Werkstatt - Strom und Absicherung

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Marcus Stiegler
Beiträge: 40
Registriert: So 5. Jan 2014, 13:18

Werkstatt - Strom und Absicherung

Beitrag von Marcus Stiegler »


Hallo Leute,
ich richte mir gerade eine Werkstatt ein. Als ich letztens meine Tischkreissäge (Metabo TK1256) an die Absaugung (Festool CTL22) anschloss und loslegen wollte, ist die Sicherung in der Werkstatt rausgeflogen. Diese scheint also zu schwach zu sein. Ein Elektriker sagte mir, dass man neue Leitungen verlegen und neue Steckdosen einbauen muss. Jede Steckdose wird dann einzeln mit Strom versorgt werden (in meinem laienhaften Elektrik-Verständnis denke ich, dass nicht alle Steckdosen in Reihe geschaltet sein dürfen).
Aber jetzt kommts und dahin geht meine Frage: Der Elektriker meinte ebenso, dass es keine derart starken Steckdosen gibt, die die TKS zusammen mit dem angeschlossenen Absauger "verkraftet". Also müsste ich Absaugung und TKS jeweils getrennt voneinander in eine eigene Steckdose anschließen. Das hieße natürlich, die Absaugautomatik kann nicht genuzt werden. Das ganze kommt mir etwas komisch vor.

Was meint Ihr?
Welche Lösungen habt Ihr in Eurer Werkstatt?

Vielen Dank

Gruß Marcus



Marcus Nohr
Beiträge: 300
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Werkstatt - Strom und Absicherung

Beitrag von Marcus Nohr »


Hallo,

da möchte einer evtl. ein gutes Geschäft machen. Das mit der Reihenschaltung stimmt zwar, aber solange nicht gerade die Waschmaschine oder ein Elektroheizer am gleichen Stromkreis hängt ist das eigentlich eher unkritisch. Ein Problem kann es natürlich auch werden, wenn deine Werkstattbeleuchtung aus 1kW Halogenstrhlern besteht. Ansonsten gilt: Steckdosen sind üblicherweise mit 16A abgesichert, das entspricht ca. 3600W. Der CTL22 hat 1200W (können auch 1400W sein, keine Ahnung). D.h. für die TKS bleiben 2400W übrig, also relativ viel für eine Wechselstrommaschine. Die TKS zieht ja auch nicht dauerhaft die Maximalleistung, sondern nur bei Nennlast also beim (zügigen)sägen. Auch eine moderate Überlastung schalten Sicherungen erst nach geraumer Zeit ab.
Daher nehme ich an, dass entweder Deine Absicherung kleiner als 16A ist oder wahrscheinlicher das Problem im gleichzeitigen Anlaufen liegt. Der Anlaufstrom eines Motors ist ein Mehrfaches des Nennstromes. Abhilfe: Sanftanlaufschaltung für die TKS vorsehen bzw. die vorhandene Prüfen lassen oder einen anderen Sicherungsautomaten (mit C-Charakteristik, Industrieeinsatz) verwenden. Diese vertragen höhere Anlaufströme.

Viele Grüße

Marcus



Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
Kontaktdaten:

Re: Werkstatt - Strom und Absicherung

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Marcus,

das hat wohl mit der Auslösecharakteristik der Sicherung zu tun.
Ein Versuch wäre es, eine Sicherung einzubauen, die etwas "träger"
auslöst. Denn beide Geräte zusammen ziehen beim Einschalten zu viel
Strom.

Ich glaube nicht, dass die ganze Elektrik neu gemacht werden muss.

--
Dirk



Torsten Mertinkat
Beiträge: 90
Registriert: Do 5. Nov 2015, 22:27

Re: Werkstatt - Strom und Absicherung

Beitrag von Torsten Mertinkat »

[In Antwort auf #54585]
Hallo Marcus,

Du wirst doch sicher nicht alles an einer Sicherung haben, oder? Wenn ja, solltest Du überlegen ob nicht ev. eine Erweiterung doch sinnvoll wäre (Elektriker=Fachmann). Bei mir war die Erweiterungsfähigkeit der Anlage von Anfang an ein wichtiger Punkt. Ich habe eine eigene Unterverteilung mit einer zentralen Absicherung und einigen einzelnen Stromkreisen. Ich wollte auch nicht im dunkeln stehen, wenn die Leitungsschutzschalter der Steckdosen ansprechen sollten. Das Auslösen Deiner Sicherung deutet jedefalls darauf hin, dass der max. Strom überschritten wurde. Der Link von Dirk ist da sehr informativ.

