Schwalbenschwanzzinken

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Jens
Beiträge: 22
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Re: Schwalbenschwanzzinken

Beitrag von Jens »

[In Antwort auf #71741]
was ist bitte ein Muckaseckele¿

Benedikt
Beiträge: 5
Registriert: Fr 17. Mai 2013, 12:22
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Re: Schwalbenschwanzzinken

Beitrag von Benedikt »


Hallo Götz,

was die Incra-Methode anbelangt, habe ich vor einiger Zeit gelesen, dass Incra selbst ein Excel-Sheet für die Berechnung der Maße verwendet und auch schon einigen Interessenten zur Verfügung gestellt hat. In den folgenden Diskussionen findet man ein paar Hinweise dazu:

http://www.sawmillcreek.org/archive/index.php/t-101544.html?s=b74bfa03943471e7f57d89490df6cc0e
http://www.sawmillcreek.org/showthread.php?99598-Incra-Jig-Dovetailing-Question&highlight=excel

Vielleicht lohnt es sich ja, bei Incra mal per E-Mail nett anzufragen, ob sie das Excel-Sheet herausgeben. Das wäre sicherlich die beste Quelle.

Ich persönlich nutze auch das Incra-System für Schwalbenschwänze und es lassen sich auch ganz gute Ergebnisse erzielen. Dafür muss aber der Frästisch etc. sehr genau eingestellt sein und auch das Zentrieren auf die Holzbreite muss recht exakt sein. Was mich etwas stört, ist dass die Schwalbenschwänze "innen Luft haben", weil sie ja nur mit einem Gratfräser und ohne Nutfräser erstellt werden und deswegen durch die doppelte um 90° versetzte Fräsung der Zinken die Verleimfläche praktisch halbiert wird. Das sieht man nicht, aber nimmt den Incra-Schwalbenschwänzen etwas von ihrem Reiz.

Generell geht es mit Incra jedenfalls am leichtesten, wenn man die Incra-Schablonen und die passenden Fräser (gibt's ja auch bei Feine Werkzeuge) verwendet. Wenn man die Rechenzeit etc. für eine neue Schablone einbezieht, ist ein neuer Fräser auf einmal gar nicht mehr so teuer - auch im Vergleich zum Incra-Fräsanschlag selbst...

Wenn Du was Neues rausfindest, freue ich mich über eine kurze Info. Ich überlege auch regelmäßig, wie man das Incra-System etwas flexibler machen könnte, z.B. für Schwalbenschwanz-Verbindungen in 25mm dickem Holz.

Viele Grüße
Benedikt

pedder

Re: Danke...

Beitrag von pedder »

[In Antwort auf #71744]
Was ich damit bisher gemacht habe, kann sich absolut sehen lassen[/b] (z. B. Altbau-Jalousiekasten neu gebaut: Rahmen, Rahmendeckel mit Füllung und Einreibern passen mm-genau und sind dicht. Tischler dafür wäre wahrscheinlich unbezahlbar).


Hallo Götz,

"kann sich sehen lassen" klingt gut. Sehr gut. Hab ich eigentlich erwähnt, dass Bilder hier sehr gern gesehen werden? ;o)

Liebe Grüße
Pedder

Guido Henn
Beiträge: 768
Registriert: Do 7. Dez 2017, 18:02

Re: Schwalbenschwanzzinken

Beitrag von Guido Henn »

[In Antwort auf #71664]
Hallo Götz,

ich habe zwar bisher nur Fingerzinken mit meinem LS-Positioner gemacht, glaube aber, dass du bei verdeckten Schwalbenschwänzen eigentlich jeden Zinkenfräser einsetzen kannst.

Man muss - und das hast du ja bereits selbst geschrieben - etwas rumrechnen bzw. rumexperimentieren, bis die Passung genau stimmt. Tricks, die das unnötig machen, kenne ich leider auch keine, aber wenn du ein CAD Programm hast, ist es recht einfach mit den Maßen des bestehenden Zinkenfräsers die Rapportweite und die Frästiefe zu ermitteln. Aber das hast du ja im Grunde genommen bereits selbst erkannt.

