Langer Schlichthobel/ Try plane

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christof Hartge
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Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: "Holländer-Nase" - oder das Glück des Dummen !

Beitrag von Christof Hartge »


Ich sag ja immer,
wenn man nsur lange genug an ein Werkzeug denkt, dann läuft es einem schon immer über den Weg. Allerdings ist es nicht immer so billig zur Strecke zu bringen,wie in deinem Fall.

Kannst du mal ein Foto von der Rauhbbank einstellen ? Würde mich interessieren. Hat sie ein Bolzen- oder ein Wangenwiderlager?

Als ich vor vier Jahren anfing mit der Holzwerkerei, gab es einen Werkzeughändler, der hatte noch Lachapelle Profilhobel. Qeil Profilhobel damals nicht gerade oben auf meiner Anschaffungsliste standen, habe ich keine genommen, schade, jetzt sind sie wahrscheinlich alle weg.

Viele Grüße, Christof.

Hutmacher Beat
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Re: "Holländer-Nase" - oder das Glück des Dummen !

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Tag Christof und alle Andern,

Wie Du richtig gesagt hast, Christof, die Rauhbank ist mir einfach so über den Weg gelaufen. Und wir haben beide gefunden, wir passen doch ganz gut zusammen. Also hab ich schon mal den alten Lack abgeschabt und die ganze Dame schön eingeölt. Jetzt strahlt sie wie eine junge italienische Signorina am Strand. Nur der Griff passt mir anatomisch noch nicht so ganz. Da werd ich im Zusammenhang mit der "Holländischen Nase" wohl auch gleich einen andern machen.

Mit Foto meiner neuen Eroberung kann ich zu Zeit nicht dienen. Meine Wunschkamera würde das "Schrübli-Gäud-Kässeli", ( Begriff meiner lieben Gemahlin, für wünschenswertes, aber nicht unbedingt notwendiges ! ) über die Massen strapazieren.

Immerhin kann ich Euch die Signorina kurz beschreiben : Von schlankem Wuchs und Statur, 600-71-74, den Mund hat Sie nicht zu weit offen, ca. 1.5 mm, eher weniger. Ein Messer, von 51 mm Breite, mit klassischem Holzkeil, ( also kein Bolzen-Widerlager ) fein eingefügt. Das schön längs gemaserte Kleid, aus beige, Buchsbaum-ähnlichem, gelblich schimmernden Ahorn, ( hat mir ein Schreiner gesagt ) steht Ihr ausgezeichnet. Rundum eine schöne Erscheinung, halt eben, wie man sich's wünscht.

In meiner Ersatzteil-Kiste fand sich auch noch ein überzähliges Doppeleisen, von gleicher Breite und ähnlicher Grösse, das ich gern leicht rund schleifen würde, wie Du es bei Deinem For-Plane gezeigt hast, und im Beitrag über die "Gerundeten Messer", oder so ähnlich, so schön beschreibst. Sieht bei Dir ganz "gägi", ( leicht ) aus. Aber ich bin im Moment schon glücklich, wenn ich auf der Tormek eine gerade und winklige Schneide hinkriege !

Oder ist die Idee von zwei verschiedenen Messern für den selben Hobel ungefähr so, wie eine Vorsatz-Kreissäge auf einer Bohrmaschine ?
Wie denkt Ihr darüber ?

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat Hutmacher

Christof Hartge
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Re: "Holländer-Nase" - oder das Glück des Dummen !

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Beat,
das wird ein schöner Hobel werden, Schweizer Körper und mit holländischer Nase.

Nein im Ernst, alles was du beschreibst klingt nach einem schönen Werkzeug.Erstaunlich finde ich die Tatsache, daß der Korpus aus Ahorn sein soll. Ich dachte unser europäischer Ahorn wäre dafür zu weich. Bist du sicher, daß es nicht vielleicht Weißbuche ist? Die kann auch gelblich werden zeigt aber hin und wieder kleine Spiegel-Flecken, wie bei der Eiche. Aber vielleicht gibt es in der Schweiz auch beondere Ahornqualitäten, die in unserern niedergermanischen Sumpflagen nicht vorkommen.

Natürlich kann man verschiedene Messer für einen Hobel vorsehen. Mich hat es langfristig dann allerdings immer zu einer individuellen Lösung gedrängt .... Von den Maßen her klingt alles so, als sei deine Rauhbank besonders gut zum Fügen geeignet. Überprüfe unbedingt wie es mit der Planheit der Sohle beschaffen ist. Ich nehme dazu immer Winkel und Wasserwaage. Wichtig ist vorallem, daß Bug, Hobelmaul und Heck planparallel stehen.

Viele Grüße, Christof.

Hutmacher Beat
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Re: "Holländer-Nase" - oder das Glück des Dummen !

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Tag Christof,

Freut mich, dass Du Dich so bemühst. Danke.

