mehr Brennholz als Nutzholz

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
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Franz Kessler
Beiträge: 2302
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

mehr Brennholz als Nutzholz

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Holzwerker, wir haben ein Grund mehr, neue Projekte aufzulegen, eine Studie besagt, dass die immer größere Nutzung von Holz oder Holzprodukte einen Umfang erreicht, der die Nachhaltigkeit im Forstbetrieb so langsam in Frage stellt.

Dabei bindet Holz zwar CO2, aber nur so lange wie es halt Holz ist, wird es verbrannt, geht das Treibhausgas wieder zurück in die Atmosphäre.

Die Studie besagt, das jetzt erstmalig mehr Holz verbrannt wurde, als als Nutzholz verwendet wurde und wir uns dem Niveau einiger Entwicklungsländer nähern.
Es wurde festgestellt, dass bei erneuerbaren Energien 80% der Wärme aus Holz und Holzprodukte stammen und das es doch Vergeudung wäre, diesen nutzvollen Werkstoff zu verbrennen, die steuerliche Bevorzugung würde den Vorgang noch beschleunigen.

Ideal wäre eine kaskadierte Verwendung, d.h. Holz sollte mehrmals verwendet werden, nun ja, das wird wohl schwer fallen, ich hab mal das Eichenholz unserer alten Kirchentüren wieder verwendet.

Also Kollegen, wir müssen uns sputen.

Gruß Franz



Andreas Winkler
Beiträge: 1138
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: mehr Brennholz als Nutzholz

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Franz,

hast Du evtl. einen Link zu dieser Studie oder kannst Du sagen, wer diese Studie veröffentlicht hat ?

Man muß auch berücksichtigen, daß "Holz" Kohlendioxid nicht nur bei der Verbrennung, sondern auch bei seinem "natürlichen Gang der Dinge" - also dem Verrotten im Wald - freisetzt. Holz, besser Zellulose, kann Kohlendioxid nur solange halten oder speichern, solange es nicht in seine Bestandteile zersetzt wird, egal auf welchem Weg.
Zellulose wird im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen als "klimaneutral" bezeichnet, d.h. sie gibt während der Zerstzung nur soviel CO2 wieder frei, wie sie während ihres Wachstums gebunden hat.
Das ist zwar im Endeffekt bei fossilen Brennstoffen genauso, es liegt aber auf der Hand, daß diese eben um ein vielfaches langsamer nach"wachsen", als Zellulose möglich ist.

Brennholz ist meist weniger Nutzholz im eigentlichen Sinn, sondern Holz, daß kaum zu anderer Verwendung taugt (außer vieleicht zu Spanplatten). Es wird bei uns heutzutage größtenteils als Hackschnitzel verbrannt, da sind auch dünne Zweige usw. dabei.
Die Verwendung von Holz - wieder besser gesagt Zellulose - als Heizmittel im Vergleich zu fossilen Brennstoffen hat den Vorteil, daß die fossilen Resourcen für andere Zwecke gespart werden können. Stichwort Kunstoffe in allen möglichen, teilweise unersetzlichen, Variationen.

Wenn man daran glaubt, daß wir Menschen tatsächlich Einfluß auf den CO2-Ausstoß und seine Folgen für die Welt in und von der wir leben haben, sollte m.M. möglichst viel Zellulose und Holz für alle möglichen Einsatzbereiche verwenden, da diese(s) schließlich immer wieder nachwächst und dabei neues CO2 bindet; inkl. als Brennstoff.
Natürlich darf bei aller Nutzung nicht vergessen werden, ständig für Nachschub zu sorgen !
Sehr einfach und effektiv könnte man CO2 auch sparen, wenn man weniger Fleisch ißt, aber jetzt ist der Beitrag wohl am abschweifen.

Deinem Vorschlag zur mehrfachen Verwendung von Holz gebe ich Dir auf jeden Fall recht, allerdings ist das vorallem in großem Stil eher schwierig als einfach durchzuführen.

Mit dem Holz nicht sparsam sein !

Viele Grüße, Andreas



Franz Kessler
Beiträge: 2302
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: mehr Brennholz als Nutzholz

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Andreas

Ich erhalte seid geraumer Zeit in kurzen Abständen einen sogenannten Bauletter per Mail, es sind immer wieder Berichte zu lesen, die man sonst kaum zu Gesicht bekommt.
Dieser Bericht zum Tage des Waldes ist vom Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. und es kommt ein Institut für Holztechnologie und Holzbiologie aus Hamburg zu Wort.
Das sich auf diesem Gebiet einiges in Bewwegung ist, kann man allein daran erkennen, dass an vielen Stellen unsere Einkaufsmöglichkeiten Öfen in allen Varianten zu sehen sind, parrallel dazu erlebt man, dass allerorten sich Brennholzlieferanten etablieren, deren Vorräte an Holz immer größer werden und es einem als Holzwerker wirklich leid tut, welch schöne Stämme in Eiche oder Buche da durch spezielle Maschinen gejagt werden, der Stundendurchsatz dürfte klar im zweistelligen m3 Bereich sein.

