Furnier goes Vakuum - Erfahrungsaustausch

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Manuel
Beiträge: 166
Registriert: Di 24. Dez 2019, 13:41

Furnier goes Vakuum - Erfahrungsaustausch

Beitrag von Manuel »


Hallo Forums-Gemeinde,

da ich gerade dabei bin, meine Vakuum-Furnierpresse zu bauen, suche ich nach Anregungen und Leuten, die damit schon ihre Erfahrungen gemacht haben.
Material hab ich soweit zusammen bzw. warte noch auf ein paar Pakete. Ich habe mit einem 150 Euro Projekt jetzt erstmal vor, meine Versuche zu wagen, optimieren kann ich ja hinterher immer noch.
Als Pressmembran nehme ich momentan einen nahtlos PE-Schlauch (R-G Composites), den ich auf einer schmalen Seite verschweißen werde. Geschweifte oder runde Formen will ich erstmal nicht furnieren. Mir ist durchaus klar, dass PE nicht sehr dehnfähig ist, wie z.B. PU oder Kautschuk, aber für ebene Flächen denke ich, ist ein 1mm dickes PE allemal ausreichend.

Fittings und Anschlussmaterial (Filter, Messingverschraubungen, Manometer, Kupplungen usw.) stammen aus Amerika, da sie dort "erhältlich" und auch preiswerter (selbst mit USt-Aufschlag) sind, als in Deutschland. Als Pumpe verwende ich einen Dauerläufer, eine Thomas (Industrie-)Doppelkolben-Membranpumpe mit 105 l/min, ein Trockenläufer, der kein Öl benötigt, wie so manche Drehschieberpumpe, die es natürlich auch in der ölfreien Variante gibt, aber sehr teuer sind!

Ich bin gespannt, wie meine ersten Tests ausfallen werden, und werde selbstverständlich darüber berichten.
Noch kann ich mir so ein paar Dinge nicht ganz vorstellen, aber wir werden sehen, welche Ergebnisse ich liefern kann. Vom Furnieren habe ich schon einiges an Erfahrung gesammelt, vor allem mit Druckerzeugung mittels Schraubzwingen. Ich verspreche mir sehr viel von der Vakuum-Variante, da ich dann endlich größere Flächen Furnieren kann, was mit Zwingen ja kaum bzw. gar nicht möglich ist. Da auch deutsche Hersteller solche Pressen für Unsummen anbieten, und entsprechende Beispielvideos bieten, konnte ich mir einiges abkucken!
Aber die wesentlichen Infos habe ich mir auf amerikanischen Websites geholt, da dort die Technik unter Heimwerkern sehr beliebt und auch verbreitet ist.

Vielleicht hat ja der ein oder andere auch schon seine Tests gefahren oder verwendet die Technik bereits mit Erfolg.
Für solche Tipps wäre ich mehr als dankbar; auch ich werde meine Erfahrungen dazu hier ausführlich berichten.

Beste Grüße
Manuel



Martin Essrich
Beiträge: 259
Registriert: Sa 21. Dez 2013, 13:34

Re: Furnier goes Vakuum - Erfahrungsaustausch

Beitrag von Martin Essrich »


Hallo Manuel.
Das ist ja schön, dass es noch weitere Leute gibt, die sich mit dem Bau eienr Vakuum-Presse beschäftigen.

Habe ebenfalls 2 öllose Thomas Vakuumpumpen in der Werkstatt schon stehen (waren so preiswert, da konnte ich mich nicht für eine entscheiden :-) ) und als Vakuumvorratsbehälter habe ich einem Freund einen ca. 12l großen Druck-Ausgleichsbehälter abgeschwatzt (Den Ballon in inneren werde ich einfach durchstoßen, da nicht entfernbar). So ein Unterdruckbehälter läßt sich zwar sehr schön aus PE-Druckrohr herstellen, die Preise insbesondere für die Abschlußdeckel haben mich aber ersteinmal abgeschreckt. Einiges an Zubehörteilen (Druckschalter, 3-Wegeventil etc.) habe ich ebenfalls über die USA besorgt. Die Teile konnte eine Tante von mir auf dem Rückflug aus den USA mitbringen, so bin ich um hohe Frachtkosten herumgekommen.

