Holz polieren

[Marco]

Hallo @ll,
ich habe mal wieder eine Laienfrage: Wie bekommt man Holzflächen so glänzend hin als ob es eine Fliese oder ein polierter Mamorboden ist? Habe mal gehört das man es wachst. Mich würde gern der Arbeitsgang interessieren; zum selbermachen.
Danke.

Gruß
Marco

[Dieter Macher]

Hallo Marco,

Ich kann Dir nur über meine Erfahrungen beim sog. " Hartpolieren " bzw. Polieren an der Schwabbelscheibe berichten. Dies ist im Prinzip ein ganz einfacher Vorgang: Zunächst muß die Oberfläche des Werkstückes dementsprechend vorbereitet sein, d.h. fein/feinst geschliffen und eventuell mit Porenfüller vorbehandelt sein - dies ist abhängig von der Holzart.( weichere und grobporigere Hölzer sollten mit Porenfüller behandelt werden. Porenfüller=
eine schnell aushärtende,klarlack-ähnliche Flüssigkeit )
Anschließend wird mit einer weichen Polierscheibe, auch Schwabbelscheibe genannt,das entsprechende Polierwachs aufgetragen. Man hält den Wachsklotz so lange an die rotierende Polierscheibe (z.B. Bohrmaschine im Bohrständer - o.ä. )
bis das Wachs schmilzt und sich die Scheibe mit demselben zusetzt -
" vollsaugt ". dann drückt man die Flächen welche man poliert haben will gegen die rotierende Polierscheibe und führt das Werkstück flächendeckend über die Scheibe - jedoch immer mit der Maserung. ACHTUNG: Werkstück immer gut festhalten - die Holzteile haut´s einen schneller aus der Hand, als man
" Lysergsäuredyäthylamid " sagen kann - es werden richtige Geschosse, die dann durch die Werkstatt pfeifen!
Sind alle Flächen des Werkstücks eingewachst, wechselt man die Schwabbelscheibe gegen eine Polierbürste aus - meist sind dies Sisalbürsten - gibt aber auch da verschiedene. Dann wiederholt man den ersten Arbeitsschritt und poliert die Flächen auf Glanz bzw. Hochglanz - und fertig ist die Laube.
Es gibt zig-verschiedene Schwabbel - und Poierbürsten und Scheiben - ebenso wie es zig-verschiedene Wachse - auch farbige in verschiedenen Härtegrade und Glanzstufen gibt.In einer Nachbarortschaft von meinem Wohnort gibt es eine kleine Firma, welche diese Wachse noch nach alten Rezept herstellt. bei Bedarf kannst Du die Adresse haben. Die Oberflächen kann man von seidenmatt bis Regenglanz bekommen, je nach dem wie man´s haben will.
Polierte Oberflächen sind ( zumindest bei dem Wachs, welches ich verwende) resistent gegen Handfeuchte und lebensmittelecht - d.h. ungiftig.
Wasser - bzw. Trinkalkoholfest ist die Hartpolitur nur bedingt bzw. garnicht.
( wieder abhängig vom Wachs )Richtig große Flächen - so ab DIN A 4 Größe
( ebene Fläche ) lassen sich aber auf diese Art und Weise nicht zufrieden stellend polieren - dazu wären gigantisch große Scheiben nötig, um z.B. ein Schrank-Seitenteil streifenfrei aufzupolieren.Aber z.B. für Schatullen bis zu dieser Größe geht´s mit den kleinen Schwabbelscheiben und Bürsten( meist sind die so im Durchmesser zwischen 8 - 10 cm )bestens.
Dieses Polierverfahren ist jedoch bestens für kleine und mittlere Holzteile geeignet, wie z.B. Drechselware. Um z.B. gedrehte Schalen auch innen zu Polieren
( dies ist mit den einfachen Schwabbelscheiben und Bürsten nicht möglich - man würde die ganze Schale innen total verkratzen ) gibt es sogenannte Innenschwabbeln- mit welchen man gerade bei Schalen aus Holz ein wunderschönes Innen-Finish erzielen kann.
Am Anfang reichen eigentlich eine Flanell-Schwabbelscheibe und eine Sisalpolierbürste - gibt´s im Fachhandel oder googeln.
Soviel zum Hartpolieren von Holz.
Hoffe, geholfen zu haben. Ansonsten befrag´die Anderen Teilnehmer, z.B. wenn´s um sog. Schellackpolituren geht oder ähnliches.

Mit nächtlich-frühen Schichtgruß

Dieter M.

[Marco]

Hallo Dieter,
danke für Deine sehr ausführliche und informative Beschreibung. Das hört sich ja alles vielversprechend an und man (ich) bekomme schon richtig Lust das auszuprobieren.
Ich möchte ein Podest mit ca. 140x90cm Grundfläche polieren welche Scheibengröße empfehlst Du mir dabei, damit die Fläche einheitlich aussieht?
Was ist der Unterschied zwischen Schellackpolitur und Deiner Wachsmethode?

Gruß Marco

[Dieter Macher]

Hallo Marco,
Du willst eine Fläche von 140 x 90 cm polieren......nun wie ich es schon beschrieben habe, ist "mein" Verfahren dafür wohl nicht geeignet, außerdem habe ich noch nie solch große Flächen zu polieren gehabt. Es wäre vielleicht einen Versuch wert, aber dafür bräuchte man wahrscheinlich richtig große Scheiben, deren Anschaffung wohl kaum lohnenswert sein dürfte - wie gesagt: Ich habe mit der geschilderten Verfahrenstechnik bisher nur kleine Flächen /Objekte poliert.
Den Unterscheid zwischen Hartpolieren und Schellackpolieren können Dir Andere wahrscheinlich besser erklären. Ich weiß nur von den Musikinstrumentenbauern:
Eine gute "Schellackpolitur" ist eine Wissenschaft für sich!
Nutze einfach mal die Such-Einrichtung hier im Forum mit dem Begriff
" Schellack" - oder Schellackpolitur ö.ä. - es müßten schon Beiträge über dieses Thema hier sein. Wenn es ein begehbares Podest sein soll ( z.B. Bühnenpodest oder so... ) ist Schellack sowieso ungeeignet - der hält die Belastung nicht aus ( Kratzer von Schuhen usw.)

Gruss Dieter M.