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Hallo Thomas, so kommt es,..
Verfasst: Mo 23. Jan 2006, 21:00
von Michel Siegrist
mit dem Internetanschluss und ADSL ist es wie mit allem anderen technischen Schnickschnack! Kaum siehst du dich um, so drehen Sie dir den Hahnen zu und fertig ist mit surfen auf den hohen schnellen Wellen des ADSL Ozeans. Aber mittlerweile konnte ich die Herren dazu bringen, mir wieder Saft auf die Leitungen zu geben und jetzt bin ich wieder dabei. (Hatte scheinbar in der Unterverteilungsstation irgend so ein High-Tech-Gerät es besonders eilig, in den Siliziumhimmel zu kommen ;-)
Ja, ja, passt eigentlich ganz gut zu deinen Bohrwinden Erläuterungen. Diese halten ewig und brauchen ausser ein bisschen Muskelkraft und einem scharfen Bohrer nichts, anders der schnell hoch gezüchtete Technik Firlefanz aus unserer schnellebigen Zeit!
mfg Michel
Re: Und die Hybriden kommen auf den Geschmack
Verfasst: Mi 25. Jan 2006, 22:00
von Christian Aufreiter
Tja, ob bekennende Neander, gefestigte Maschinisten oder Hybriden: Es ist doch ungemein beruhigend festzustellen, dass wir letztlich an ein und derselben Krankheit leiden.
Während einer mit WD 40, Öl, einem Fetzen und einer ausgewogenen Portion Geduld liebevoll der Bohrwinde seines Großvaters neues Leben einhaucht, sinniert ein anderer über die erquickende Vielfalt historischer Typen. Und als wäre das noch nicht genug, es gibt auch noch diese unverbesserlichen Kerle, die den Kauf mehrerer Fein Bohrmaschinen schon deshalb erwägen, um in 50 Jahren mit Stolz ein Stück Industriegeschichte in einer Vitrine präsentieren zu können.
Herzliche Grüße
Christian
Re: Und die Hybriden kommen auf den Geschmack
Verfasst: Mi 25. Jan 2006, 22:19
von Walter Heil
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In Antwort auf #110574]
Hallo Thomas,
es ist schon seltsam: da schwärmt der Cheftheoretiker der Neandertaler von was-weiß-ich-für-welche-Bohrertypen es alle gibt (obwohl die alle bloß runde Löcher machen), welche Bohrgeräte man dazu braucht, oder besser, haben sollte, damit man auch welche eingespannt lassen kann um nicht zuviel Zeil mit dem lästigen Umspannen zu verlieren. Er zeigt damit das, was den Menschen schon immer vom Tier unterschieden hat, von ganz rudimentären Ausnahmen abgesehen, den Gebrauch von Werkzeugen und deren Weiterentwicklung. Er ist sogar richtig begeistert davon. Nur bei einer einzigen Stufe der Entwicklung setzt es total aus: bei dem durchaus naheliegenden Ersatz der menschlichen Muskelkraft durch elektrisch-mechanische Energiewandler (Motoren). Das geht sogar soweit, dass er die Ablehnung dieser Hilfsmittel schon fast als elitär ansieht. Was ist so verwerflich an dem Einsatz dieser Helfer? Klär mich auf!
Gruß und guten Rutsch, aber nicht zu sehr, Walter
Klaer mich auf
Verfasst: Do 26. Jan 2006, 08:19
von Thomas Jacobi
Lieber Walter,
Ich wills versuchen Dich aufzuklaeren. Manchmal kann ich naemlich auch dem Drang den Hanswurst zu spielen oder aus Prinzip witzig sein zu wollen widerstehen.
Etwa wenn ich spuere dass nun das Unverstaendnis an seinem Hoehepunkt angelangt ist. Den Titel Cheftheoretiker ueberlass ich Dir kampf- und interesselos, da geht mein Ehrgeiz nicht hin. Auch elitaer kriegst Du ungebraucht zurueck. Es hat nichts elitaeres wenn jemand es vorzieht im Rahmen des Moeglichen ein Fahrrad zu verwenden und das Auto im Stall zu lassen.
