Hobeleisen schärfen und der rechte Winkel

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
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Jan-Mark Batke

Hobeleisen schärfen und der rechte Winkel

Beitrag von Jan-Mark Batke »


Liebes Forum,

hier kommt eine einfache Frage zum Thema Schärfen: wie stellt man am besten den rechten Winkel her, den man in Schritt 1 aus Abschnitt 4.1 der Schärfanleitung von Friedrich Kollenrott (http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/schaerf2.html) prüft?

Hintergrund: ich besitze einen alten Falzhobel, dessen Eisen recht schiefwinkelig ist. Das habe ich gemäß o.g. Anleitung festgestellt, und dachte mir so: ...schön rechtwinklig eingespannt in die Schleifführung von Veritas schleife ich das Ding auf einem 120er Wasserstein erstmal wieder richtig hin. Der 30° hat sich auch ergeben, leider legt sich aber wohl des recht schmale Eisen so schief, das die Kante keineswegs 90° aufweist.

Wie könnte man vorgehen: Winkel anlegen, anreißen, stumpf abpfeilen, Phase wiederherstellen?

Gruß

Jan-Mark


Pedder
Beiträge: 5800
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Re: Hobeleisen schärfen und der rechte Winkel

Beitrag von Pedder »


Hallo Jan-Mark,

herzlich Willkommen im Forum!

Die klassischen Handwerkzeuge diskutieren wir eigentlich eher auf dem
Handwerkzeugsforum, aber wo wir schon hier sind:

Die Veritas Schleifführung allein schleift ein Eisen nicht rechtwinklig.
Du musst den Druck auf die Seite verteilen, von der mehr weg muss.
Und zwischendurch prüfen.

Um wesentlich Material von einem Hobeleisen abzunehmen, ist der
Schruppstein schon das richtige und die Feile das falsche Werkzeug.
Hobeleisen sind zu hart, da kommt man mit einer Feile nicht voran.

Liebe Grüße
Pedder

Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
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Re: Hobeleisen schärfen und der rechte Winkel

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Jan-Mark,

falls das Eisen sehr stark aus der Form geraten ist, würde ich erstmal einen elektrischen
Schleifbock bemühen. Und immer wieder das Eisen in Wasser abkühlen, damit es nicht
ausglüht und sich die Materialeigenschaften ändern.

Natürlich geht das auch mit einem Schruppstein. Aber Du willst ja auch schnell fertig
werden und Möbel bauen.

--
Dirk

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Hobeleisen schärfen und der rechte Winkel

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #69971]
hallo Jan-Mark,

in der Praxis macht man das so:
auf der Spiegelseite des Eisens (die glatte Seite) den rechten Winkel anreissen, kann ruhig 1/2 mm von der Schneide weg sein. Profis nehmen blaue Markierfarbe und eine Reissnadel, aber ein feiner Overheadstift-permanent geht auch.
Dann das Eisen auf dem Schleifbock behutsam rechtwinklig zur Spiegelseite auf die Markierung zurückschleifen. Das heisst, das Eisen wird erst mal total stumpf geschliffen! Klingt widersinnig, weil Du ja schärfen willst, hat aber seinen Grund: das dickere Eisen erhitzt sich nicht so schnell beim Schleifen und Du erhältst eine zuverlässige Referenzfläche.
Wenn Du nun von vorne auf das Eisen blickst, siehst Du die angeschliffene Fläche als mehr oder weniger breite und glänzende "Silberfläche". Du stellst dann am Schleifbock die Auflage auf den gewünschten Fasenwinkel ein und schleifst vorsichtig eine neue Fase an. Dabei nicht vorne an der Schneide schleifen, sondern deutlich von der Schneide weg. Der Grund dafür : Du willst verhindern, dass die Schneide überhitzt. Wenn Du neu bist, malst Du die Fasenfläche mit dem Filzstift an, dann siehst Du, wo Du schleifst.
Wenn die Fase so weit geschliffen ist, dass nur noch ein schmaler "Silberstreifen" sichtbar ist, wechselst Du vom Schleifbock auf den Wasserstein und schärfst ganz normal von Hand zu Ende.

