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Re: Profilhobel gibt es noch
Verfasst: Do 4. Nov 2004, 10:49
von uwe
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In Antwort auf #103035]
Schön, wirklich schön.
Aber "es gibt sie noch" bedeutet wohl: im Museum, auf dem Flohmarkt oder in Deiner Sammlung... oder - soweit hab ich mich auch schon im www umgeschaut - erstmal den Hobel selber bauen, Klinge zurechtfeilen und härten. Das ist alles hochinteressant und wahrscheinlich auch lustvoll - aber ich dachte eigentlich nicht, daß ich für die ersten Schritte in Sachen Schreinerei mit glühendem Stahl rumhantiere.
oder vielleicht doch?
Bei Dir hab ich den Eindruck, Du baust lieber an Hobeln rum als damit dann Schränke zu bauen. Ich könnte mir das durchaus auch interessanter vorstellen, zumal mir das Produkt der Mühe viel sinnvoller erscheint. Schränke kannste kaufen, diesen speziellen Hobel nicht für viel Geld. Und die Funktion läßt sich überprüfen und wenn's klappt kann man stolz drauf sein. Als Schrank funktioniert eigentlich jeder Kasten von Ikea... Ist doch so. Oder? Muß mal drüber nachgrübeln.
Woher?
Verfasst: Do 4. Nov 2004, 10:54
von uwe
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In Antwort auf #103039]
Woher bekommt man so Stücke? Großvater war Schreiner? Flohmarkt?
Ich hab mal bei eBay rumgeschaut. Da werden einige so Teile verhökert. Man weiß halt nie, in welchem Zustand die sind, teilweise nicht mal, ob noch Eisen drin sind. Ich haße eBay ja eigentlich, weil ich da schon einige Male Schrott gekauft habe - aber vielleicht probier ich's mal...
Re: Profilhobel gibt es noch
Verfasst: Do 4. Nov 2004, 13:03
von Wolfgang Jordan
Hallo Uwe,
>> Bei Dir hab ich den Eindruck, Du baust lieber an Hobeln rum als damit dann Schränke zu bauen. <<
Da tust du Rolf sicher Unrecht oder hast du seine Projektseiten nicht gesehen?
http://www.hobel-und-eisen.de/holz/projekte.htmGruß, Wolfgang
Re: Profilhobel
Verfasst: Do 4. Nov 2004, 13:06
von uwe
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In Antwort auf #103048]
Hallo Wolfgang und auch alle anderen,
zunächst mal: Ich bin platt, daß man in diesem Forum tatsächlich Antworten bekommt. Ist gar nicht so selbstverständlich im Internet... Und dann auch noch so ausführlich!
Schön, daß es auf kurz oder lang die besagten Basiswerkzeuge #4/'#7 braucht, seh' ich natürlich voll ein.
Ich brauche im Moment aber vor allem einen weisen Rat, wie ich mit eher fizzeligen Kleinprojekten - schon über der Modellbauebene, aber eher dekorativ als raumgreifend - einsteigen kann. Der Schwierigkeitslevel sollte aber schon etwas fordern, so richtig rein ins kalte Wasser. So hab ich das bisher mit allem gemacht, ob illustrieren, Programmieren, Saxophon spielen oder Homöopathie, ohne Grundkurs und Laien-ängste mitten hineingequält.
Background ist, daß mir momentan nur ein paar Quadratmeter mit Teppichboden zur Verfügung stehen, wo gerade eine Miniwerkbank von Herkules Platz gefunden hat. In absehbarer Zeit soll es aber nach Schweden gehen, und da gehört fast zu jedem Haus eine riesige Scheune mit elend viel Werksattraum. Bis dahin muß es eben "gemäßigt" zugehen (seufz).
Drum fahr ich erstmal auf so Teile ab, die vielseitig einsetzbar sind und dabei fein und klein in der Vitrine verstaut werden können. Jaja, das Designerauge will auch was haben. Ich kauf Wein nach der gesatltung des Etiketts!
Außerdem muß ich befürchten, daß ich jetzt mit Hobel & Co. genau das mache, was ich bei vielen meiner Designer-Kollegen so hasse: Die machen DTP und Fotojobs, illustrieren nie auch nur irgendwas, haben aber die dickeren Rechner und die neueren Programme für meinen Job. Da grins ich mir dann einen und weiß, daß meine inzwischen uralte Illustrationssoftware besser "in der Hand liegt" und auf den neuesten Rechnern gar nicht mehr läuft (MacOS X).
