Schärfen von Hobeleisen - Garrett Hack Video

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Tom B.
Beiträge: 417
Registriert: Mi 20. Mär 2019, 14:18

Schärfen von Hobeleisen - Garrett Hack Video

Beitrag von Tom B. »


Schönen guten Abend in die Runde,

ich möchte Euch auf ein Video von Garrett Hack aufmerksam machen. Er zeigt, wie - er - ein Hobeleisen scharf bekommt. Im Gegensatz zu anderen, ist er jemand, der seine Eisen eher nur leicht verwundet (d.h. an den Ecken nur eine "Haaresbreite" wegnimmt), mit einem geraden Eisen fügt - und das Ganze recht stimmig ohne Scharfhilfe hinbekommt. Weil's so schön ist, zaubert er mit einem günstigen Hobel auch noch einen Span, bei dem so mancher mit einem Luxus Hobel neidisch werden könnte.

Ich meine, ein erquickend kurzes Video mit rd. 9 min., in dem sehr viel über einen pragmatischen Weg zu einem scharfen Eisen gesagt wird - sogar auf Deutsch.

https://youtu.be/AP7Si_X3SLE

Herzliche Grüße

Tom

Georg Pfab
Beiträge: 235
Registriert: Mi 6. Nov 2019, 19:01

Re: Schärfen von Hobeleisen - Garrett Hack Video

Beitrag von Georg Pfab »


Hallo,
schön erklärt.
Allerdings hat diese Schneidengeometrie meiner Ansicht nach auch einige Nachteile.
-nur sinnvoll bei Hobeln mit Klappe einzusetzen, da man bei BU - Hobeln neben Hobeleisen mit verschiedenen Keilwinkel auch noch welche mit verschieden Schneidkantenverläufen (gerade/konkav) bereitzuhalten müsste.
-schwieriger zu schleifen-
- Mikrofase möglich??
-deutlich reduzierte Hobelbreite
Ich persönlich bevorzuge hier Hobeleisen mit gebrochenen Ecken.
Gruß Georg

Tom B.
Beiträge: 417
Registriert: Mi 20. Mär 2019, 14:18

Re: Schärfen von Hobeleisen - Garrett Hack Video

Beitrag von Tom B. »


Schönen guten Abend Georg,

Garrett verwendet - im Gegensatz zu diesem Video - sehr viel BU Hobel. Die Eisen sind dort in eben dieser Art & Weise geschärft. Garrett erzielt damit wunderbare Oberflächen, die ich schon persönlich "erfühlen" durfte.

- Warum soll ein Eisen, dessen Ecken um Haaresbreite gebrochen sind, nur in einem Hobel mit Klappe einsetzbar sein? Das ist meines Wissens nach ein durchaus gebräuchliches Vorgehen, das von sehr vielen propagiert wird. David Charlesworth "verrundet" seine Eisen meines Wissens sogar stärker, als Garrett Hack. Bei ihm ist die Schneide eher wie ein sehr großer Kreisbogen. Bei Garrett sind die Eisen im Grundsatz gerade und nur an den Ecken "rund". Mir liegt das sehr gut und daher schleife ich meine Eisen ebenso.
- schwierig zu schleifen ist so eine Sache. Ich hab's so gelernt und finde es nicht "schwierig". Im Kern mache ich es jedoch anders als Garrett. Ich nutze eine Veritas MKII - mir fehlt da einfach die Übung. Die Ecken verrunde ich, in dem ich ca. 5 - 10 Striche über den Stein / die Diaplane mache, bei denen ich nur Druck auf eine Ecke gebe. Funktioniert.
- eine Mikrofase ist - natürlich - möglich. Weshalb nicht?
- die Hobelbreite ist reduziert. Das ist richtig. Aber weniger, als bei einem "komplett" verrundeten Eisen (z. B. wie bei David). Wenn man das nicht macht, kommen unweigerlich die Hobelspuren in der Fläche, mit denen man dann auch irgendwie umgehen muss. Geht (z. B. mit einer Ziehklinge), ist aber nicht mein's.

Was sind "gebrochene Ecken" - im Gegensatz zu den hier dargestellten "verrundeten Ecken"?



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Schärfen von Hobeleisen - Garrett Hack Video

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #140923]
Hallo Tom,

ja, ein wohltuend nüchternes Video. "Erquickend kurz" ist es natürlich deshalb, weil hier eigentlich nur ein Aspekt ausführlich behandelt wird- als umfassendes Video zum Schärfen wäre es abendfüllend. Es setzt halt voraus, dass man schon schärfen kann.