Andreas der Link zu diesem Bericht:
http://www.presseportal.de/pm/79403/1580892/verband_der_deutschen_holzwerkstoffindustrie_e_v

Zugegeben, da melden sich Lobyisten zu Wort, aber trotzdem ist es immer wieder Wert solche Meldungen zu lesen, um seine eigene Meinung nach allen Richtungen hin abzurunden.
So war vor einigen Wochen von einem Überangebot von Windenergie die Rede, die dazu führte, dass die Energiebehörde in Leibzig sich gezwungen sah, den Abnehmern der überschüssigen Energie noch eine nicht unbedeudente Menge Geld dazu drauf zu bezahlen, die Östereicher nahmen den geschenkten Strom plus einem anständigen Zugeld gern entgegen, sie füllten ihre nicht unbedeutenden Pumpwasserspeicher randvoll, um dann bei der nächsten Flaute uns teueren Strom wieder zurück zu verkaufen, soll, so wird vorhergesagt, in Zukunft schon mal öfter vorkommen, moderne Stromnetze die sowas verhindern können, haben wir nicht und Windräder gibt es jeden Tag mehr.
Als ich das zu lesen bekam zweifelte ich doch arg an diesem Bauletter, kurze Zeit später las ich dann diese Fakten in der Zeitschrift "die Welt" und im Spiegel.

Gruß Franz



Dominic Stuermer
Beiträge: 167
Registriert: Do 10. Jan 2013, 17:55

Re: mehr Brennholz als Nutzholz

Beitrag von Dominic Stuermer »


Moin,

Ich sehe die Sache anders. Von der Seite der Waldbauern her hat sich endlich eine gescheite Verwertungsmöglichkeit für minderwertiges Holz aufgetan.
Bis vor ein paar Jahren konnte man Industrieholz und Brucholz nur an Papierwerke und Spanplattenhersteller verkaufen, zu meist entsprechend schlechten Preisen. Jetzt hat sich, wenn man nicht mitten im Wald wohnt, noch der Vertriebsweg als Brennholz oder Pelletrohmaterial aufgetan. Wenn viele einen Rohstoff wollen steigt der Preis. Wer nun natürlich mosert sind die, die bis jetzt das Holz für günstig bekommen haben (Deutsche Holzwerkstoffindustrie??).
Und zu dem Thema gutes Holz als Brennholz:
Unterhalte dich mal mit einem Profi in Sachen Holzeinkauf und Verarbeitung. Das was wir noch als gutes Holz ansehen und u.U. aufschneiden ist für sojemanden nur Brennholz wegen Verfärbungen oder ähnlichen Holzfehlern. Richtig gute Stämme liegen schon preislich in einer anderen Liga. Da könnte man sein Brennholz nicht mehr bezahlen.
Solches Holz kann man nur selbst einschneiden und nutzen, was aber ein anderes Thema ist.
Zu guter Letzt würde ich sogar die Behauptung aufstellen, dass es für den Wald gut ist, wenn kräftig Holz eingeschnitten wird. Natürlich immer unter der Beachtung der Nachhaltigkeit! Dadurch können sich die verbleibenden Bäume besser entwickeln und wenn der Wald licht genug ist kommt auch wieder Naturverjüngung auf, die die nächste Generation Bäume darstellt.

Grüße,
Dominic


Heinz Kremers
Beiträge: 2802
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: mehr Brennholz als Nutzholz

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Dominic,

genauso sehe ich das auch: endlich erhalten die Waldbauern für minderwertiges Holz einen Preis, mit dem sich das Bergen einigermaßen lohnt.

Aber es ist wie im richtigen Leben: Dem een sin Uul is dem Andern sin Nachtigall!

Gruß

Heinz


Matthias Fischer
Beiträge: 128
Registriert: Fr 17. Aug 2018, 16:48

Re: mehr Brennholz als Nutzholz

Beitrag von Matthias Fischer »

[In Antwort auf #57213]
Hallo liebe Holzwerker,

Ein Problem entsteht, wenn mit "Stumpf und Stiel geerntet" wird.
Hier ein Interview zum Thema.

Grüße!
Matthias



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