Insgesamt geht das sehr schnell, ich habe zum Schreiben sicher länger gebraucht, als Du zum Schleifen.

viel Erfolg!
reinhold



Wolfgang Jordan
Beiträge: 1354
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
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Re: Hobeleisen schärfen und der rechte Winkel

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #69971]
Hallo Jan-Mark,

ich frage mal nach zur Sicherheit: Muss das Eisen wirklich rechtwinklig werden? Wenn es ein Falzhobel mit schräg stehendem Eisen ist, dann darf das Eisen nicht rechtwinklig sein. Und ist es nicht vielleicht ein Simshobel, weil Du schreibst "das recht schmale Eisen"? Auch da kann das Eisen schräg stehen und muss an der Schneide einen entsprechenden Winkel ungleich 90 Grad haben.

Gruß, Wolfgang

badkey

Re: Hobeleisen schärfen und der rechte Winkel *MIT BILD*

Beitrag von badkey »


Hallo Pedder, Dirk, Reinhold und Wolfgang,

vielen Dank für eure Antworten. Es heißt also erstmal stumpf gerade schleifen. Da ich keinen Schleifbock habe, werde ich es mit einer Tellerschleifmaschine versuchen (die ist gerade bestellt, samt Metallschleifpapier), sofern so ein Hobeleisen nicht doch etwas zu hart für so ein Gerät ist.

Die Frage, ob 90° das Richtige sind, könnte vielleicht das Foto vom Eisen klären, das ich mal anhänge (eisen_v1). Man sieht das Eisen von oben, es liegt also auf der Spiegelseite.
Auffällig ist, das die im Bild obere Kante des Eisens eingelegt im Hobel bündig am Rand anliegt (auch wenn sie nicht ganz gerade ist), und die untere Kante ziemlich schief verläuft.


Sicherheitshalber füge ich auch noch ein Bild vom Hobelmaul zu, der Winkel ist an der rechten Seite des Hobels angelegt (also da, wo auch das Eisen bündig anliegt). Die Frage ist also: schiefgeschliffen über die Jahre oder war das so gedacht? Falls nicht, sollte man 90° wiederherstellen?



Schließlich hätte ich noch die Frage, ob es sinnvoll ist, die Auflagefläche für die Spiegelseite _im_ Hobel glatt zu feilen - ganz eben ist sie nicht.

Viele Grüße

Jan-Mark

Rafael
Beiträge: 848
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Hobeleisen schärfen und der rechte Winkel

Beitrag von Rafael »


Hallo Jan-Mark,

wie Wolfgang schon vermutet hat, handelt es sich wohl um einen Simshobel. Das lassen zumindest Deine Bilder vermuten.

Ich kenne die Schleifführung nicht, gehe aber davon aus, dass sie eine etwas längere Anlegekante braucht als der breite Teil des Eisens. Mit dem Krummen Teil am Eisen dürfte man jedenfalls nichts vernünftiges einstellen können.

