Berufsausbildung als Tischler

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Juergen Eickhoff
Beiträge: 10
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Berufsausbildung als Tischler

Beitrag von Juergen Eickhoff »

[In Antwort auf #104622]
Hallo Volker,

ich habe in meinem Berufsleben gelernt, daß man ein Ziel auch irgendwann erreicht, wenn man dieses beharrlich verfolgt und sich auch nicht von gelegentlichen Rückschlägen abschrecken lässt.
Wenn Du ausreichend recherchierst wirst Du auch einen passenden Ausbildungsbetrieb finden. In meiner näheren Umgebung gibt es einen Betrieb, der z.B. zur Zeit eine Auszubildende etwa in Deinem Alter beschäftigt, die ausgebildete Sozialpädagogin ist. Dieser betreffende Betrieb stellt in erster Linie Massivholzmöbel nach Kundenwünschen her. Vielleicht kann ein Kontakt zwecks Beratung Dich weiterbringen. Kontaktadresse: w...massivholz-tischlerei...

Viel Erfolg bei der Suche
Jürgen

Andreas
Beiträge: 420
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Re: Berufsausbildung als Tischler

Beitrag von Andreas »


Das kann ich bestätigen! Hier in F gibt es eine wesentlich grössere Wertschätzung von Massivholz; die Leute sind auch bereit, viel mehr dafür auszugeben. Ich lebe im faubourg st. Antoine, der traditionellen Möbelstrasse schlechthin, und die Schreiner hier leben gut davon und suchen sich ihre Kunden aus - wer Spanplatte verlangt, wird vor die Tür gesetzt. Ich kenne hier auch mehrere Grossbetriebe, die für eine zugegebenermassen reiche Klientel ganze Einrichtungen machen. In Deutschland habe ich diesen Qualitätsanspruch noch nirgends gesehen.

Christoph Nowag
Beiträge: 838
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Berufsausbildung als Tischler

Beitrag von Christoph Nowag »

[In Antwort auf #104622]
Hallo Volker,

ich möchte nicht 'contra' schreiben, gebe aber drei persönliche Erfahrungen zu bedenken.

Als ich mir beim Hausherrn meinen ersten Hobel gekauft habe, konnte ich damit nicht umgehen. Ich hatte zufälligerweise gerade in der Zeit mit einem Schreiner zu tun, der bei einem der besten Möbelhäuser weit und breit arbeitet (sie machen u.a. sehr viele 'Maßmöbel auf Bestellung'. Wie man den Hobel ansetzt und durchzieht konnte er mir zeigen. Auf weitere Fragen hatte er keine Antwort und so einen Hobel mit Feineinstellung hatte er überhaupt noch nie gesehen. Ich war erstaunt; Antwort: Wir haben nur mit elektrischen Hobeln auf der Montage zu tun, oder ansonsten unsere Maschinen in der Werkstatt.
Mit den elektrischen Geräten konnte er dann auch meisterhaft umgehen.

Ein bekannter Schreiner hat sich selbständig gemacht (Idee: Hochwertige Vollholzmöbel, aber auch Arbeiten vor Ort). Mittlerweile baut er Küchen usw. ein für 10-20 EUR/Std.

Und ein ganz anderer Bereich: Ein Hobby von mir war und ist Wein. Wie wahrscheinlich jeder 'Weinfreak' habe auch ich mit dem Gedanken gespielt, nicht bloß Wein zu konsumieren, sondern auch das Hobby zum Beruf zu machen. Gottlob habe ich es nicht gemacht. Ich genieße nach wie vor meine Rieslingen etc. sehr. Was ich mir so in schillernden Farben ausgemalt habe, war durch die rosarote Brille gesehen. Wenn der Alltag, Markt, Kunden usw. dazukommen, sieht alles schon nicht mehr so rosig aus. Ich bin froh, dass mein Hobby Hobby ist (auch das holzwerken) und ich einen anderen 'Broterwerb' habe.

Sollte das zu negativ klingen: Ich habe vor kurzem berichtet (stimmt das?), dass hier ein Tischler (Einmannunternehmen) seine Werkstatt hat, der fantastische Möbel auf Kundenwusch baut, und offensichtlich davon gut leben kann. Und das sind fast ausschließlich Vollholzmöbel.

