Hobelbank
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Hobelbank
Hallo liebes Holzwerkerforum!
zuallererst: Ich möchte mich bei den aktiven Forumsmitgliedern bedanken für diese Unmengen an Informationen die ihr hier reingestellt habt. Ich lerne durch euch so viel dazu! Danke!
meine Frage: In dem Haus in das ich gezogen bin stand eine alte Hobelbank. Nachdem ich sie ausgegraben habe, und gesäubert habe, stehe ich bei folgender Frage an: Die Holzgewinde meiner beiden Spannzangen quietschen furchtbar, wenn ich sie anziehe. Womit kann ich sie schmieren, oder kann ich mein Problem sonst wie beheben? Eine ökologisch nachhaltige und arbeitssparende Lösung wäre ideal!
Ich bedanke mich bereits.
Grüße aus dem Waldviertel!
Gregor
Re: Hobelbank
hallo Gregor,
ich beneide Dich!
Die Bank, auf der ich gelernt habe, hatte auch Holzgewinde und es ist ein wundervolles, gefühlvolles Spannen damit.
Zum Schmieren verwendeten wir einen Saunabel. Das ist zweifellos ökologisch korrekt, aber wer kann heutzutage so etwas noch bekommen?
Ich würde daher heute Bohnerwachs nehmen.
viele Grüsse
reinhold
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- Beiträge: 675
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Re: Hobelbank
Zum Schmieren verwendeten wir einen Saunabel. Das ist zweifellos ökologisch korrekt, aber wer kann heutzutage so etwas noch bekommen?
Hallo Reinhold,
was bitte ist ein Saunabel, die Google Bildersuche bringt nur komische Ergebnisse. Oder ist hier wirklich der Nabel einer Sau gemeint, ein Stück Speck / Schwarte?
Grüße
Christoph
Re: Hobelbank
Hallo Christoph,
herzlichen Glückwunsch zu dem "Fund". :-)
Um die Reibung von Holz auf Holz zu reduzieren, verwendeten die Leute im Mittelalter Schweinefett oder Rindertalg.
mit den besten Grüßen
Gilbert
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Re: Hobelbank
Hallo Christoph,
Günther Heine beschreibt das sehr schön in seinem Buch "Das Werkzeug des Schreiners und Drechslers" unter dem Namen "Schweinepesel":
"Für Holzschrauben mußten Löcher vorgebohrt werden, und es war ratsam, die Schraube vor dem Einsetzen etwas einzufetten. Für diesen Zweck fand man früher in einer ländlichen Schreinerwerkstatt oft einen Schweinepesel, d. h. die Harnröhre vom Schwein mit einem daran befindlichen Stückchen Speckschwarte. Gemeinhin war das ein Abfallstück beim Schlachten, bekam gleich einen Knoten zum Aufhängen und wurde zur Konservierung zunächst geräuchert. Er durfte aber nicht gesalzen werden, weil das an eingefetteten Eisenteilen zum Rosten geführt hätte. Mit ihm wurden nicht nur Schrauben, sondern auch Sägeblätter, Bankhaken und andere Werkzeuge von Zeit zu Zeit eingefettet."
Hört sich so an, als ob jeder einen solchen Schweinepesel oder Saunabel in der Werkstatt haben sollte;-)
Gruß, Wolfgang
Re: Hobelbank
[In Antwort auf #137303]
hallo Gregor,
Wolfgang hat das sehr gut beschrieben.
Bei uns hiess das Ding Saunabel. Ich wusste nicht, dass es die Harnröhre ist, mit einem Fettklumpen dran.
Wir haben damit ALLES geschmiert, was irgendwie zum Schmieren war.
Vom Sägeblatt bis zu den Schrauben vor dem Reindrehen.
Mein Grossvater, der Sattler war, hatte auf seinem Nähross einen Saunabel festgemacht, in den er vor jedem zweiten oder dritten Stich mit der Ahle einstach, um leichter das Leder durchstechen zu können.
Mein Vater nahm ihn immer zum Einschmieren der Axtstiele, der Rechenstiele, Spatenstiele etc. Er sagte, dann bekäme man selbst bei stundenlangem Arbeiten keine Blasen an den Händen.
Ich habe noch einen, der ist schätzungsweise dreissig Jahre alt. Riecht erstaunlicherweise nur ein bisschen ranzig, aber nicht verdorben. Ideal zum Schmieren der Säge beim Beschneiden der Obstbäume - sie läuft sofort viel leichter. In der Werkstatt verwende ich ihn nicht.
Seit die Metzger verpflichtet sind, im Schlachthof zu schlachten, bzw. gar nicht mehr selbst schlachten, sondern die Schweinehälften fertig kaufen, ist es selbst hier auf dem Land unmöglich, einen Saunabel aufzutreiben.
viele Grüsse
reinhold
hallo Gregor,
Wolfgang hat das sehr gut beschrieben.
Bei uns hiess das Ding Saunabel. Ich wusste nicht, dass es die Harnröhre ist, mit einem Fettklumpen dran.
Wir haben damit ALLES geschmiert, was irgendwie zum Schmieren war.
