Leinöl auf Hirnholzbrett

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Carlohr
Beiträge: 6
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Leinöl auf Hirnholzbrett

Beitrag von Carlohr »

Hallo zusammen, ich habe vor kurzem zum ersten Mal ein Hirnholzschneidbrett hergestellt, Mahagoniholz und 20 mm dick. Nach dem Schliff hab ich das ganze einmal ordentlich mit Leinöl (einfach aus dem Supermarkt) behandelt, solang, bis das Hirnholz kein Öl mehr aufgenommen hat, also das Brett hat sich ordentlich vollgesaugt. Das ganz ist jetzt ca 5 Wochen her, währenddessen stand das Brett in einem warmen Raum. Von außen sieht es trocken aus, aber wenn ichs nun in die Hand nehme zieht an den Berührungpunkten, ich schätze durch die Körperwärme etwas Öl an die Oberfläche, also richtig trocken ist es nicht. Das Brett ist als Weihnachtsgeschenk für Oma&Opa gedacht, heißt die Zeit wird langsam knapp :D habt ihr Ideen, wie ich das Trocknen beschleunigen kann? Abwischen bringt nix, ansich ist ja kein Öl mehr auf der Oberfläche. Meine Idee war jetzt noch, das Brett für ein paar Stunden bei niedriger Temperatur mit Umluft in den Backofen zu legen, was haltet ihr davon? Und welche Temperatur würdet ihr da einstellen?
Entschuldigt den Roman :D
Vielen Dank im voraus für eventuelle Antworten und Hilfe, schönen Feierabend wünsch ich, Carlo
Hauke Schmidt
Beiträge: 419
Registriert: Sa 23. Mai 2020, 21:44

Re: Leinöl auf Hirnholzbrett

Beitrag von Hauke Schmidt »

Moin,

mir fällt da nur das Reinigen mit einem Essig-Wasser-Gemisch ein. Vielleicht mal an einer kleinen Ecke oder Reststück probieren? Für zukünftige Projekte würde ich ein Öl nehmen, welches aushärtet. Aber im Nachhinein ist jeder schlauer. :D

LG Hauke
Carlohr
Beiträge: 6
Registriert: Mi 4. Dez 2024, 17:49

Re: Leinöl auf Hirnholzbrett

Beitrag von Carlohr »

Naa aber Leinöl ist doch gerade eins der wenigen "Lebensmittelöle", das aushärtet, nur dass es halt länger dauert als zb Hartwachsöl von OSMO. Glaub hier ist eher die Menge an Öl im Brett das Problem
Stefan Krieger
Beiträge: 326
Registriert: Mo 19. Feb 2018, 23:08

Re: Leinöl auf Hirnholzbrett

Beitrag von Stefan Krieger »

Ja, aber Leinöl ist nicht das gleiche wie Leinölfirnis...

Reines Leinöl härtet auch aus - aber das dauert deutlich länger. Leinölfirnis härtet schneller aus, da entsprechende Stoffe (Sikkative) beigefügt sind, die das Aushärten beschleunigen.

Hast Du denn ca. 15-30 Minuten nach dem Einölen wenigstens noch das überschüssige/stehende Öl abgenommen?

Schöne Grüße
Stefan
Johannes M
Beiträge: 1638
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Leinöl auf Hirnholzbrett

Beitrag von Johannes M »

Hallo Carlo,
herzlich Willkommen hier. Leider hast du dir da ein Problem bereitet. Leinöl aus dem Supermarkt enthält eine Menge Schleimstoffe, die sind zwar gut für die Verdauung, stören aber beim "Aushärten". Für Oberflächen wird deshalb gefiltertes Leinöl verwendet, aber auch das braucht Wochen zum polymerisieren. Deshalb wird Arbeitsplattenölen, außer einer Wärmebehandlung meist noch verschiedene Stoffe beigefügt um ein schnelleres"Trocknen" zu erreichen. Dafür ist es aber jetzt zu spät. Die einfachste Möglichkeit wäre, es einfach bis Weihnachten 2025 trocknen zu lassen.
Die Wärmebehandlung kann gut gehen, aber es kann auch das Brett zerreissen. Ich glaube ich würde es probieren. Das Brett in Küchenkrepp einwickeln und dann bei 50° in den Ofen. Alle 10-15 Minuten kontrollieren und eventuell das Krepp austauschen.
Viel Erfolg!

Es grüßt Johannes
Carlohr
Beiträge: 6
Registriert: Mi 4. Dez 2024, 17:49

Re: Leinöl auf Hirnholzbrett

Beitrag von Carlohr »

"Hast Du denn ca. 15-30 Minuten nach dem Einölen wenigstens noch das überschüssige/stehende Öl abgenommen? "

Jawoll das zumindest hab ich gemacht 👍
Beim Leinölfirnis dachte ich, dass das eben durch die Zusatzstoffe nicht mehr lebensmittelecht ist, aber jetzt les ich gerade es gibt solche und solche. Merk ich mir fürs nächste mal 👍👍
Carlohr
Beiträge: 6
Registriert: Mi 4. Dez 2024, 17:49

Re: Leinöl auf Hirnholzbrett

Beitrag von Carlohr »