Ein Stück Folie zum rumspielen habe ich mir aus dem Flugzeugbau besorgt, denn dort wird auch sehr viel mit Vakuumtechnik (zum Laminieren) gearbeitet.

Das ganze Material liegt nun in der eiskalten Werkstatt (altes Gewächshaus ohne Heizung) und wartet auf wärmere Temperaturen.

Eigentlich ist das Projekt aus einer fixen Idee und weil es so interessant klingt, hohe Drücke einfach über ein Vakuum zu erzeugen, entstanden. Eigentlich weiß ich noch garnichts zu furnieren. Aber eine fertige Vakuumstation kann man natürlich auch wunderbar zum Festhalten von zu bearbeitenden Werkstücken nutzen. Also insgesamt ein sehr interessantes Feld rund um die Vakuumtechnik. Ein anderer Freund hat schon gefragt, wann ich meine Pumpstation denn fertig habe, weil er gerne eine neue Dachluke für seinen Oldtimer Wohnwagen laminieren möchte.

Als beste Website rund um die Vakuum- und Furniertechnik würde ich www.veneersupplies.com bezeichnen. Dort hatte ich auch einige Kleinteile für den Aufbau der Pumpstation bestellt und man findet jede Menge Beispiele für den Aufbau einer Pumpstation und einer Vakuumpresse !

Gruß aus Offenbach
Martin



Manuel
Beiträge: 166
Registriert: Di 24. Dez 2019, 13:41

Re: Furnier goes Vakuum - Erfahrungsaustausch

Beitrag von Manuel »


Hallo Martin,

schön, dass sich so schnell noch jemand gefunden hat, den das Thema auch beschäftigt.
Genau die Internetadressen, die du schon genannt hast, benutze ich auch. Hauptsächlich surfe ich auf www.joewoodworker.com rum, das ist ja auch der Inhaber vom genannten Shop.
Die Versandkosten sind phänomenal TEUER, da hast du völlig recht, dafür bekommt man alles aus einem Shop.
So eine Tante hätte ich auch gerne gehabt, die mir das Zeug von USA nach Germany bringt, aber da wollte ich leider keinen damit beknieen, denn Verwandte in USA hätte ich auch ;-)

Wie bist du darauf gekommen, mit einem Reservoir zu arbeiten? Ich benutze eine durchlaufende Pumpen-Konstruktion, aus dem folgenden Grund: Beim Abbinden es Leimes entsteht viel Feuchtigkeit, deswegen war ich eher für die Lösung, durch ständiges Pumpen die feuchte Luft aus dem Vakuum zu befördern. Das verringert die Presszeit, so heben sich die beiden Techniken schon wieder auf. Denn mit der Speicher-Lösung musst du länger pressen (behauptet zumindest so mancher Hersteller solcher Lösungen). Wenn dann hätte ich mir einen Speicherbehälter aus Feuerlöscher-Kesseln gebaut, die halten sowas ja aus und haben die richtige Größe.

Über zwei Pumpen habe ich auch schon nachgedacht, weil wirklich teuer sind die ja nicht und man hätte da die Leistung einer großen bzw. man kann sie auch für das Werkstück-Fixieren sehr schön nehmen.

Zum Furnieren hätte ich einen Haufen, jedesmal damit zum Schreiner zu rennen, dessen abfälligen Blick zu kassieren ("Lass es lieber mir machen, bei mir kostets mehr") war mir nicht so recht. Aber für große Teile kommst du ja da nicht um eine Presse umhin, Furnier - falls es schiefgeht - ist ja alles andere als billig. Da ich so manchen Restposten Furnier noch rumliegen habe, war ich sofort hellauf mit dieser Technik auf Freundschaftskurs.

