Terrassenbau / Frage zur Statik

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Terrassenbau / Frage zur Statik

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Ihr beiden Streithähne,

der deutsche Statiker rechnet mit x-facher Sicherheit ( muß er auch wg. der Vorschriften, über deren Sinn man bei einfachen Bauten streiten kann) und der Praktiker Pi mal Daumen. Die auch dauerhaft haltbare und sichere Lösung liegt irgendwo dazwischen ...

Wie viel einfacher aus Sicht des Statikers wäre doch eine Lösung aus Punktfundamenten mit aufgehenden Stützen neben den Gebäuden, zumindest an einer Seite. Dann können sich die Balken biegen und die dadurch bedingte Längenänderung zerrt nicht an den am Gebäude verdübelten Tragbalken.

Bleibt dann noch die Dimension der gut 4 m langen Balken. Dazu verweise ich nochmals auf den Info-dienst Holz, in dem zumindest früher dazu Tabellen existierten. Aber vielleicht hat man die statischen Vorschriften erhöht und die gelten heut nicht mehr :-) Aber ich stimme Tobi zu: Die Party mit vielen Gästen darf nicht im Absturz enden!

Gruß
Heinz

Thomas Heller
Beiträge: 683
Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26

Re: Terrassenbau / Frage zur Statik

Beitrag von Thomas Heller »

[In Antwort auf #84321]
Hallo zusammen,

ich möchte mich bei allen ganz herzlich für die Diskussion bedanken.
Das sind jetzt erst mal mehr Informationen, als ich fehlerfrei weitergeben kann. Darum werde ich meinen Freund auf diese Diskussion hinweisen.
Er soll es selbst mitlesen.

Meine Informationen, habe ich lediglich bei einem Telefonat erhalten.
Und ich merke jetzt, sie sind unzureichend.
Welche Materialien bei beiden Gebäuden zugrunde liegen, ist mir noch nicht bekannt.
Das werde ich noch mal erfragen.

Was ich aber weiss:
Die Terrasse liegt etwa 2m über einem Rasenstück, welches leicht abschüssig ist.
Eine Abstützung mit dem Boden war bislang definitiv nicht erwünscht.
Die Terrasse ist etwa 3m tief. Also ca. 4,20 x 3,00m geplant.
Der Standort ist in der Nähe von Altenkirchen und Schneelasten sind durchaus zu berücksichtigen.
Die Verankerung war mit Gewindestangen und durchgebohrt geplant.

Eure Bedenken kann ich verstehen und bin dankbar für die Hinweise.
Wenn ich mehr Informationen bezüglich der Baumaterialien von Garage und Haus, melde ich mich noch mal.

Tobi,
ein einfaches "Abnicken" wollte ich auch gar nicht.
Ich weiss es sehr zu schätzen, das Ihr Euch (und vor allem auch Du als Fachmann) dazu geäußert habt.
Die Warnungen sind durchaus angekommen.

Vielen Dank nochmal!!!
Thomas


Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Terrassenbau / Frage zur Statik

Beitrag von Wolfgang Kueter »

[In Antwort auf #84325]
Hallo,

Vorweg: Ich sage keineswegs, dass dass die Befestigung mit irgendwelchen Dübeln eine tolle Lösung ist.

Ein kurzer Blick in die Bemessungstabellen von Fischer sagt mir, dass dein 14er Dübel mit 12er Schraube in Beton 1,8kN Last aufnehmen kann


Du läßt unerwähnt, dass Last auch durch Reibung vom Balken an der Wand auf dieselbe übertragen wird, denn die Dübel ziehen den Auflagebalken ja fest gegen die Wand. Die Oberflächen von Holz und Wand sind beide rauh, das ist sowas wie eine Scheibenbremse mit der Wand als Bremsscheibe und dem Balken als Bremsklotz. Spann versuchsweise mal 2 Balken mit guten, kräftigen Hebelzwingen bspw. um einen Beton-Kellerwandstein und versuche die Balken zu verschieben, allein durch Reibung hält hält dieses Konstrukt schon eine ganze Menge.

Ich würde nie behaupten, dass die vom OP vorgestellte Idee wirklich gut ist, natürlich sind Stützen auf Punktfundamenten ebenso besser wie eine direkte Auflage der Querträger auf dem Mauerwerk, trotzdem habe ich bei der Idee mit den Auflagebalken irgendwie keine Bange.

Deine Anmerkungen in Sachen Flachstahl im Wohnzimmer, Bauphysik und Fassadendämmung (Vollwärmeschutz) teile ich, wenn die Fassade außen gedämmt ist, muss man das mit dem Auflagebalken natürlich direkt abhaken.

Grüße
Wolfgang

Tobias Werner
Beiträge: 177
Registriert: So 24. Feb 2019, 18:13
Kontaktdaten:

Re: Terrassenbau / Frage zur Statik

Beitrag von Tobias Werner »


Hallo Wolfgang,

Du läßt unerwähnt, dass Last auch durch Reibung vom Balken an der Wand auf dieselbe übertragen wird, denn die Dübel ziehen den Auflagebalken ja fest gegen die Wand.


