Kernholz

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Kernholz

Beitrag von Walter Heil »


Hallo allerseits,

bin gerade beim Surfen auf eine web site gestoßen, da hab' ich mir die Augen gerieben: kerniges-holz.de. Es hat den Anschein, als ob die Plastik-Welle längst alles überrollt hat. Holz hat gefälligst so auszusehen, dass es absolut einfarbig ohne Variation ist und, wenn möglich, noch in das RAL-Schema hineinpasst. Braunkern bei Esche? Igitt! Rotkernige Buche? Gott bewahre uns! Leute, warum muss es denn Holz sein? Lasst doch ganz einfach die Imitation und nehmt gleich das Original!

Mit kopfschüttelndem Gruß, Walter



Hutmacher Beat
Beiträge: 425
Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Re: Kernholz - Versteh ich jetzt nicht, Walter ? *MIT BILD*

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Tag Walter,

So wie ich Deinen Beitrag verstanden habe, lässt er gar schreckliches vermuten !

Ich hab mir die Seite angeguckt, und versteh jetzt nicht, was genau nicht gut sein soll, am Auftritt und den Anliegen dieses Arbeitskreises ?

Hab ich Dich falsch interpretiert, Walter ?

Die unten abgebildete Eckbankgarnitur stammt von einem Schreiner/Hersteller, der in diesem Arbeitskreis scheinbar aktiv mitmacht.

Diese Garnitur, finde ich persönlich; "Schlicht und Schön".

Mit besten grüssen aus der Schweiz,
Beat, ... der sich selbst im Weg steht ?



HELLE
Beiträge: 261
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Kernholz - Versteh ich jetzt nicht, Walter ?

Beitrag von HELLE »


Hallo Walter,

ist ja gut das sich Beat hier outet --- ich verstehe dich nämlich auch nicht !?!
Und das, nachdem ich frisch geduscht bin und gerade einen Kaffee trinke --- aufgestanden bin ich mal zur Sicherheit --- ich sitze nicht drauf.

Trotzdem, oder gerade deshalb, danke für den Link, habe mir gleich die Zeitschriften downgeloadet (was für ein Wort!) --- sind ein paar gute Ideengeber dabei --- kann ich brauchen --- die Küche gefällt mir in ihrer Art ganz gut --- mal sehen was meine bessere Hälfte dazu meint.

Grüße aus der Kurpfalz, Helle



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Kernholz - Versteh ich jetzt nicht, Walter ?

Beitrag von Walter Heil »


Leute, überlegts Euch doch einfach mal, wieso es so eine web site gibt!?

Weil es offensichtliche Schwierigkeiten gibt, Kernholz zu verkaufen! Weil alle Welt nur helle Esche (Splint) und helle Buche (ohne Kern) will! Weil Kernholz als Makel gilt!! In dieser Web Site stand auch was von rotkerniger Kirsche! Ich schmeiß mich weg; da ist doch irgendwie der Irrsinn eingewandert!!

Wie ich schon geschrieben habe: wenn ihr Plastik wollt, dann nehmt es doch und lasst das Holz in Ruhe!

Zurück zum Boden: tut mir leid, wenn ich Euch überfordert habe, natürlich habe ich nichts gegen diese web site. Ich frag mich nur, wer diese Abartigkeiten erzeugt hat: der Verbraucher, weil er es so will oder der Produzent, weil er es dem Verbraucher lange genug eingeredet hat...

Sorry, dass ich da um eine Ecke rum gedacht habe, ohne es gleich zu erklären.

Gruß und guten Rutsch, Walter



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Kernholz - Versteh ich jetzt nicht, Walter ?

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #29302]
Hallo Beat,

Walter wird seine Ausführungen eher ironisch gemeint haben!?

Denn nach meinen Informationen werden zur Furnierherstellung und für den Export (der soll derzeit in die Südost-, und Ostasiatische Region boomen) nur Buchen verwendet die keine Rotkernausbildung haben.
Leider bedeutet dies das eigentlich viel zu viele junge Buchen "geerntet" werden, denn ältere Buchen so ab 100 Jahren, die von der Holzmenge her viel interessanter sind, neigen zur Rotkernausbildung.

Nun gibt es meines Wissens in der Rhön und auf der schwäbischen Alb (vielleicht auch noch anderswo), Verarbeiter und Tischler die besonders die Kernbuchen bevorzugen. Die Ausbildung des Rotkerns hat keinerlei technischen Nachteil, er wird lediglich von den industrieellen Verarbeitern als optischer Mangel betrachtet.
Übrigens, für den Bau der Hobelbänke hatte ich Bohlen bis 65cm Breite gekauft, die noch kein Rotkern aufwiesen, schade eigentlich.

Gruß Dietrich


Hutmacher Beat
Beiträge: 425
Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Re: Kernholz - um eine Ecke rum gedacht ?

Beitrag von Hutmacher Beat »

[In Antwort auf #29296]
Lieber Walter,

Sehr freundlich von Dir, den ganzen Zusammenhang zu erklären !

Kleine Geschichte dazu : Als begonnen wurde, Kunstleder zu produzieren, geschah dies bestimmt nicht deshalb, weil es keine Kühe und andere "Rohhaut-Lieferanten" mehr gab. Nein, unter anderem waren zwei der Gründe auch, dass das Kunstleder industriell gesehen, einfacher in der Produktion war, somit letztlich billiger, und obendrein der Kunde keine "natürlichen Fehler" in Kauf nehmen musste, wie beim echten Leder !

