechselklingenhobel zu kaufen, aber ich hätte keine Probleme, wenn er wirklich ein vollwertiger Hobel ist, das auch anzuerkennen.
!!!!!!Dieter! Würdest Du einen Test Rali gegen, z. B. veritas- Flachwinkel, durch einen Leih- Rali unterstützen????????????
Oder: Es kommt jemand mit einem Rali bei mir vorbei? (Extertal, exakt in der Mitte zwischen Hannover und Bielefeld Terminabsprache per email)
Mal sehen.
Friedrich
Re: Rali- würd ich gern probieren!
Verfasst: Sa 7. Okt 2006, 22:08
von Gerhard
Hallo Friedrich,
ich habe schon mit Heikos Rali gehobelt. Auch mit einem Rali Simshobel auf einer Hausmesse. Ich glaube, auch Heiko wird zugeben, daß der Rali kein Vergleich mit einem BUS mit handgeschärften Eisen mit hohem Schnittwinkel ist. Im Vergleich zu einem "normalen" Holz-Putzhobel mit einem "normal" geschärten Eisen ist der Rali eine Offenbarung. Die Tiefeneinstellung ist sehr präzise, die Sohle eben und extrem verschleißfest und eine scharfe Klinge hast Du in Sekunden.
Der Rali Simshobel ist sogar fast schön in seinem technischen Design.
Mich würde wirklich mal interessieren, was Du von einem Rali halten würdest.
Irgendwie sollten wir´s schaffen, daß Du so ein Teil mal in die Hand kriegst.
Viele Grüße,
Gerhard
Re: Rali- würd ich gern probieren!
Verfasst: Sa 7. Okt 2006, 23:37
von Heiko Rech
Hallo,
wie Gerhard schon schrieb, sollte man hier nicht Äpfel mit Birnen Vergleichen. Der Rali sollte also mit Hobeln, wie einem Reform- Putzhobel von ECE oder Ulmia (Bei den Veritas, LV etc. kenne ich micht nicht so gut aus) verglichen werden und nicht mit einem Hobel mit völlig anderer Schneidengeometrie.
Natürlich wird sich jemand, der das Messer Schleifen um der Sache willen schon faszinierend findet nicht für einen Hobel mit Wendemessern, egal ob Rali oder ECE, begeistern können. Es gibt aber auch Leute, die sich nicht ganz so intensiv um das Schleifen kümmern möchten, die wissen Wendemesser dann sehr zu schätzen.
Ich kenne auch viele Schreiner, die den Rali nicht nur auf der Baustelle einsetzen, sondern als Universalhobel, auch für Putzarbeiten. Mit welchem Hobel kann man schon eine Rigipsplatte fasen und Minuten später feine Arbeiten an einem Möbelstück erledigen?
Für Menschen, denen das Orange nicht gefällt, gibt es den Rali jetzt auch in Schwarz und auch in "amerikanischer Form".
Gruß
Heiko
Re: Japanischer Hobel
Verfasst: Mo 9. Okt 2006, 10:31
von Rafael Neumann
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In Antwort auf #113109]
Hallo Günter,
vielleicht müssen es keine 4 Wochen sein, aber bei anderen Holzarbeiten lässt man es halt auch zunächst in der Umgebung liegen, damit es sich akklimatisiert.
Und genau dies - als Vorbereitung für ein späteres Arbeiten mit dem Kanna - macht ebensoviel Sinn wie z. B. der Tipp, nach jedem Gerbauch den Hobel zu "entspannen", indem man das Eisen lockert. Auf diese Art und Weise kann der Block das Eisen immer wieder festhalten.
Den Umgang mit einem Kanna muss man sich halt erarbeiten, und das geht vom Anpassen des Eisens/Spanbrechers über das Schärfen/Einrichten des Eisens bis zum Anpassen der Hobelsohle für die verschiedenen Einsatzzwecke.
Wenn man sich daran hält, wird man mit dem Hobel arbeiten können und läuft nicht Gefahr, ihn in die Ecke zu werfen, "weil er halt gar nicht funktioniert".
Gruß
Rafael
Re: Japanischer Hobel
Verfasst: Mo 9. Okt 2006, 12:45
von Thomas Heller
Lieber Günter,
ich bin mir ziehmlich sicher, das Du den Kauf dieses Hobels nicht bereuen wirst.
Ja, es stimmt, das ein Japaner erst mal Mühe macht und auch etwas Geduld erfordert.
Die Gründe dafür sind ja bereits benannt worden. Und sie sind wahr!
Trotzdem möchte ich Dich gerne ermutigen, dir diese Mühe zu machen.
Denn nach meinen Erfahrungen, sind die Ausagen über deren legendären Ruf
ebenso begründet.
Bauartbedingt, durch den niedrigen Schwerpunkt und den extrem dicken Eisen,
arbeiten sie völlig ratterfrei und liegen (trotz gegenteiligen Aussehen)
ausgesprochen gut in der Hand!
In diesem Forum stellen die Benutzer japanischer Hobel eine Minderheit dar.
Schon frühere Threads haben gezeigt, das sich nur wenige angesprochen fühlen.
Das ist eigentlich sehr schade, denn sie hätten meiner Meinung nach durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient.
Ich selber besitze sowohl einen preiswerten "Hira-Kanna", den ich einmal aus Neugier gekauft habe und der eigentlich ein Schlichthobel ist,
als auch einen relativ hochwertigen Putzhobel, welchen ich mir hier im Shop bestellt habe.
Du schreibst, das Du auch einen preiswerten Hobel erworben hast.
Trotzdem wage ich mal die Prognose, das er Dich so begeistern wird, wie es
mein Hobel bei mir vermochte.
Sollten Probleme bei der Einrichtung oder Handhabung auftauchen, melde Dich noch einmal!
Ich werde versuchen, nach Möglichkeit zu helfen.
Auch Rafael hat Erfahrung mit Japanern. Wenn ich ihn nicht verwechsle, hat er bereits selbst einen Kanna in einem Lehrgang angefertigt.
Ich wünsche Dir jedenfalls die nötige Geduld für das Einrichten, sowie das anschließende Erfolgserlebnis!!!
Gruss, Thomas