Ja, und zwar aus gutem Grund ;) Die Reibung darf nur angesetzt werden, wenn das ganze Bauteil überdrückt ist. Bei der Momentenbeanspruchung bildet sich allerdings ein Kräftepaar mit einer Druck- und Zugkomponente, wodurch eine klaffende Fuge entstehen kann. Da Reibung direkt abhängig von der anpressenden Kraft ist, wird die Reibung in diesem Fall nicht zur Bemessung herangezogen, da es aufwändig ist die näherungsweise (Druck)Spannungsverteilung zur Ermittlung des Reibwiderstandes zu berechnen und dies keine Sicherheit bietet, dass die Annahmen auf dem Papier auch der Realität entsprechen. Sieh' die Reibung z.B. als Reserve für Fehler bei der Berechnung oder zum Abdecken von Unzulänglichkeiten in den Bemessungsformeln, die zur einfacheren Handhabung natürlich auch idealisierte Annahmen beinhalten.
Wobei du prinzipiell Recht hast, der Reibbeiwert für Holz/Beton ist tatsächlich ziemlich hoch.

Gruß Tobi

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Terrassenbau / Frage zur Statik

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden,

Die Reibung kann man bei Holz im Freien vergessen.
Das Holz quillt und schrumpft im Jahresverlauf, die Verschraubungen quetschen
sich in das Holz und lockert sich beim Schwinden.
Wenn dann ordentlich gegründete Pfosten unter die Auflagen bildenden
Kanthölzer.

g.H.! J.

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Thomas Kaes
Beiträge: 725
Registriert: So 4. Apr 2021, 14:10

Re: Terrassenbau / Frage zur Statik

Beitrag von Thomas Kaes »


Tobias,
reib dich nicht auf; du wirst Laien sowieso nicht überzeugt bekommen.
Unser Berufsgruppe eilt der Ruf der "ANGSTEISENVERSCHWENDER" vorraus,
und in Zeiten des Internets ist die Beratungsresistenz merklich gestiegen.

Ich halte mich inzwischen einfach komplett zurück,
das schont bei den Besserwissern die eigenen Nerven.

Jeder gibt seinen Senf dazu, aber keiner will die Verantwortung übernehmen...

Gruß Thomas
(Bauingenieur, Schreinergeselle und angelernter Zimmermann)

... mußte einfach mal raus ....

Christoph Meyer
Beiträge: 675
Registriert: Sa 8. Aug 2015, 22:44

Re: Terrassenbau / Frage zur Statik

Beitrag von Christoph Meyer »


Hallo Thomas,

ich melde mich mal zu Wort, den Thread habe ich als stiller Mitleser verfolgt und dabei durchaus leicht verständlich was gelernt.

Zitat Tobis:
"Prinzipiell gilt für Balkone und Terrassen ein Lastansatz (inkl. Sicherheitsbeiwert) von 1,5*4 kN/m² = 6 kN/m² (600kg/m²) und zwar vollflächig. Falls Zweifel am Lastansatz bestehen, kann ich nur sagen, dass solche Bauten nicht für den Normalbetrieb bemessen werden, sondern für die ordentliche Sause, wenn 30 Leute das Geburtstagskind bejubeln und ausgelassen feiern. "

Das klingt für mich sehr einleuchtend und ich zweifel nicht an dem Ansatz - auch wenn ich gar nicht vorhabe so etwas zu bauen.

Will sagen, die vielen Mitleser, 228 Leser haben den Beitrag von Tobias schon gelesen, haben sich gar nicht gemeldet und sehen es womöglich so wie ich. Es gibt nur ein paar die Ihre andere Meinung äußern, du darfst aber deswegen nicht auf alle schließen.

Ich bin froh um fachliche, konstruktive Expertenmeinung die geäußert wird, man nimmt immer was mit. Also weiter so!

Viele Grüße
Christoph



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Thomas Kaes
Beiträge: 725
Registriert: So 4. Apr 2021, 14:10

Re: Terrassenbau / Frage zur Statik

Beitrag von Thomas Kaes »


Christoph

Will sagen, die vielen Mitleser, 228 Leser haben den Beitrag von Tobias schon gelesen, haben sich gar nicht gemeldet und sehen es womöglich so wie ich. Es gibt nur ein paar die Ihre andere Meinung äußern, du darfst aber deswegen nicht auf alle schließen.


Hallo Christoph,
nicht das du meinen Beitrag hier falsch verstehst:
Woódworking ist für mich die positive Seite des Internets, und des darin vorkommenden Meinungs- / Wissenaustausches.
Meine Einschätzung die ich gegenüber meinem Berufkollegen geäußert habe, hat ihren Ursprung eher in anderen Formen / Foren des Wissenaustausches (woodworker etc....).

Gruss
Thomas


Wolfgang L.
Beiträge: 111
Registriert: Mi 14. Mär 2018, 16:15

Re: Terrassenbau / Frage zur Statik

Beitrag von Wolfgang L. »

[In Antwort auf #84310]
Hallo Thomas,

rein aus dem Bauch heraus sind die 12/10 Balken deutlich zu schwach, die biegen sich bei 4,2m Spannweite und 3kN/m (ob die Lastannahme von 6kN/m² Praxisnah ist, steht auf einem anderen Blatt) sicher mehrere Zentimeter, wenn nicht sogar 10cm in der Mitte durch.
Und damit sind wir auch schon beim Thema: Nadelholz hat eine hohe Biegefestigkeit, rein von der Festigkeit her ist da ein Balken schnell mal ausreichend dimensioniert, aber bei wie viel Durchbiegung? Die Terrasse soll sich ja keinesfalls merklich durchbiegen oder schwingen, wenn in der Mitte ein paar Menschen gehen (oder tanzen).

Das sollte man im Hinterkopf behalten, bevor man an "Holzverschwendung" denkt.

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