Werkzeuge schärfen: Ohne gehts nicht!

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
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Werkzeuge schärfen: Ohne gehts nicht!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Das kennen wir: Wenn man einem freundlich interessierten Menschen einen scharfen Hobel in die Habd drückt und damit arbeiten lässt, entsteht spontan Begeisterung. Dass das so leicht und gut geht! Wo kriegt man einen solchen Hobel?
Die Ernüchterung folgt dann, wenn man daruf hinweist, dass Voraussetzug für die Benutzung eines solchen tollen Werkzeuges die Fähigkeit ist, es zu schärfen. Ja dann....
Worauf ich hinauswill: Die eigentliche "Schlüsselkompetenz" für das Bearbeiten von Holz mit Handwerkzeugen ist m. E. das Schärfen. Wir Hand- Holzbearbeiter werden immer eine kleine skurrile Gruppe bleiben, wenn wir es nicht schaffen, diese Fähigkeit (die wir uns mehr oder weniger mühsam erworben haben) an mehr Leute weiterzugeben. Der Erwerb eines guten Hobels oder ordentlichen Stecheisen ist wirklich nicht das Problem, und so sonderlich teuer ist es auch nicht (es muss nicht immer Schmid oder Dick sein- ebay bietet da auch viele Möglichkeiten). Aber dann?
Meine Frage: Gibt es eine ordentliche Anleitung zum Schärfen in Deutsch (ich weiss, in Englisch ist das alles zu haben, aber wir brauchen es in Deutsch!) Oder müsste man darangehen und so etwas verfassen und es (beispielsweise über Dieter Schmid verbreiten? Ich stelle mir ein kleines, anschauliches Heftchen vor, nicht ein dickes Buch mit hohem Anspruch, das nur Schwellenangst erzeugt. Die wenigen, die sich in einem Forum wie diesem verbreiten, brauchen sowas nicht. Aber wenn wir es nicht schaffen, eine breitere Basis zu gewinnen, gibt es in 20 Jahren wirklich nur noch Oberfräsen, Akkuschrauber (ich kann die Dinger nicht leiden) und Elektrohobel. Wäre doch schade, oder?

Friedrich

Udo Galle

Re: Werkzeuge schärfen: Ohne gehts nicht

Beitrag von Udo Galle »


Auf der Homepage von Dieter Schmid gibt es so etwas schon. Nur dem Link: Ron Rocks Schärfnotizen auf der Startseite folgen (http://www.feine-werkzeuge.de/anlei6.htm).
Udo

Oliver Montué

stimme teilweise zu

Beitrag von Oliver Montué »


Hallo Friedrich,

ich stimme Dir teilweise zu. Schärfen ist die Grundvoraussetzung fürs Holzwerken!!! Absolut richtig und eine vernünftige Anleitung ist auch wichtig. ABER lesen alleine ist nicht das Tor zur Weisheit. Radfahren lernt man nicht durch Bücher sondern nur durch Üben. Genauso ist es mit dem Schärfen, dem Hobeln, dem Sägen und allem anderen. Leider ist scharfes Werkzeug immer unwichtiger in unserer Gesellschaft geworden. Seht Euch doch nur mal Küchenmesser an. Die Benutzung von Maschinen fördert diese 'Ignoranz' noch, da man den Unterschied von Stumpf und Scharf weniger spürt. Auch die Jugend wird da ziemlich 'dumm' gehalten. Jungs und Mädels hatten früher ein Taschenmesser oder ein Fahrtenmesser und 'spielten' damit rum bzw. lernten bei den Pfadfindern damit umzugehen. Heutzutage vermeidet man das im Hinblick auf zunehmende Gewalt usw. Selber kann man dagegen nur bedingt angehen. Man kann seinen Kindern frühzeitig den verantwortungsbewussten Umgang mit Werkzeug (Taschenmesser gehört dazu) zeigen. Aber auch ich gebe meiner siebenjährigen Tochter noch kein Messer in die Hand. Welches Alter ist da wohl das richtige?

Selbst unter Holzwerken ist Schärfen noch ein Thema voller Unsicherheit. In Foren wechseln sich die Systeme die gerade IN sind dauernd ab. Das liegt vielleicht daran, daß 'Scharf' ein unscharfer Begriff ist (das war gerade eine sprachliche Meisterleistung :-) ). Es geht halt immer noch ein bischen besser. Man wird wohl mit der Zeit sich immer weiter schrittweise verbessern. Vielleicht muß man einfach auch akzeptieren, daß die eigenen 'Werke' nicht fehlerfrei sind und daß man nach dem Hobeln halt noch mal mit Schleifpapier nacharbeiten muß.

Fazit: gute Anleitungen sind wichtig, aber Üben ist unumgänglich.

Beste Grüße,
Oliver



Christof Hartge
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Re: Werkzeuge schärfen: Ohne gehts nicht

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #93875]
Hallo Freidrich,
Du hast schon recht, Schärfen ist die Schlüsseltechnik. Auch Wolfgang Jordan hat eine gute Schärfanleitung verfaßt: http://www.holzwerken.de/techniken/schaerfen.phtml, die kannst du dir ja mal anschauen. Auch auf diesem Forum gab es schon Diskussionen zu Detailfragen es Schärfens. - Hallo Dieter und Oliver: gibt es eigentlich schon eine Suchfunktion? -

Das beste Medium ist vielleicht dieses Forum: Weil Schärfen sehr viel mit individuellen Bedingungen zu tun hat, etc. wird das Thema trotz einer guten Anleitung immer wieder auftauchen. Beim Schärfen lerne ich nie aus und das wird anderen auch so gehen.
Gottseidank gibt es ja auch einen schnellen Einstieg in das Schärfen, der zu befriedigenden Ergebnissen führt: Eine Schleifführung, Glasplatte und Sandpapier. Um den folgenden Lernprozess, um das Schärfen zur Verfeinern und den persönlichen Gegebenheiten anzupassen kommt dann allerdings niemand herum. Dazu muß man die Lust schon haben. Hier haben Oberfräse&Co ihr stärkstes Verkaufsargument.
Ich bin aber gar nicht skeptisch. Gäbe es dieses Forum, die Läden von Dieter und Dick, wenn es hier nicht einen kleines aber wachsendes Interesse gäbe?

