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Re: Neben dem Schärfen gehört
Verfasst: Fr 12. Mai 2006, 23:41
von Friedrich Kollenrott
Bernhard,
und wie prüfst Du die Sohlen und machst sie plan?
Friedrich
Re: Neben dem Schärfen gehört
Verfasst: Sa 13. Mai 2006, 06:36
von Bernhard
Hallo Friederich,
das ist sehr gut in den amerikanischen Foren und noch besser bei David Charlesworth beschrieben und ich bin fest davon überzeugt, Du kennst die meisten Punkte. Bitte immer bedenken, es handelt sich um Metallhobel.
Voraussetzung ist eine ca. 5 mm starke Glasplatte oder wie in meinem Fall eine ca. 25 mm starke Granitplatte. Denn Planheit ist Trumpf. Je nach Unebenheit wird die Platte mit der entsprechenden Körnung Papier beklebt. Ich nutze Klebespray. Obwohl ich zwischenzeitlich ein Haarlineal besitze, markiere ich die Hobelsohle mit Edding schwarz oder blau alle ca. 5 cm im rechten Winkel zur Längsseite der Hobelsohle. Dabei achte ich darauf, daß unmittelbar um die Hobeleisenöffnung und am Anfang und Ende des Hobels eine Markierung ist. Dann schleife ich, bis das die Markierung verschwunden ist. Der Feinschliff sollte im Bereich 320 oder feiner liegen. Finale Endkontrolle erfolgt mit dem Haarlineal. Klar ist das eine schweißtreibende Arbeit, aber ich war erstaunt, a) was man da abträgt/abtragen kann und b) wie wenig plan die Hobel sind.
Natürlich wird noch weiter beschrieben, daß man Hobelmaulöffnung und Fixierung des Eisens (Bedrock) sowie den Spanbrecher bearbeiten soll. Dies war jedoch Gott sei Dank bei meinen LN, Clifton und meinem einzigen Veritas nicht nötig.
Vielleicht noch interessant:
LN Hobel sind nach meiner Erfahrung deutlich planer als Clifton und auch der Veritas.
Darf ich aus Deiner Fragestellung interpretieren, daß Du das noch nicht bei Deinen Hobeln gemacht hast? Das würde mich erstaunen, da der allgemeine Tenor im angelsächsischem Raum ist: Ohne Tuning geht hier nichts! Somit kommt man eigentlich gar nicht daran vorbei, es einmal auszuprobieren und sei es aus reiner Neugierde.
Gruß
Bernhard
Ach ja, die Sohle!
Verfasst: Sa 13. Mai 2006, 07:28
von Marc Waldbillig
Bernhard,
Da kann ich dir nur beipflichten. Deutlich bessere Ergebnisse hatte ich auch nach dem Anwenden dieser Methode. Mein 7er LN hob am liebsten immer nur Späne am Ende eines Brettes ab, dann wenn der vordere Teil schon ein paar Zentimeter in der Luft hing. Nach ein paar Schleifbewegungen auf der Marmorplatte ergab sich, dass die Eddingstriche vorne schon fast verschwunden waren, aber die um die Maulöffnung fast unberührt waren.
Da ich das Problem vorher nicht hatte mit diesem Hobel, fragte ich bei LN an, ob der Hobelkörper sich mit der Zeit verformen könnte. Man meinte, es sei möglich, konnte aber heraushören, dass es eine Ausnahme sein sollte. Man hat mir dann auch angeboten, die Sohle kostenlos nochmal nachzuschleifen, sogar die Transportkosten wollten sie übernehmen.
Ich hab dann den #4 1/2 derselben Methode unterzogen und auch da eine Verbesserung erzielt. Den #8 hab ich auch so geplant bevor ich ihn einsetzte. Beim #7 hab ich eine halbe Stunde gebraucht, bei den anderen etwa 10 Minuten. Von daher also kein großer Aufwand.
Die Messung mit dem Haarlineal empfinde ich als überflüssig, soweit man über eine plane Referenzplatte, die Glas- oder Steinplatte verfügt. Ein paar Hobelzüge vor und nach dem Planen geben besseren Aufschluss. Die Spandicke sollte dabei die gleiche sein.
