Kreisfräsvorrichtung für den Frästisch *MIT BILD*

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Mario Zimmermann
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Kreisfräsvorrichtung für den Frästisch *MIT BILD*

Beitrag von Mario Zimmermann »


Vorrichtungen zum Fräsen von Kreisen auf dem Frästisch gibt es im Internet zuhauf, von simpel bis komfortabel.

Da ich in Kürze einige Kreise mit unterschiedlichen Durchmessern fräsen muss, habe ich mich heute bei dem schlechten Wetter mal für ein paar Stunden in die Werkstatt begeben und möchte euch meine Vorrichtung zeigen.

Eine 18mm starke Multiplex-Platte, 24cm breit und so lang, wie der Frästisch tief ist.
Aluschienen 20x5mm werden für die variable Radiuseinstellung verwendet.


Die Öffnung für den Fräser wurde mit einem 30mm Forstnerbohrer erstellt.
Für die Aluschienen wurde oben und unten jeweils eine 20mm breite und 5mm tiefe Nut gefräst. In dieser Nut laufen die Aluschienen spielfrei.


Eine M5x20 Senkkopfschraube wurde im oberen Bereich von ihrem Gewinde befreit. Der verbleibende Zapfen hat eine Stärke von 4mm.
Am Kopf bleiben noch 2-3mm Gewinde stehen.


Der Zapfen dient als Führung für den Mittelpunkt des Werkstücks.


So können jetzt beliebige Radien eingestellt werden.


Für größere Radien wird die Schiene einfach umgedreht.


Ist der gewünschte Radius eingestellt, werden die beiden Schrauben angezogen und die Schiene damit festgeklemmt.


Das Gegenlager auf der Unterseite.


Zur Anwendung:
Die Vorrichtung wird mit 2 Schraubzwingen auf dem Frästisch festgespannt.


Die Schraubzwingen sind versenkt, damit sie bei größeren Werkstücken nicht die Drehbewegung behindern.


Gewünschten Radius einstellen, dabei den Durchmesser des Zapfens berücksichtigen. Anschließend die Schiene mittels der beiden Schrauben fixieren.


Das Werkstück erhält im Mittelpunkt eine 4mm Bohrung…


…und wird damit auf den Zapfen gesteckt.


Jetzt wird gefräst, bei dicken Werkstücken in mehreren Durchgängen.
Dabei natürlich entsprechend vorsichtig sein.


Fertig.


Der gewünschte Durchmesser passt.


Das Ganze gibts wie immer auch auf meiner Seite: http://zisoft.de/holzwerken/werkstatt/kreisfraesvorrichtung-fuer-den-fraestisch.html

Viele Grüße,
Mario

martin

Re: Kreisfräsvorrichtung für den Frästisch

Beitrag von martin »


Hallo mario,

sehr schön ausgeführt, trotzdem zwei Anmerkungen aus eigener Anwendung dazu.
Du verlierst relativ viel Fräserhöhe durch die Konstruktion. Ließe sich durch in die Tischplatte integrierte Nutschiene verbessern (oder längeren Fräser ;-))
Zum zweiten würde ich den Gleiter in zwei Teile aufteilen. Den Teil zur Einstellung des Radius in der Nut fixieren und den Teil mit dem Zentrumsdorn beweglich halten, um an den Fräser fahren zu können.

Gruß
martin

daniel s
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Registriert: Mi 13. Aug 2014, 13:39

Re: Kreisfräsvorrichtung für den Frästisch

Beitrag von daniel s »


Hi Mario,

gefällt mir auch sehr gut, auch die Idee den teil mit Dorn an den Fräser fahren zu lassen ist super. Ich hab gleich gedacht, dass man auch gut noch eine flache Nut für ein Maßband einlassen könnte.

echt feine Ausführung ;)

lieben Gruß
Daniel

Michael Hild

Re: Kreisfräsvorrichtung für den Frästisch

Beitrag von Michael Hild »

[In Antwort auf #82880]
Moin Mario,

interessante Lösung, aber ich habe da ein Verständnisproblem.
Wie tauchst Du den Fräser denn in das Werkstück ein? Du stellst ja den Radius mittels der Schiene ein und fixierst das mit den beiden Schrauben und wie bekommst Du dann das noch übergroße Werkstück auf den Fräser?

Grüße
Michael

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Mario Zimmermann
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Re: Kreisfräsvorrichtung für den Frästisch

Beitrag von Mario Zimmermann »


Hallo Michael,

zu Beginn ist der Fräser ja noch komplett abgesenkt.
Ich stecke das Werkstück auf den Zapfen, schalte die Fräse ein und fahre den Fräser dann über die Frästiefeneinstellung langsam nach oben in das Werkstück.