Gruß Torsten



Benutzeravatar
Andreas S.
Beiträge: 309
Registriert: So 1. Feb 2015, 15:46

Re: Werkstatt - Strom und Absicherung

Beitrag von Andreas S. »

[In Antwort auf #54585]
Moin Marcus,

ich bin in ähnlicher Situation (Werkstatt neu einrichten) und der Elektriker ist gerade zur Tür raus.
Ich bekomme in 2 Wochen eine Hammer A3 (3 KW), eine B3 (4 KW) und eine AF10 (1 KW). Die werden aktuell über eine separat mit 400V/16 A träge abgesicherte Leitung gefahren. Geschaltet werden über eine Anlaufverzögerung 4 Sekunden entweder die Säge und die Absaugung oder die Abrichte und die Absaugung - in jedem Falle also immer zwei Maschinen. Alle anderen Verbraucher hängen an mehreren separaten Kreisen (Licht, 230V-Steckdosen etc.).
Nach Aussage des Elektikers und der Felderleute soll das problemlos klappen.
Entscheidend ist die Anlaufverzögerung, die das gleichzeitige Auftreten des Spitzenanlaufstromes verhindert.
Für die lieben Kleinen gibt's dann noch den zentralen Notaus abschließbar, damit in meiner Abwesenheit keine Dummheiten passieren.

Schnack mal mit den Metaboleuten und dann ein ernstes Wort mit dem Elektriker.

Ansonsten viel Spaß und Erfolg in der neu eingerichteten Werkstatt.

Gruß aus HH

Andreas



Heid K.G.

Re: Werkstatt - Strom und Absicherung

Beitrag von Heid K.G. »

[In Antwort auf #54585]
Hallo
Auch meine Werkstatt ist durch verschiedene Kreise gesichert. 400V extra.
Die Ganze Werkstatt wird nach verlassen vom Stromkreis getrennt.
Außerdem habe ich noch einen FI Schalter für alle Fälle
Gruß Kurt


Andreas Hadler

Re: Werkstatt - Strom und Absicherung

Beitrag von Andreas Hadler »

[In Antwort auf #54585]
Hallo Markus,
wie schon gesagt, die Sache kann grenzwertig sein. Frag lieber jemanden, der die genauen Umstände kennt und ggf. auch prüfen (messen) kann.

Anlaufströme können durchaus das 10-fache des Nennstromes eines Gerätes erreichen, insbesondere bei Transformatoren, Beleuchtung oder Antrieben.

Sicherungen arbeiten üblicherweise mit der Kombination zweier Effekte: eine thermische Auslösung, die eine thermische Überlast der Leitungen verhindert, und einer magnetischen Schnellauslösung, die für Fehlerfälle unzulässig hohe Berührungsspannungen verhindert. In allen Fällen korrekt klappen tut dieses Zusammenspiel nur bei richtiger Auslegung, und dafür gibt es dann z.B. Elektriker. Da gibt's zwar Faustregeln, wann was ok ist, aber ganz ohne Daten (Leitungslänge und -querschnitt zur Sicherung, Typ der Sicherung, zwischenliegende Steckdosen,...) wird keiner etwas sagen wollen.

Die alte Lösung mit der Kabeltrommel vor der Flex kann halt z.B. durchaus dazu führen, dass die Sicherung bei einem Kurzschluß nicht mehr *schnell* ausschaltet (Strom zur Schnellauslösung wird wegen des Leitungswiderstands nicht erreicht!) und der Bediener an der durchflexten Strippe an der nun auf halber Netzspannung liegenden Flex hängt, bis der thermische Schutz anspricht.

Ansonsten: schon die reguläre Auslegung ist häufig eher anwenderorientiert, bei Grenzlast sind die Leitung meist schon thermisch recht gut belastet. Allerdings werden Deine Geräte weder hohe Dauerlast ziehen, noch allzu häufig laufen, hier sind z.B. elektrische Heizgeräte deutlich problematischer.

Und noch was anderes: darf der CTL denn die TKS schalten? Meist sind die Steckdosen an den Saugern doch auch für 'ne Maximalleistung spezifiziert. Häufig sind diese Anschlüsse über Halbleiterrelais verzögert geschaltet, evtl. mit Anlaufverzögerung und Nachlauf. Halbleiterrelais sind aber meist mit deutlich geringerer Überlastbarkeit ausgelegt, als echte Relais!

