Seite 2 von 2

Re: Prunkschreibtisch von David Roentgen

Verfasst: Do 8. Jun 2006, 14:53
von andré meisenbaum
[In Antwort auf #111983]
Hallo Georg,
das sehe ich genau so. Wenn man davon seinen Lebensunterhalt bestreiten muß, ist die Ausgangssituation eben eine andere. Tischler/Schreiner waren schon damals findige Köpfe die in jeder Beziehung versucht haben Ihre Arbeitsprozesse und -materialien zu optimieren. Ziel wär hier doch sicher letztlich der schnöde Mammon. Den kriegst Du nätürlich nur wenn es Leute gibt die Dein Zeugs kaufen. Folglich mußt Du entweder Möbel nach den Wünschen der Leute bauen, oder die Leute von Deinen Produkten überzeugen.
Der (private) Holzwerker, der als Hobbist kann wie er darf bleibt die Möglichkeit, das Ziel seiner Handlung selbst zu stecken: Die Ästhetik des Produktes legt jeder für sich selbst fest.

Hallo Marc,
Möbel die sich an Architektur orientieren gab es zu jeder Zeit und wird es immer geben. Auch was die Verwendung von Vergoldungen, Broncen usw angeht..Das ist ja nur sozusagen, der Nachfolger von Schnitzwerk.
Die Weiterführung des ganzen sieht man heute im Möbeldesign(industriell&handwerklich) als sog. Materialmix.=> gerne mal z.B. ne Edelstaheinlage oder in den frühen 90ern gerne mal blaue Aplikationen zu Massiholz.

Aber was soll ich sagen...die Schönheit liegt im Auge des Betrachters..so isses und so bleibt es..und bleibt der aktuellen Mode unterworfen. In den 70ern mußte auf Massivholz mindestens 6mm Polyesterlack.Ne geölte oder matte Oberfläche hätte sich da keiner angetan.

Gruß
André




ja. ntürlich.

Verfasst: Do 8. Jun 2006, 19:05
von Friedrich Kollenrott

Edi,

das sollte nicht dogmatisch sein, sondern war eine spontane Reaktion auf dieses Ding, dass ich als scheußlich empfinde. Geschmäcker sind ja jedem erlaubt. Ich hab selbst seitdem darüber nachgedacht. Ich kann es mir nicht anders vorstellen, als dass derartige Möbel schon zu ihrer Zeit als überladen und protzig empfunden wurden (und durchaus auch so gemeint waren, da hat einer mit seinem Reichtum angeben wollen, ja). Ich mag eingach derartige Dinger nicht- weder im Möbelbau noch in der Architektur- ich denke da an "Frankfurter Schränke" oder vergleiche den Braunschweiger Dom mit dem Kölner.

Aber, das ist Geschmackssache und soll es auch bleiben.

Friedrich



Sehr guter Beitrag Edi,

Verfasst: Do 8. Jun 2006, 20:24
von Bernhard

ich stimme Dir zu, man kann seine Meinung durchaus deutlich ausdrücken, ohne etwas gleich zu verdammen.

Bezüglich der Verschnörkelung bin ich mir nicht sicher, ob man wirklich damit angeben wollte. Vielleicht war es auch einfach der Zeitgeist. Außerdem ist der Schreibtisch überaus funktionstüchtig und mit vielen Merkmalen versehen, die uns heute auch gut zu Gesicht stünden.
Bezüglich Mode: Denken wir doch gar nicht so lange zurück. Gelbe und braune Fliesen im Bad - wirken heute überholt und altbacken, aber damals waren sie modern. Nicht zu vergessen die Bauhaus Lampen und Stühle, die zwischenzeitlich wieder reproduziert werden und Kult sind.

Darüberhinaus waren diese Möbel auch für viel größere Räume gedacht als wir heute in der Regel zur Verfügung haben.

Gruß
Bernhard