Wie wäre es denn, du machst dich mal ans Schreiben, veröffentlichst das hier und dann sehen wir, wie die Reaktionen so sind.

Vielen Dank für die Anregung, viele Grüße Christof.

Christof Hartge
Beiträge: 1258
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So isses

Beitrag von Christof Hartge »


Stimme dir zu Oliver. So manchmal habe ich schon daran gedacht, ob man große Kinder/Jugendliche nicht für handwerkliche Geschicklichkeit begeistern könnte. Übrigens mein Sohn (2. Klasse) hat ein scharfes Taschenmesser und ich finde das ganz in Ordnung.

Es gibt ja auch Wohltaten des Neanderns: Als einziger Haushalt weit und breit haben wir scharfe Küchenmesser und letztens bei der Kirmes der Freiwilligen Feuerwehr hat zu später Stunde der Pfarrer den Zimmermann beim Nageln (nur mit der Finne) ausgestochen. Der Zimmermeister behauptet nun es habe am Bier gelegen, dass er mehr getrunken habe, wie auch immer, von dem Triumph kann ich noch lange zehren.

Viele Grüße, Christof.


Bernhard Schöner
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Re: Werkzeuge schärfen: Ohne gehts nicht

Beitrag von Bernhard Schöner »

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
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was seid Ihr schnell!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #93875]
Ich bedanke mich für die schnellen Reaktionen zur Frühstückszeit. Die Schärfnotizen von Ron Hock hatte ich schon mal gelesen (Danke für den Hinweis, Udo!) Sie waren mir allerdings beim Schreiben meines Beitrages nicht mehr so ganz geläufig, aber ich stelle mir auch etwas Umfangreicheres vor. Die Anleitung von Wolfgang Jordan, auf die Christof hinweist, kannte ich noch nicht. Wirklich sehr schön, aber eben auch ziemlich knapp, was natürlich auch Vorteile hat.
Natürlich kann und sollte man Niemandem das Üben ersparen, da hat Oliver recht. Wen ich mir allerdings vorstelle, wie ich ohne Anleitung in jungen Jahren auf einem völlig hohlen Ölstein herumgejuckelt habe... Da hätte es schon geholfen, mal nachsehen zu können, wie es denn besser geht. Leider ist es eben so, dass heute auch der freundliche Tischlermeister von nebenan normalerweise nicht mehr als Lehrmeister in diesen Dingen zu gebrauchen ist.
Schärfen ist ja auch ein hochinteressanter (und kreativer!) Prozess, in dem es viele Möglichkeiten gibt, auch Neues zu entdecken. Da denke ich an meinen Versuch mit scary sharp in der Nacht, nachdem ich darüber gelesen hatte (hat mir nicht gefallen) und die Entdeckung der zweiten Fase (microbevel): Seit ich alle Eisen so schärfe, brauche ich bei mindestens gleich guten Ergebnissen nur halb soviel Zeit und der feine Stein wird mich vermutlich überleben, weil er nur noch für Sekunden benutzt wird.
Ich nehme mal Christofs Anregung auf und überlege mir, etwas "eigenes" zusammenzuschreiben, vielleicht auch mit ein paar Fotos, das ist ja heute digital nicht mehr so schwierig.
Wenn Ich etwas habe, stelle ich es hier zur Diskussion, wird natürlich etwas dauern!

Friedrich


Dieter Schmid
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Re: was seid Ihr schnell!

Beitrag von Dieter Schmid »


Ein schönes und dankbares Thema, weil man immer wieder - auch als alter Hase - neues dazulernt. Es gibt in Deutsch in der Tat nichts umfangreiches zum Thema, was jedoch sehr wünschenswert wäre. Man sucht sich im Netz die vielen kleinen Einzelbeiträge zusammen, was sehr hilfreich ist, am Ende aber nicht ganz befriedigt, da jeder etwas anderes schärfen möchte, der eine Hobeleisen, der andere Scheren und Messer und der dritte hat die noch schwierigere Aufgabe, gebogene Bildhauereisen zu schärfen.

Könnte mir durchaus so etwas wie ein Online-Buch vorstellen, das viele Aspekte des Themas gründlich abhandelt, mit Bildern und Skizzen. Man muß ja nicht gleich bei Verlagen betteln gehen. woodworking.de stünde dafür kostenlos zur Verfügung. Was haltet Ihr von so einem Projekt?

Dieter

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: was seid Ihr schnell!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Also, ich halte das mit dem Online- Buch für eine gute Idee, wäre auch bereit, daran mitzuarbeiten und traue mir das zu. Es ist ja in der Tat so, dass jeder seine eigenen Erfahrungen hat, andere Bereiche aber - wenn er ehrlich ist- auch nur vom Hörensagen kennt. Wenn man da unterschiedliche Beiträge im Net bündeln würde, könnte wirklich etwas Gutes dabei herauskommen.

Friedrich

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: was seid Ihr schnell!

Beitrag von Christof Hartge »


Ich hätte da ein Unterkapitel über die Methoden Wassersteine plan zu halten und wie man freihändig Hobel- und Stemmmeisen schärfen kann. Falls du Interesse hast oder das lieber selber schreiben willst, melde dich bitte.
Viele Grüße, Christof.

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