Liebe Leute,
als ich vor zwei Jahren das letzte Mal hier etwas schrieb, war das mein Vorstellungsthread mit dem Titel Bin ich reif für dieses Forum? Seitdem lese ich wieder stumm mit wie zuvor. Das muss ich mal ändern. Deshalb jetzt:
Meine eurasischer Fuchsschwanz
Ich habe einen kleinen, alten Fuchsschwanz mit einer selbst gefeilten Querschnittbezahnung und verwende ihn zum Ablängen kleinerer Querschnitte. Soweit alles artgerecht. Leider hatte ich irgendwann etwas zu viel geschränkt und daher neigte er zum Rattern. Die Sägefreude hielt sich in Grenzen und die Qualität des Schnittbildes auch. Statt die Schränkung zurückzunehmen, entschied ich mich vor gut einer Woche, die Bezahnung komplett zu ändern.
Die Säge ist mit 350mm Bezahnungslänge und entsprechend relativ feiner Teilung ganz gut für Experimente geeignet. Man muss keine Unmengen Metall zerspanen, um etwas neues zu probieren. Andererseits sind die Zähne auch nicht so fein, dass einem vom Fokussieren das Hirn schmerzt. Noch....
Ich habe die herkömmliche, westliche Querschnittbezahnung mit 3mm Teilung, 12° Neigung (rake), 30° Schrägung (fleam) und zu viel Schränkung also entfernt.
Die neuen Zähne sollten eine japanische Form bekommen aber richtig herum gefeilt sein. Auf Stoß also. Die Japanform bietet den Vorteil, dass man bei 2mm Teilung überschlägig das gleiche Zahnzwischenraumvolumen hat wie bei westlicher Bezahnung mit 3mm Zahnweite. Theoretisch ist also bei einem Sägestoß 50% mehr Span möglich. Es ist ausserdem ein glatteres Schnittbild zu erwarten.
Das ist alles nichts neues, denn die industriellen Fuchsschwanzhersteller bieten sowas in der Art an. Im Internet habe ich auf die Schnelle aber niemanden gefunden, der japanische Stoßzähne auf europäischen (oder allgemein westlichen) Sägen schon einmal von Hand gefeilt hat.
Also versuche ich es einfach:
Folgende Werkzeuge kommen neben der Sägenfeilkluppe und der Puksäge zum Einsatz (von links nach rechts): Ein Arkansas No.5, eine abgebrochene Nadelfeile mit langem, hübsch verziertem Heft, eine ziemlich japanische Feile, eine Feile und eine Eclipse No.77

Ich feile die alten Zähne ganz herunter und säge die neue Teilung nach handgezeichnetem Musterstreifen vor

Dann mit der ziemlich japanischen Feile bis zu diesem Stadium. 2mm Teilung sind für meine Optik noch machbar. Tagsüber zumindest, abends wird's schlechter. Deshalb habe ich die Arbeit an der Säge auf freie Tage verteilt. Neigung etwa 10°; ich halte die Feile senkrecht und die hat ca. einen 20°-Winkel zwischen den Flächen. Schrägung 25°

Die Kopf-Fase mit der abgebrochenen Nadelfeile einfach nach Gefühl. Der Spitzenwinkel zwischen Kopf-Fase und Zahnbrust ist in der Projektion etwa 80°

Jetzt mache ich eine heimliche Sägeprobe ungeschränkt und ohne Bild aber mit Erfolg.
Dann Schränken und Schärfen. Dazu nicht Abrichten und dann die Kopf-Fase feilen. Das wird nicht scharf. Ich hab's ausprobiert. Ganz klassisch einen Feilenstrich über jede Zahnbrust, seitlich jeweils abziehen mit dem Arkansas,
Fertig

Jetzt mal Buche Sägen und die Rückseite betrachten, wenig Ausrisse

Schnittbild: schön

Meine Erkenntnisse aus der Übung:
- Ob's den Aufwand lohnt, kann ich nicht genau sagen, die Säge ist viel besser als vorher, die Schnittleistung aber bestimmt nicht 50% erhöht. Man müsste je einen Fuchsschwanz mit traditionellen und japanischen Zähnen direkt vergleichen,
- Praktisch habe ich die Kopf-Fase nicht so klein gehalten, dass der Zahnzwischenraum tatsächlich so groß ist wie bei 3mm Westbezahnung. Da kann man noch optimieren. (Die geometrischen Zusammenhänge muss man sich mal aufmalen, wenn man da jetzt auf dem Schlauch steht.)
- Die Zähne könnten etwas aggressiver gefeilt werden,
- Das Blatt ist 0,7mm dick und 0,1mm zu jeder Seite geschränkt, macht also 0,9mm theoretische Schnittbreite. Von mir aus könnte die Säge noch etwas weniger geschränkt sein,
- Das Schnittbild ist in Buche sehr schön, bei einfachen Nadelhölzern etwas rauher,
- Bei Hart- und Weichholz wenig Ausrisse,
- Die Zähne sind durch das im Vergleich zu Japansägen stärkere Sägeblatt stabil
- Die Japanfeile gibt ein rauhes Feilgefühl und neigt durch den kleinen Winkel dazu, sich wie ein Keil fest zu klemmen
- Die Nadelfeile erfordert viel Gefühl, da sie keinen Kreuzhieb hat und somit dazu neigt zu einer Seite zu laufen und den angrenzenden Zahn zu beschädigen
- Das ganze war auch als Test für einen noch zu bauenden Fuchsschwanz mit etwa 50cm Länge und gröberer Teilung gedacht. Konsequent wäre es je einen mit japanischen und westlichen Zähnen zu bauen. Material habe ich genug. Wenn ich mir das antue, werde ich berichten. Kann zwei Jahre dauern...
So long
Johann Daniel