Die Begeisterung lass ich gelten wenn es darum geht denen Lob auszusprechen die Erfindungsgeist, praktischen Menschenverstand und Schoenheitssinn darauf verwendet haben ein praktisches und obendrein ansprechendes Werkzeug zu gestalten das dauerhaft gut und schoen ist und seinen Zweck bestens erfuellt.
Was Du nicht zu verstehen scheinst und wodurch Du Dich sogar persoenlich angegriffen fuehlst ist dass ich keinen Fingerhut missionarisches Blut in mir habe. Wir schreiben hier im Handwerkszeugforum, richtig? Es ist ja nicht so dass ich einen Kreuzzug ins Leben rufen wollte indem ich im Maschinistenforum die Herren Holzmaschinenfreunde zum Verlassen ihrer sauer verdienten 'elektrisch-mechanischen Energiewandler' aufrufen wollte.
Dennoch hast Du ein Wort in Deinem Beitrag voellig richtig gewaehlt, das Wort Ersatz! (von Muskelkraft).
Wenn wir Neander hier von Ersatz reden geht es um den Ersatz von Produktivitaetsdiktat zugunsten der stillen Freude am sich selber angeeigneten Vermoegen den Wert des mit einfachen Mitteln ureigenst Erschaffenen zu schaetzen.
Es ist nichts anderes als ein Aha-Effekt den jeder der ihn schon erlebt hat nicht mehr missen will. Koennte auch schlicht mit "Weniger ist mehr" umschrieben werden. Ich kann mich irren doch meine ich dies bei sehr sehr vielen hier Schreibenden so erfasst zu haben. Bei mir ist es nichts anderes. Daher mein Credo und nicht aus einer Ablehnung jeder Form von Erfindungsgeist.Wie Du weisst flitzen meine Fingerchen ja hier ueber Tasten eines Computers anstatt eine kratzende Feder uebers Pergament zu jagen.
Ich lerne dauernd was dazu und das bestaerkt mich so weiterzumachen und nicht ein einziges Mal habe ich den Impuls verspuert wieder meine Maschinen aus dem Schrank zu holen. Und wenn ich mal in einem Eck mit einem Bohrwerkzeug nicht sinnvoll hinkam, hab ich ohne falsche Scham die Bohrmaschine vorgeholt und mich gefreut dass sie hier ihre Bestimmung erfuellt hat. Haette ich zu dem Zeitpunkt keine gehabt haette ich mich halt ein wenig mehr abgestrampelt.
Jedenfalls haette ich nie gelernt eine ordentliche Oberflaeche von Hand hinzukriegen wenn ich nicht langsam dank besser werdender Ergebnisse neugierig geworden waere. Eine auf der Abrichtehobel hergestellte Flaeche kannte ich bereits von vorher, es gehoerte vor langer Zeit einmal zu meinem Broterwerb.
Und wenn Du erwaehnst dass ich schrieb das es Spass macht mehrere Winden und Bohrwerkzeuge zu besitzen schliesst Du faelschlich dass mein Motiv war verhasstes Umspannen zu vermeiden.
Hast Du schon mal einem wirklich guten Handwerker zugesehen der auch ausreichend in sich ruht um dem Fluss der Bewegung bei der Arbeit Wert beizumessen? Wenn Du Dich etwa auf die Arbeitsweise in anderen Kontinenten richtest kannst Du unschwer erfahren dass Menschen in Asien (doch vielleicht auch im Nachbardorf) bis hin zum Atemrythmus, der Koerperhaltung und warum nicht, auch auf die innere Geistesverfassung beim Arbeiten achten, eine Haltung die ich Euch Maschinisten allein schon aus Sicherheitsgruenden waermstens ans Herz legen moechte.