In einem Punkt widerspreche ich G. Hack: Auch zum Abrichten von Leimfugen kann man einen Hobel (eine Raubank) mit bogenförmiger Schneide einsetzen; die Krümmung ist (jedenfalls bei mir) so minimal... Der Span ist beim präzisen Abrichten wenige hundertstel mm dick, das ist also auch das maximum an Bogen in der Fläche (meist weniger). Das stört beim Verleimen nicht. Es überwiegt der Vorteil, beim Abrichten mit bogenförmiger Schneide gezielt links oder rechts abtragen zu können, denke ich. Übrigens ist zwischen einer bogenförmigen Schneide und einer mit hochgebogenen Ecken der Übergang fliessend, ich weiss nie so ganz, was ich da wirklich habe. Ich strebe den Bogen an, aber wenn der Span ich der Mitte am dicksten ist und seitlich auf Null ausläuft, bin ich zufrieden.

Ansonsten: Schön, die "liegende Acht" zu sehen, das kann ich nicht. Und ich frage mich: Woher nimmt er den Winkel am Eisen? Er drückt offenbar die Fase plan auf den Stein. Misst er ab und zu nach, ob korrigiert werden muss? Was macht er bei einem sehr dünnen Eisen (die alten Stanleys haben etwa 2mm, da fühle ich die Fase nicht mehr so richtig gut).

Aber: War lehrreich, vielen Dank!

Grüße

Friedrich

Tom B.
Beiträge: 417
Registriert: Mi 20. Mär 2019, 14:18

Re: Schärfen von Hobeleisen - Garrett Hack Video

Beitrag von Tom B. »


Schönen guten Morgen Friedrich,

ich glaube, da braucht es gar keinen Widerspruch :-)

Garrett behauptet ja nicht (ebensowenig wie ich), dass man eine Leimfuge nur mit einem derart hergerichteten Eisen fügen kann. Er macht es eben so. Ich kannte diese, seine Art zuerst und habe sie mir so angewohnt - und komme sehr gut mit ihr zurecht. Er nimmt von den Ecken gerade soviel / sowenig weg, wie die Dicke / Stärke des beabsichtigten, künftigen Spanes sein soll (=> "gefühlt", nicht wissenschaftlich ermittelt :-) ). Soll nur an einem Teilbereich einer zu fügenden Fläche gehobelt werden, hat mir Garrett gezeigt, dass er den Hobel entsprechend versetzt führt.

Mit Pedder hatte ich da schon mal eine Diskussion zu diesem Thema; ich glaube im anderen Forum.

Im Ergebnis werden sich beide Vorgehensweisen nicht essentiell unterscheiden. Beide haben das Ziel (... und (nur) das ist das Entscheidende), zu einer dauerhaft dichten Leimfuge zu gelangen. Wie man dort hingelangt obliegt letztendlich jedem selbst. Und ich denke auch, dass ein Eisen, in der Art & Weise wie Du oder David Charlesworth es propagieren, in der Mitte wahrscheinlich näher an einer Geraden ist als an einem Bogen. Auch von daher dürften die Unterschiede nur sehr marginal sein.

Ich schärfe (leider) nicht freihändig. Freue mich aber immer wieder, wenn ich jemandem dabei zusehen darf, der das - wirklich - kann. Garrett ist so jemand. Meines Wissens hat Garrett neben den modernen Lie Nielsen Hobeln auch noch sehr viele "historische" Hobel; u. a. Norris und Stanley. Ich hatte ihn damals sogar extra auf die Eisen angesprochen. Er meinte, dass er diejenigen bei den "daily used" Hobeln auf moderne, dickere umgerüstet hat. Die LN Eisen sind ohnehin sehr massiv, so dass er deutlich überwiegend dicke Eisen nutzt. Wobei er als Hauptargument interessanterweise nicht das schwierigere Schärfen angeführt hat sondern das "Rattern", das mit den dickeren Eisen effektiv verhindert wird. Einen Winkel "messen" habe ich ihn noch nicht gesehen. In einem Video hat er mal gezeigt, dass er Eisen, die sehr viel geschliffen werden müssen, an einem Schleifbock mit einer Vorrichtung "vorschleift" (und so dann einen festen Winkel hat). Die Feinarbeit macht er dann aber wieder per Hand. Wissenschaftlich geht er das Thema aber nicht an. Ich habe ihn eher so erlebt, dass ihm das Ergebnis wichtig ist. Ob die spiegelnde Oberfläche dann mit einem Winkel mit 25 Grad oder mit 26 Grad erzeugt wurde, ist egal. Dies ist im übrigen auch der Winkel, den er bevorzugt. Auch bei härterem Holz - da schärft er dann lieber öfter ("much better results").

Herzliche Grüße

Tom

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