Holztüre in sich gewölbt, richtbar?

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
T. Reinisch

Holztüre in sich gewölbt, richtbar?

Beitrag von T. Reinisch »


Hallo,

ich habe hier in meinem Altbau eine Holztüre. Die Tür ist vermutlich etwa 60 oder
70 Jahre alt und vermutlich mit 4 deckenden Lackschichten versehen.
(So viele waren es bei einer anderen, die ich abgeschliffen habe).

Eine Ecke des Türblattes steht besonders weit von der Zarge ab, ich habe einen
Abstand von 11 mm gemessen. Der Rest der Türe liegt für Altbauverhältnisse einwandfrei
an und es ist in der Tat das Türblatt, welches gewölbt ist, die Zarge ist gerade und im Lot.

Nun frage ich mich, ob es einfache Operationen gibt, mit denen „man“ das richten könnte.

Wäre es zum Beispiel eine Idee, so Druck auf das Türblatt auszuüben, dass es „gerade“
an der Zarge anliegt und die fragliche Stelle mittels Dampf o.ä. zu erwärmen?

Oder könnte man ein stabiles, gerades, Leichtmetallprofil aufschrauben und lackieren um
das Blatt so gerade zu drücken? Eine entsprechend stabile Holzleiste wäre vermutlich zu
schwer und würde auf Dauer durch ihr Gewicht die Scharniere überlasten?

Bitte seid großzügig, falls ich falsche Begriffe verwende oder meine Ideen schmerzerregend
absurd sind, ich bin leider leider kein Holzwurm.

Vielen Dank

Timm

Udo N.
Beiträge: 192
Registriert: Do 29. Aug 2013, 15:15

Re: Holztüre in sich gewölbt, richtbar?

Beitrag von Udo N. »


Hallo Timm,

also ich sage mal so aus dem Bauch heraus, dass du eine verzogene Tür nicht wieder "hinbiegen" kannst. Wenn die Tür z. B. oben etwas absteht, könntest du unten im Falz des Rahmen etwas weghobeln, damit die Tür ein Stück weiter in den Rahmen geht und der Spalt oben kleiner wird. Aber verzogen ist verzogen, das passiert nun mal bei Holz.
Vielleicht hat einer der anderen Mitleser ein gute Idee?
Gruß Udo

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1749
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Holztüre in sich gewölbt, richtbar?

Beitrag von Konrad Holzkopp »


guude,

Udo hat leider recht.
eine andere möglichkeit ist es manchmal, das futter schloßseitig nach dem türblatt zu versetzen. in diesen fall warscheinlich eher nicht.
denkanstoß "ausrichtbeschlag", allerdings recht aufwändig im einbau. nachfragen erbeten!

gut holz! justus.

T. Reinisch

Re: Holztüre in sich gewölbt, richtbar?

Beitrag von T. Reinisch »


Hallo,

tja, der Tenor scheint ja wohl ziemlich eindeutig zu sein! Schade.

Im Prinzip bedeutet das wohl den Austausch des Türblattes, denn der Flur, zu dem die Tür abschließt hat
praktisch Außentemperatur. Vielleicht ist dieser große (im Winter) Temperaturuntschied auch der Grund, warum
die Tür sich verzogen hat?

@uwe
zuerst habe ich mich ganz schön erschrocken wegen „im Falz des Rahmen etwas weghobeln“. Aber klar,
„Rahmen“ ist nicht die Zarge, sondern die umlaufende Konstruktion des Türblattes. Wenn ich es ansonsten
eh austauschen muss, kann ich ja mit so einem Hobelversuch wenig zerstören.

@justus
Was sind denn „Ausrichtbeschläge” genau?

Viele Grüße und besten Dank

Timm

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1749
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Holztüre in sich gewölbt, richtbar?

Beitrag von Konrad Holzkopp »


guude,

es soll suchmaschinen geben, bei deren einsatz schreibt sich der andere nicht den wolf.

gut holz! justus.

Andreas K.
Beiträge: 204
Registriert: Do 23. Sep 2021, 05:01

Re: Holztüre in sich gewölbt, richtbar?

Beitrag von Andreas K. »

[In Antwort auf #70504]
Hoi Timm,

Eventuell kannst Du Dir auch mit den Beschlägen helfen, hängt davon ab welche im Einsatz sind.
Wenn die Bänder im Stock eingeschraubt sind, kannst Du durch Drehen pro ganzer Umdrehung einen Gewindegang raus oder rein und dadurch den Winkel des Türblatts zum Stock verändern. Eventuell kannst Du dadurch die Abstände minimieren. Diese Möglichkeit kann eine Wölbung aber nicht ausgleichen. Wenn Du Fitschenbänder hast, fällt diese Möglichkeit aber leider aus.

Und zum Thema Schleifen: Bei vier Lackschichten hast Du einen hohen Schleifmittelverbrauch UND viel recht ungesunden Staub. Warum nimmst Du die Farbe nicht mit Warmluft und einer Spachtel ab? Ist schneller und vermeidet viel Dreck.

Viel Erfolg

Andreas

T. Reinisch

Re: Holztüre in sich gewölbt, richtbar?

Beitrag von T. Reinisch »


Hallo Andreas,

> Eventuell kannst Du Dir auch mit den Beschlägen helfen, hängt davon ab welche im Einsatz sind.

ich fürchte, es sind Fitchenbänder. Von der Rolle geht ein durchgehendes breites Metallband in den Türrahmen, das ist ziemlich eindeutig, fürchte ich.

> Und zum Thema Schleifen: Bei vier Lackschichten hast Du einen hohen Schleifmittelverbrauch UND viel recht ungesunden Staub. Warum nimmst Du die Farbe nicht mit Warmluft > und einer Spachtel ab? Ist schneller und vermeidet viel Dreck.