In folgendem Thread habe ich mal vor Jahren eine Grafik angehängt, die diesen Sachverhalt ein wenig verdeutlichen soll: http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/page/1/md/read/id/51084/sbj/fraeser-fuer-zinkenfraesgeraet-dewalt-6251/

Und hier erfährst, wie die Fräserhöhe die Passgenauigkeit beeinflusst: http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/page/1/md/read/id/51196/sbj/fraeser-fuer-zinkenfraesgeraet-dewalt-6251/

Und in diesem Video siehst du ab Min. 4:30 wie man die halbverdeckten Schwalbenschwanzzinken einfräst: http://www.youtube.com/watch?v=2R8_qa90CQ0

Der nette bärtige Kollege mit dem typischen weißen Holzwerkerhemd macht das natürlich extra so schnell, um zu zeigen wie schnell und einfach das Ganze ist. Das ist es am Anfang natürlich nicht so und man muss schon etwas rumprobieren bis man die richtige Einstellung gefunden hat.

Vielleicht helfen dir diese Infos etwas weiter und du erzählst uns, wie du das Problem schlussendlich gelöst hast.

Schöne Grüße

Guido


reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Schwalbenschwanzzinken

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #71750]
hallo Jens,

...eine schwäbische Maßeinheit für sehr geringe Mengen. Kann sowohl für Längen, Gewichte, Volumen, kurz : immer verwendet werden. Ein Muckaseckele zugeben, bedeutet ein Idee oder einen Tick zugeben.
Für Sprachforscher: eine Mucke ist eine Schnake und ein S... (ohne -le) ist das männliche Geschlechtsorgan.
Hinweis : S... verwendet man nur in ganz bestimmten Fällen und keinesfalls in besserer Gesellschaft.
Das Wort Muckaseckele kann auch von Pfarrerstöchtern ohne Erröten verwandt werden.
gruss
r.

Götz Seehaus
Beiträge: 10
Registriert: Fr 4. Jan 2013, 18:56

Re: Schwalbenschwanzzinken

Beitrag von Götz Seehaus »

[In Antwort auf #71751]
Hallo Benedikt,

von dem Excel-Sheet von Incra habe ich inzwischen auch schon etwas gelesen. Aber ich hatte ja selbst auch schon ein bißchen gezeichnet und gerechnet mit folgendem Ergebnis:
Die entscheidende Größe beim Fräsen mit den Gradfräsern ist der Durchmesser auf der halben eingestellten Frästiefe (Frästiefe = Höhe H über Tischfläche). Sie ist die mittlere Nutbreite, die ich als Nennbreite bezeichnen würde, und ergibt sich mit max. Durchmesser Dmax und Gratwinkel a gemäß

D(H/2) = Dmax - H * tan a

Aufgelöst nach der einzustellenden Frästiefe

H = (Dmax - D(H/2)) / tan a

kann man jetzt zu jeder Nennbreite D(H/2) in ganzen mm (was anderes kann der Incra Jig nicht) mit den Fräserdaten Dmax und Winkel a die nötige Tiefe (Höhe) ausrechnen.
Für meinen Fräser mit 14,3 mm und 14° muß ich für D(H/2) = 11 mm eine H = 13,24 mm einstellen, für D(H/2) = 12 mm reicht H = 9,22 mm.
Damit hat man Rapportweiten von 22 bzw. 24 mm, wenn man Schwalben und Zinken nur 11 bzw. 12 mm (nenn-)breit haben will. Das bedeutet an jeder Template-Position einen einzigen Fräserdurchgang.

Bei meiner Schublade (ca. 20 cm hoch, 19er Bretter) würde das etwas murklig aussehen. Deshalb mache ich jetzt mit H = 13,24, was eine passende Schwalbenschwanzlänge darstellt, nach einem ersten Fräserdurchgang drei weitere mit je 3 mm Zustellung, wodurch die entstandene Lücke eine (Nenn-)Breite von 11 + 9 = 20 mm bekommt.
Wenn die Schwalben jetzt genauso breit sein sollen, ist die Rapportweite 40 mm, aber die Schwalben können auch weniger breit sein.

So etwas mache ich allerdings nicht mal eben so am Frästisch. Dafür mache ich mir in Ruhe einen richtigen Positionierungsplan, den ich dann stur abarbeite.
Das Zentrieren auf die Brettmitte spare ich mir, ich arbeite einfach von oben (Anschlag am Fräser) nach unten (Anschlag max. entfernt vom Fräser). Wenn das Fräsmuster nicht voll symmetrisch auf das Brett paßt, muß ich für die Ecken, die sich spiegelbildlich verhalten (vorn rechts vorn links), den Positionierungsplan auch noch einmal spiegeln. Ich denke das übt sich.