Bei mir wirds hoffentlich bald Erfahrungen zu berichten geben, ich kann im Inneren Furnieren und bin deshalb nicht von einer wärmeren Außentemperatur abhängig.

Vielleicht können wir beim nächsten Mal ja eine Sammelbestellung aufgeben, die nicht mehr als 150 Euro wert hat, dann halbieren sich die Versandkosten und Zoll fällt ja bis zu dem Betrag noch nicht an.

Gruß
Manuel



Martin Essrich
Beiträge: 259
Registriert: Sa 21. Dez 2013, 13:34

Re: Furnier goes Vakuum - Erfahrungsaustausch

Beitrag von Martin Essrich »


Hallo Manuel.
Die Idee ein Reservoir zu benutzen ist ebenfalls aus den Webseiten von joewoodworker.com entnommen. Dort gibt es sogar ein Beispiel, wie man eine Pumpe komplett mit Reservoir in einem Systainer unterbringt. Die Seite strotzt ja geradezu vor Beispielen. Und alle arbeiten mit Reservoir.
Die Pumpe läuft nur noch, wenn ein bestimmter Unterdruckpegel überschritten wird. Das sorgt für mehr Ruhe in der Werkstatt und der Unterdruck ist sofort und in der gewünschten Höhe vorhanden. Wenn der Druck über den Dauerläufer nämlich zu hoch wird, dann schlägt der Leim ggf. durch das Furnier und dann hast du ein Problem. Das Reservoir wird deshalb auch zusammen mit einem 3-Wegeventil und kleinem Zusatzbehälter verbaut, um eine Druckentlastung für den Wiederanlauf der Pumpe zu gewährleisten, sonst ist nämlich nicht in jedem Fall garantiert, daß Deine Pumpe wieder anläuft und schont auf jeden Fall den Motor. Für diejenigen, die für die Erzeugung von Unterdruck eine Venturidüse zusammen mit einem Kompressor nutzen aber auch für Drehschieberpumpen (die werden sonst zu heiß) ist es wohl sowieso ein Muß. Was den Behälter angeht, so habe ich genommen, was nix gekostet hat. Aber wie bereits angedeutet, der Bau erfolgt z.Z. zumindest mehr aus Interesse an der Vakuumtechnik als aufgrund bereits tatsächlich vorhandener Notwendigkeit.

Vor ein paar Wochen habe ich mir ein 2 cm dickes Schneidbrett (ich glaube Polyethylen) testweise im Internet sehr preisgünstig gekauft, um zu prüfen, ob man daraus nicht günstig verzugsfreie Anschlagbacken für den Fräßtisch bauen kann. Leider ist das Brett selbst nicht völlig plan, aber es wird sich natürlich wunderbar zu Ansaugflächen für Werkstückhalterungen verarbeiten lassen. So habe ich auch dafür nun schon wieder eine Verwendung. Das Kind im Mann braucht eben immer was zu basteln :-)

Gruß aus Offenbach

Martin



garfilius
Beiträge: 107
Registriert: Mo 22. Dez 2014, 13:03

Re: Furnier goes Vakuum - Erfahrungsaustausch

Beitrag von garfilius »


Die Zubehörteile sind doch bestimmt Standard-Maschinenbauteile. Gibts die wirklich nur in den USA zu kaufen?

Gruß
Gero



Martin Essrich
Beiträge: 259
Registriert: Sa 21. Dez 2013, 13:34

Re: Furnier goes Vakuum - Erfahrungsaustausch

Beitrag von Martin Essrich »


Hallo Gero.
Vieles bekommst Du auch hier. Aber Du mußt lange suchen, bist Du alles zusammen hast. Ich habe ja zum Glück meine Tante, die mehrmals im Jahr in den USA verweilt und so konnte ich den Grundbausatz dort kaufen und hatte keine so hohen Frachtkosten.