Bei dicken Werkstücken in mehreren Schriiten.

Das setzt natürlich voraus, dass man die Frästiefe von unten im Frästisch einstellen kann.

Viele Grüße,
Mario


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Mario Zimmermann
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Re: Kreisfräsvorrichtung für den Frästisch

Beitrag von Mario Zimmermann »

[In Antwort auf #82882]
Hallo Martin,

die Frästiefe ist bei mir kein Problem, da ich die Fräse so weit nach oben aus dem Tisch fahren kann, dass die Spannzange übersteht.
Die Dicke der Vorrichtung wird damit problemlos ausgeglichen.

Deine Anmerkung zum Gleiter aus 2 Teilen verstehe ich nicht - ich habe es doch genau so ausgeführt, wie du es vorschlägst?
Das obere Teil mit dem Zentrumsdorn kann in der Nut vor und zurück bewegt werden, und erlaubt damit eine stufenlose Einstellung des Radius.
Fixiert wird dann durch Anziehen der beiden Schrauben.

Viele Grüße,
Mario

martin

Re: Kreisfräsvorrichtung taugt auch für Schleiftel *MIT BILD*

Beitrag von martin »


Hallo Mario,

zunächst eine Anregung für Leute, die keinen Frästisch haben, die Vorrichtung läßt sich auch an einem Schleifteller einsetzen.
Was ich mit der Trennung vom Gleiter meine, beschreibe ich mal mit meiner Arbeitsmethode.
Die runde Scheibe wird zunächst mit der Dekupier- oder Bandsäge grob vorgeschnitten. Üblicherweise wird das nicht perfekt, Abweichungen sollten sich jedoch immer außerhalb der Ideallinie befinden.
Ich setze nun den Teil des Gleiters, der als Anschlag dienen soll, locker in die Schiene und schiebe das Werkstück mit dem Zentrumsgleiter mit seiner minimalen Abweichung an den stehenden Fräser.
Dadurch ergibt sich die Position des Anschlags, der nun arretiert wird. Ich kann nun das Werkstück mit dem Zentrumsgleiter an den laufenden Fräser führen, ohne gleich in die Vollen gehen zu müssen, oder kann mich schrittweise an den passenden Radius annähern.

Mein Frästisch ist gerade anderweitig beschäftigt, deshalb nur ein Bild der Schiene (Die Schraube in der Schiene ist nur die Befestigung im Tisch)

Gruß
martin

edit: da man in den laufenden Fräser eintaucht, sollte man sich entsprechende Sicherheitsmaßnahmen wie z.B. Andruckkamm o.ä überlegen.

Ulrich Leimer
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Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Kreisfräsvorrichtung für den Frästisch

Beitrag von Ulrich Leimer »

[In Antwort auf #82885]
Hallo,

wenn ich das jetzt recht verstanden habe, dann taucht Mario von der Tiefe in das Werkstück. Bei Martin ist der Drehpunkt beweglich bis zu dem Anschlag, der dann
den wirklichen Durchmesser vorgibt. Er kann also beim Eingriff des Fräsers variieren, die Höhe ist bereits voreingestellt.
Hab ich das jetzt richtig wiedergegeben?
Was macht Ihr denn bei Werkstücken, an denen sich aus welchen Gründen auch immer, ein Mittelloch verbietet?

Gruß Uli

Rolf Richard
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Re: Eine Anzahl Fragen

Beitrag von Rolf Richard »


Bei der Vorrichtung - sauber ausgeführt! - stellen sich schon ein paar Fragen:

- Warum wird der Tischanschlag nicht verwendet? So läuft der Fräser ungeschützt, weil es keine Schutzabdeckung gibt. Alles Material der Grundplatte hinter der Fräseröffnung halte ich für überflüssig.

- Fräse von unten zustellen? Dabei kann das Werkstück abgehoben werden. Scheint mir auch mit Risiko verbunden.

Wie gehts anders?
- Entweder mittels Lochschablone und der Handoberfräse, was aber nicht 100% im Durchmesser flexibel ist. (Man muss mit Anlaufringen und Fräserdurchmessern variieren. Dafür gibts keine Bohrung im Werkstück. Beispiel:

Rundes Werkstück herstellen - Schablone gekauft

- oder mit Hilfe eines Fräszirkels. Dabei schneidet man erst mal mit der Handoberfräse eine ringförmige Nut. Danach entfernt man das meiste Material ausserhalb des Rings am besten mit der Bandsäge (Stichsäge geht auch). Da die Innenwand der Nut als Führung für einen Bündigfräser dienen kann, fräst man den Rest entweder mit der Handoberfräse. Genauso gehts dann aber auch auf dem Frästisch. Nach der Methode kann man auch noch ca. 70-75 mm starke Werkstücke bearbeiten, selbst wenn man keinen so langen Fräser hat. Erst die (In meinem Fall) 8mm Nut auf 25mm Tiefe bringen (bevorzugt mittels Spiralfräser), dann kann man mit einem 19mm Bündigfräser mit 50,8 mm Schneidlänge den Rest entfernen. Unter dem Schutz, der am Tischanschlag angebracht ist!

