Neues vom Schärfplatz *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3190
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Neues vom Schärfplatz *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Liebes Forum,

Meine Anleitung zum Schärfen von Hobeleisen, Stecheisen und Ziehklingen
http://woodworking.de/schaerfprojekt/schaerf2/index.html
ist von Dezember 2013. Und weil man immer dazulernt und sich weiter verbessert, stimmt diese Anleitung mittlerweile nicht mehr so ganz mit dem überein, was in meiner Werkstatt passiert.

Der Schärfplatz selbst:



Neu ist die Aufbewahrung der Steine. Ich bewahre jetzt alle trocken auf, und zwar auf einem Gestell aus Holz mit Kragarmen aus Aluprofil. Die sind so gestaltet, dass das Wasser von einem nassen Stein, den ich dort ablege, auf den darunter tropft, unten auf dem Tisch kommt fast nie was an Oben sind die feinsten Steine, nach unten wird es immer gröber; ein Verschleppen der Körner von den groben Steinen auf die feinen gibt es also hier nicht.
Außerdem habe ich jetzt seitlich am Schärftisch eine ganz einfache kleine Kluppe für Ziehklingen. Da spanne ich die beim Anziehen des Grates ein. Sehr hilfreich. Und seitlich am Tisch ist ein Klotz aus Hartholz, auf den ich die Ziehklinge lege um den zuerst erzeugten Grat an der Seite wieder flachzudrücken (für eine polierte Spanfläche, s. Anleitung). Das Bild zeigt je eine Ziehklinge in der Kluppe und auf dem Klotz zum Andrücken und auch den neuen längeren Ziehklingenstahl, zu dem komme ich noch.

Der Platz für die Ziehklingen:



Die Steine:
Es gab hier im Forum im vergangenen Mai eine Diskussion, bei der es auch um das Einschneiden in den Abziehstein beim Abziehen einer Mikrofase ging. Das ist ja bei dem von mir seit vielen Jahren bevorzugten sehr weichen 8000er Naniwa immer ein kleines Problem geblieben, besonders bei sehr schmalen Eisen.
Ich habe versucht, durch einen flacheren Kraftangriff Abhilfe zu schaffen, also mit einem abgewinkelten Halter auch für Stecheisen:

Abgewinkelter Halter zum händischen Schleifen von Stecheisen (war nix!)



Das Ergebnis war nicht überzeugend (unhandlich!), ein universeller fest sitzender und auch noch handlicher Halter für verschiedene Eisenbreiten ist auch schwierig zu realisieren.
Darum habe ich mich im Sommer 2016 bei einem Besuch in Berlin von Dieter beraten lassen bezüglich eines härteren Abziehsteines. Er hat mir als besonders hart den Shapton 8000 empfohlen und zu Testzwecken ein Exemplar überlassen ;-)
Meine Erfahrungen seitdem:
Der Shapton hat nicht das seidenweiche Abziehgefühl wie der Naniwa. Er fühlt sich etwas kratzig an, ähnlich wie japanische Natur-Abziehsteine. Etwas kratzig bleiben auch damit abgezogene Flächen, insbesondere Spiegelseiten. Während der polierende Naniwa sich bei jedem Abrichtvorgang zusetzt (und durch Abrichten wieder griffig gemacht werden muss), bleibt der Shapton scharf – er ist eben ein extrem feiner Schleifstein und poliert nicht wirklich. Aber Mikrofasen und 2. Fasen werden mit dem Shapton schon sehr gut, fast wie poliert, und vor allem heben sie sich optisch klar von den geschliffenen Flächen ab (was für eine einfache Beurteilung des Ergebnisses wichtig ist). Der Shapton hat eine ähnliche Abtragsleistung wie der Naniwa, vielleicht etwas größer, aber der Unterschied ist jedenfalls nicht erheblich. Man kann also auch mit diesem Stein sehr schmale Mikrofasen machen.
Genau wie der Naniwa kann der Shapton nur schlecht breite Spiegelseiten abziehen, der erzeugte Schlamm setzt sich zwischen Stein und Stahl und behindert den Fortgang. Abhilfe: Man sollte für solche Arbeiten eine Seite des Steines (oder einen zweiten gleichartigen Stein) mit Nuten versehen.
Die mit dem Shapton erreichte Schärfe erscheint mir der mit dem Naniwa hergestellten in der praktischen Anwendung gleichwertig.
Das Wichtigste: Mit dem Shapton habe ich jetzt wirklich keinerlei Schwierigkeiten mehr mit Einschneiden, weil er sehr viel härter ist als der Naniwa.

