Schlitz und Zapfen bei Zimmermannskonstruktionen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Kataba mit Längsverzahnung *MIT BILD*

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Michel,

welche Sägen waren vor der Ära der Japansägen in der Zimmerei üblich?
Gibt es eine europäische Säge, die du für das Herstellen von Schlitz- und Zapfenverbindungen empfehlen könntest?
Abgesehen natürlich von folgendem "Gerät";-)

Herzliche Grüße

Christian

Michel Siegrist

Re: Gestellsäge *MIT BILD*

Beitrag von Michel Siegrist »


Hallo Christian,

das war so viel ich weis die Gestellsäge mit ensprechendem Blatt (Längs- oder Querschnitt)aber man muss dazu geboren sein um mit diesem Gerät arbeiten zu können.

Für mich ist das Ding zu umständlich (gross und unhandlich)und nach meiner Erfahrung nicht halb so schnell wie die "Japser"

Der Japansägenfan

Michel

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Gestellsäge

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Michel,

eine Gestellsäge wollte ich mir schon mal kaufen, habe aber dann doch Bedenken bekommen, eben weil das Ding - so wie du sagst - sehr klobig und etwas unhandlich aussieht. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass ICH mit einem so schmalen Blatt jemals einen Schnitt im rechten Winkel zusammenbringen soll.
Vielleicht kauf' ich mir mal eine kleine Gestellsäge für Verbindungen im Tischlereibereich.
Der Schwerpunkt einer Gestellsäge liegt relativ hoch (oder irre ich da?), also muss es einen ja "zwangsläufig" verziehen.

Meine Douzuki schätze ich sehr, die ist natürlich für Verbindungen in der Zimmerei viel zu fein. Aber ich habe immer noch Probleme wirklich senkrecht zu sägen, obwohl es mittlerweile manchmal schon klappt. Ich glaube die Art des Griffes (in Verlängerung des Sägeblatts) liegt mir nicht hundertprozentig.
Unter Umständen sollte ich eines Tages ein gute europäische (amerikanische) Rückensäge probieren.
Gibt es hier jemanden, der mit Thomas Flinn, Lie Nielsen & Co Efahrung hat - speziell im Vergleich zu japanischen Feinsägen?

Herzliche Grüße

Christian

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Vetreidigung der Gestellsäge

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Michel,
die Gestellsäge hat in meiner Praxis durchaus bauartbedingte Vorteile aufzuweisen: Das Gestell gibt sowohl horizontal wie vertikal lange optische Verlängerungen her, dies ermöglicht eine sehr präzise Ausrichtung der Säge. Das gespannte Blatt kann nicht schwingen und verzeiht kleinere Führungsungenauigkeiten. Darin ist sie meiner persönlich und gewiß sehr umstrittenen Meinung nach sowohl den japanischen Sägen wie den anglo-amerikanischen Fuchsschwänzen und Rückensägen überlegen.
Probleme: Mit dem hohen Schwerpunkt muß man erstmal klar kommen. Wenn man das Blatt aber leicht anwinkelt liegt die Säge gut in der geschlossenen Hand. Und ist gar nicht mehr so unhandlich. Für Rechtshänder sind Schnitte links vom RRiß schwierig, weil schlecht einsehbar für Linkshänder gilt das Problem umgekehrt.
Auch die japanischen Blätter sind nicht das Optimum, obwohl sie schon eine entsciedene Vernesserung sind. Sie erreichen nicht die Qualität einer durchnittlichen Ryoba. Was ich mir wünschen würde: Gestellsägeblätter in normaler Ryoba-Qualität.

Viele Grüße, Christof.


Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Vetreidigung der Gestellsäge

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Christof,

wofür verwendest du deine Gestellsäge haupsächlich?
Benutzt du sie auch zum Sägen von Verbindungen?
Ich nehme an, du hast die 600er ECE mit Japanblatt.

Liegt nicht gerade in der Tatsache, dass das Blatt sehr schmal ist, auch die Ursache für manche Führungsungenauikeiten, die sich - wiederum aufgrund des schmalen Blatts - eher leicht beseitigen lassen?

Herzliche Grüße

Christian

Eckhard Pohlmann
Beiträge: 163
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Gestellsäge *MIT BILD*

Beitrag von Eckhard Pohlmann »

[In Antwort auf #94728]
Hallo Christian,

ich säge Zinken, Schwalben, Zapfen oder Schlitze fast ausschließlich mit europäischen Rückensägen mit schwerem Messingrücken (aber nur Tischlerarbeiten). Verläufe gibt es damit eigentlich nicht, da das Blatt sehr steif ist und drücken muß man nicht, dass macht das Gewicht des Rückens.