So habe ich schon Rohlinge für meine Frau zum Drechseln hergestellt.

Was macht Ihr denn bei Werkstücken, an denen sich aus welchen Gründen auch immer, ein Mittelloch verbietet?

- Fräszirkel ohne Bohrung: 6 mm Sperrholz mit doppelseitigem Klebeband aufs Werkstück kleben und dort die Bohrung einbringen. Man verliert 6mm Frästiefe, gewinnt ein saubereres Werkstück.

Als Fräszirkel für kleine Kreise ab 20 bis ca. 200mm verwende ich eine Platte von Trend, bei grösseren Kreisen einen selbst gebauten Stangenzirkel. So gehts:

Hangeführte Oberfräse auf der als Zirkel verwendeten Grundplatte


nach ca. 180° Drehung


um den kleine Zapfen dreht sich alles - die Fräse wird auf den Führungsschienen eingestellt

Seitdem ich sowas einige Male genutzt habe weiss ich, dass Oberfräsen mit nicht nach oben abgehenden Sauganschluss ziemliche Fehlkonstruktionen sind. Ein Fräsen des kompletten Kreises in einem Zug ist so gut wie unmöglich. Der Schlauch wickelt im schlimmsten Fall die Maschine ein.

Eine ähnliche Konstruktion wie die gezeigte habe ich auch schon für die Bandsäge gesehen. Dort scheint sie mir angebrachter, weil man ohne Gefahr schneiden und auch dickere Werkstücke bearbeiten kann. Irgendeine Tiefeneinstellung entfällt ganz.

Gruss
Rolf

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Mario Zimmermann
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Re: Eine Anzahl Fragen

Beitrag von Mario Zimmermann »


Hallo Rolf,

danke für deine Anregungen und Fragen.

Warum wird der Tischanschlag nicht verwendet? So läuft der Fräser ungeschützt, weil es keine Schutzabdeckung gibt. Alles Material der Grundplatte hinter der Fräseröffnung halte ich für überflüssig.


Das stimmt nur bedingt. Wenn der Rohling bereits kreisförmig ist, funktioniert das. Nicht aber, wenn ich einen Kreis aus einem quadratischen Stück ausschneiden möchte. Dann stehen beim Drehen des Werkstückes zwangsläufig die Ecken nach hinten über.

Fräse von unten zustellen? Dabei kann das Werkstück abgehoben werden. Scheint mir auch mit Risiko verbunden.


Da gebe ich dir Recht, hat Vor- und Nachteile. Einen Vorteil sehe ich darin, dass man den Fräser bei dicken Werkstücken in kleinen Etappen arbeiten lassen kann. Man muss dann mit dem Werkstück eben mehrere Runden machen.

oder mit Hilfe eines Fräszirkels.


Einen Fräszirkel habe ich auch. Unschlagbar, wenn man in einem Werkstück eine runde Aussparung vornehmen muss (Lautsprecherboxen). Dann ist der anfallende Kreis das Abfallstück, den kann ich dann zuvor mit Schrauben auf der Unterlage befestigen, damit er sich beim finalen Durchgang nicht selbsständig macht.

Wenn ich aber genau diesen Kreis haben möchte und der Abfall ist außen, sieht das anders aus, denn dann kann ich den Kreis nicht mit zsätzlichen Bohrungen/Schrauben fixieren.

Ähnliches gilt für eine Lochschablone: Wenn das Nutzstück der innere Kreis ist, ist die Lochschablone eher ungeeignet.

Der Schlauch wickelt im schlimmsten Fall die Maschine ein.

Mein Fräszirkel hat eine 30mm Bohrung. Dort setze ich die Oberfräse mit einer 30mm Kopierhüle ein. Die Fräse ist damit drehbar auf dem Fräszirkel und muss nicht die Drehung mitmachen, denn das ist wirklich eine Katastrophe, insbesondere, wenn man in mehreren Durchgängen fräsen muss.

Fräszirkel und Vorrichtung für den Frästisch haben für mich beide ihre Daseinsberechtigungen. Mit nur einer Vorrichtung kommt man nicht für alle Anwendungsfälle aus.

Gruß,
Mario

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