Das war schon einer der ersten Schritte, Richtung Plastic-Schrott ! Einige Hersteller und Fabrikanten von solchem, und ähnlichem Plastic-Schrott, versuchen bis heute, zäh und verbissen, dem Konsumenten weis zu machen, dass Plastic gegenüber dem Leder, doch schwergewichtige Vorteile bieten würde ! :-(

Ich bin halt etwas schwer von Begriff, und bleibe deshalb beim natürlichen, bis heute ungeschlagenen, Naturprodukt Leder ! :-)

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat, ... der es gesehen, aber nicht bedacht hat, dass die Entwicklung beim Holz, letzlich die Gleiche war/ist ! :-(



Bernhard
Beiträge: 1088
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Kernholz - um eine Ecke rum gedacht ?

Beitrag von Bernhard »


Hallo Beat,

ich sehe die Webseite auch eher als Vermarktungsplattform der regionalen Produzenten.....

Zu dem Leder habe ich letztens gehört, daß viele Automobilhersteller in Südafrika einkaufen, das Leder im osteuropäischen Raum weiterverarbeiten und letztendlich in Deutschland einbauen.
Grund für den Erwerb in Südafrika ist, dort gibt es keine Stacheldrahtzäune, an denen sich die Tiere das Fell verletzen.

Etwas OT....Pardon

Gruß und guten Rutsch

Bernhard


Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Kernholz - um eine Ecke rum gedacht ?

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Beat,

diese "Plastik-Mentalität", wo keine Unregelmäßigkeit im Holz sein darf, ist eine Sache, daneben gibt es noch die "Gebraucht-Mentalität", wo Leute (und Firmen) "Gebrauchsspuren" ihren Möbeln antun und Holzdielen in "Wurmlochoptik" angeboten werden. Warum fällt mir bloß immer das Wort "dekadent" ein?...

Genug gemosert. Gruß, Walter


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Kernholz - um eine Ecke rum gedacht ?

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Walter,

ich habe mir schon vor einiger Zeit abgewöhnt mich über solche Dinge zu ärgern. Mittlerweile wunder ich mich nur noch darüber.

Aber der beschriebene Trend setzt sich doch in allen Bereichen durch. Heute gibt es doch auch Tütensuppen, die schmecken sollen, wie der Eintopf von Muttern. Da sind künstlich erzeugte Gebrauchsspuren auf Holzfussböden doch nur konsequent. Natürlich nur, wenn man zuvor den originalen Holzboden mit echten Gebrauchsspuren rausgeworfen hat.

Freu dich doch einfach darüber, dass du über solchen Dingen stehst, freu dich an der Schönheit von echten Dingen und hör auf dich darüber zu ärgern, was die Industrie dir verkaufen möchte.

Gruß

Heiko


Andreas Winkler
Beiträge: 1134
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Kernholz

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo allerseits,

um es gleich zu sagen, mir gefällt „kerniges“ Holz sehr gut. Denke mal, daß es vielen Verarbeitern und auch Verbrauchern so geht.

Ein Grund für die `Vorliebe´ zu einheitlichem Holz könnte sein, daß sich recht markantes Holz schwerlich für die Massenfabrikation (nicht nur industrielle, sondern auch schon handwerkliche) eignet. Man müßte schon beim Zuschnitt darauf achten, daß die Farb“abweichungen“ einigermaßen gut passen, beim Zusammenbau (z.B. von Rahmen) müßte man ebenfalls mehrere Stücke durchprobieren bis man was findet, was gut zusammenpaßt usw. Das braucht Zeit und schafft viel Verschnitt; vielleicht schafft man es ja irgendwann mal irgendwie die Farb“abweichungen“ zu standardisieren ? ;-)
Andererseits legen viele Verbraucher bestimmt Wert auf ein gleichmäßiges Aussehen. Denke mal, daß sich Hobelbänke mit Rotkern oder Werkzeugstiele aus Esche mit Braunkern schlechter verkaufen lassen als eben gleichmäßig gefärbte. Bei einer neuen Wohnszimmerschrankwand, die eben kein Einzelstück ist (wo man mit gut gesetzten Farbkontrasten wunderbar gestalten könnte), sondern eines von der Stange, trifft das bestimmt noch viele mehr zu.
Eine andere Möglichkeit, warum sich Buche mit Rotkern schlecht verkaufen läßt, könnte folgender sein : Buche wurde meines Wissens bis ca. 1970 kaum als Möbelholz verwendet. Hauptabsatzmöglichkeit für Buchenholz war Gebrauchsholz, hauptsächlich Eisenbahnschwellen. Buchenholz als nicht besonders dauerhaftes Holz muß für diesen Zweck natürlich mit einem chemischen Holzschutz versehen werden. Deswegen wurden die Buchenschwellen anfangs mit Salzen, dann mit Teeröl imprägniert. Buchenholz läßt sich hervorragend imprägnieren, nur eben nicht der Teil, der rotkernig ist. Deswegen gab und gibt es von der Bahn Rotkernbestimmungen, die besagen wieviel Rotkernanteil eine Schwelle
haben darf. Für den Holzhandel zählt also : rotkerniges Holz läßt sich schlechter absetzen als „normales“, ist deswegen weniger wert. Wahrscheinlich hat sich das Urteil `Rotkern=minderwertig´ bis in unsere Zeit erhalten. Schon der Walbdestitzer hat wenig Lust, rotkerniges Holz zu verkaufen - er bekommt ja weniger dafür. U.U. wird es gleich zu Brennholz oder irgendeine Faserplatte.

Gruß, Andreas



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