Holzschrauben vorbohren in Massivholz

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Dieter Schmid
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Re: Holzschrauben vorbohren in Massivholz

Beitrag von Dieter Schmid »


Hallo Rainer und die Anderen,

Gebrauchsanleitungen unterliegen nun mal leider der Notwendigkeit, idiotensicher sein zu müssen, wenn dem Hersteller oder Händler das Teil nicht finanziell auf die Füße fallen soll in Form von Schadensersatzansprüchen.

Eine Gewindeschraube mit Kopf wie beschrieben ist das Sicherste, aber der erfahrende handwerkliche Befestigungsexperte kann damit anders umgehen. Wenn man es richtig macht mit einer kleineren Holzschraube mit Sechskantkopf, geht das.

Die Details sind in weiteren Beiträgen dieses Threads beschrieben. Wichtig ist, daß wenn man mit dem Schraubenschlüssel die Schraube reindreht, man fühlen muß, ob sie zieht oder zu locker reingeht oder ob man kurz davor ist, sie abzudrehen.

Wenn man das nicht spürt, soll man lieber den in der Anleitung empfohlenen Weg nehmen. Aber das ist eine Sache der Erfahrung, die erst mit den Jahren kommt und die man nicht herbeizwingen kann.

Gruß
Dieter



Michel Siegrist

Re: Holzschrauben vorbohren in Massivholz

Beitrag von Michel Siegrist »

[In Antwort auf #110636]
Also Erfahrungsgemäss bohrer ich bei einer 12 Schlüsselschraube mit 10mm vor. Und bisher ist mir noch nie ein Dachstuhl vom Haus gehüpft.

Was die 16 Kilos angeht das verkraften die 12er Schrauben locker. Jedoch ist bei einem Schraubstock auch nicht das eigene Gewicht ausschlaggebend, sondern das zu erwartende Drehmoment beim hebeln oder auch stemmen. Auch da wird die 12er Schraube reichen.

Besser wäre um Alterserscheinungen und schwinden auszugleichen eine Schlossschraube die hat ein metrisches Gewinde und da kannst du sauber nachziehen. Eine Schlüsselschraube könnte bei grösseren andauernden Belastungen ausleiern und dann ist einmal Schluss mit nachspannen.

mfg Michel



Heribert WILHELM

Re: Holzschrauben vorbohren in Massivholz

Beitrag von Heribert WILHELM »

[In Antwort auf #110628]
Hallo Rolf Richard,
vor einer Woche habe ich zwei Tischlerschraubstöcke in eine neu erbaute Hobelbankplatte eingebaut und bin wie folgt vorgegangen:
1. Bankplatte mit der Unterseite nach oben.
2. Tischlerschraubstock einschließlich Holzbeilage in Montageposition auflegen.
3. Markierung der Bohrlöcher und Entfernung des Schraubstocks.
4. Durchbohren der Bankplatte unter Benutzung eines Bohrständers und einem 12mm-Bohrer.
5. Umdrehen der Bankplatte mit der Oberseite nach oben.
6. 20mm tiefe Löcher mit dem Forstnerbohrer (Durchmesser 35mm) genau in die 12 mm Löcher, so daß die Schraubenköpfe versenkt sind.
7. Erweiterung des 12mm-Bohrloches mit einem Stecheisen von 12mm zu einem quadratischen Loch von ca. 4-5 mm Tiefe, damit die Schloßschraube mit ihrem Vierkant greift.
8. Durchstecken der 4 Schrauben (12x120)und Montage des Schraubstockes (mit einer Hilfsperson)von der Unterseite.
9. Verschluß der Schraubenköpfe auf der Oberseite mit 35mm Holzscheiben, die eingeleimt und plant gehobelt werden.
So paßt alles auf den Bruchteil eines Millimeters.
Es führen auch andere Lösungen zum Ziel.
Viel Erfolg

Heribert Wilhelm



Nicolas Meeß

Re: Holzschrauben vorbohren in Massivholz

Beitrag von Nicolas Meeß »


Ich kann dir nur, wie auch schon von einem Vorredner erwähnt, Rampa-Muttern empfehlen, übrigens immer, wenn es sich um hartes und/oder wertvolles Holz handelt. Die Rampa Mutter haben außen ein Holzgewinde und innen ein metrisches Gewinde. So kannst du z.B. eine Rampa-Mutter mit einem Innengewinde M10 oder M8 nehmen, das reicht. Und vorgebohrt werden sie mit Kerndurchmesser (die Differenz zwischen Außendurchmesser und Kerndurchmesser ist relativ groß, aber dafür sind die Gewindeflanken steil, daher wird nicht so viel Holz verdrängt).
Großer Vorteil: Der Schraubstock kann so im Notfall problemlos ab und wieder dran montiert werden, die Rampa-Mutter verbleibt im Holz.