Ist das nicht irgendwie eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera? Bin zwar kein Holzwurm, aber Chemiker und die Vorstellung so eine Lackschicht
auf hohe Temperatur zu bringen: Da wird es mir ganz anders. Gerade bei den älteren Lacken, wo noch alle möglichen Nebenprodukte in rohen Mengen
enthalten waren.

Das mit der höheren Temperatur ist wohl der Knackpunkt, denn die beiden ältesten Lackschichten reagieren praktisch gar nicht auf vorsichtiges erwärmen, da
kommt man eher in eine Region, die man abbrennen nennen könnte.

Das Schleifen mit angeschlossenem Sauger wiederum (ist schon bisserl her) habe ich gar nicht so fies in Erinnerung. Kann aber auch eine romantische Verklärung sein :-)

Viele Grüße und vielen Dank für die Hinweise

Timm

Andreas K.
Beiträge: 204
Registriert: Do 23. Sep 2021, 05:01

Re: Holztüre in sich gewölbt, richtbar?

Beitrag von Andreas K. »


ich fürchte, es sind Fitchenbänder. Von der Rolle geht ein durchgehendes breites Metallband in den Türrahmen, das ist ziemlich eindeutig, fürchte ich.


Eventuell kannst du di am Stock helfen?

Ist das nicht irgendwie eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera? Bin zwar kein Holzwurm, aber Chemiker und die Vorstellung so eine Lackschicht
auf hohe Temperatur zu bringen: Da wird es mir ganz anders. Gerade bei den älteren Lacken, wo noch alle möglichen Nebenprodukte in rohen Mengen
enthalten waren.


Die Erwärmung sollte nicht bis zum chemischen Zerfall oder dem Abbrand erfolgen, aber das ist auch nicht notwendig. Ein Warmgebläse mit 300 Grad und ein integrierter Schabspachtel erlaubt das rasche Arbeiten auf der Fläche, eine kleiner Spachtel in der anderen Hand befreit das Gerät von festklebendem und nicht abfallendem Dreck effektiv. Cracken ist da kein Problem. Kurz vor Weihnachten haben wir ein Portaltor behandelt, dessen erster Anstrich wohl um 1880 angebracht wurde. Es war schön, auf diese Art und Weise die Kanneluren und Beschnitzungen an der Tür wieder frei zu legen. Dort haben wir mit Warmluft und feinen Stukkaturspachteln gearbeitet. Der Schleifaufwand war danach nur mehr gering.

Viel Erfolg

Andreas

mike20121

Re: Holztüre in sich gewölbt, richtbar?

Beitrag von mike20121 »

[In Antwort auf #70504]
Es gibt 2 Möglichleiten wenn ich dein Problem richtig verstanden habe.

säge auf der Breiteeren seite der Tür mit einer Kleinen Säge ,in der Mitte mit einer Furniersäge ,die Querfriese,an der Leimfuge ,Bandseite so tief ein das du 1/3 den Zapfen durchschneidest,dann richte dir Längsholzkeile
aus Buche oä,Spanne die Böcke so auf das sich die Sägefuge öffnet (mit gefühl ,Verstand ,nun lege die Keile in die Öfnung,entspanne die Tür ,hänge sie ein ,sieh jetz nach ob der Keil zu tief ,oder nicht tief genug sitzt,
berichtige es,wenn du die richtige Position hast ,markiere den Keil in der Tiefe ,hole ihn nochmal raus und leime ihn ein ,

Vorsorglich würde ich die Tür so einstellen das sie 1-2 mm oben Luft hat,vor dem ins schloß fallen.

Die andere Methode ist ein-zwei Gewindestangen auf der ineren seite der tür in einer Nut einzulassen ,Die Türe dann so Aufspannen das sich ein Buckel bildet ,die Bewindestange auf spannung bringen ,und dann probieren
wie die Spannung sein muß ,dünnes stahlseil wäre besser ,aber mann mus sich noch eine Spannmöglichkeit basteln.

nach 1-2 Wochen die Nut durch einleimen einer Leiste zum Loch machen,somit hat mann wieder eine glatte Türinnenseite,aber da die Senkrechten holzfriese Quer durchbrochen wurden ,wird sich die Leiste auch nach überstreichen immer wieder abzeichnen.

MFG Michael

timm Reinisch

Re: Holztüre in sich gewölbt, richtbar?

Beitrag von timm Reinisch »


Hallo Michael,

vielen Dank!

1.
die Variante mit dem Seil / der Gewindestange verstehe ich. Das orientiert sich nahe an diesen Ausrichtbeschlägen. Um die Fuge herzustellen
könnte ich entweder eine Oberfräse verwenden oder, wenn ich nur ein 1,5 mm ø Drahtseil einziehen will, könnte ich ja auch gut eine Tauchsäge mit 2.3 mm breitem Sägeblatt verwenden, oder?

2.
die erste Variante ist mir in Ermangelung terminologischer Sicherheit nicht ganz klar. Ich habe mal eine Zeichnung gemacht, um auf Nummer sicher zu gehen:


Bild 3 und 4 zeigen, wie genau die Türe gewölbt ist. In Bild 1 habe ich markiert, wo ich glaube, dass Du meinst, solle ich sägen. Und Bild 2 schließlich soll einfach
nur zeigen, was ich unter der breiteren Seite der Tür verstehen würde.

Soweit alles richtig?

Wenn ja, dann würde diese Strategie nicht zu meiner speziell gewölbten Türe passen, oder?

Vielen Dank und beste Grüße

Timm


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