Also rede mir z.B. einer aus:
Das faszinierende Teil Skew Block Plane von Lie Nielsen (Stanley No 140), das durch eine abnehmbare Wange als Block- und Simshobel nutzbar ist, einen Seitenanschlag besitzt und einen Vorschneider. Die Philosophie einer schrägen, also schneidenden statt drückenden, Klinge leuchtet mir sehr ein. Aber funktioniert das praktisch? Wenn ja, warum ist das nicht Standard sondern Exotenkram?
Re: Profilhobel
Verfasst: Do 4. Nov 2004, 13:28
von Wolfgang Jordan
Hallo Uwe,
das schräg stehende Eisen ist kein Exotenkram, sondern gibt/gab es vor allem bei Hobeln, die wegen eines Anschlags nur entlang ihrer Längsachse benutzt werden können. Das sind z. B. Simshobel, Falzhobel, Grathobel, Abplatthobel usw. Ein normaler Bankhobel braucht kein schräg stehendes Eisen. Für einen mehr ziehenden Schnitt dreht man den Hobel einfach etwas, das hilft oft bei schwierigem Faserverlauf.
Re: Profilhobel gibt es noch
Verfasst: Do 4. Nov 2004, 14:50
von uwe
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In Antwort auf #103053]
oops,
das war keinesfalls negativ gemeint, aber ganz im Gegenteil!!!
Ich hab schon durch seine Seiten durchgeschaut und gesehen, daß er sein Werkzeug zu benutzen weiß.
Ich hab gemeint, daß das Tunen und Selberbauen von Werkzeug bei ihm mehr ist als notwendiges Mittel zum Zweck - So a la "der Weg ist das Ziel".
Und der Gedanke fasziniert mich natürlich ganz doll, weil ich mir das Holzbearbeiten mehr oder weniger als Ausgleichstraining zum Job verordnet habe, nicht weil ich so gerne einen Schrank haben möchte. Und ich weiß auch, wie stolz man drauf ist, ein Werkzeug ans funktionieren gekriegt zu haben. Ich hab meine Selbstaändigkeit als Illustrator vor 16 Jahren damit angefangen, daß ich mir auf einem Atari ein eigenes Illustrationsprogramm geschrieben habe, mit dem allein ich die ersten 6 Jahre mein Einkommen erwirtschaftet habe. Das Ding steht natürlich heute noch hier in einer Museumsecke des Ateliers, während die damit erstellten und verkauften Illus längst vergessen sind.
"skew block plane" 140. Wer hat einen?
Verfasst: Do 4. Nov 2004, 19:01
von Fridrich Kollenrott
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In Antwort auf #103054]
Hallo Uwe,
ich habe keinen skew block plane (Einhandhobel mit schräg eingebautem Hobelmaul, für andere Interessierte). Ich war auch mal ganz scharf drauf, meine aber, dass inzwischen die Eisen meiner Hobel auch bei geradem Einbau so scharf sind, dass auch wirklich alles geht.
Ich misstraue gefühlsmäßig einem Hobel, den man durch Abnehmen der Seite aufmachen kann, ich stelle ihn mir ziemlich biegeweich vor. Das ist aber wahrscheinlich nicht wirklich richtig, Lie- Nielsen macht eigentlich alles, nur nichts instabiles.
Ein ernsthafter Einwand gegen einen Hobel mit schräg eingebautem Eisen ist, dass er beim Hobeln seitlich abgedrägt wird. Und die Anforderung, ein Eisen schräg zu schärfen, überfordert vielleicht auch. Und zuletzt: Wie Wolfgang schon schreibt, kann man auch einen normalen Flachwinkelhobel auf der Fläche schrägstellen (meistens ist das möglich) und hat in den Fällen im Endeffekt das gleiche.
Ich würde sagen: Fang nicht mit so einem Ding an. Ein ganz normaler 60 1/2 guter Qualität kann schon erstaunlich viel. Und einen Simshobel ersetzt der 140er auch nur teilweise. Habe ich schon Veritas erwähnt? Wenn 60 1/2, dann den, ich bin von ihm begeistert. Na ja. Was nicht heißt, dass ich auf Dauer keinen "skew block" haben möchte- aber er ist ja leider auch sauteuer- 210 Dollar mit Vorschneider ab Maine, plus Fracht, Zoll, Strafzoll...