All dies klingt, fuerchte ich, fuer Dich nur nach gewohntem albernem 'Gesuelze' und ist auch nicht mehr als ein sorgloser Versuch Dich an unserer stillen Freude teilhaben zu lassen. Nachdem Du Dir schliesslich die Muehe machst unbedarfte Neandertaler um Aufklaerung zu bitten finde ich es nur recht und billig meine kleine Stallaterne zur Verfuegung zu stellen. Was dann ein jeder sieht ist eigene Entscheidung und keine Frage adaequater Beleuchtung.
Mit freundlichem Gruss aus dem verschneiten Athen,
Thomas
PS Sollte Deine Neugier jedoch hiermit nicht gestillt sein koennen wir gern einen neuen Kettfaden (thread) aufnehmen und die Sache mehr im Detail aufdroeseln. Vielleicht fuehlt sich ja sonst jemand von der Thematik angesprochen?
Re: Der Aha-Effekt
Verfasst: Do 26. Jan 2006, 14:09
von Marc Waldbillig
Hallo,
Wenn zwei sich ..., freut sich der Dritte. Allerdings und nichtsdestotrotz und eben weil fällt genug ab für jeden, der sich bückt. Interessant find ich die Idee mit dem Arbeitsfluss. Die Arbeit nicht mehr sehen, als Abfolge einzelner Schritte. Dazu wüsst ich gern mehr. Auch der Einklang von Körper und Arbeit - ich denk da ans Sägen mit der Temagori - ist ein immer noch großes Buch mit sieben Siegeln für mich.
Die Diskussion um die abgewetzte Jeans, also Maschinen vs. Handwerkzeuge, ist ausgelutscht und löchrig. Die Jeans sollte begraben werden. Könnt ihr euch an den Spot aus den 80ern oder 90ern erinnern? Toll, dass man eine Hose einfach so begräbt. Es sei denn jemand hätte irgendwo noch ein neues Argument, daran glaub ich jedoch nicht.
Der Einbau der Motoren in Handwerkzeuge - denn sonst nichts war's am Anfang -kann man als Weiterentwicklung sehen. Deshalb sind Handwerkzeuge nicht überlebt. Auch sie wurden weiterentwickelt, seht mal nach Japan, die haben das am ehesten erkannt. Dann in den 80ern kamen die Amerikaner dazu. Ich denk die Entwicklung ging in 2 Richtungen, sie hat sich gegabelt. Elitär ist keine oder sind beide Richtungen, je nachdem wie jeder sich das dreht.
Ich seh ein altes Ehepaar vor mir. Miteinander können sie nicht, ohne einander aber auch nicht, sei's nur zum Sich-Streiten.
Marc, der denkt bei so vielen Sesselfurzern heute, sich eingeschlossen, ist ein wenig Muskulaturbeschäftigung nur positiv. Schließlich ist man näher an der Natur.
Re: Klaer mich auf
Verfasst: Sa 28. Jan 2006, 16:05
von Walter Heil
Hallo Thomas,
hätte ich geahnt, dass mein Beitrag eine solche, ich nenne sie mal "ausführliche", Reaktion bei Dir auslösen würde, ich hätte ihn mir verkniffen.
Da ich allerdings nicht Deiner Meinung bin, dieses Thema in einem neuen Thread aufzugreifen, weil das vielleicht zum Gaudium einiger Mitleser, aber letzten Endes gegen die Forumsregeln (sehr off-topic) wäre, schreibe ich Dir, was es noch zu schreiben gibt, per mail.
Gruß, Walter
Re: Wie kommt es dass
Verfasst: Mo 30. Jan 2006, 19:06
von Thomas Tschäge
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In Antwort auf #110547]
Hi Holzwerker
Antwort kommt spät aber kommt! Computer wieder ok.
Erst mal ist es schön das es doch noch Leute gibt die Wildholzmöbel gut finden.
In meinem Umfeld werde ich mit vornehmer Zurückhaltung abgestraft und auch als
Stöckchensammler tituliert.Oder es kommen so hochqlifizierte Ausrufe wie
"Wat issn dit".Egal mir machts Spass.
