Frage zu Fasenwinkel bei Bevel down / Bankhobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christoph M.
Beiträge: 188
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 10:39

Frage zu Fasenwinkel bei Bevel down / Bankhobel

Beitrag von Christoph M. »


Hallo,

ich habe eine Frage zum Fasenwinkel bei Bankhobeln. Also den Hobeln mit Spannbrecher oder auch Bevel down genannt. Was ich bisher verstanden habe: Der Schnittwinkel wird durch den Frosch bestimmt. Ein anderer Winkel an der Fase des Eisens wird den Schnittwinkel nicht ändern.

Die Schneide ist doch stabiler wenn der Fasenwinkel größer ist, kann ich dann die Eisen mit z.B. 40° schleifen? Bekomme ich dann eine längere Standzeit der Eisen? Oder spricht etwas gegen größerer Fasenwinkel?

Aktuell habe ich einen Clifton und zwei Jumma Hobel als Bankhobel mit ca. 30° Fase.

Viele Grüße
Christoph

reinhold
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Re: Frage zu Fasenwinkel bei Bevel down / Bankhobe

Beitrag von reinhold »


hallo Christoph,

nehmen wir einmal an, der Schnittwinkel wäre 45 Grad = der Winkel, der durch den Frosch vorgegeben wird.

Dann kann der Keilwinkel (Fasenwinkel) keine 40 Grad sein, weil dann der Freiwinkel für Holzbearbeitung zu klein wird. Die Schneide wird zwar stabiler, aber sie lässt sich auch schwerer durch das Holz schieben, bzw der Hobel nimmt keine Späne mehr ab.

Ich schleife meine Bankhobeleisen auf 30 Grad und ziehe eine winzig kleine zweite Fase an mit ca 33 bis 35 Grad. Das lässt mir einen Freiwinkel von rund 12 bis 10 Grad und gibt der Schneide etwas mehr Halt. Ist für meine Verhältnisse ein guter Kompromiss zwischen Schneidleistung und Schnitthaltigkeit.

Gute Literatur zum Thema : Leonhard Lee : The Complete Guide to Sharpening.

viele Grüsse
reinhold

Christoph M.
Beiträge: 188
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 10:39

Re: Frage zu Fasenwinkel bei Bevel down / Bankhobe

Beitrag von Christoph M. »


Hallo Reinhold,

vielen Dank für die Antwort. Das man einen gewissen Freiwinkel benötigt war mir so nicht bewußt.

Meine Eisen ziehe ich auch auf 30° ab und schleife zum Schluss noch eine Mikrofase von ein paar Grad an. Ich hatte mich nur gefragt ob das auch anders geht, bzw warum das so gemacht wird. Danke für den Buchtipp, werde mir das anschauen, ich lerne gerne dazu.

Viele Grüße
Christoph

Horst Entenmann
Beiträge: 1176
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Frage zu Fasenwinkel bei Bevel down / Bankhobe

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Christoph,

Ich habe dazu auch mal Versuche gemacht und kann Reinhold nur bestätigen.
Speziell bei weicheren Hölzern ist ein Freiwinkel von 10° unbedingt erforderlich. Das hat schon seinen Grund warum die Flachwinkelhobel häufig einen Winkel von 12° einhalten.
Ich schleife meine Eisen auf 30° (Grundschliff) und schleife auf 35° nach solange kein größerer Ausbruch ist (ich möchte das nicht Mikrofase nennen, denn das kann schon eine größere Fase werden bis ich mal wieder einen Grundschliff mache).
Irgendwo habe ich mal die Empfehlung gelesen Hobeleisen auf 25° zu schleifen (ich glaube das war ein altes Fachbuch), das halte ich nicht einmal bei den Flachwinkelhobeln für sonderlich sinnvoll.

Gruß Horst

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1749
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Frage zu Keilwinkel bei Bevel down / Bankhobe

Beitrag von Konrad Holzkopp »


guude,

viele können sich über den übermäßigen gebrauch von Anglizismen aufregen,
mich ärgern wort-wörtliche Übersetzungen obwohl es
exakte wissenschaftliche begriffe gibt.

dat dingens is en "Keilwinkel",
http://www.google.de/imgres?imgurl=http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b2/Winkel_in_der_Zerspanungstechnik.png/220px-Winkel_in_der_Zerspanungstechnik.png&imgrefurl=http://de.wikipedia.org/wiki/Keilwinkel&h=216&w=220&sz=15&tbnid=Ev7mZEOyujAMGM:&tbnh=90&tbnw=92&prev=/search%3Fq%3Dkeilwinkel%26tbm%3Disch%26tbo%3Du&zoom=1&q=keilwinkel&usg=__TAgZ71XfK3y3y-so5CZ4rVlKclc=&docid=WWMfO-sHk2U_OM&hl=de&sa=X&ei=9sd-UYDMN4rdswbYooBI&sqi=2&ved=0CEAQ9QEwAw&dur=1532

ein fasewinkel beschreibt die größe der schräge an einer kante,
die durchaus nicht immer 45° betragen muss.

gut holz! J.