Johannes M hat geschrieben: Do 5. Dez 2024, 00:25 Hallo Carlo,
herzlich Willkommen hier. Leider hast du dir da ein Problem bereitet. Leinöl aus dem Supermarkt enthält eine Menge Schleimstoffe, die sind zwar gut für die Verdauung, stören aber beim "Aushärten". Für Oberflächen wird deshalb gefiltertes Leinöl verwendet, aber auch das braucht Wochen zum polymerisieren. Deshalb wird Arbeitsplattenölen, außer einer Wärmebehandlung meist noch verschiedene Stoffe beigefügt um ein schnelleres"Trocknen" zu erreichen. Dafür ist es aber jetzt zu spät. Die einfachste Möglichkeit wäre, es einfach bis Weihnachten 2025 trocknen zu lassen.
Die Wärmebehandlung kann gut gehen, aber es kann auch das Brett zerreissen. Ich glaube ich würde es probieren. Das Brett in Küchenkrepp einwickeln und dann bei 50° in den Ofen. Alle 10-15 Minuten kontrollieren und eventuell das Krepp austauschen.
Viel Erfolg!

Es grüßt Johannes
Ja in Ordnung, ich probiere das heute Abend aus, mal sehen was passiert. So oder so lern ich draus, und wenns garnicht klappt mach ich ein neues. Danke euch allen erstmal :)
Fabi
Beiträge: 175
Registriert: So 5. Sep 2021, 14:39
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Re: Leinöl auf Hirnholzbrett

Beitrag von Fabi »

Guten Morgen Carl,

na, hat das mit dem Backofen funktioniert?

Falls nicht, noch etwas, das bisher nicht erwähnt wurde:
Leinöl, egal ob gefiltert, naturbelassen, als Firniss oder Standöl braucht zum Aushärten zwei Dinge: Sauerstoff und Licht (UV-Licht)
Wichtig zu verstehen ist, dass Leinöl (und alle anderen aushärtenden Öle für die Oberflächenbearbeitung auch) eben nicht 'trocknen', wie es umgangssprachlich oft verwendet wird (sie enthalten kein Wasser das verdampfen soll o.ä), sondern unter UV-Licht mit Sauerstoff eine chemische Reaktion eingehen.
Wärme vermag diese Reaktion lediglich zu beschleunigen.

Ich habe ziemlich viel mit reinem, naturbelassenem Leinöl, meines ist als Nahrungsergänzungsmittel für Pferde gedacht - da istder Literpreis unschlagbar. Ich stelle die Objekte dann für einige Wochen ans Fenster, Südseite. Dauert wirklich lange, aber härtet aus.

Liebe Grüsse von hier :-)
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Thomas.M
Beiträge: 188
Registriert: So 3. Jan 2021, 20:57

Re: Leinöl auf Hirnholzbrett

Beitrag von Thomas.M »

Hallo Carlo,
ich hatte schon ein ähnliches Phänomen mit Leinöl. Es ist auf der Gegenseite wieder herausgekommen. Im Sommer würde ich das Brett in die Mittagssonne legen. Das ist derzeit schwierig.
Versuch es mal mit dem Ofen. Es wird sicher einiges an Öl wieder austreten. Mein Hirnholzbrett war noch lange etwas "speckig", aber ich war ungeduldig. Wenn ich es heute mit heißem Wasser abwasche sehe ich trotzdem noch einen leichten Ölfilm, der abgeht.
Solange es nicht aus den Händen flutscht und nicht alles verschmiert, würde ich es dann irgendwann auch "in Betrieb" nehmen. Ansonsten wirst du es in diesem Jahr vielleicht nur noch schwer verschenken können.

Berichte gerne mal, was der Backofen angerichtet hat.

VG Thomas
Bernd Grunwald
Beiträge: 510
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Leinöl auf Hirnholzbrett

Beitrag von Bernd Grunwald »

Hallo Carlo,

meine Holzprodukte schütze ich auch gerne mit Leinöl. Dafür nehme ich auch das ganz normale Lebensmittel-Leinöl. Das funktioniert nach meiner Erfahrung sehr gut. Fabien hat ja schon darauf hingewiesen, dass es zum Aushärten viel Licht braucht.

Den "Fehler", den du gemacht hast, hast du dir ja schon selber diagnostiziert: du hast viel zu viel Öl genommen. Nicht nur die Oberfläche, sondern das ganze Brett ist jetzt voll davon. Mir ist das auch mal passiert - mit Walnussöl (das noch langsamer aushärtet). Ich hatte einfach zu viel davon genommen, weil ich ebenfalls dachte, es wäre gut, wenn das Öl möglichst tief ins Holz einzieht. Nun ja, das mag ja auch gut sein, aber wenn es dann soo lange dauert, bis es endlich "in Verkehr" gebracht werden kann - nun, dann öle ich eben nur einmal und lasse es dann aushärten. Wenn es zu wenig war, kann man ja jederzeit noch mal Nachölen.

Statt Backofen (Gefahr der Rissbildung) kann man auch eine Heißluftpistole nehmen. Dabei sieht man, wie das Öl aus dem Holz geflossen kommt - und kann es sofort abwischen. Probier's mal aus. Das könnte klappen. Garantieren, dass du es bis Weihnachten hinbekommst, kann ich es bei dieser Methode allerdings auch nicht ...

Gruß
Bernd
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