Mit den von dir genannten Firmen habe ich keine Erfahrung, da ich meistens mit „Flohmarktsägen“ arbeite.

Ich habe natürlich auch ein paar „neue“ Japan-Sägen, die ich auch benutze. Dabei kann es aber leicht vorkommen, das der Schnitt hinten etwas verläuft, obwohl ich vorne genau am Riß säge. Den Grund dafür habe ich noch nicht herausgefunden, vielleicht kann ich mit dem Griff nicht richtig umgehen. Der Griff einer Rückensäge oder Gestellsäge ist mir sympathischer.

Das Sägen mit der Gestellsäge erfordert ein wenig Übung, man muß sich das mal von einem Fachmann zeigen lassen. Wenn man aber erst mal den Bogen raus hat ist das schon eine tolle Sache.

Gruß, Eckhard


Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Gestellsäge

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Eckhard,

danke für deine hiflreichen Informationen.
Schärfst du die alten Flohmarktsägen selbst?
Ist das sehr schwierig?
Meine Schnitte verlaufen fast immer nach unten. Bei Zapfen beispielweise habe ich kaum Probleme, dem Riss auf dem Hirnholz zu folgen, aber nach unten (in Längsrichtung) verzieht es mich fast immer. Das passiert mir nicht nur bei Zapfen, sondern auch schon bei Arbeiten mit wesentlich geringerer Schnitttiefe.
Ich hoffe, ich habe halbwegs verständlich erklären können, was mir Schwierigkeiten bereitet.

Übrigens sind auf deiner Homepage eine Menge toller Bilder zu finden. Was ich bis jetzt sehr vermisse ist eine "shop tour". Der Hintergrund, der auf deinen Bildern zu sehen ist, macht sehr neugierig . Für mich gibt es kaum etwas Interessanteres, als eine fremde Werkstatt zu besichtigen, da kann man sich immer eine Menge Anregungen holen.
Eine Werkstatttour von Wolfgang wäre ebenfalls toll.
BITTE die Werkstatt vor dem Fotografieren auf KEINEN FALL aufräumen!!!
(Das ist kein Scherz, eine gebrauchte /unordentliche Werkstatt hat für mich mindestens so viele Reize wie eine perfekt organisierte.)

Herzliche Grüße

Christian

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Verteidigung der Gestellsäge

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #94730]
Hallo Christian,
ich verwende die ECE 600 mit Längs, bzw. Querblatt und die 400er von Dick mit Universalblatt.
Bei mir hat sich die Gestellsäege als unschlagbar im Ablängen herausgestellt. Wenn überhaupt nötig, noch leichte Putzarbeiten am Hirnholz mit dem Primus und das wars.Einen so genauen Schnitt habe ich mit einer 250 er Ryoba nicht hingekriegt.
Für Verbindungen nehme ich bisher lieber die Ryoba. Ehrlich gesagt habe ich mich noch einfach noch nicht getraut umzusteigen. Allerdings ist es so, daß die Ryoba eine saubere Schnittkante hinterläßt. Wie gesagt, die Blätter sind noch nicht so optimal wie man sich das wünschen könnte.
Noch etwas merkwürdiges: Die Dick Säge sieht wunderbar aus. Aber besser in der Hand liegt die ECE. Der Arm der Dick-Säge ist zu schmal für den Handballen, das hat Thomas Jacobi schon mal festgestellt.
Viele Grüße, Christof


Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Das kenn ich doch !

Beitrag von Christof Hartge »


Christian,
ein Tip zum Zapfensägen unter den Bedingungen einer 250 er Ryoba:

Spanne das Holz leicht von dir weggeneigt in der Vorderzange ein. du siehst sowohl den Riß an der Hirnholfläche wie auf der Schmalseite des Brettes. Säge etwa im 45° Winkel bis du etwa 2/3 des Hirnholzrisses und die 1/2 des Risses an der Schmalseite eingesägt hast. Bis jetzt dürfte da nichts verlaufen, sofern du keinen Druck ausübst. Jetzt drehe das Holz herum und säge von der anderen Seite schrägbis du den vollen Hirnholzriß und wiederum den 1/2 Langholzriss eingesägt hast. So arbeitest du dich wechselseitig bis zum Grundriss vor. Erst jetzt sägst du im rechten Winkel sauber bis zum Grund. Ich hoffe, ich habe es verständlich beschrieben. Diese Methode ist selbstgestrickt und funktioniert bei mir.
Viele Grüße, Christof.

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
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Re: Verteidigung der Gestellsäge

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Christof,

danke für die Hinweise!
Putzt du das Hirnholz mittels Stoßlade oder freihändig?

Herzliche Grüße

Christian

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