Viele Grüße
Christoph

volker

Re: Berufsausbildung als Tischler

Beitrag von volker »


Hallo zusammen,

danke erstmal für die vielen Beiträge. Sicherlich habe ich in meinem bisherigen Berufsjahren auch schon einiges erlebt, bin derzeit im Vertrieb. Habe auch schon die Selbstständigkeit hinter mir und weiß, daß das nicht gerade rosig ist.

Nun zugegeben, der Alltag eines Tischlers sieht in den meisten Fällen ganz anders aus, als wir Hobbyholzwürmer das vorstellen. Termindruck, Kunden die nerven, Massenanfertigung und die geiz ist geil manier kommt noch hinzu.

Muß aber sagen, ein Betrieb wie ich ihn mir wünsche, tja leider habe ich in meiner Nähe noch nicht wirklich einen gefunden. Sicherlich wird dort auch massivholz verarbeitet, aber die Mehrheit ist eben auf eine gute Auftragslage bedacht und macht wohl deswegen oft Fenster, Treppen usw., aber eben weniger Massivholzmöbel.

Auch mein Alter scheint nicht jeden zu schmecken, gut kanns verstehen, bin ja doch länger nicht mehr in der Schule gewesen, genauso geht man an mich anders ran als an einen 16 Jährigen Azubi den man noch formen kann wie mans braucht.

Alles in allem ist es schwer, habe zwar noch keine Absagen bekommen, denke die kommen noch in den nächsten wochen, allerdings versuche ich natürlich darauf zu hoffen das es klappt und ich einen Betrieb abbekomme der halbwegs mit meinen Vorstellung in Punkto massives Holz geht.

Freue mich gerne über weitere Beiträge. Gibts denn hier vielleicht auch noch so nen Spätzünder wie meine Wenigkeit?

Viele Grüße

Volker

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Berufsausbildung als Tischler

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo, Volker,

leider habe ich nicht die Zeit, auf die allgemeine Debatte über Handwerk und Tischler einzugehen. Zumindest hierzulande, in Österreich, gibt es meines Wissens die Möglichkeit eine Tischler-Lehre in einer sog. Holzfachschule zu absolvieren. Vielleicht wäre das eine Option für dich.

Herzliche Grüße

Christian


joh. t.
Beiträge: 739
Registriert: Sa 25. Nov 2017, 13:35

Re: Berufsausbildung als Tischler

Beitrag von joh. t. »


hallo, die möglichkeit holzfachschule gibts auch mannigfaltig in deutschland. du musst mal i netz suchen. gruß joh.

Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Re: Berufsausbildung als Tischler

Beitrag von Philipp »

[In Antwort auf #104622]
Hallo Volker,

warum muß es denn unbedingt Tischler sein? Weil du lernen willst, Möbel zu bauen, oder weil du gerne mit schönem Massivholz arbeiten möchtest?

Nur mal so als Anregung: Soweit ich informiert bin, könntest du dieser Leideschaft auch im Orgelbau oder im Bau historischer Tasteninstrumente nachgehen. Deren Korpusse (Korpi? oder ist das doch u-Deklination?) erfordern ja auch keine Spanplatten, sondern Massivholz. Und wenn man an das ganze hölzerne Innenleben einer Orgel denkt, dann juckt's einen doch in den Fingern, oder? Und gibt's was schöneres als klingendes Holz?

Aber sicherlich sind die Ausbildungsplätze hier ebenso begrenzt (war zumindest so, als ich mich dafür ernsthaft interessiert hatte).

Viele Grüße
Philipp

Simon Langlands

Re: Berufsausbildung als Tischler

Beitrag von Simon Langlands »


