Dübel oder Schlitz/Zapf bei Hobelbankuntergestell?

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Manuel
Beiträge: 166
Registriert: Di 24. Dez 2019, 13:41

Dübel oder Schlitz/Zapf bei Hobelbankuntergestell?

Beitrag von Manuel »


Hallo Forumsgemeinde,

ich bin mit meiner Hobelbank aus Buchenholz schon ziemlich weit gekommen. Wenn Sie fertig ist, dann werde ich ein paar Bilder einstellen.
Die Maße der Hobelbank sind 2000x650mm Länge mal Breite. Höhe ca. 89,5cm, Blattenstärke 65mm, Vorderblatt bzw. Bankhakenleiste ist 150mm stark, an den Zangen habe ich 180mm Stärke. Die Beilade hat geplante 155mm Breite und 65mm Tiefe.

Bis jetzt hab ich für alle Probleme immer eine passende Lösung meines Geschmacks gefunden.
Leider kann ich mich nicht wirklich entscheiden, ob ich das Untergestell der Hobelbank mittels Dübel (Buchendübel 20mm) oder mit Schlitz-Zapf-Verbindungen austatte.

Was denkt ihr ist die haltbarere Verbindung? Dübel hätten den entscheidenden Vorteil, dass ich mit Schablonen arbeiten kann und wohl weniger Zeit dafür notwendig ist.
Aber SZ-Verbindungen würden mir schon gefallen. Eine LL-Bohrmaschine hab ich nicht, nur eine Oberfräse von Festool und eine Tischfräse mit vielen Fräsern.

Um Rat und Schlag wäre ich sehr dankbar.
Gruß
Manuel



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Dübel oder Schlitz/Zapf bei Hobelbankuntergest

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Manuel,

Es geht nicht um Haltbarkeit sondern um Steifigkeit. Ganz sicher würde eine Verbindung mit 20er Dübeln alle Beanspruchungen an einer Hobelbank überstehen. Aber eine Schlitz- Zapfen- Verbindung ist starrer. Und da Du von Geschmack sprichst: Besser aussehen tut sie natürlich auch:

http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/read/48526
(ist keine Hobelbank, aber ähnlich)

Falls Du aber dübelst, kannst Du die Steifigkeit der Verbindung verbessern indem Du mehrere Dübel nicht in Reihe, sondern im Rahmen der Holzdicke seitlich zueinander versetzt anordnest.

Zur Herstellung einer Dübelverbindung brauchst Du sicher keinen Hinweis. Und eine Schlitz- Zapfen- Verbindung? Ich würds von Hand machen, aber mit Maschine geht das natürlich auch wenns sein muss.

Friedrich



Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
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Re: Dübel oder Schlitz/Zapf bei Hobelbankuntergest

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Manuel!

Meine Antwort sollte eigentlich sein: Weder noch! Mit dem Hinweis auf die Transportfähigkeit und daher evtl. nötiger Zerlegbarkeit. Aber dann habe ich gesehen, dass Deine Bank relativ schmal ist, also auch so durch Türen passt, falls sie mal woanders hin müsste.

Wichtig scheint mir zu sein, dass die Bank gewichtsmässig transportierbar bleibt (Platte und Gestellt getrennt)und dass das Gestell bei Bedarf nachgespannt werden kann.

Bei meiner Bank sind die Böcke in einer Art "Schlitz und Zapfen" verleimt, die Längsstreben allerdings mit den Böcken verschraubt. Das hat sich bewährt. Nachspannen musste ich bisher einmal.

Gruss

Rolf


Manuel
Beiträge: 166
Registriert: Di 24. Dez 2019, 13:41

Re: Dübel oder Schlitz/Zapf bei Hobelbankuntergest

Beitrag von Manuel »


Hallo Rolf und Friedrich,

vielen Dank schon mal für euere Anregungen.
Das mit der Zerlegbarkeit ist ein gutes Argument für eine eventuelle Schraubenverbindungen der Schwingen mit den Böcken.
Ich werd mal darüber nachdenken, wobei ich eigentlich nicht vorhabe, die Bank weit zu transportieren und die Türen aus dem Raum sind doppelflügelig, bei 200cm Breite :-) Aber ein interessanter und überlegenswerter Hinweis.
Ich werds wohl mit SZ-Verbindungen versuchen. Da hab ich schon etwas Erfahrung mit Eckverbindungen an der Tischfräse gesammelt, allerdings noch nicht mit einem Langloch als Schlitz, wenn der Schlitz nicht an einem Ende des Balkens ist.

Meint ihr, es ist notwendig mit Kopierringen und Schablone die Schlitze zu fräsen (da hab ich noch keine) oder bekomm ich das auch mit dem Parallelanschlag gut hin? Eine Führungsschiene hätte ich auch.

Merci und Gruß
Manuel


Andreas Winkler
Beiträge: 1138
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Dübel oder Schlitz/Zapf bei Hobelbankuntergest

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Manuel,

mir erscheint es sehr wichtig, daß die Verbindung der Schwingen und der "Böcke" nachspannbar ist.
Dabei ist es m.E. weniger von Belang, ob Du die Verbindung der Schwingen nun düblest oder zapfst.
Wenn Du eine Langlochbohrmaschine hast, würde ich der Einfachheit halber dübeln. Wenn nicht wäre - wie Friedrich schon geschrieben hat - Schlitz (oder Zapfenloch) und Zapfen eine interessante Handarbeit.