Unter Abwägung aller Vor- und Nachteile habe ich mich entschlossen, zukünftig statt des 8000er Naniwas den 8000er Shapton als Standard- Abziehstein zu benutzen. Ich habe mir einen zweiten Shapton gekauft und mit Nuten versehen und meine beiden Naniwas (einer glatt, einer genutet) eingemottet.


Meine aktuellen Steine, zusammengefasst:
Schruppen: Sun Tiger 240
Schleifen: Shapton 1000
Abziehen (grob) Cerax 6000 (einseitig genutet)
Abziehen (fein) Shapton 8000 (einer glatt, einer einseitig genutet)

Zum routinemäßigen Nachschärfen benutze ich den Shapton 1000 und den oder die Shapton 8000, also weiterhin nur zwei verschiedene Körnungen.
Um einen genuteten Abziehstein zur Verfügung zu haben (ich empfehle das dringend) kann man seinen Abziehstein einseitig nuten und dann die genutete oder die glatte Seite nach oben drehen, je nach Bedarf. Ich benutze zwei Steine, davon ist einer genutet. Warum? Weil erstens beide Steine, wenn sie einmal sehr dünn geworden sind, auf eine Fliese geklebt und dann wirklich bis zum Ende genutzt werden können. Und weil ich es vermeiden will, die Abziehsteine zu drehen, Sie liegen beim Gebrauch auf der gleichen Fläche wie der Schruppstein sind dadurch an ihrer Unterseite sicher mit gröberem Korn kontaminiert. Wenn ich sie nie umdrehe, ist das egal, die Körner bleiben unten und stören nicht.

Weil ich keinen Stein mehr im Wasser aufbewahre (wie früher die Naniwas), ist auf meinem Schärfplatz jetzt auch nur noch ein Wasserbehälter. Er dient zum Abspülen aller Steine. Gröbere Körner setzen sich in ihm schnell ab.

Die Winkellehren:
Ich benutze, wie es in der Schärfanleitung nachzulesen ist, beim Ausrichten der Eisen zum freihändigen Schärfen kleine Winkellehren aus Kunststoff, die auf den Stein gesetzt werden.
Die alte Ausführung dieser Lehren war einem Geo- Dreieck ähnlich, die korrekte Ausrichtung des Eisens wurde mit dem Finger an der Seite des Eisens gefühlt:
Vor etwa 3 Jahren habe angefangen, andere Lehren auszuprobieren. Sie sehen aus wie ein etwas schiefes Parallelogramm. Bei Gebrauch wird das Eisen mit seiner Spiegelseite unter den freien Schenkel des Winkels angelegt, die korrekte Ausrichtung ist gut fühlbar.

Neue Winkellehren (rechts unten eine alte. Die Lehre mit 65° / 75° ist zum Schärfen von Scheren):



Benutzung einer neuen Lehre zum Ausrichten eines Stecheisens auf 25°:



Diese neue Form von Lehren hat vor allem dort Vorteile, wo die seitliche Kante des Eisens sehr kurz ist (Simshobeleisen) oder schlecht zugänglich (Hohleisen). Nachteile hat sie eigentlich nicht. Ich habe darum vor einem Jahr ganz auf diese Winkellehren umgestellt. Sie sind auch besser zu handhaben als die alten weil dicker (Polycarbonat 2 mm dick) und nicht transparent (milchglasartig), man verliert sie nicht so schnell.

Anziehen des Grates an Ziehklingen:
Nach wie vor benutze ich einen Hartmetallstab zum Anziehen des Grates. Jedoch jetzt einen erheblich längeren, wie das zweite Bild schon zeigt (aus einem 150mm langen Hartmetallstab von 8mm Durchmesser angefertigt):

Die größere Länge ermöglicht eine Verbesserung der Technik des Gratanziehens: Ich ziehe den Stahl jetzt nicht mehr mit einem Punkt (des zylindrischen Stahles) entlang der Kante der Ziehklinge, sondern verschiebe ihn dabei leicht axial, ähnlich wie eine Feile, so dass der Kontaktpunkt entlang dem leicht mit Öl eingeriebenen Stahl wandert. So ist die Schmierung besser, man hat nie mehr das Gefühl dass ein Fressen an der Ziehklingenkante auftritt.