Gruß
Martin



hidayat brata

Re: Furnier goes Vakuum - Erfahrungsaustausch

Beitrag von hidayat brata »

[In Antwort auf #56245]
Hallo,ich bin hidayat brata komme aus indonesien.kann jemand vielleicht von Ihnen,so behilflich zu sein,bilder von selbstgebaute Furnierpresse mir zu informieren/zuschicken.
ich bin auch daran intresiert ein selbstgebaute Furnierpresse aufstellen.
Vielen dank auf Ihrer Auskunft.
mit besten Gruess.Hidayat


Manuel
Beiträge: 166
Registriert: Di 24. Dez 2019, 13:41

Re: Furnier goes Vakuum - Erfahrungsaustausch

Beitrag von Manuel »


Hallo Hidayat,

Bilder habe ich leider noch nicht, ich denke Martin ebenso nicht, weil wir beide erst am Aufbauen unserer Furnierpresse sind.
Schaue dich einmal bei folgenden Websites um:
www.joewoodworker.com
www.veneersupplies.com
www.columbus-tech.com (Produkt: Vacuflex und Vacustar)
www.weiblen.de (Vacupress)

Erstere Website bietet viel Material und Wissen zum Selbstbau einer solchen Presse.
Viel Erfolg

Manuel


Hans
Beiträge: 156
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Furnier goes Vakuum - Erfahrungsaustausch

Beitrag von Hans »

[In Antwort auf #56244]
Hallo.
Bezüglich Feuchtigkeitsabfuhr: Kann das wirklich klappen, daß diese übers Vakuum abgeführt wird? Dazu müsste es ja einen Luftaustausch geben, wozu wiederum zwischen Folie und Holz Luft durchstreichen können müsste - aber die liegt doch zum Zwecke des Anpressens dicht auf? Oder?
Grübel :-)
Ausm Flugzeugbau kenn ichs noch, daß zwischen Presse und Pumpe ein Behälter hängt, der das überschüssige Kunstharz, das mit dem Vakuum mitgesaugt wird, auffangen kann. Sonst verklebts die Pumpe und futsch is :-) - kann vermutlich hier auch nicht schaden...
Happy Werkel,
Hans


Manuel
Beiträge: 166
Registriert: Di 24. Dez 2019, 13:41

Re: Furnier goes Vakuum - Erfahrungsaustausch

Beitrag von Manuel »


Hallo Hans,

nicht ganz!
Wenn im Vakuum die Luftmoleküle fehlen, dann kann sich das Wasser besser im Raum verteilen. Durch das Vakuum sinkt der Siedepunkt und der Dampfdruck, weshalb Wasser schneller verdunsten kann, v.a. bei Raumtemperatur. Dazu benötigt es keine Luftmoleküle. Ganz falsch ist das nicht, dass der Luftdruck von Außen auf die Wassermoleküle drückt, aber dadurch haben sie umso mehr das Bestreben aus dem Vakuum zu entweichen, da der Ausbreitungsraum sehr gering ist. Denn da kein Luftraum mehr zum Ausbreiten ist, wird das Vakuum irgendwann so mit Luftmolekülen gesättigt sein, dass die Pumpe den Überschuss absaugen kann. Die Pumpe saugt also die umherschwirrenden Wassermoleküle ab, sobald der Sättigungspunkt des Vakuums an Wasserdampf erreicht ist.

Das mit der Harfalle ist gar nicht so falsch, allerdings ist das Furnier nicht sehr schön, wenn man durch es hindurch den Leim heraussaugt, da käme es zum Leimdurchschlag. Deswegen saugt die Pumpe mit dem Anschluss nie direkt über Furnier, sondern "um es herum".
Sollte dennoch irgendwie Leim angesaugt werden, dann würde es im Filter vor der Pumpe landen :-)

Grüße
Manuel


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