Gruß, Marc
Einverstanden
Verfasst: Sa 13. Mai 2006, 08:18
von Bernhard
das Haarlineal ist überflüssig und man kann sich dieses teure Teil sparen, aber es ist doch faszinierend, wenn man einen vorher/nachher Vergleich anstellte, oder man das Verschwinden der Eddingmarkierung gegenprüft.
Zugegeben, ich habe eingangs gedacht, die Leute spinnen im angelsächsischen Raum. Sowohl Veritas, Clifton und LN sprechen von einer grandiosen Planheit der Hobelsohle (Wenn ich richtig liege im tausendstel inch Bereich), die auch garantiert wird. Aber weder Du mit Deiner ansehnlichen LN Kollektion, noch ich und augenscheinlich noch viele Mithobler können das bestätigen. Um es klar zu sagen, ich hätte alle meine Hobel reklamieren können!
David Charlesworth spricht von Werkzeugbausätzen, die unbedingt einer Aufarbeitung bedarf!
Ich habe genau wie Du reagiert und es der Einfachheit halber selbst gemacht. OK, zuerst war es spannend, aber nun würde ich es als Übel betrachten und ärgere mich schon, ob der Frechheit, wie die Hersteller ihr Produkt anpreisen und was man letztendlich erhält.
Ich bin überzeugt, wenn die Dinger reihenweise kostenpflichtig zurückkämen, würde sich etwas ändern. Aber wer gibt schon sein Schätzchen so lange aus der Hand?
Gruß
Bernhard
Re: Neben dem Schärfen gehört
Verfasst: Sa 13. Mai 2006, 22:09
von Friedrich Kollenrott
[
In Antwort auf #111746]
Hallo Bernhard, Hallo Marc,
ihr seid ja auf den "slippery slope" schon viel weiter abgerutscht, als ich geglaubt hätte!
Bernhard, natürlich kenne ich das Verfahren. Ich habe bei allen meine alten Stanleys genau so die Sohle nachgearbeitet (und es war wirlich notwendig!). Unterlage war dabei eine Fensterbank aus Kalkstein (die Granitfensterbänke im Baumarkt erschienen bei Kontrolle mit einem ordentlichen Lineal als schlechter).
Die meisten meiner Stanleys haben mich inzwischen wieder verlassen, fürs Genaue benutze ich vorzugsweise Veritas- Flachwinkelhobel oder einen 9er Lie- Nielsen. Die sind nun ganz sicher deutlich genauer gefertigt als die Stanleys. Und ich habe ein kleines agreement mit ihnen: Solange ich mit ihnen gerade hobeln kann, geh ich ihnen nicht an die Sohlen.
Warum ich mich da so zurückhalte? Ganz sicher wäre bei allen diesen Hobeln mit einem Haarlineal eine Abweichung von der exakten Geradheit feststellbar. Nur, was würde das aussagen? Gar nichts. Glaubt mir, ich habe ein 300er Haarlineal. Und ich habe es noch nie an die Sohle eines meiner besseren Hobel gehalten.
Meine Frage an Bernhard war auch ein bißchen als Fangfrage gedacht. Das beschriebene Abrichtverfahren ist doch auf eine Referenzfläche anfgewiesen, die deutlich genauer ist als die nachzuarbeitende Sohle werden soll. Und wie genau sind die Platten, die Ihr als Referenz nutzt? Wisst ihr nicht, woher auch.
Ich habe eine Messplatte aus Granit, für deren Planheitstoleranz der Hersteller 5 Mikrometer angibt, das ist schon ein Wort. Leider ist sie nur 400 mm lang. Damit könnt ich einen Putzhobel nacharbeiten, eine Raubank nicht. Ich habe mir fest vorgenommen, über die Planheit der Sohle meiner Veritas- Raubank erst nachzudenken, wenn ich irgendwie an eine entsprechend längere Messplatte gekommen bin. Ich würde das anders sehen, wenn ich den Eindruck hätte, dass das Werkzeug sich dagegen wehrt, geradeaus zu hobeln, aber so ist es nicht.
Zu den Geradheitsangeben von Hobelherstellern: LN macht dazu Angaben, da geht es um wenige tausendstel inch. Ich mache jede Wette: Das können die gar nicht selbst messen. Das ist die Genauigkeitsgarantie des Herstellers der Flachschleifmaschine. Und die Wirklichkeit sieht ganz anders aus: Ein Hobelkörper ist ein elastisches Ding, der wird fest eingespannt, exakt plan geschliffen, ausgespannt und ist wieder kumm.