Ingrid
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Re: Holzschrauben vorbohren in Massivholz

Beitrag von Ingrid »


Hallo Rolf,
ich hab mir den kleinen Tischlerschraubstock zugelegt und werde ihn auch mit Rampamuffen befestigen (allerdings spielt für mich auch die Möglichkeit einer Abnahme eine Rolle). Was für Dich in diesem Zusammenhang von Vorteil ist, hat Nicolas gut beschrieben: Befestigungen von Rampamuffen sind einfacher durchzuführen, als lange Holzschrauben reinzudrehen. Die Muffen sind wesentlich kürzer, Du müßtest das Loch für die Gewindeschraube vorher sezten und dann für die Rampamuffe aufbohren (falls Du einen zusätzlichen Halt (gegen Verrutschen) durch die Länge der Gewindeschraube haben möchtest) (Anbringung der Muffe auf der Unterseite der Bank). Durch den steilen Winkel der Gewindeflanken der Muffe läßt sie sich auch gut in Hartholz verwenden, nebenbei hält die einiges an Gewicht.
Viele Grüße,
Ingrid



Rolf Richard
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Re: Dank an alle und ein paar Daten!

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #110623]
Hallo!

Angeregt durch die vielen Antworten - herzlichen Dank! - hab ich mir noch mal ein paar Schrauben 12 x 100 mm im Baumarkt geholt und mit den vorhandenen aus dem Fachhandel verglichen. Vorweg - es gibt deutliche Qualitätsunterschiede!

Mass: (alle in mm) Fachh.: Baumarkt:
Länge über alles 106,65 107,30
Kopfdicke 7,70 8,20
Schaftlänge 98,95 99,10
Schaftdurchmesser 11,35 11,50 oberhalb des Gewindes
Gewindelänge 78,50 69,60 (!)
Kerndurchmesser 8,55 8,80 (!)
Gewinde Aussendurchm. 11,80 11,40 (!)
Delta Gewinde/Kern 3,25 2,6 (!!)
Gewindegänge scharf stumpf (!)

Bei der Baumarktschraube muss ich grösser vorbohren, habe ein kürzeres Nutzgewinde und eine deutlich geringere Wendelhöhe, also vermutlich geringere Haltbarkeit im Holz. Interessanterweise ist auch die Steigung unterschiedlich und verhält sich ca. wie 8:9 (F/B)

Durch die stumpfe Ausführung der Gewindegänge dürften auch die Eindrehkräfte wesentlich höher liegen, so dass eher ein Abreissen und/oder Holzbeschädigungs zu erwarten ist.

Einsetzten würde ich die Baumarktschrauben nicht.

Gruss

Rolf



Andreas Winkler
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Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Dank an alle und ein paar Daten!

Beitrag von Andreas Winkler »

[In Antwort auf #110655]
Hallo Rolf,

vieleicht hast Du bei den Baumarktschrauben eine Variante erwischt, die weniger für Holz-Holz Verbindungen gedacht ist, als mehr zum Dübeln ? Da sollte das Gewinde nicht scharf sein (weil sonst der Dübel angeschnitten wird) und der Kerndurchmesser möglichst groß.
Egal, ich bin mir sicher, daß auch die Baumarktschraube halten würde. Eher würde wahrscheinlich der Kopf nachgeben, als daß die Schraube aus dem Holz reißt.
Auch ich will meinen Senf noch in Sachen Vorbohren dazugeben : nimm´ den Bohrer, den Du zwischen 8 und 10 mm gerade zur Hand hast und bohr´ damit die Gewindelänge vor, den Schaft mit 12 mm (oder 11,5 oder 12,5, das dürfte wohl egal sein ;-))vor. Vor dem Eindrehen möglischst alle Bohrspäne/-mehl entfernen und die Schraube mit dem Gewinde einmal in eine Fett-Dose stecken. Dann in´s Holz eindrehen. Unterlegscheibe nicht vergessen ! ;-)

Und wenn Du ganz sicher gehen willst: an einem Reststück ausprobieren.

Gruß, Andreas



Jürgen z.H.

Re: Dank an alle und ein paar Daten!

Beitrag von Jürgen z.H. »


Hallo Andreas,

Fett mag ich auf oder in Holz nicht. Die Idee mit Leinöl fand ich besser. Ich nehme Wachs oder Seife, je nachdem was zur Hand ist.

Tschüß Jürgen


Dirk Boehmer
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Re: Holzschrauben vorbohren in Massivholz

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #110636]
Hallo Hans,

eine Gewindestange ist auch nicht haerter als andere Schrauben auch.

Maschinenschrauben hole ich daher immer in der Haerte 8.8, die reissen
dann nicht mehr. Aber ob es die auch mit Holzgewinde gibt, weiss ich nicht.

--
Dirk


Heinz Kremers
Beiträge: 2802
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Holzschrauben vorbohren in Massivholz

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Dirk,

auch Gewindestangen gibt es in verschiedener Qualität, nur eben nicht im Baumarkt. Da ist es üblicher weise der gleiche Stahl wie bei Holzschrauben. Im Fachhandel findest Du auch Gewindestangen der Güte 8.8, auf Bestellung sogar noch höher. Gewindestangen 8.8 sind einseitig gelb markiert, V2A-Stangen grün und normale eben gar nicht.

Du solltest aber auch darauf achten, daß die Muttern eine Kennung "8" haben, sonst sind die das Schwachglied!. Im hiesigen Schreinereibedarf (der leider nicht mehr exisitert) gab es grundsätzlich nur unlegierte Schrauben. Höherwertige Schrauben wirst Du im Kfz-Bedarf/Maschinenhandel/Industriebedarf finden.

Gruß

Heinz



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