Projekt: Stehpult aus Kirsche - Frage zum Leimholz

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Matthias Rösler
Beiträge: 31
Registriert: So 9. Jul 2017, 15:19

Projekt: Stehpult aus Kirsche - Frage zum Leimholz

Beitrag von Matthias Rösler »


Guten Abend allerseits,

ich lese schon eine Weile hier im Forum mit, es macht viel Spaß, die Projekte der anderen zu sehen und dabei stets etwas dazu zu lernen.

Ich bin ein noch junger Holzwerker, meine bisherigen Möbelprojekte habe ich oft aus Baumarkt-Leimholz gefertigt, wobei ich die Tücken dieses Holzes natürlich schnell bemerkt habe.

Nun habe ich vor, mich endlich an die nächste Stufe heranzutasten, Möbel aus "richtigem" Holz.
Ich möchte mir zunächst ein Stehpult bauen, grob nach diesem Vorbild:

https://ivanblatter.com/wp-content/uploads/2013/03/Stehpult-2-465x620.jpg

Ich habe vor einigen Jahren einen Kirschbaum aufschneiden lassen, der mir nun in Form von rohen, noch unbesäumten Bohlen zur Verfügung steht. Leider haben diese nur eine Stärke von 30mm, dafür wenig Verzug. Die Breite der Bohlen beträgt nur zwischen 25 und 35cm, wobei ein deutlicher Teil als Splintholz vorhanden ist. Leider also nicht optimale Bedingungen.

Nachdem ich dieses Holz "kostenlos" zur Verfügung habe, will ich es trotzdem für das Projekt nutzen.

Ich habe nun damit begonnen, das Holz genauer durchzusehen, Auf Risse und Äste zu überprüfen und die besten Abschnitte auszuwählen. Allerdings bin ich mir bei der Auswahl der Bohlen für die Tischplatte (ca 45x60cm als schräger Teil + 15x60cm als flache Abstellfläche oben) etwas unsicher.

Ich habe ausreichend Material, welches eine schöne Maserung aufweist. Es handelt sich hierbei allerdings weitgehend um Seitenbretter.

Meine Frage (endlich :) ):
Ist es grob fahrlässig, Seitenbretter für die Tischplatte zu verwenden? Die Bohlen sind bisher nur wenig verzogen, allerdings waren sie noch nicht im Haus gelagert. Die Holzfeuchte beträgt (lt. meinem Brennholz-Feuchtemesser) aktuell zwischen 8 und 12%.

Ich könnte aus den Bohlen Bretter gewinnen, welche eine Breite von gut 15cm hätten. Die Tischplatte könnte ich somit aus 4 Brettern herstellen. Bei meiner bisherigen Recherche zur Leimholzherstellung war meist die Rede davon, schmalere Leisten zu verleimen, um die Haltbarkeit der Platte zu verbessern. Meine Idee ist deshalb, die Bohlen aufzutrennen und etwa 8cm Leistenbreite zu erhalten. Neben der höheren Stabilität erhoffe ich mir davon, weniger Material beim hobeln zu verlieren, weil der Verzug ja hauptsächlich in der Bohlenmitte auftritt.

Mir drängt sich allerdings die Angst auf, mich im Nachhinein über das "verschenkte" schöne Maserbild zu ärgern; vor allem dann, wenn das Auftrennen konstruktiv gesehen nicht nötig gewesen wäre. Deshalb wäre ich sehr dankbar um eine Meinung von euch:
Ist es sinnvoll, die Leisten auf 8cm Breite zu "halbieren"? Nachdem ich dann rechte und linke Seite abwechselnd verleimen würde, wäre das Maserbild dahin (oder zumindest nicht mehr ganz so gut wie bei der Variante mit den Breiten Brettern).

und last but not least: Ist eine Gratleiste notwendig (oder gar zwei)? Nachdem die Tischfläche eine Knick zwischen schräger "Lesefläche" und waagerechter Ablagefläche bekommen soll, wäre die Gratleiste sehr kurz. Geplant ist, die schräge Fläche nur etwa 45 tief zu machen, wovon noch ein paar cm vorne über die Zargen überstehen - die Gratleiste wäre dann also nur +/- 35cm lang.

Es wurde jetzt doch etwas lang und nicht nur eine Frage - bitte entschuldigt dies. Über Tipps würde ich mich sehr freuen!

Beste Grüße,
Matthias

Micha P
Beiträge: 279
Registriert: Di 16. Jun 2020, 22:16

Re: Projekt: Stehpult aus Kirsche - Frage zum Leim

Beitrag von Micha P »


Hallo Matthias,

was für ein schönes Projekt

Was hältst du von Furnier. Kirsche ist ein sehr edles Holz und sollte mit Bedacht eingesetzt werden.
Schau dir mal die Arbeiten von Uwe Salzmann an. Er setzt es schon sehr speziell und gezielt ein - aber denk einfach mal drüber nach.
Die alten Handwerksmeister haben nicht umsonst Furniere gesägt und verarbeitet.