Deinem Beitrag entnehme ich auch, dass es da vielleicht noch einige grundsätzliche Mißverständnisse gibt.
Kann das sein, dass Du das Eisen grundsätzlich falsch rum in deinem Hobel einlegst? Auf die "Auflagefläche" des Hobels kommt nicht die Spiegelseite, sondern diejenige, welche auf deinem oberen Bild zu sehen ist?
Du schreibst: "Auffällig ist, das die im Bild obere Kante des Eisens eingelegt im Hobel bündig am Rand anliegt (auch wenn sie nicht ganz gerade ist), und die untere Kante ziemlich schief verläuft. "
Nun, wenn das Eisen richtig im Hobel eingelegt ist, dann liegt (bezogen auf Dein Bild) die untere Kante rechts bündig am Hobelkörper. Die linke Kante sieht auf Deinem Foto aber durchaus Parallel und gerade aus. Was etwas Krumm ist, ist der hintere Rest, welcher jedoch für das eingentliche Hobeln nicht zuständig ist, und der soll nicht seitlich irgendwo anliegen.
Dein Eisen ist nun etwas schräg geschliffen, damit lässt sich der Hobel wohl noch so einstellen, dass man ihn mit der rechten Seite anlegt und hobelt. Wenn die Schneide parallel zur Sohle eingestellt ist, dann schaut nur die rechte Ecke unten aus dem Hobelmaul "raus" und bearbeitet das Holz. Die seitliche Kante kann keinen Kontakt zum Holz haben. Würde man dieses Eisen so einstellen, dass die linke Ecke genau in die Falz rein passen soll und die Schneide parallel zur Sohle verläuft, dann würde die linke Kante des Eisens schräg aus dem Hobelkörper heraus schauen (je weiter nach oben, um so weiter raus). So liesse sich auf keinen Fall hobeln.

Auf Deinem unteren Bild sieht man, dass die Kante ziemlich schief ist. Ist das nun der Teil des Hobels, an dem das Eisen aufliegt oder diejenige, welche das Hobelmaul bildet?
Grundsätzlich solltest Du prüfen, ob die Hobelsohle rechtwinklig zu den Hobelseiten ist. Ist das nicht der Fall, dann solltest Du das zuerst sicherstellen.
Wenn die gezeigte Kante die ist, auf der das Eisen aufliegt, dann ist das nicht so schlimm - wichtig ist, dass das eingespannte Eisen ganz unten am Holz aufliegt und es dort keinen Spalt gibt. Wenn die Holzfläche, auf der das Eisen aufliegt, plan ist, dann würde ich da auf keinen fall etwas "rumfummeln", eher das Eisen Bearbeiten, dass es richtig aufliegt.

Was nun die Frage angeht "schiefgeschliffen über die Jahre oder war das so gedacht?": es könnte tatsächlich sein, dass Jemand nur rechts hobelte, keine Lust hatte immer zu 100% 90° zu schleifen und damit auch klar kam. Ich würde zusehen, dass der Hobel rechtwinklig ist und dann auch am Eisen die genauen 90° anschleifen. Prüfe aber auch, ob die Seitenkanten des Eisens wirklich parallel sind, sonst wird das eh´ nichts.

Mit "Seitenkanten" meine ich natürlich die Kanten des breiten Teil des Eisens, der schmale, krumme Teil hinten ist völlig irrelevant.

Gruß, Rafael

badkey

Re: Hobeleisen schärfen und der rechte Winkel

Beitrag von badkey »


Hallo Jan-Mark,

wie Wolfgang schon vermutet hat, handelt es sich wohl um einen Simshobel. Das lassen zumindest Deine Bilder vermuten.

Hallo Rafael,
ja, ein Simshobel. In meiner Ausgangsfrage habe Falzhobel geschrieben, weil ich dachte, das wäre das gleiche.

Ich kenne die Schleifführung nicht, gehe aber davon aus, dass sie eine etwas längere Anlegekante braucht als der breite Teil des Eisens. Mit dem Krummen Teil am Eisen dürfte man jedenfalls nichts vernünftiges einstellen können.

Richtig - dieses krumme Teil (wie soll mans denn nennen, Stengel? Ich nehme das jetzt mal als Bezeichnung.) habe ich auch bei Beschreibung der "krummen Kante" gemeint.

Deinem Beitrag entnehme ich auch, dass es da vielleicht noch einige grundsätzliche Mißverständnisse gibt.
Kann das sein, dass Du das Eisen grundsätzlich falsch rum in deinem Hobel einlegst? Auf die "Auflagefläche" des Hobels kommt nicht die Spiegelseite, sondern diejenige, welche auf deinem oberen Bild zu sehen ist?
Du schreibst: "Auffällig ist, das die im Bild obere Kante des Eisens eingelegt im Hobel bündig am Rand anliegt (auch wenn sie nicht ganz gerade ist), und die untere Kante ziemlich schief verläuft. "

Nun, ich habe eben den Stengel gemeint, nicht die Seiten der Schneide (die habe ich übrigens schon glatt gefeilt, weil alles ziemlich verdreckt/angerostet war.