Ganz sicher ist mit einem "schwimmenden" Schleifen oder Läppen (also ohne den Hobelkörper fest einspannen zu müssen, eine bessere Genauigkeit möglich.
Aber, wie sagt man, damit eine Versuchung zurückweicht: Apage Satanas!
(damit versuche ich mal Christof Hartge herauszulocken. Weiss jemand, wo der geblieben ist?)
Friedrich
Solange wir nicht
Verfasst: Sa 13. Mai 2006, 23:40
von Marc Waldbillig
in dem Wohnwagen am Fluss landen! Drück uns die Daumen, Friedrich!
Ich hab also die Sohlen von 3 Hobeln geplant auf einer Marmorplatte, die mit dem Haarlineal geprüft besser bestand, als die LN-Sohlen. Dann hab ich mich von der Hobelbank zum Schrank umgedreht und gemeint, es sei gut so lange keiner meckert. Ehrlich, die Arbeit ist nicht angenehm. In dieser Hinsicht bin ich froh, keine Stanleys zu besitzen, natürlich meine ich die Bankhobel. Bei dem #7 hab ich einen deutlichen Unterschied gemerkt und gelernt, dass eine Überprüfung wahrlich nicht mit den Haaren herbeigezogen ist. Das Resultat war erstaunlich.
Gruß, Marc und vielleicht sehen wir uns ja mal bei einem Plusch auf der Veranda!
da sind wir uns einig!
Verfasst: So 14. Mai 2006, 00:30
von Friedrich Kollenrott
Hallo Marc,
wenn Du so sorgfältig und geplant (mit einer per Haarlineal geprüften Steinplatte) vorgegangen bist, dann ist fachlich wahrlich nichts mehr dagegen einzuwenden. Du schreibst ja auch- eine schöne Arbeit ist das Abrichten nicht (wenn man doch eigentlich Holz bearbeiten möchte!). Ich versuch eben, es mir vorläufig zu ersparen.
Friedrich
Re: Neben dem Schärfen gehört
Verfasst: So 14. Mai 2006, 08:45
von Bernhard
[
In Antwort auf #111754]
Hallo Friederich, hallo Marc,
das mit der Fangfrage von Friederich habe ich vermutet. Es hätte mich gewundert, wenn ein alter "Hase" diese Geschichte nicht kennst.
Zu Deinen Anmerkungen Friederich:
Herstellung der Hobel, hier stimme ich Dir voll und ganz zu. Der elastische Hobelkörper wird eingespannt, genau geschliffen, entspannt und ist ungerade. Ergo ist die Zusicherung der Hersteller doch eigentlich unseriös da nachweislich die entsprechende Nachbearbeitung fehlt, oder?
Der zweite Punkt, wo ich Dir zustimme ist, wir können nur richtige Aussagen treffen, wo wir auch messen können. Also Du mit Deiner Granitplatte und dem Haarlineal, Marc mit seinem Haarlineal und ich auch. Der Messspielraum beträt irgendwo zwischen 300 und 400 mm. Selbst die Abweichungen von der Sohle können wir nur schätzen, da ich nicht glaube, daß einer von uns Fühlerlehren etc darunter legt.
Jetzt kommt der Punkt, wo wir vermutlich ein wenig auseinanderliegen. Das ist die Granitplatte oder irgendein andere Platte, also unsere Referenzplatte, die so genau wie möglich sein sollte. Nachmessen? Geht nicht so richtig, da über 1.000 mm. Also ran mit dem "ordentlichen" Lineal. Darauf kommt aber noch unser Schleifpapier und damit ist Schluß mit genauen Nachmessen. Aber das ist in meinen Augen auch gar nicht nötig, denn wir machen Bewegungen über diese Schleifpapierplatte und kontrollieren anhand der Eddingstriche den Fortschritt. Hinzu kommt, das sich etwaige Unebenheiten durch Platte/Schleifpapier, die ganz bestimmt vorherrschen, über die Länge relativieren. Natürlich sollte man keinen "krummen Hund" als Vorlage nehmen, aber in meinen Augen sind hier Kontrollen auf den 1.000 mm Unnötig und für die meisten von uns nicht durchführbar. Brauchen Sie auch nicht, denn der spürbare Erfolg hat Dir, Marc, mir und vielen anderen Recht gegeben. Aus diesem Grunde würde ich heute jeden Hobel nacharbeiten, weil ich weiß, daß der Hersteller ihn eben nicht mit der garantierten Genauigkeit ausliefert. Aber es gibt auch Vertreter der Theorie, die sagen, Planheit nur um das Hobelmaul herum, ansonsten ist meine Hobelsohle sicher genauer als das zu bearbeitende Holz.