Einen Effekt bekommst du gratis - dann hast du die beste Maserung sogar mehrfach.

LG

Micha

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1749
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Projekt: Stehpult aus Kirsche - Frage zum Leim

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guude,

Freu, freu, freu!

Ich finde es sehr schön, dass Du kein Lamellenholz aus dem Material machen willst,
sondern nach den Regeln des Furnierzusammensetzen vorzugehen beabsichtigst.

Wenn Du noch ein paar Wochen das Holz nachtrocknest, wirst Du eine schöne Tischplatte erhalten.
Allerdings sind die Verleim- und Verbindungsregeln unbedingt einzuhalten, Kirsche arbeitet sehr stark.

Gut Holz! J.

Ulrich Leimer
Beiträge: 476
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Projekt: Stehpult aus Kirsche - Frage zum Leim

Beitrag von Ulrich Leimer »


Hallo Matthias,

und Kirsche wird bei direkter Sonneneinstrahlung noch schöner rötlicher, wenn Du diesen Effekt wünschst.

Gruß Uli

Matthias Rösler
Beiträge: 31
Registriert: So 9. Jul 2017, 15:19

Re: Projekt: Stehpult aus Kirsche - Frage zum Leim

Beitrag von Matthias Rösler »

[In Antwort auf #141966]
Hallo,

Vielen Dank zunächst für eure Tipps.
Auf die Idee des Furniers bin ich noch nicht gekommen. Ich habe nun ein paar Tage darüber nachgedacht. Sicher könnte ich damit ein sehr schönes Bild erreichen und auch, wie Micha es meinte, Material sparen.

Allerdings hab ich momentan keine vernünftige Möglichkeit, die Bohlen in Furnier aufzutrennen. Eine Bandsäge habe ich nicht, auch keine Rahmensäge. Der Bau einer Säge wäre zwar spannend und liegt auch auf der ferneren Agenda, aber im Moment ist mir die Sache noch zu früh.

Ich hatte nun nochmal die Gelegenheit, beim Schreinermeister meines Vertrauens nachzufragen, was er von meiner Idee hält. Er schlägt mir vor, die Seitenbretter zu teilen, damit ich rechts/links verleimen kann.

So werde ich es nun machen, dabei werde ich ohne Gratleiste arbeiten.

Etwas schade um das Holz ist es vielleicht, aber mit meinen momentanen Mitteln wohl der Beste Weg. Denn das gute Stück soll ja auch in absehbarer Zeit fertig werden.

Ich danke trotzdem nochmal für die Tipps, ich werde bei Gelegenheit berichten, was aus dem Projekt geworden ist!

Gruß, Matthias

uwe skodowski
Beiträge: 15
Registriert: So 6. Sep 2015, 19:21

Re: Projekt: Stehpult aus Kirsche - Frage zum Leim

Beitrag von uwe skodowski »


Hallo Mattihas,
ich habe genau wie Du ein Stehpult aus Kirsche Vollholz gebaut,( siehe unter Holzwerken/Lesergalerie/ Suchen-Uwe Skodowski)
Die Seitenbretter habe ich in die Beine eingefalzt damit Arbeiten Sie nicht und ich habe ein komplettes Maserbild.
Zwei Gratleisten würde ich in jedem Fall einbauen da der Deckel ja nur auf den Seiten aufliegt.
Bei dem Deckel selber habe ich ein Maserbild selber durch aussuchen hergestellt.
Es ist ein sehr schönes Pult geworden.

Gruß Uwe

Pedder
Beiträge: 5797
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
Kontaktdaten:

Re: Projekt: Stehpult aus Kirsche - Frage zum Leim

Beitrag von Pedder »


Hallo Uwe,

herzlich Willkommen auf den netten Seiten des Holzwerkens!
Leider gibt es in der Lesergallerie von Holzwerken keine Suchfunktion.

Hast Du vielleicht einen link für uns? Du Darfst Bilder auch gern hier hochladen.

Liebe Grüße
Pedder


mathias k.
Beiträge: 87
Registriert: Mi 16. Jul 2014, 17:42

Re: Projekt: Stehpult aus Kirsche - Frage zum Leim

Beitrag von mathias k. »


darf ich helfen?

Holzwerken/Lesergalerie/ Suchen-Uwe Skodowski bei google als Suchbegriff und man wird fündig ;) (im firefox markieren, mit google nach ... suchen)

http://www.holzwerken.net/Lesergalerie/Tischlern/Stehpult3

Grüße,
der Mathias. ;)

uwe skodowski
Beiträge: 15
Registriert: So 6. Sep 2015, 19:21

Re: Projekt: Stehpult aus Kirsche - Frage zum Leim

Beitrag von uwe skodowski »


Danke Dir Mathias für den Link, ich kann halt besser mit dem Hobel als mit dem Compi Arbeiten.

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