An das Forum: Wer hat einen 140er? Wie gut ist der?
Friedrich
Re: "skew block plane" 140. Wer hat einen?
Verfasst: Do 4. Nov 2004, 20:51
von Marc Waldbillig
Hallo Friedrich und alle anderen,
Meinen #140 hab' ich noch nicht lange, bin aber froh ihn angeschafft zu haben. Er ist ausgestattet mit einem Vorschneider und einem Anschlag, es handelt sich um eine Rechthänderversion. Der #140 ist toll, wenn man einen Falz quer zur Faser hobeln muss. Da steht das Eisen quer, das geht nicht mit einem #60 1/2 R.
Praktisch sind die Löcher im Anschlag, so kann man den Anschlag mit einer Holzleiste vergrößern. Der Anschlag liegt so satt auf der angrenzenden Brettfläche. Dann kann man Hirnholz gleich rechtwinklig abhobeln, so wie bei einem Kantenhobel.
Der #140 liegt etwas schwerer in der Hand als ein normaler low angle block plane. Das gefällt mir ganz gut, das muss aber jeder für sich entscheiden. Ich denke, man braucht einen #140 eigentlich nicht (aber was für einen Hobel braucht man eigentlich:-). Ich würde davor einen #60 1/2 R kaufen, der ist universeller, man kann in beide Richtungen hobeln beim Falzen und das mit dem rechtwinklig Abkanten ist nicht so schwierig, freihändig zu schaffen. Man spart halt nur etwas Zeit. Außerdem kann man fasen und falzen und hat auch noch einen low angle block plane.
Auch wenn ich die Seitenplatte abnehme, kann ich keine Durchbiegung feststellen. Die Qualität ist erhaben, allerdings muss man sich den Hobel erst erarbeiten. Nur bei der Arbeit erschließt sich einem das ganze Potential dieser wirklich meisterhaft hergestellten Werkzeuge.
Mit freundlichem Gruß,
Marc
Re: "skew block plane" 140. Wer hat einen?
Verfasst: Do 4. Nov 2004, 21:13
von Friedrich Kollenrott
Marc,
"Der #140 ist toll, wenn man einen Falz quer zur Faser hobeln muss. Da steht das Eisen quer, das geht nicht mit einem #60 1/2 R."
Was meinst Du damit? dass man nicht quer zur Faser hobeln kann? Man kann ganz sicher, die Oberflächenqualität ist natürlich "skew" besser, aber für Zapfen, Falze etc. ist das doch nicht das Argument. Ich hoble Zapfen quer zur Faser mit meinem 73 und habe nie Probleme damit. Es fehlt der Vorschneider, klar, beim 73 genau wie beim 60 1/2 R.
Friedrich
Re: "skew block plane" 140. schräg statt quer
Verfasst: Do 4. Nov 2004, 22:03
von Marc Waldbillig
Friedrich,
Tschuldige, ich hab' mich nicht korrekt erklärt. Natürlich kann ich mit einem Falzhobel quer zur Faser hobeln, aber wenn die Flanke des Hobels an der Falzwange liegt, dann steht die Eisenschneide eines Falzhobels parallel zur Faserrichtung und man kann den Hobel nicht SCHRÄG zur Faserrichtung halten, will man einen schmalen Falz herstellen. Dem ist nicht so beim #140, der das Eisen schräg stehen hat und wenn der Anschlag am Brett liegt, und der Hobel also quer zur Faserrichtung steht, so steht das Eisen automatisch schräg zur Faserrichtung.
Was beim Hobeln quer zur Faser für mich wesentlich wichtiger ist, als die Stellung des Eisens, ist der Vorschneider. Es ist mühsam und ungenau jedesmal das Messer zu zücken und nach jedem (oder nach jedem 2.) Hobelstoß die Faser zu trennen, damit die Wange schön senkrecht wird. Dies ist der einzige Grund, warum ich einen #140 einem #60 1/2 R beim Falzen vorziehe.
Mit freundlichem Gruß,
Marc