Hi Volker,

Ich habe mit 35 Jahren eine Umschulung zur Tischler gemacht. Die Umschulung dauerte zwei Jahre (Rheinland-Pfalz). Im ersten Jahr haben wir die Grundlagen des Tischlerberufs gelernt (4 Tage der Woche in der Werkstatt, 1 Tag der Woche in Berufsschule). Wir haben gelernt wie man mit Hand- und Maschinenwerkzeuge umgeht, verschiedenen Übungen gemacht und diverse Möbel gebaut. Im zweiten Jahr mussten wir ein Praktikum vom sechs Monaten im Betrieb machen. Dieses Praktikum hat mir so gut gefallen dass ich es um sechs Monate verlangerte (d.h. Ich bin im Betrieb geblieben anstatt zurück in der Umschulungswerkstatt zu gehen). Ich mußte trotzdem einmal in der Woche zur theoretischen Unterricht. Am Ende der Umschulung habe ich meine Prüfung zur Tischlergeselle erfolgreich abgelegt.
Die Umschulung hat mir sehr viel Spass gemacht und ich habe dort meine Liebe zum Holz und Tischlerarbeiten entdeckt. Allerdings habe ich auch erfahren dass die Gesellenprüfung keine Garantie ist, eine Arbeit als Tischler zu finden. Es ist sehr schwierig eine Arbeit als Tischler zu bekommen, wenn man 35 Jahre alt ist, wenig Erfahrung hat und gegen 20 jährige konkurrieren muss. Trotzdem habe ich die Umschulung nie bereut. Vielleicht wäre dies ein Weg für dich?

mit freundlichen Grüssen
Simon

Marc Hohnsbehn
Beiträge: 581
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Berufsausbildung als Tischler

Beitrag von Marc Hohnsbehn »

[In Antwort auf #104670]
Hallo,
interessant,was du da schreibst.
was für Kunden sind das ,die bereit sind mehr geld auszugeben-nur die oberen Zehntausend ?
oder hat Frankreich einfach eine größere reiche Bürgerschicht?
Oder haben die Franzosen eine gänzlich andere mentalitätseinstellung ?
glaube aber nicht ,das die deutschen weniger qualitätsansprüche (welches ja irgendwie mit dem Geldbeutel konform sein muß)haben.
oder hat Frankreich nicht das problem der überhöhten Lohn-Nebenkosten ?
kennst du solch Tischlereien mit eigener Homepage?

Florian
Beiträge: 80
Registriert: Mi 2. Jan 2013, 21:34

Re: Berufsausbildung als Tischler

Beitrag von Florian »


servus volker,

eins vorweg ich habe Schreiner gelernt und mach gerade an der Staatlichen Fachschule Rosenheim meinen Holztechniker und den Schreinermeister.
Eine Fachschule kannst du nur besuchen wenn du zuvor einen entsprechenden Beruf erlenert hast. Also entweder Schreiner oder Zimmer oder z.B. auch Boots- oder Orgelbauer. Muss auf jedenfall was mit Holzverarbeitung zu tun haben.

Wenn in deinem Bundesland das BGJ das erste Jahr der Ausbildungszeit ist, dann würde ich das auf alle Fälle machen, auch wenn man es mit Abitur theoretisch weglassen könnte. Wobei ich absolut nicht verstehen kann warum das Abi dazu berechtigen soll das BGJ zu überspringen, da ist´s find ich erst recht angebracht. Denn die Sachen die du im BGJ lernst, also Holzbearbeitung mit Handwerkzeugen, wirst du so im Betrieb, und vor allem nicht in zwei Jahren,
niemals lernen. Denn wie weiter oben schon geschrieben, der Alltag in einer modernen Schreinerei hat nicht mehr viel mit dem Meister Eder Mythos zu tun. Mit Massivholz ist da wirklich nicht mehr so sonderlich viel, kommt zwar auf die Firma drauf an, aber generell hauptsächlich mit Plattenwerkstoffen. Und der Zeitdruck ist normalerweise auch ziemlich hoch.
Für mich ist Schreiner immer noch der schönste Beruf schlechthin, ich möcht auch nix anderes machen, aber sei dir bewusst, die Bezahlung könnte um einiges besser sein, körperlich oft hart (Fenster schleppen, Holz/Platten abladen, den ganzen Tag an der Maschine stehen.....) und die wirklich schönen, klassischen Arbeiten machen vielleicht 20% deiner zukünfigen Arbeit aus. Aber wie gesagt, mir machts immer noch verdammt viel Spaß!
Ich wünsch dir viel Glück bei der Suche nach einem geeigneten Betrieb! Schau nach Möglichkeit daß dort kein CNC-Bearbeitungszentrum steht, denn dort lernt man normalerweise weniger als in einem Betrieb wo noch alles mit klassischen Schreinereimaschinen gemacht wird.

Gruß Flo


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