Nun, wenn das Eisen richtig im Hobel eingelegt ist, dann liegt (bezogen auf Dein Bild) die untere Kante rechts bündig am Hobelkörper. Die linke Kante sieht auf Deinem Foto aber durchaus Parallel und gerade aus. Was etwas Krumm ist, ist der hintere Rest, welcher jedoch für das eingentliche Hobeln nicht zuständig ist, und der soll nicht seitlich irgendwo anliegen.
Dein Eisen ist nun etwas schräg geschliffen, damit lässt sich der Hobel wohl noch so einstellen, dass man ihn mit der rechten Seite anlegt und hobelt. Wenn die Schneide parallel zur Sohle eingestellt ist, dann schaut nur die rechte Ecke unten aus dem Hobelmaul "raus" und bearbeitet das Holz. Die seitliche Kante kann keinen Kontakt zum Holz haben. Würde man dieses Eisen so einstellen, dass die linke Ecke genau in die Falz rein passen soll und die Schneide parallel zur Sohle verläuft, dann würde die linke Kante des Eisens schräg aus dem Hobelkörper heraus schauen (je weiter nach oben, um so weiter raus). So liesse sich auf keinen Fall hobeln.

Auf Deinem unteren Bild sieht man, dass die Kante ziemlich schief ist. Ist das nun der Teil des Hobels, an dem das Eisen aufliegt oder diejenige, welche das Hobelmaul bildet?

Die, wo das Eisen aufliegt. Dadurch ist eben nicht klar, wie das Eisen auszurichten ist. Sind Schneide und Holzkante parallel, liegt wenigstens der "Stengel" bündig an der Seite im Hobel (unter dem Keil zum festklemmen). Rein konstruktiv hätte ich gedacht, der liegt mittig unter dem Keil.

Grundsätzlich solltest Du prüfen, ob die Hobelsohle rechtwinklig zu den Hobelseiten ist. Ist das nicht der Fall, dann solltest Du das zuerst sicherstellen.

Die Sohle habe ich schonmal geplant - die war sogar noch recht gerade.

Wenn die gezeigte Kante die ist, auf der das Eisen aufliegt, dann ist das nicht so schlimm - wichtig ist, dass das eingespannte Eisen ganz unten am Holz aufliegt und es dort keinen Spalt gibt. Wenn die Holzfläche, auf der das Eisen aufliegt, plan ist, dann würde ich da auf keinen fall etwas "rumfummeln", eher das Eisen Bearbeiten, dass es richtig aufliegt.

Ist nicht der Fall - während das Eisen auf der Seite mit der Phase (auf der es liegt), glatt ist.

Was nun die Frage angeht "schiefgeschliffen über die Jahre oder war das so gedacht?": es könnte tatsächlich sein, dass Jemand nur rechts hobelte, keine Lust hatte immer zu 100% 90° zu schleifen und damit auch klar kam. Ich würde zusehen, dass der Hobel rechtwinklig ist und dann auch am Eisen die genauen 90° anschleifen. Prüfe aber auch, ob die Seitenkanten des Eisens wirklich parallel sind, sonst wird das eh´ nichts.

Mit "Seitenkanten" meine ich natürlich die Kanten des breiten Teil des Eisens, der schmale, krumme Teil hinten ist völlig irrelevant.

Gruß, Rafael

Danke - ich hätte mich klarer ausdrücken müssen. Eigentlich hätte ich auch fragen können, ob es üblich ist, so einen Simshobel nur an einer Seite zu verwenden (z.B. der rechten). Und, so wie es aussieht, es der Hobel wohl eigentlich rechtwinklig angelegt.

Viele Grüße

Jan-Mark

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