Abrichten von Klinkern:
Die Klinker, die ich um Abrichten der Schärfsteine benutze, werden bei unvorsichtiger Handhabung schon mal ein wenig uneben und müssen neu plangemacht werden.
Dazu benutze ich immer schon Mischkorund. Zum erstmaligen Planen neuer Klinker sollte das ziemlich grob sein, weil ordentlich was abgetragen werde muss, ich nehme dann Korn 80 (FEPA). Die Oberfläche, die diese Körnung hinterlässt, ist aber für das Abrichten feiner Abziehsteine zu grob, sie werden dann selbst zu rau und funktionieren erstmal nicht gut.
Um das zu vermeiden, habe ich früher (und so beschreibt es auch die aktuelle Anleitung) beim Abrichten der Klinker zum Schluss mehrere Durchgänge ohne Schleifmittelzugabe gemacht und zusätzlich darauf geachtet, mit frisch abgerichteten Klinkern erst einmal einen Schleifstein abzurichten (danach ist dann die Oberfläche für Abziehsteine glatt genug).
Seit einiger Zeit benutze ich zum Nacharbeiten meiner Klinker Mischkorung der Körnung 150. Die Klinker werden damit so glatt, dass auch feine Abziehsteine sofort damit abgerichtet werden können, ohne Probleme.

Nun zum Abschluss meine Frage an das Forum:
Ich werde die Anleitung in diesem Jahr überarbeiten und diese Veränderungen einbauen. Ich mache das als word- Datei, die sich ja problemlos auch als PDF abspeichern lässt, die PDF ist dann für die Benutzer.
Eine HTML- Version wird es von mir nicht geben, weil ich das nicht kann. Die letzte Version der Anleitung gibt es in html, das hat damals dankenswerterweise Mario Zimmermann gemacht.
Frage: Ist eine html- Version tatsächlich wichtig? (Die Sägen- und die Messerschärfanleitung gibt es nur als PDF, und niemand hat sich beklagt).
Wenn ja: Würde irgendjemand die Aufgabe übernehmen, eine solche Version zu erstellen?

Friedrich

MarkusB
Beiträge: 1224
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Neues vom Schärfplatz

Beitrag von MarkusB »


Hallo Friedrich,

wie lange man sich auch mit etwas beschäftigt: es ist immer Verbesserungspotential da...
Toll, dass du dein Wissen hier so ausführlich und erläuternd uns mitteilst.
Du ersparst hier vielen viele Jahre der Eigenerfahrung.
Danke schön.

HTML, das kann ich wohl machen.
Nur weshalb?
Wenn du Verlinkungen einbauen willst, das geht auch bei PDF
Und wenn du die Schärfanleitung nicht auf einen Webserver legen willst, dann sehe ich keinen Sinn darin.
Aber ich mach es, wenn du möchtest.

Viele Grüße

Markus


Pedder
Beiträge: 5695
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
Kontaktdaten:

Ich mag die HTML Version lieber.

Beitrag von Pedder »


Abeer nur für mich müsst Ihr das nicht machen. Ich schärfe, auch mit wesentlichen Einflüssen von Friedrich.

Liebe Grüße
Pedder

Benutzeravatar
Uwe.Adler
Beiträge: 1274
Registriert: So 27. Dez 2020, 22:52

Re: Neues vom Schärfplatz, dafür vielen Dank

Beitrag von Uwe.Adler »

[In Antwort auf #146628]
Hallo Friedrich,

die Fortsetzung einer tollen Geschichte mit wieder weiterbringenden Gedanken und Anmerkungen. Von meiner Seite vielen Dank für Deine Werke, ohne die ich nicht soweit gekommen wäre und immer noch dazulerne!

Herzlichste Grüße

Uwe


HannesH
Beiträge: 41
Registriert: Di 16. Feb 2021, 14:01

Re: Neues vom Schärfplatz, dafür vielen Dank

Beitrag von HannesH »


Vielen Dank auch von mir an Friedrich für seine tollen Schärfanleitungen!