Man bekommt Zapfenlöcher problemlos nach Anriß und Parallelanschlag einwandfrei hin, nur muß man dabei etwas aufpassen. Einfacher geht´s natürlich mit Schablone (wenn diese erst mal paßt und fertiggestellt ist). Allerdings stellt sich die Frage, ob sich der Aufwand, eine Schablone zu bauen im Vergleich zur Anzahl der benötigten Zapfenlöcher lohnt bzw. Dir dies die Zeit wert ist.

Gruß, Andreas



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Dübel oder Schlitz/Zapf bei Hobelbankuntergest *MIT BILD*

Beitrag von Dietrich »


Hallo Manuel,

das schwerste nicht zerlegbare Einzelteil der Hobelbank ist die Platte, erfahrungsgemäß vereinigt sie rund 2/3 der Gesamtmasse in sich. Von daher ist ein Hobelbank-Untergestell immer rel. leicht zu transportieren.
Ich selbst habe damals Schlitz und Zapfen Verbindungen in verleimter Ausführung gewählt, wo nichts zu lösen ist kann sich nichts lösen:-)

Gruß Dietrich

PS: Die Langlöcher hatte ich mit der LaLo gemacht, evtl. tuts hier auch eine Treffenbau-OF, normale Oberfräsen kommen nicht tief genug ins Holz, bzw. Fräser zu kurz.



Manuel
Beiträge: 166
Registriert: Di 24. Dez 2019, 13:41

Re: Dübel oder Schlitz/Zapf bei Hobelbankuntergest

Beitrag von Manuel »


Hmm, ok, dann werdens die Schlitz-Zapfen-Verbindungen, ich folge meiner inneren und vor allem euerer Stimme :-)
Mal schauen, ich sollte wirklich mal wieder meine Stemmeisen zu Ehren kommen lassen, zumindest kann ich ja bis zu einer bestimmten Tiefe fräsen und dann weiterstemmen, das dürfte gehen.
Den Zapfen kann ich ja prima an der Tischfräse fertigen.

Vielen Dank
Gruß
Manuel


Thomas Hansen
Beiträge: 105
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Dübel oder Schlitz/Zapf bei Hobelbankuntergest

Beitrag von Thomas Hansen »


Hallo Manuel,

vielleicht denkst du noch über die Variante Schlitz/Zapfen mit Holznagel nach. Eher so nach der Methode der Zimmerleute. Das wurde für eine Hobelbank in "the workbench book" von Scott Landis beschrieben (Roubo Bench). Das entscheidende bei der Verbindung ist, dass du Schlitz und Zapfen passend anfertigst, aber die Löcher für die Holznägel in der Art leicht versetzt zueinander gebohrt sind, dass der Holznagel die Verbindung zusammenzieht.

Ich habe das bei der Zwischenebene in meinem Dachgeschossausbau mit knochentrockenem Weichholz gemacht und vermute, dass bei geringerem Versatz das ganze ich Hartholz noch besser funktionieren dürfte. Es gibt bestimmt Erfahrungswerte, die ich aber nicht kenne. ich habe etwa 2 mm Versatz auf 10er Buchenholzdübel genommen, was zuviel war. Die Verbindung ist zwar bombenfest, aber ein winzigkleiner Riss ist entstanden. Bei mir stört das nicht, im Gegensatz zu einer Hobelbank.

Dieser Verbindung ist scheinbar dauerhaft und lösbar, wie der Autor beschreibt. Obwohl eigentlich nicht so geplant, hat der Erbauer (Rob Tarule) die Bank mehrfach bei Umzügen auseinander gebaut.

Gruß
Thomas


Andreas N.
Beiträge: 652
Registriert: Do 20. Feb 2014, 19:13

Re: Dübel oder Schlitz/Zapf bei Hobelbankuntergest

Beitrag von Andreas N. »


Meine antike Bank hat auch eine Zapfen verbindung.
Der Zapfen an der Schwinge ist am äußeren Ende so hoch wie diese. Zur Schulter wird er nidriger (schmaler in der Höhe). Es ist sozusagen ein Keil an der Unterkante herausgeschnitten. Die Unterkante des Schlitzes ist im passendem Winkel nach außen größer gearbeitet. Die Oberkante ist auch, in einem flachen Winkel, nach oben, außen, weiter als für den Zapfen notwendig. Der Schlitz ist also etwas höher als die Schwinge. Wenn man den Zapfen hineinsteckt und herunter drückt entsteht über dem Zapfen eine Öffnung. Was dort fehlt wird mit einem Keil, der von außen eingeschlagen wird, verschlossen. Innen ist der Keil noch etwa 1 1/2 cm hoch damit man ihn wieder heraus bekommt. Das Untergestell hat dadurch anscheinend den Vorteil das die Teile, auch bei Aufstellung bei anderer Feuchte, gut und sicher passen und einfach nach gespannt weden können ohne dabei eine Längenänderung zwischen den Pfosten zu verursachen. Auch ist die Genauigkeit in der Höhe nicht soo wichtig.



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