Weil der thread zum Ziehklingenhobel ja noch relativ neu war, stelle ich den Eröffnungspost neu ein. Allerdings kann ich nur auf einen groben Vorentwurf zurückgreifen, Abweichungen im Detail werden also nicht zu vermeiden sein.....
Vor einiger Zeit hatte ich einen Thread eröffnet mit der Fragestellung, ob die mit einem Putzhobel erreichbare Oberflächenqualität denn wirklich besser ist als die mit Ziehklinge oder Ziehklingenhobel.
Ich habe dann zum Schluss einen Vergleichstest angekündigt, der soll Anfang November stattfinden.
Dann hat sich Christof Tauchner gemeldet und mir für diesen Test seinen Veritas Ziehklingenhobel (112-er Nachbau) angeboten und geschickt. Dafür schon mal vielen Dank!
Ich habe mich da eingearbeitet ohne das gehts ja nicht- um aus dem Ziehklingenhobel das Optimale rausholen zu können. Und so ist die Grundlage entstanden, über diesen Hobel schon mal zu berichten (vor dem Vergleichstest).
Der Hobel ist ein Riesentrumm. Sehr sehr breit. Ärgerlich dabei: Die Eisen sind breiter als die gängigen Banksteine, man kann auf denen also nur schräg schärfen. .
Abgesehen von der Breite und der Griffanordnung , funktioniert der Hobel natürlich ähnlich wie der Furnierschabhobel (Stanley 80- Nachbau). Der wesentliche Unterschied: Die Neigung des Eisens (also wie schräg es nach vorne gekippt ist) kann eingestellt werden. Und diese Einstellung kann auch benutzt werden, um die Spandicke einzustellen, sehr praktisch. Die Durchbiegung des Eisens mittels einer Rändelschraube gibt es bei beiden Hobeln.
Für den Hobel gibt es ein dünnes, durchbiegbares Eisen (gemessen: 1,5 mm) und ein dickeres (gemessen: 3,4mm). Beide haben eine 45°- Fase. Das Zahneisen, das es auch gibt, habe ich in seiner Folie gelassen.
Ich habe mich bemüht, das dünne Eisen wirklich optimal zu schärfen, noch etwas aufwändiger und besser als im praktischen Gebrauch. Die Spiegelseite wurde mit einem 6000er Stein abgezogen, die 45°- Fase mit dem 8000er. Damit ist das Eisen rasierfähig. Und dann dann ein Grat angezogen, entsprechend der Veritas- Anleitung (die man auch die Dieter findet) mit einem Winkel von lambda = -10° (entsprechend der Definition in meiner Schärfanleitung), also relativ milde umgebogen.
Entsprechend dieser Anleitung habe ich auch das Eisen fast senkrecht gestellt, nur etwa 5° nach vorn gekippt. Mit dieser Geometrie des Grates und Neigung des Eisens ist die Umlenkung des Spanes relativ schonend, die Stauchkraft im Schnitt klein. Und so erhielt ich auf Hartholz (Buche) einen schönen durchgehenden Span und eine sehr gleichmäßig glatte Oberfläche- die fühlt sich allerdings deutlich strukturierter an als eine gehobelte, also weniger glatt.

.
Auf Nadelholz (Kiefer, annähernd Tangentialschnitt) war des Ergebnis erheblich schlechter. Und was ich erstaunlich fand: Ich war (obwohl weder schwächlich noch ängstlich) kaum in der Lage, den Hobel über das Kiefernbrett zu schieben, auch bei wirklich dünnem Span.
Nach langem Überlegen ist mir klar geworden, warum dieser Ziehklingenhobel so viel mehr Kraft braucht als mein Furnierschabhobel (Stanley 80er- Nachbau). Dessen Eisen ist nur wenig schmaler, aber mit 1,2mm viel dünner und lässt sich wirklich leicht durchbiegen, man schneidet damit einen schönen Span der zu den Seiten auf Dicke Null ausläuft. Beim 112er hatte der Span die volle Breite und auf der ganzen Breite die volle Dicke auch mit kräftig angezogener Durchbiegeschraube. Damit ist der Spanquerschnitt und somit der Kraftbedarf viel größer.
Warum funktionierte das mit der Eisendurchbiegung beim 112er nicht? Da kommt Einiges zusammen. Das Eisen des 112ers ist deutlich dicker, darum steifer, und wird außerdem von der dicken Klappe am Durchbiegen gehindert. Vor allem aber: Bei fast senkrechter Stellung des Eisens wirkt sich eine Durchbiegung des Eisens nur minimal auf die Spandicke aus.
Darum habe ich dann das Eisen (wie das auch beim 80er ist) etwa 20 25° nach vorn geneigt und den Grat mit lambda ungefähr 10° angezogen. So funktioniert alles wie gewohnt, auch der Kraftbedarf lässt sich über die Durchbiegung des Eisens steuern- nicht ganz so leicht wie beim 80er, aber es geht. Das folgende Bild zeigt einen schon sehr schmalen und dünnen Span, um den Unterschied deutlich zu machen.

.
Anschliessend wurde auch das dicke Eisen eingesetzt. Das ist ein richtiger Klotz. Bei Veritas heißt es, dieses Eisen sei besonders für extrem wildwüchsiges Holz geeignet, und man solle (wegen mangelnder Durchbiegefähigkeit des Eisens) die Ecken der Schneide runden, damit die keine Stufen im Holz hinterlassen. Mir leuchtet nicht ganz ein, wozu man dieses dicke Eisen eigentlich braucht. Vielleicht wegen seiner größeren Steifigkeit, weil das dünne rattern könnte? Dafür ist aber das erforderliche bogenförmiges Schärfen ein hoher Aufwand, das würde ich nicht gern machen, eher versuchen, mit dem dünnen Eisen und einem sehr dünnen Span hiunzukommen.
Ich habe das dicke Eisen benutzt, um eine Arbeitsweise auszuprobieren, die hier im Forum schon diskutiert wurde: Dickes Eisen, Fase 45°, ohne angezogenen Grat. Bei Veritas habe ich auf eine solche Technik keinen Hinweis gefunden, aber LN empfiehlt sie für seinen praktisch baugleichen 112er tatsächlich.
Das Eisen wurde geschärft, rasiertauglich. Fase 45°. Ohne Grat. Mit gerader Schneide. Und dann habe ich versucht, einen Span zu ziehen (auf Buche). Ergebnis: Bei senkrechter Stellung des Eisens gab es tatsächlich einen zusammenhängenden Span. Je weiter aber das Eisen nach vorn gekippt wurde, desto deutlicher änderte sich das in unzusammenhängende Krümel und desto schlechter wurde auch die Oberfläche. Die war aber auch schon bei senkrecht gestelltem Eisen deutlich schlechter als sie beim Eisen mit angezogenem Grat gewesen war. Das war also nix.
Kurzes Resumee:
Der 112er lässt sich leichter einstellen als der 80er, weil die Neigungseinstellung (für das Eisen) auch als Spandickeneinstellung funktioniert.
Die große Breite des Eisens macht das Schärfen etwas mühsam.
Der Hobel braucht viel Kraft. Den Kraftbedarf wird kleiner mit deutlich nach vorn geneigtem und stark durchgebogenem Eisen (dadurch wird der Spanquerschnitt verringert).
.
Für eine gute Oberflächenqualität muss das eingesetzte Eisen auf jeden Fall einen angezogenen Grat (Ziehgrat) aufweisen.
Auf die erzeugte Oberflächenqualität komme ich ausführlicher im Rahmen des anstehenden Vergleichstests.
Friedrich