Eben hab ich Deinen Rat befolgt und die Sohle mit Bleiwaage und hinterstelltem Licht geprüft. Begriffsklärung : Bug ist die Sohlen-Partie vor dem Maul und Heck entsprechend hinter dem Maul ? Seh ich das richtig ? Jedenfalls geh ich jetzt mal davon aus.

Also, über die ganze Länge betrachtet : Im Bug, letztes Drittel vor dem Mund, seh ich schon etwas Licht, bestimmt kein mm, Vielleicht, 6-7 Zehntel ? Hinter dem Maul, also Heckpartie, scheint mir gut zu sein. Bug und Heck für sich allein betrachtet, also bis vor- bzw. hinter- dem Maul gesehen, sind aber praktisch licht-dicht. Die Seiten im Winkel zur Sohle, stimmen teilweise nicht 100%, aber auch nur minimal nicht.

Ich denke, Du könntest/würdest das korrigieren. Für meinen Teil, ich glaube, es ist besser, ich lass es, wie es ist. Vermutlich wären nach meiner Korrektur, die Differenzen nur grösser. Möglich wäre ja auch ein Hobeln auf der Maschine, aber dieser Gedanke gefällt mir in diesem Fall gar nicht. Dann stellte sich ja wieder das Problem mit der zu weiten Mundöffnung, und das halt ich, so wie's ist, für nicht schlecht.

Im Zusammenhang muss ich vielleicht erwähnen, dass der Körper aus einem Stück ist, also keine aufgesetzte Sohle hat. Von daher gesehen, arbeitet das Holz sicher auch mehr, als wie bei einer aufgesetzten Sohle. Somit ist fraglich was eine Korrektur auf Zeit gesehen, bringt.

Zum Holz an sich : Für Weissbuche halt ich das nicht, deswegen hab ich ja einen Schreiner gefragt. Allerdings hat mich die Antwort Ahorn, auch erstaunt, aber ich hatte eh vor, noch andere Schreiner zu fragen. Wiederum, wäre ein Berg-Ahorn, keine Möglichkeit ? Ich frag mal weiter und teile dann das/die Ergebnisse mit.

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat Hutmacher

Edi Kottmair
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Re: "Holländer-Nase" - oder das Glück des Dummen !

Beitrag von Edi Kottmair »


Habe die Ehre,

ich besitze einen Hohlkehlhobel von Lachappelle. Der ist auch aus einem Stück und ganz aus Weißbuche. Den habe ich damals regulär gekauft, als es diese Firma noch gab.

Viele Grüße von
Edi

Christof Hartge
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Re: "Holländer-Nase" - oder das Glück des Dummen !

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Beat,
Bug und Heck sind meine Privat-Begriffe für den Anfang und das Ende eines Hobels, weil ich immer finde, hobeln hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Bewegung, die ein Boot in einer Welle vollzieht.
Also Bug: Anfang der Hobelsohle, vorn
Heck: Ende der Hobelsohle: hinten

Ehrlich gesagt war ich auch etwas voreilig mit meinem Rat nach der Hobelsohle zu schauen. Wer weiß ob das Klima bei dir zu Hause nicht anders ist, als beim bezopften Trödelhändler. Gib der Sohle also noch ein paar Wochen Zeit sich in deiner Werkstatt zu akklimatisieren.

Ganz richtig liegst du auch mit der Aversion gegen die Abrichte. Da geht viel zu viel wertvolles Holz drauf.

So wie es klingt, wird bei dir auch die Ziehklinge als Abrichtinstrument genügen. Natürlich soll die Fläche so eben wie irgendmöglich sein. Aaaber, besonders wichtig sind die äußersten Enden (Bug und Heck) und die kleine Partie unmittelbar vor der Schneide, die sollen zueinander wirklich ohne Lichtdurchfall sein.

Viele Grüße, Christof.

PS: Gibt es in der Schweiz eigentlich öfter mal Hobel von Lachapelle zu sehen?

Hutmacher Beat
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Re: "Holländer-Nase" - oder das Glück des Dummen !

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Tag Edi,

wenn ich mal so sagen darf ? Deine Anrede; "Habe die Ehre" wirkt wohltuend auf das Gemüt, aber in den Niederungen des Emmental's ist man sich solcherart Anreden "ung'gwöhnt". Ich bin also ausserstande Deine Anrede korrekt zu erwidern. Deshalb sag ich's lieber auf die gewohnte Art.

Also Edi, hab Dank für deine Rückmeldung. Wenn ich diese richtig interpretiere, hast Du den Hobel schon länger, und bist wohl auch gut zufrieden damit ? Ist doch beruhigend zu hören, dass man etwas gescheites erstanden hat, auch wenn's mal wirklich zu einem mehr als guten Preis war.

