Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

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Heiko Rech
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Heinrich,

ich bin auch kein Freund von Chemie, weder am Holz, noch im Essen, noch sonstwo, wo es vermeidbar ist.

Die Kesseldruck- Keule beginnt aber schon zurückzuschlagen. Ich hatte neulich etwas Holz von einer alten Verkleidung entsorgt. Imprägniertes Holz kostet bei uns 0,20 Eur je Kilo beim Entsorgen. Im Verglich dazu kostet ein Kilo asbesthaltiges Ethernit 0,23 Eur je Kilo, also gerade mal 3 Cent mehr. Zum göück waren es bei mir nur einige Dachlatten, ca. 10 Kilo. Wenn ich da aber an so manche Pergola, Palisadenwand etc. denke, die so in der Gegend steht. Alleine aus dem Grund sollte man sich schon überlegen ob chemischer Holzschutz wirklich notwendig ist.

Konstruktiver Holzschutz kostet meist keinen Cent, macht auf lange Sicht weniger Arbeit und die Entsorgung von unbehandeltem Holz ist kein Problem.

Gruß

Heiko


Heinrich Werner
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Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Heinrich Werner »


So sehe ich es auch, Heiko. Der Holzhändler meinte noch, dass die gräuliche "Patina"(woraus mag sie bestehen ?), die sich nach Jahren auf der Oberfläche bildet, einen Schutz darstellt, der genauso gut oder besser als die hiesigen Holzschutzmittel sei. Jedenfalls sei dies seine Erfahrung aus Polen, wo die Leute sich-zumindest früher-keine Holzschutzmittel leisten konnten.


Heinz Roesch
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Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Heinz Roesch »


Heiko,

ja, das ist eine ebenfalls sehr interessante Beobachtung
die ich auch persönlich schon gemacht habe.

Beim Neukauf von Schaukel und Sandkasten ist das imprägnierte
Holz noch völlig unbedenklich und kann selbst von Kleinkindern
bespielt werden. Beim Abriss ist es gefährlicher Sondermüll, der
unter keinen Umständen verbrannt werden darf und zu den von Dir
genannten Konditionen aufwendig entsorgt werden muss.

Unter diesem Aspekt empfehle ich jedem Bauherrn seine hochgelobten
modernen Baustoffe auch mal von der örtlichen Mülldeponie in Ent-
sorgungsgebühr pro cbm bewerten zu lassen. Und nicht vergessen: Der
Faktor Zeit läßt das Zeug unweigerlich noch giftiger und entsprechend
teurer werden!

Manchmal bin ich richtig froh noch in einem halbwegs vernünftig
gebauten Altbau zu wohnen!

Viele Grüße

Heinz



Andreas Winkler
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Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Heinrich und Heiko,

ich bin auch kein allzu großer Freund von Chemie - wie Heiko weder im Holz noch im Essen und sonstwo auch nicht. Jedoch hat man Holzschutzmittel nicht umsonst erfunden. Es soll bitte niemand behaupten, daß HSM nur von der Industrie erfunden wurde um irgendwas zum Verkaufen zu haben. Holzschutzmittel haben in gewissen Bereichen schon ihre Daseinsberichtigung, z.B. fault ein unbehandelter Telefonmast einfach nach 5 Jahren weg. Das ein an der Sonne vergrauter Telefonmast 25 Jahre hält, bezweifle ich mal. Früher war mit Sicherheit nicht alles besser, genauso wie heute bestimmt nicht alles so schlecht ist.
Offensichtlich hat man es aber in den Jahrzehnten nach dem Krieg übertrieben. Sowieso, als sich viele Leute etwas mehr leisten konnten und jeden Quadratzentimeter Holz mit Xyladingsbums eingepinselt haben.
Nach dem Krieg mußte viel wiederaufgebaut werden - man mußte Holz sparen und war deswegen auf einen guten Holzschutz (leider schafft es auch bester konstruktiver Holzschutz nicht, Insekten am Nagen zu hindern) angewiesen.
Soweit ich weiß, hängt die (vorgeschriebene ? - werde mal im Sägewerk nachfragen) Verwendung von getrocknetem Bauholz eben mit einer Einsparung von Holzschutzmitteln zusammen, da trockenes Holz unter 20 % nicht von Pilzen befallen wird.
Diverse schlimme Ereignise haben den Gesetzgeber dazu veranlaßt, bestimmte Holzschutzmittel zu verbieten und die Vorschriften bezüglich eines zwingend vorgeschriebenen Holzschutzes zu lockern. Schon seit einiger Zeit muß Bauholz keinen chemischen Holzschutz mehr aufweisen, wenn es eindeutig der Gefährdungsklasse 0 zugeordent werden kann. PCP und Lindan sind zumindest in Deutschland verboten. Eine neue Sorte „weniger giftiges“ Steinkohleteeröl wurde entwickelt, das alte wurde verboten.
Klar, behandeltes Holz kostet entsprechend Entsorgung. Das weiß man aber vorher und muß es bei seiner Entscheidung bedenken. Daß behandeltes Holz mit der Zeit giftiger wird, glaube ich nicht. Das Probelm ist ja, daß man das HSM nicht dauerhaft im Holz fixieren kann und es entweder ausgast oder sich auschwäscht und somit an die Umgebung abgibt. Deswegen wir die Konzentration im Holz mit der Zeit geringer.

Gruß, Andreas



Heiko Rech
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Graue Patina

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #27608]
Hallo Heinz,

hier dir Kurzform zum Vergrauen:

Das, was das Holz grau macht stellt sich bei näherer Betrachtung als eine Kolonie verschiedener Microorganismen heraus, die in Folge gelegentlichen Feuchtgkeitseinflusses wachsen können und von den photochemisch bedingten Abbauprodukten des Holzes leben. Sie greifen gesundes Holz aber nicht an und sind für die Konstruktion unschädlich. Fehlt die Witerungsbedingte Feuchtigkeit, wachsen die Organismen nicht und das Holz vergraut nicht, sonderf färbt sich in unterschiedlichen Brauntönen, je nach Bewitterung und Holzart.

Ob dies nun wirklich eine Schutzschicht bildet, kann ich dir aber auch nicht mit Sicherheit sagen. Jedenfalls wird dies immer wieder behauptet.

Gruß

Heiko



Heiko Rech
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Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo,

das Problem ist sicherlich das man irgendwann aufgehört hat auf konstruktiven Holzschutz zu achten, da es ja Chemie gibt. Infolgedessen wurden auch eher unbeständige Hölzer in direkter Bewitterung verwendet und die fehlenden Materialeigenschaften durch meist dunklen Holzschutzanstrich ausgeglichen.

Oft wurden diese Anstriche dann jedes Jahr erneuert, damit alles schön gleichmäßig schwarz ist, das Holz reißt aufgrund der entstehenden hohen Oberflächentemperaturen mehr, also muss man wieder streichen, damit auch in den Rissen Holzschutz ist usw. usw. Aus Frust reißt man irgendwann alles ab und macht Verzinkten Stahl oder Edelstahl hin.

Mittlerweile ist man ja wieder etwas schlauer geworden und auch das Thema konstruktiver Holzschutz rückt wieder mehr in den Vordergrund. Es kann also nur noch besser werden.

Gruß

Heiko


Heinrich Werner
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Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Heinrich Werner »


...ganz schlimm war früher der "sparsame" Holzschutz: Altöl vom Trecker auf Weidenzäune....diese völlig unsinnige Methode kennen sicherlich auch einige unter Euch...


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