So, ich hoffe, ich konnte dir und anderen interessieren mit meinen längeren Ausführungen ein paar Anregungen geben. Ich habe das ganze heute erst einmal mit Holzresten durchgespielt und bin doch sehr zufrieden mit dem, was man mit etwas Nachdenken aus dem Tool herausholen kann.

Viele Grüße
Götz

Volker, der Handschuhschreiner
Beiträge: 231
Registriert: Di 5. Mär 2013, 14:54

Re: Schwalbenschwanzzinken

Beitrag von Volker, der Handschuhschreiner »

[In Antwort auf #71754]
Hallo Götz,

auch von mir ein herzliches Willkommen -
und auch von mir eine herzliche Einladung, Pedder hatte es schon elegant erwähnt,
doch mal ein paar Bilder einzustellen.

Nachdem schon soviele Beiträge kamen, und ich erstaunt feststellen musste, dass über das "Grundübel" relativ wenig bis nichts kam, möchte ich hier meine geringen Kenntnisse auf diesem Gebiet gerne zur Verfügung stellen.

In den USA und GB (Australien, Neuseeland, Hongkong etc.) woh(t)nen deutlich mehr Leute, als in jedem einzelnen europäischen Land. (Die EU gabs "damals" noch nicht). Also beschlossen die namhaften Hersteller von Fräsern (auch die europäischen und Deutschen!) die Herstellung für den anglo-amerikanischen Markt, das heißt "imperial measurements", oder einfacher im Zoll (genauer: Inch) System. Die Deutschen (Franzosen, Italiener etc.) würden die Dinger dann auch kaufen.

In Deiner Anfrage hast Du angegeben, einen Fräser mit 12,7 mm, zu besitzen. (Somit hast auch Du die Annahme der Hersteller bestätigt). Das ist die korrekte Größe, allerdings wird das Ding als 1/2 Inch gefertigt, was zwar dasselbe ist, aber optisch sieht 1/2 halt einfacher aus, und wie wir gleich sehen werden, kann man damit auch einfacher rechnen. Die andere Größe, die Du erwähnst, sind 6,3mm, was bereits nicht mehr ganz korrekt ist, (kein Vorwurf an Dich, die Händler und teilweise auch die Hersteller hierzulande schreiben das auch meistens falsch), sondern es sind ziemlich sicher 6,35 mm, also 1/4 Inch.

Nun ist das Verhältnis von 6,3 mm zu 12,7 mm ein anderes, als von 1/4 zu 1/2 inch, wie Du selber leidvoll festgestellt hast.
Wenn Du jetzt noch Zubehör in mm Maßen erwirbst und verwendest und das rechnerisch in Bezug mit den inch Fräsern setzen mußt, hast Du eine mathematische Genauigkeitsschwelle (Hundertstel und Tausendstel mm) erreicht, die die Holzwerker beim praktischen Arbeiten nie erreichen und daher in der Regel auch nicht kennen bzw. anwenden.

Meiner unmaßgeblichen Meinung nach ist das das Grundübel. Vermutlich resultieren daher Deine Probleme. Wie Du richtig selbst festgestellt hast, kostet das sehr viel (zu viel?) Zeit und ist fast eine Beschäftigungstherapie.
Als Vorschlag zur Lösung Deines Problems: Vermutlich müsstest Du geistig einen Schritt von Deinem Projekt zurücktreten, und Dir die Frage stellen: wie löse ich das Problem mit möglichst geringem zeitlichen Aufwand, aber maschinell. Vielleicht wirst Du erstaunt sein, wenn sich dann eine Lösung herauskristallisiert, die mit Deiner ursprünglichen nicht mehr viel zu tun hat. Und noch ein Tip: sei nicht traurig, wenn Du Dein neu angeschafftes "gadget" in der einfachsten Lösung nicht verwenden kannst. Diese Erfahrung haben fast alle von uns schon einmal gemacht. Als maschinelle Möglichkeit beschreibe ich Dir kurz, wie ich dran gehe.

Ich selber bin eher ein fauler Typ und daher für einfache Lösungen. Ich habe eine einfache Oberfräse und eine Schablone von Bosch. Da spanne ich die Bretter gleichzeitig ein (der Versatz ist bereits eingestellt) und fahre mit der Oberfräse einmal durch - fertig.