Spannend fände ich jetzt die Auskunft, was haben die alten Vorfahren um 1900 gemacht, als augenscheinlich jeder Hobel schlechter aus der Produktion kam als unsere LN, Veritas und Clifton heute? Ich erinnere mich an die Aussage von Bob Smalser, der sagt, er bräuchte kein superteures Werkzeug (er rechnet bereits LN und Veritas dazu), schließlich hätten die alten Leute auch anständige Sachen ohne sie erschaffen und er könne das alte Werkzeug arbeiten machen.
Eine Frage noch an Euch, habt Ihr den supergenauen 9er von LN nachgearbeitet? Den kann man mit dem Haarlineal kontrollieren.
Gruß
Bernhard
Mein Ruh ist hin, mein Herz ist schwer.....
Verfasst: So 14. Mai 2006, 15:27
von Friedrich Kollenrott
Bernhard,
jetzt hab ich es doch nicht mehr lassen können und bin mit dem Haalineal an meinen #9 gegangen.
Supergenau? Eine Katastrophe!
Die Sohle( hinter dem Maul) ist wirklich gerade. Die Schiebeplatte, die hier ja über die ganze Breite geht und die komplette Sohle vor dem Maul bildet, ist deutlich konvex. Und, das Schlimmste: Die Schiebeplatte steht schief zur Sohle! Am Hobelmaul steht sie deutlich tiefer als die Sohle, vorn aber höher!
Ich werde noch versuchen, das zu fotografieren oder auch mit Fühlerblattlehre zu quantifizieren. Eindeutig sind aber Hobelkörper und Schiebeplatte nicht zusammen plangeschliffen worden.
Da hab ich mal wieder ein Stück meines Glaubens an das Gute im Menschen verloren. Und warum ich das Ganze bisher nicht im Gebrauch gemerkt habe? Wahrscheinlich, weil ich den Hobel ausschließlich auf der Stoßlade benutze.
Ich werde noch dazu berichten. Erstmal bin ich erschüttert.
Friedrich
Ach Friedrich,
Verfasst: So 14. Mai 2006, 16:27
von Marc Waldbillig
Friedrich,
Hat dein Hobel nicht gut gearbeitet all die Jahre, in denen du uns von ihm geschwärmt hast? Und jetzt? Alles hin? Beileibe nicht! Lass ihn in Ruhe weiter arbeiten und kümmere dich nicht!
Ich hab an meiner Raubank nur rumgeplant, weil sie nicht arbeitete, wie sie sollte. Wenn ich das Haarlineal an alle Sohlen anlegen sollte, ich hätte Arbeit, Arbeit, Arbeit. Warum sollten ein Jack Plane oder ein Fore Plane eine gerade Sohle haben? Ich geh da mit einer gehörigen Portion Schlendrian an die Sache.
Auch wollte ich dir noch sagen, dass meine Marmorplatte nicht schön vermessen ist, wie ein Maschinenbauer sich das so vorstellt, vielleicht eher ein paarmal längs und quer und zweimal diagonal, alles grob memorisiert und für gut befunden. Erst die besseren Resultate der Raubank beim Hobeln nach dem Planen gaben mir Recht, die Zeit nicht vergeudet zu haben.
Warum sollte dein Herz schwer sein? Erinnere dich an die Stanley-Sohlen, die du schon auf dem Glaspapier hattest! Oder soll ich dir zur Bestätigung und deines inneren Friedens Willen meinen neuen Kunz schicken? Denk daran, dass alles Übrige an deinem Hobel fluscht wie frische Butter in der heißen Pfanne.
Gruß und hab noch einen schönen Sonntag,
Marc