Zu deiner Frage nach den Werkzeugen z.B. Glastisch muß ich dir sagen,das ich sehr wenig Spezialwerkzeug besitze.Die Verbindungen sind gezapft und geleimt.Allesamt hergestellt mit Schnitzmesser,Stechbeitel und viel Schleifpapier.Die Löcher für die Zapfen bohre ich mit Stahlbohrern bis 12mm und größer dann mit Forstnerbohren.Bei den Bänken ist alles mit verzinkten Schrauben geschraubt.Das hat den einfachen Grund das ich das Holz aus dem Wald geholt habe,geschält und sofort verbaut habe.So kann ich nach Bedarf (je nach Trocknung) die Schrauben etwas nachziehen,so das nie etwas wackelt oder knarrt.
Zur Haltbarkeit kann ich nur sagen das meine Möbel alle draußen stehen und schon viele Familienfeiern mitgemacht haben und es noch nie Anlass zur Klage gab.Die ältesten Stücke sind jetzt so um die 6 Jahre alt.
Re: Wie kommt es dass
Verfasst: Mo 30. Jan 2006, 20:25
von Thomas Jacobi
Hallo Thomas,
Danke Dir fuer Deine erklaerenden Worte. Ich fragte aus Neugier, da ich bei meinen wenigen Experimenten mit Wildholzkonstruktionen da ich auf Schrauben verzichten wollte mir mit Seilen beholfen habe. Das ist nicht schlecht geworden, dennoch war ich neugierig was es sonst gibt.
Einen schoenen Abend und Dank noch fuer Deine Werke, ich finde sie sehr schoen.
Thomas
Das Orakel von Athen...
Verfasst: Sa 11. Mär 2006, 10:15
von Ulrich Lanz
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In Antwort auf #110574]
...hat wahr gesprochen. Deine Weissagung, Thomas, scheint in Erfüllung zu gehen: Seit gestern abend strahlt Mr. Daniels 40er Jahre Disston-Zapfensäge in neuem Glanz...
Warum Mr. Daniels? Nun der Name des Vorbesitzers war in den Griff eingestempelt - eigentlich schön, zumindest den Namen dessen zu kennen, der vermutlich über Jahrzehnte vor einem mit dieser Säge gearbeitet hat:

So sah die Säge aus, als sie die Royal Mail über den Kanal geflogen hat - insgesamt ein guter Zustand, aber vor allem der fürchterliche schwarze Lack am Griff hat mich arg gestört:

Dem bin ich dann zuerst mit der Ziehklinge, dann mit Schleifpapier und Stahlwolle zuleibe gerückt:

Anschließend habe ich das Sägeblatt und die Griffschrauben mit feiner Stahlwolle und der dafür schon bewährten Tormek-Polierpaste auf Hochglanz gebracht. Und hier das Ergebnis (der Griff ist mit Auro-Hartöl behandelt):

Den Namen des Vorbesitzers habe ich ganz bewusst noch erkennbar gelassen:

Jetzt muss ich "nur noch" das Sägeblatt schärfen ;-) Aber dafür muss ich erst einmal Friedrichs Feilkluppe abkupfern. Und neues Alteisen wartet schon - ein "Hollow Auger" und ein Satz Jennings Bohrer wollen auf Hochglanz gebracht werden, aber jetzt will ich mich erst einmal um meine Familie kümmern...
Viele Grüße
Uli
Re: Das Orakel von Athen...
Verfasst: Sa 11. Mär 2006, 10:31
von Michael Formanek
Hallo Ulrich,
die Säge sieht wirklich sehr gut aus. Die Idee den Namen bewusst "stehen zu lassen" finden ich angebracht (ist ja immerhin ein Teil der Geschichte der Säge und stört die Funktion nicht).
Mich würde noch interessieren, ob der Griff original schwarz war oder, so wie jetzt, holzsichtig?
Gruß Michael