Vom Sägeblatt bis zu den Schrauben vor dem Reindrehen.
Mein Grossvater, der Sattler war, hatte auf seinem Nähross einen Saunabel festgemacht, in den er vor jedem zweiten oder dritten Stich mit der Ahle einstach, um leichter das Leder durchstechen zu können.
Mein Vater nahm ihn immer zum Einschmieren der Axtstiele, der Rechenstiele, Spatenstiele etc. Er sagte, dann bekäme man selbst bei stundenlangem Arbeiten keine Blasen an den Händen.
Ich habe noch einen, der ist schätzungsweise dreissig Jahre alt. Riecht erstaunlicherweise nur ein bisschen ranzig, aber nicht verdorben. Ideal zum Schmieren der Säge beim Beschneiden der Obstbäume - sie läuft sofort viel leichter. In der Werkstatt verwende ich ihn nicht.
Seit die Metzger verpflichtet sind, im Schlachthof zu schlachten, bzw. gar nicht mehr selbst schlachten, sondern die Schweinehälften fertig kaufen, ist es selbst hier auf dem Land unmöglich, einen Saunabel aufzutreiben.
viele Grüsse
reinhold
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- Beiträge: 394
- Registriert: Di 13. Sep 2016, 09:54
Saunabel/Schmer
Hallo!
Mein Vater, Metzgermeister a.D., hatte mir vor längerer Zeit bestätigt, dass Schreiner etc. einen Saunabel benutzten.
Habe aber selber keinen bei mir in der Werkstatt.
Im Internet habe ich aber einen Auszug gefunden:
"Abends durften wir beim Speckschneiden helfen. Das gab
zwar schmotzif e" Hände, doch schmeckten die Grieben,
die beim Auslassen des Speckes übrigblieben, um so besser.
Die Vöglein aber bekamen davon auch ihren Teil,
wie ihnen der Vater auch manchen sonstigen Brocken
im Garten hinterließ. Die Saublase" wurde in der Werkstatt
aufgehangen, manchmal hingen dort 3 solcher Gebilde,
die in früheren Zt "en für mancherlei Zwecke verwendet
wurden, so zum Beispiel, um Flaschen luftdicht
abzusch sßen. Wir Buben benutzten sie aber an Fastnacht,
um als Hanswurstel" n t ihnen die Mädle zu verdreschen.
Weh tat's ja nicht! In der Werkstatt hing auch
der Saunabel, der zum Schmieren der Sägen und anderer
Werkzeuge benutzt wurde. Und in der Küche am Brett
hing das Schmeerlaible", das bei eitrigen Geschwüren als
altes, bewährtes Hausmittel unentbehrlich war. Ein
Stückchen Schmeer auf die Wunde gelegt, und Dreck und
Eiter wurden zusammen- und herausgezogen, ja, was so
ein Säule doch für wertvolle Dienste leistet!"
Stammt aus einer Ausgabe eines Geschichtsvereins.
Quelle: Hohenzollerische Heimat, Ausgabe 20. Jahrgang 1970, Seite 54
Beste Grüße,
Stefan
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- Beiträge: 2
- Registriert: Do 30. Jan 2014, 14:36
Re: Saunabel/Schmer
Ich bedanke mich bei allen helfenden!
Mittlerweile durfte ich von meinem 85jährigen Nachbarn der in Armut aufwuchs einen Vortrag über die Anwendungen eines Saunabels geniessen.
Die letzten Worte des Vortrags waren:"[ Moderation: Zote entfernt, bitte familienfreundlich halten]"
was er damit vermutlich sagen wollte: "Damit kannst alles einfetten"
meine Konsequenzen daraus:
1. beim Bauern nebenan fragen
2. beim nächsten Hasenschlachten einen "Hasennabel" aufheben, räuchern, verwenden, und danach berichten.
Ich danke euch!
Grüße aus der Arktis (Waldviertel)
Gregor
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- Beiträge: 36
- Registriert: Fr 2. Nov 2012, 13:40
Re: Hobelbank
[In Antwort auf #137303]
Hallo,
probier doch mal aus, einfach mal mit einer alten (Paraffin-) Kerze drüber zu rubbeln. Für hölzerne Schubladenführungen, Hobelsohlen und ähnliches funktioniert das einwandfrei.
Gruß
Christian
Hallo,
probier doch mal aus, einfach mal mit einer alten (Paraffin-) Kerze drüber zu rubbeln. Für hölzerne Schubladenführungen, Hobelsohlen und ähnliches funktioniert das einwandfrei.
Gruß
Christian
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- Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09
Re: Saunabel/Schmer- bei mir (leider?) nicht
Hallo Gregor
ich glaub schon dass ein Saunabel (oder wie immer das Ding regional genannt wird) hilfreich ist. Allerdings habe ich schon Probleme, für den Geruch von Ballistol Verständnis zu finden (das ist ein anderes interessantes Thema: scheint viele Frauen zu geben die das Zeug aus irgendeinem Grunde ablehnen).
Hinge ein Saunabel in meiner Werkstatt, würde meine Frau ganz sicher ausziehen. So ist das.
Friedrich