Ich bevorzuge das PDF, habe lieber was in der Hand das ich in die Werkstatt mitnehmen kann.

Schöne Grüße aus Salzburg!

Hannes

Benutzeravatar
Mario Zimmermann
Beiträge: 314
Registriert: Mo 1. Feb 2016, 12:17
Kontaktdaten:

HTML-Version

Beitrag von Mario Zimmermann »

[In Antwort auf #146628]
HTML Version habe ich damals gemacht, mache ich auch diesmal gern wieder, wenn Bedarf besteht.

Viele Grüße,
Mario

Markus Mueller
Beiträge: 38
Registriert: Di 1. Aug 2017, 06:57

Re: Neues vom Schärfplatz

Beitrag von Markus Mueller »

[In Antwort auf #146628]
Hallo Friedrich,
auch von mir vielen Dank für die tolle Anleitung. Sie hat bei mir einen Quantensprung beim Schärfen ausgelöst bzw. mich erst in die Lage versetzt Handwerkzeuge richtig einzusetzen. Ich liebe einfache Lösungen und zeigst wie man das macht.
Für mich ist die pdf Version völlig ausreichend, denn ich habe nix digitales in der Werkstatt. Da bevorzuge ich Papier, das ich in meinen "Werkstattordner" heften kann. Ich freue mich schon auf die Überarbeitung.
Gruß Markus

Jan T.
Beiträge: 186
Registriert: Di 23. Okt 2018, 15:01

Re: HTML-Version

Beitrag von Jan T. »


Hallo Friedrich,

vielen Dank für die Ergänzung. Das mit dem Steinhalter finde ich eine super Idee. Zumal ich ja eher Maschinist bin, und die Steine nicht so oft brauch lagere ich sie alle trocken.

Wichtig für mich wäre nur, dass man die Anleitung auch ausdrucken kann. Denn dann kann ich sie auch immer in der Werkstatt dabei haben und Randnotizen etc. reinschreiben.

Viele Grüße

Jan

Bernd Zimmermann
Beiträge: 246
Registriert: Mi 15. Apr 2015, 20:15

Re: Neues vom Schärfplatz

Beitrag von Bernd Zimmermann »

[In Antwort auf #146628]
Hallo Friedrich,
schon jetzt mal vielen Dank für die veröffentlichten Neuerungen/Verbesserungen. Schön, dass Du Deine Erfahrungen in eine neue Schärfanleitung einarbeitest und hier zur Verfügung stellst.

Mir persönlich würde das pdf-Format vollkommen ausreichen.

Viele Grüße
Bernd

Benutzeravatar
Mario Zimmermann
Beiträge: 314
Registriert: Mo 1. Feb 2016, 12:17
Kontaktdaten:

Re: Neues vom Schärfplatz *MIT BILD*

Beitrag von Mario Zimmermann »

[In Antwort auf #146628]
Vielen Dank für das Update Friedrich, da sind wieder ein paar schöne Ideen dabei.

Ich bastele auch ständig an meinem Schärfplatz, um Kleinigkeiten zu verbessern.
Was mich immer gestört hat, war die nach vorn ausladende Schärfsteinauflage, beim Hantieren in der Werkstatt bin ich ständig dagegen gestoßen.
Außerdem ist beim Schärfen trotz des Eimers immer was danebengetropft.

Ich habe meine Schärfsteinauflage nun so gestaltet: Eine Kunststoffschale in die Tischplatte eingelassen und die Steinauflage als "Brücke" darüber gesetzt:



Die Auflage ist mit 2mm starkem Gummi aus dem Dachdeckerbedarf beklebt, darauf rutschen die Steine nicht.



Die Steinauflage ist abnehmbar und mit zwei 6mm Dübeln in die Tischplatte gesteckt:



Vorn und hinten bilden zwei Kunststoffanschläge sicheren Halt für den Stein. An der zum Stein weisenden Kante ebenfalls mit 2mm Gummi beklebt.



Hinten sieht man meine "Steinablage". Die ist auf jeden Fall noch verbesserungsfähig und Friedrichs Version ist deutlich besser.

Viele Grüße,
Mario



Antworten