Zum Holz Deines Hobels / meiner Rauhbank : Wie Du aus meinen Beiträgen entnehmen konntest, war ich mir ja auch nicht sicher, ob die Rauhbank wirklich aus Ahorn gemacht ist. Inzwischen habe ich aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass - Lachapelle Schweiz - zu keiner Zeit Hobel aus Ahorn gebaut hat ! Sondern, ( wie in Deinem Fall ) auch von wenigen Ausnahmen mal abgesehen, in Weiss- bzw. Hainbuche ! Überdies hab ich auch erfahren, dass verschiedene Messerfabrikate verwendet wurden. Aber immer, wurde nebst der Hersteller-Angabe auch noch die Kappelle von - Lachapelle Schweiz - auf das Eisen geprägt. Speziell diese Information dürfte für Liebhaber interessant sein ! Müsste also bei Deinem Hobel so sein, da Du diesen noch regulär gekauft hast.

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat



Hutmacher Beat
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Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Re: "Holländer-Nase" - oder das Glück des Dummen !

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Tag Christof,

Deine Erklärung von Bug und Heck ; Hättest Du was anderes gesagt, hätte ich Dich Kiel geholt ! Soweit zur Schiffahrt.

Nun zur Rauhbank ; Deinen Rat die Rauhbank mal mit Winkel und Bleiwaage zu betrachten, find ich trotz, oder gerade mit Deiner Begründung, richtig. In einigen Wochen kann ich dann nämlich sehen, wie weit der Körper der Rauhbank gearbeitet hat !

Übrigens, hab heute mal an einem der alten Hobel, die mir kürzlich geschenkt wurden, mit der "Ziehklinge" versucht, dort abzutragen, wo "Buckel" sind. Muss sagen, mit etwas mehr Übung mit der Ziehklinge müsste ich das auch schaffen. ( Wenn man davon ausgeht, dass meine "Ziehklinge" nur die Vergewaltigung eines Metall-Massstab's ist, der einfach nur zu scharfe Kanten für den gedachten Zweck hat ! ) Also, in ein paar Wochen seh ich wieder danach. Bis dahin hab ich dann auch echte Ziehklingen.

Deine Frage nach der Häufigkeit von Lachapelle-Hobel in der Schweiz, kann ich so nicht beantworten. Habe bis jetzt nicht darauf geachtet. Werd es aber in Zukunft tun. Was meinst Du Christof, ist Lachapelle-Werkzeug grundsätzlich kaufwürdig, oder gibt es Einschränkungen ? Abgesehen von wirklich verbrauchtem oder vergewaltigtem Material !

Noch was : Ich hab gesagt, dass ich das Messer gut finde. Hab dieses nur mal auf der Tormek abgezogen, und mit der Lupe betrachtet. Der letzte Benutzer dieser Rauhbank, war vermutlich noch ein Könner, den Spiegel, ( so nennt Ihr, glaub ich die Rückseite des Messer's, unmittelbar hinter der Schneide ? ) hat er jedenfalls abgezogen, und es sind wirklich nur allerkleinste Scharten zu erkennen. Merke, die Rauhbank lag in der Brockenstube herum, das Eisen nicht zurückgezogen, weit und breit kein Werkzeugschrank. Was hatte ich doch für ein Glück ? Die ersten Späne sprechen dafür !

Jetzt aber doch noch ne Frage : Muss der Keil dermassen in den Körper eingrammt werden, das jedes alte Eisen Klopfscharten und Brauen aufweist. Hab bei den meisten alten Hobel beobachtet, dass das Eisen mehr oder weniger "verklopft" ist. Mein erster Hobel, den ich neu gekauft hab, seit nahezu 20 Jahren im Gebrauch hab, sieht nicht so aus. Und ich hab Ihn sicher auch nicht immer pfleglich behandelt. Mach ich da was falsch ?

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat



Dieter Macher

Re: "Holländer-Nase" - & Ziehklingen aus Masstab

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Beat,hallo an all die Anderen,

Entschuldigt bitte, das ih mich kurz einmische, aber das deine Ziehklinge
"nur" ein abgewandelter Metall-Masstab ist,finde ich zumindest - ist zweitrangig. Was zählt ist, das es funktioniert. der Großteil unserer Musikinstrumentenbauer, insbesondere die Geigenbauer, lehnen gekaufte Ziehklingen kategorisch ab!Diese fertigen sich Ihre Ziehklingen selbst an, zum Teil sogar aus alten, richtig großen Sägeblättern von großen Blockbandsägen.

Gruß Dieter M.

Hutmacher Beat
Beiträge: 425
Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Re: "Holländer-Nase" - & Ziehklingen aus Masstab

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Tag Dieter und alle Andern,

Bei Deinem Beitrag hab ich's jetzt erst bemerkt : Alle Andern, ja, die sind auch noch da. Tut mir leid. Sie habe ich fast ein wenig vergessen.

Nett, Deine Rückmeldung. Ich war über die Leistung des Massstab's auch überrascht, immerhin hab ich auf diese Art, die ganze Rauhbank, inkl. Positiv- und Negativ-Rundungen, vom alten Lack befreit. Anderseits, dachte ich, die lachen mich alle aus, aber verschweigen wollt ich's trotzdem nicht. Nun stelle ich fest; auf so absonderlichen Wegen bin ich ja gar nicht gewandelt. Freut mich zu hören.

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat

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