Liebe Holzwerker,
ich möchte Euch heute ein weiteres Projekt von meinem Balkon vorstellen. Eigentlich richte ich gerade Bohlen für meinen Schrank ab. Aber immer wenn es zum Bestoßen der Hirnseiten kommt, will kein Hobel so richtig gut arbeiten - ja es geht, aber schön ist anders. Also sollte ein Bestoßhobel her. Bei Friedrich hatte ich bereits den Veritas in der Hand - ein schönes Produkt, welches seinem Preis auch gerecht wird. Aber über 300 für ein Spezialwerkzeug? Und außerdem wollte ich doch mal einen Hobel selbst bauen. Gesagt, getan.
Als grobe Vorlage und Ideenquelle hat mir Klaus Bestoßhobel gedient. Es sollte also ein hölzerner Bestoßhobel werden mit Bleifüllung (hier 1kg), Schrägstellung (20°) und einem Bettungswinkel von 37°. Abweichend von Klaus wollte ich ein gerades Eisen verwenden. Der Hobel entstand in reiner stromloser Handarbeit.
Schon vorab, der Hobel ist an einigen Stellen nicht perfekt geworden, aber ich habe mich entschlossen ihn trotzdem ins Forum einzustellen. Denn aus meinen Fehlern können ja auch vielleicht noch andere lernen.
Zunächst habe ich mich für Hainbuche als ganz klassisches Material entschlossen. Die erforderliche Stärke musste ich mir erst verleimen:

Wo ich gerade dabei war, die Hainbuche zu bearbeiten, habe ich mit der Klobsäge noch ein Stück aufgetrennt und einen Anschlag für meinen Nuthobel, sowie eine Sohle für den Grundhobel gebaut.

Da ich mir ein schräges Bett nicht zutraute, beschloss ich, ein gerades Bett zu bauen und mit Keilen schräg zu stellen. Die Teile wurden hauptsächlich Gestellsäge gefolgt von Stanley #5, Ulmia Rauhbank, Stanley #4 bearbeitet.

Anschließend habe ich mit der Feinsäge das Wangenwiderlager ausgesägt. Bei den Entlastungsschnitten habe ich mich in der Tiefe vertan, diese sind am fertigen Hobel leider sichtbar. Hainbuche ist sehr widerspenstig beim Stemmen. Ich habe zwecks Lärmvermeidung immer wieder zwischen Schweifsäge, Raspel, Simshobel und Stemmeisen hin- und hergewechselt, bis es schließlich fertig war. Einen Hobel aus Hainbuche aus dem Vollen möchte ich nicht unbedingt herstellen müssen ...

Meine Holzhobel haben alle ein Bett, das ca. 0,5mm breiter als das zugehörige Eisen ist. Warum das so sein muss, weiß ich nicht, jedoch wollte ich mich möglichst an "Bekanntem" orientieren. Will man am Wangenwiderlager die Spanbreite berücksichtigen, wird die Wange hinten sehr sehr dünn in der laminierten Bauart. Deshalb habe ich das Holz der Schrägstellungs-Keile in den Schlitz reinragen lassen, wo später das Eisen und Keil reinkommt. So konnte ich mehr Fleisch an den Wangen lassen, der Spalt ist jedoch nur wenig breiter als das Eisen:

Anschließend bekamen die zu verleimenden Teile noch kleine Dübel, dass beim schrägen Spannen auch nichts verrutscht. Die Handbohrmaschine arbeitet wunderbar - fast lautlos.

Danach wurde alles mit Knochenleim verleimt

Grundsätzlich wollte ich den Hobel eigentlich nicht füllen. Weil aber so viele Leute hier und woanders im Internet von der Masse schwärmen, habe ich mich dann doch für eine Bleifüllung entschieden. Beim nächsten mal würde ich Stahl nehmen. Der Dichteunterschied ist für die Anwendung nicht so relevant. Ich wollte unbedingt das Gießen vermeiden und nahm deshalb einfach normales Anglerblei. Das gibts in 50g mit Durchmesser 10mm.

Beim Bohren machte ich einen schwerwiegenden Fehler. Ich bohrte mit 10mm. "das klopfe ich schon rein". Blei ist weich. Hätte man wissen können. Auf dem Bild sieht man wie wunderbar einige von den Bleien gestaucht wurden.

Ich machte mir einen Bolzen zurecht und versenkte mit dessen Hilfe an einer befreundeten Hobelbank mit Hinterzange trotzdem alle bis auf 4 Bleie. Den Rest sägte ich mit einer Japansäge ab, das ging leichter als durch das Internet zu vermuten gewesen wäre. Danach stach ich mit einem alten Hobeleisen die Überstände ab. Insgesamt verlor ich so 50g Blei.

Dann sollte der Hobel noch Sohlen- (oder Seiten-)Teile erhalten.

Als Eisen wollte ich zuerst ein Fritsche Eisen nehmen, doch die auf der Webseite angegebene Lieferzeit schreckte mich ab. Deshalb entschied ich mich für ein Eisen (60mm) von Ron Hock. Das war nicht unbedingt schlau - ein kürzeres Eisen wäre besser gewesen. Denn durch die große Länge und die Schrägstellung muss der Handgriff nach oben wandern. Diesen machte ich aus einem Rest Rotbuche zurecht. Er ist mithilfe Sägen, hobeln, raspeln, feilen, schleifen ergonomisch meiner Hand angepasst und ähnelt vielleicht von der Handhaltung einer vertikalen Maus. Der Hobel wurde danach noch mit rohem Leinöl behandelt. Zusätzlich habe ich Lauffläche und Schnitt(?)-Fläche mit einer Bienen-/Carnaubawachs-Mischung behandelt.




Insgesamt hatte ich sehr viel Spaß und habe auch viel gelernt. Einige Fugen sind leider beim Leimen nicht 100%ig dicht geworden (obwohl bei der Trockenübung noch alles gut aussah). Ein erster Hobeltest war vielversprechend, allerdings muss ich das Fazit eines ausgiebigen Tests in ein paar Wochen noch nachreichen.
Ich hoffe Euch hat das Lesen und Betrachten gefallen. Bis zum nächsten Mal
Gut Holz!
Johannes