Schöne Grüße,

Andreas



Ralf
Beiträge: 302
Registriert: Sa 24. Okt 2020, 20:23

Re: Werkstatt - Strom und Absicherung

Beitrag von Ralf »


Hallo Markus,

ich habe in meiner Werkstatt 3 Stromkreise:
400V Drehstrom mit 3pol. 16A B-Charakteristik gesichert, Steckdosen und Licht mit 1x 16A B-Charakteristik abgesichert, und die Steckdose für meine Säge, mit 1x 16A C-Charakteristik (träge) abgesichert. Alles zusammen hängt noch an einem "Werkstatt"-FI, mit dem ich nach getaner Arbeit auch die Werkstatt stromlos schalte, damit die Kids keine Maschine einschalten können, wenn ich nicht da bin.
Da ich eine PK250 mit 3kW Wechselstrom betreibe, wollte ich da auf 'Nummer sicher' gehen. Die normale Kellerabsicherung, an der ich die Säge vorher angeschlossen hatte, flog öfter mal beim Einschalten raus. Mit der neuen Elektrik in meiner Werkstatt ist damit Schluß. Ich habe sogar mal probehalber meinen Werkstattsauger (Kärcher 1400W) und die Säge gleichzeitig eingeschaltet, und selbst das ging.
Wenn Du ein vernünftiges Kabel als Zuleitung zu Deiner Säge hast, könnte ich mir vorstellen, daß ein träger 16A Automat Dein Problem löst.

Gruß, Ralf



Jörg W.
Beiträge: 87
Registriert: Do 7. Dez 2017, 19:02

Re: Werkstatt - Strom und Absicherung

Beitrag von Jörg W. »

[In Antwort auf #54585]
Hallo Marcus,

ich habe bei mir (noch) eine sehr ähnliche Kombination im Keller stehen: Kränzle Staubsauger (Baugleich Festool) und TK1256 mit 1,6kW. Ebenfalls mit Anlaufautomatik - allerding extern, da die Kränzle wohl bei sich so nich einbauen darf - wie auchimmer... ;-)
Da sind bei mir überhaupt noch nich Probleme aufgetreten. Die Hauselektrik ist allerdings auch noch recht neu.
Auch die Anlaufautomatik in den Festool-Saugern führt doch, wenn ich mich nicht recht irre dazu, dass Staubsauger und Kreissäge nicht absolut gleichzeitig sondern kurz nacheinander einschalten, oder? (Hier reicht theoretisch der Bruchteil einer Sekunde schon aus)
Hast Du denn auch Probleme, wenn Du nur Kreissäge oder nur Staubsauger einzeln einschaltest?
Ich tippe mal darauf, dass bei Dir die Hauselektrik schon recht alt ist und Sicherungsautomaten mit Charakteristik H bzw. jetzt A verbaut sind. Die sind sehr unkooperativ, was höhere Einschaltströme angeht. Das war, als ich bei meinen Eltern noch gewerkelt habe auch regelmäßig ein Problem. Da reichte schon die Metabo Kappsäge manchmal aus, um die Sicherung zu schmeißen.

Lange Rede kurzer Sinn: Ich denke, für Sauger und Kreissäge sollte es ausreichen, wenn Du einen Sicherungsautomaten der Charakteristik B verbaust (bzw. verbauen lässt).

Gruss Jörg


Walter Hoeltl

Re: Werkstatt - Strom und Absicherung

Beitrag von Walter Hoeltl »

[In Antwort auf #54585]
Hi Marcus,
kannst Du rausfinden, welche Sicherung verwendet wird?
Deine Metabo hat 1600 Watt und der Festo CTL maximal 1200 - macht zusammen 2800 Watt.
Bei 230 V und 16 Ampere Sicherung können 3690 Watt angeschlossen werden. Natürlich ist der Anlauf-Strom emtscheidend - versuch mal (wie bereits beschrieben) erst die Kreissäge zu starten, dann den CTL ....

Wenn die Sicherung immer noch fliegt -> entweder Elektriker einschalten oder mit Kabeltrommel 'ne Leitung vom oberen Stockwerk in den Keller legen (diese Leitung liegt dann auf 'ner anderen Sicherung.

Good Holz,

Grüße Walter



Antworten