Ich gebe zu, ich habe jetzt die Überlegung weggelassen, die Werkstück Dicke und Frästiefe betreffen. Das kann man rechnerisch sehr einfach lösen (mit Deinen komplizierten Berechnungen nicht zu vergleichen), oder optisch (Bretter einspannen und Oberfräse mit ausgefahrenem Fräser, im Stillstand bei gezogenem Stecker natürlich, so aufsetzen dass der Fräser neben den Brettern runtergeht und bei Bedarf die Frästiefe feiner einstellen).
Überflüssig zu erwähnen, dass ich meistens die "faule" Lösung nehme, also einfach daneben-halten, eventuell Frästiefe anpassen - fertig, los gehts.
Diese Methode kann ich nur empfehlen.

Ich hoffe das macht Dir Mut mit Deinem Projekt fortzufahren.
Wir würden uns freuen, von Deinen Fortschritten zu lesen und auch zu sehen!
Grüße von
Volker, dem Handschuhschreiner.

Götz Seehaus
Beiträge: 10
Registriert: Fr 4. Jan 2013, 18:56

Re: Schwalbenschwanzzinken *MIT BILD*

Beitrag von Götz Seehaus »


Hallo zusammen,

gestern habe ich dann praktisch umgesetzt, was ich in meiner Antwort an Benedikt theoretisch beschrieben hatte.
@Volker: Zu diesem rechnerischen Ansatz bin ich auch nur deshalb gekommen, weil ich eben keinen 12,7 mm (=1/4 Zoll), sondern einen 14,3 mm (=9/16 Zoll) Fräser habe, und dadurch die Anleitung für mich nicht mehr paßte.

Das Ergebnis sieht so aus:




Die Schwalbenschwanzlänge ist 13,2 mm (Nennbreite des 14,3er Fräsers 11 mm), die Breite von Schwalbenschwänzen und Zinken ist gleich: 20 mm.

Mit Positionierungsplan und etwas Übung des Fräsablaufs (war mein erstes Mal mit Incra Jig und "richtigen" Schwalbenschwänzen) ging es recht zügig.
Einmal habe ich einen Ablesefehler gemacht: 2. Zinken von oben links.
Und hinten unten, wo der Boden eingeschoben wird, hätte ich die Ecke stehen lassn können.

Ohne Maschine würde ich jetzt noch werkeln und es sähe nicht annähernd so gut aus.
Natürlich gibt es tolle echte Profi-Tools für diese Aufgabe. Aber da ich so etwas nicht sehr häufig mache, wäre so eine Anschaffung viel zu teuer. Der Reiz besteht gerade darin, das Problem mit diesem low-cost Jig gelöst zu kriegen. Darüber hinaus kann der auch noch an der Bohrmaschine oder auf der Kreissäge eingesetzt werden. Einzige Einschränkung: Nur ganze mm!

VG
Götz

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Schwalbenschwanzzinken

Beitrag von reinhold »


hallo Götz,

wenn das Deine ersten Schwalbenschwänze sind, dann ist das , Maschine hin - Maschine her, eine respektable Leistung.
Dass gelegentlich mal ein Zink nicht passt, kommt auch bei Handarbeit vor und dafür gibt es bewährte Methoden, um den Fehler unsichtbar zu machen.

Wenn ich trotzdem etwas anmerken möchte, dann nicht aus Rechthaberei oder Besserwisserei, sondern weil das Forum auch der fachlichen Weiterbildung dienen sollte.
Deshalb ein kleiner Hinweis, der Dir vielleicht bei der nächsten Schublade helfen kann : die Hinterseite einer Schublade wird niemals mit halb verdeckten Zinken gemacht, sondern immer mit offener Zinkung. Ist einfacher so und man sieht ja normalerweise diese Verbindung nicht, ausser man nimmt die gesamte Schublade aus dem Schrank.
Nur als Hinweis.

viele Grüsse
reinhold

Götz Seehaus
Beiträge: 10
Registriert: Fr 4. Jan 2013, 18:56

Re: Schwalbenschwanzzinken

Beitrag von Götz Seehaus »


Hallo reinhold,

die Hinterseite einer Schublade wird niemals mit halb verdeckten Zinken gemacht


ja, ich weiß.
Ich habe das aus drei Gründen gemacht:
1. Ich wollte die Rückseite als Reserve für die Vorderseite haben. Wenn da was schief gegangen wäre, hätte ich einfach die Vorder- zur Rückseite gemacht.
2. Mehr als die eingestellten 13,2 mm Frästiefe gibt mein Fräser gar nicht her, schon gar nicht die 19 mm Brettstärke. Wenn schon, dann übrigens 17,3 mm Tiefe für Nennbreite 10 mm :-)
3. Die Rückseite auf 13,2 mm runterhobeln wollte ich auch nicht.

VG
Götz


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