Hallo,
hier zeige ich mein bisher umfangreichstes Projekt, sprich dessen Ergebnis. Es ist eine Schrankwand oder Wohnwand oder wie immer man das nennen mag. Im Stil sollte sie zu dem bereits vorhandenen Mobiliar wie Hirnholztisch, zwei Couches und zwei Sessel im skandinavischen Stil passen. Die zu möblierende Wand ist 3,60 und 2,50m breit. Eine durchgehende geschlossene Schrankwand war mir zu aufwändig und für meinen Geschmack erdrückend und konnte nur langweilig wirken, dazu ein Eckschrank mit Platz für eine Leiche dahinter ist auch nicht mein Fall. Schließlich stand Franz Karg mit seinem Buch "Massivholzmöbel" Pate, wer's kennt, merkt's schnell. Weitere Randbedingung war, dass das Haus ein Fachwerkhaus mit innen sichtbarem Fachwerk ist, daher musste sich das Möbel an die Fachwerkteilung von 1,25m halten (wenn es denn schon kein das Fachwerk vollständig zudeckendes Möbel werden sollte). Ein technischer Grund, den ich schonmal angeführt habe, ist die Vermeidung langen Holzes, besonders bei Holzarten, die das nicht gut hergeben. Eine Illusion blieb die Vorstellung, dass das Kirschholz zur Esche einen Kontrast bilden würde. Daraus wurde, wie man sieht, nix.
Ausführung: das Gestell ist aus Esche, die Korpusse und Einlegeböden aus Süßkirsche, die Türen und Rückwände aus Wildkirsche. Das Gestell ist teilweise offen gezapft, die Korpusse sind mit Fingerzapfen aus Brettflächen gemacht. Die Innenwände der Korpusse sind eingegratet und von hinten eingeschoben, die Einlegeböden liegen auf Holzdübeln, die in die Wände eingebohrt sind. Die Rückwände sind gestemmt, aber nicht von Hand, die Füllungen eingenutet. Die Türen sind ebenfalls gestemmt, die Füllungen liegen im Falz und werden von eingeschraubten Leisten gehalten, das, weil es damit noch die Option von weiteren Glasfüllungen gibt. Verwendet wurden Zysa-Scharniere, da bei dieser Bauweise nach meiner Ansicht sichtbare Scharniere nichts zu suchen haben, ebensowenig wie Griffe. Diese werden durch Einfräsungen an den Türen ersetzt. Die Gestelle von unteren und oberen Korpussen sind nur mit Dübeln als Passstifte aufeinandergestellt, eine kleine Sperrholzplatte mit schwarzer Kante trennt die beiden Gestelle. Die Korpusse werden in den Gestellen nur durch eine kleine Schraube (pfui!) gehalten. Die oberen Gestelle sind an der Wand (Fachwerkpfosten) mit einem Winkel angeschraubt. In der Ecke sind die Gestelle von hinten mit Holzdübel zum Einschlagen verbunden. Die Schubladen laufen auf Vollauszügen von Hettich, die Schubladen mit Fingerzinken, das Frontstück aufgedoppelt. Arbeitszeit: zusammengerechnet ein Jahr mit abends zwei Stunden und dem ganzen Samstag. Gesamte Bauzeit war deutlich länger.
Maschinen: meine alte Dreifachkombi von Lorenz und Kirsten und meine namenlose Hobelmaschine. Handbandschleifer und Bohrmaschine sowie Oberfräse als wesentliche Handmaschinen. Dazu kamen noch Vorrichtungen für die Fingerzapfenarbeiten.







