Aufgeleimte Hobelsohlen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christof
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Re: Reform ein Marketing Signal anno 1880

Beitrag von Christof »


Ich glaube, daß "Reform"-Composita Marketiung-Signalwörter anno 1880 waren, die in den Ohren der potentiellen Käufer gut klangen. Siehe auch "Reform"-haus etc. So wie heute ein Produkt, daß den Buchstaben "c" im Namen führt oder die Buchstabengruppe "tech" "system" "works" erstmal gut klingt.

Also wenn heute einer den Hobel erfände, würde er den Klotz der das Stemmeisen hält vielleicht "Precision-chisel-system (PCS) nennen. Ein Reformputzhobel hieße vielleicht APCS (englische Aussprache, Kürzel für: Avanced Precision Chisel System).
Aah , Holzwerken mit "APCS" (englische Aussprache) , so benannt eröffnen sich Dieter vielleicht noch ganz andere Geschäftsfelder.

Wolfgang Jordan
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Re: Reform ein Marketing Signal anno 1880

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo,

ich glaube, daß Christof recht hat. Allerdings hat diese "Reform"periode länger angehalten:
In einem Katalog von Otto Bergmann (1929) ist neben dem Reform-Putzhobel (sieht aus wie der Ulmer Reformhobel) auch ein Reform-Nuthobel abgebildet. Eckhard hat einen solchen in seiner Sammlung:
http://www.altes-handwerkzeug.de/museum/hobel/nut/1290.html
Ulmia selbst bietet einen Reform-Zahnhobel an (ca. 1937) mit großem Spänereservoir, Holz- oder Eisenkeil, Weißbuchen- oder Pockholzsohle.
Auch eine Reform-Hobelbank gab es von Ulmia (ca. 1930). Der Vorsatz "Reform" bezieht sich hier auf die ausschwenkbaren Schubladen unter der Bank.
Den bereits erwähnten Reform-Klüpfel findet man in einem Ulmia-Prospekt von ca. 1960. Er hat "Einsätze aus fast unzerstörbarem Hartmaterial in den Schlagseiten".

Zur ursprünglichen Frage von Andreas zu aufgeleimten Hobelsohlen habe ich nochmal in Friedrich Otts Diplomarbeit (1931) nachgeschaut. Dort werden die in seiner Fabrik benutzten Hölzer und die Bezugsquellen aufgeführt. Weil der Bedarf in Deutschland nicht immer gedeckt werden kann, sind auch ausländische Quellen genannt. Der Grund für den Engpaß: "Buchenholz wird vielfach wegen
Unrentabilität seit längeren Jahren nicht mehr angepflanzt."
Später heißt es dazu: "Rotbuche wird zumeist zu Hobelbankteilen (...) zugeschnitten, der abfallende Teil wird zu Sägenarmen, einigen kleineren Werkzeugen und in letzter Zeit auch zu verleimten Hobeln (Rotbuchen-Körper mit Weißbuchen-Sohle) verwendet."
Noch in den Büchern von Bücheler (1922) und Walde (1926) wird als Hobelmaterial nur Weißbuche genannt. Schon weitaus früher war es allerdings üblich, Weißbuchenhobel mit einer Pockholzsohle zu versehen. Als Beispiel kenne ich nur den Ulmer Reformhobel. Das liegt vielleicht daran, daß er so erfolgreich war. Daß auch andere Hobel auf Wunsch mit Pockholzsohle verkauft wurden, geht aus dieser Katalogseite von Friedrich Ott hervor:
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/kataloge/ott1_03.phtml

Gruß, Wolfgang

Wolfgang Jordan
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Re: Reform=verschiebbares Maul

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #103554]
Hallo,

von Herrn Emmerich habe ich jetzt auch die Bestätigung erhalten, "daß sich die Bezeichnung 'Reform' auf die Pockholzsohle mit dem verstellbaren Maul bezieht". Ob es unbedingt Pockholz sein muß, weiß ich nicht. Aber ich kann mich nicht erinnern, die Maulverstellung schon mal in Weißbuche gesehen zu haben. Und gerade bemerke ich, daß der Primus in meiner Sammlung auf meiner Seite fälschlich als Reformhobel bezeichnet wird.

Zu Andreas' Frage nach der Profilierung: Der Ulmer Reformhobel wird überall mit wellenförmiger Profilierung gezeigt. Auch die Hobel von Friedrich Ott sind so profiliert. Die Hobel mit Pockholz- bzw. Weißbuchensohlen von ECE und Hiessinger haben dagegen ein rechteckiges Profil. Ich nehme an, daß das von Anfang an so gemacht wurde. Ausnahmen in meiner Sammlung sind sehr alte Hobel, die wohl vom Besitzer eine neue Sohle bekommen haben. In Ermangelung von Maschinen wurde die einfach plan aufgeleimt. Sieht nicht so fetzig aus, aber erfüllt sicher auch ihren Zweck.

Gruß, Wolfgang

Andreas Winkler
Beiträge: 1137
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Danke für Bemühen & Antworten ! *NM - Ohne Text*

Beitrag von Andreas Winkler »




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