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
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Keilwinkel!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Es ist wie Justus schreibt.

Man sollte sich (auch hier) an die korrekten (in diesem Fall sogar durch eine Norm festgelegten) Begriffe halten, sonst argumentiert man schnell aneinander vorbei.

Der Keilwinkel ist der tatsächlich gegebene Winkel vorn an der Schneide, zwischen den beiden Flächen die die Schneide bilden.

Zum Inhaltlichen (ich gehe mal davon aus, dass die Eisen planparallel sind):

In der Tat sollte der Freiwinkel beim einer Hobel für Holz etwa 10° betragen (also erheblich mehr als bei Metall erforderlich ist). Wird er deutlich kleiner, dann reibt das nach dem Schnitt zurückfedernde Holz an der Freifläche und behindert so den Zerspanungsvorgang.

Bei einem Bettungswinkel von 45° heißt das (für Fase unten): Fase (vorn an der Schneide!) maximal 35° zur Spiegelseite. Ich mache das bei einigen Hobeln die robust sein sollen tatsächlich so: 30° geschliffen, 35° abgezogen, also eine Mikrofase. Die meisten Hobel bekommen aber 5° weniger.

Wenn man eine 2. Fase (also eine schmale, flache Fase an der Spiegelseite) anbringt, wächst der Keilwinkel dadurch an, die Schneide wird nochmals robuster. Bei mir grundsätzlich: 2. Fase 5°. Damit habe ich bei meinen Hobeln mit Fase unten einen Keilwinkel von 35 oder 40°.

Der Schnittwinkel (zwischen Bewegungsrichtung = Sohle) und Spanfläche (= Spiegelseite oder 2. Fase) ist identisch mit dem Bettungswinkel wenn man keine 2. Fase anbringt. Mit einer 2. Fase (5°) wird er entsprechend größer.

Friedrich



Horst Entenmann
Beiträge: 1176
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Frage zu Keilwinkel bei Bevel down / Bankhobe

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Justus,

Das ist meiner Ansicht nach nur bedingt richtig. Wenn du mein Posting gelesen hast, dann wird dir evtl. aufgefallen sein, daß ich im Text beide Ausdrücke bewußt vermieden habe. Ein Grund ist, daß der Keilwinkel derjenige ist mit dem die sogenannte Mikrofase angeschliffen wurde. Welchen Winkel man evtl. für den Vorschliff gewählt hat ist nebensächlich, das hat keinen Einfluß auf die Schneidengeometrie. Mir ist keine spezielle Bezeichnung für diesen Winkel geläufig. Der Ausdruck Fasenwinkel mag fachlich nicht richtig sein, ist aber zumindest aus meiner Sicht eindeutig und verständlich.
Mir kam es aber weniger auf den Keilwinkel an, vielmehr wollte ich ausdrücken daß ich von der sogenannten Mikrofase nicht ganz so viel halte wie anscheinend viele hier. Ich benutze zwar prinzipiell die gleiche Technik um mir die Arbeit beim Nachschleifen zu verringern, schleife aber nicht jedes mal den 30° - Winkel nach, sondern nur wenn die 35° - Fase so groß wird, daß sie beim Nachschleifen Probleme macht. Ich hatte andere Beiträge hier bisher immer so verstanden, daß die meisten Forumsteilnehmer grundsätzlich beide Flächen überschleifen. Wenn ich da falsch liege, dann lasse ich mich gerne korrigieren. Für den effektiven Keilwinkel macht das ohnehin keinen Unterschied.

Wie ich den bisherigen Beiträgen entnehme sind die Ansichten zu den Winkeln auf jeden Fall nicht weit auseinander, da scheinen sich auch die praktischen Erfahrungen zu decken. Interessant wäre aber trotzdem, woher solche (aus meiner Sicht extremen) Empfehlungen wie zum Beispiel der erwähnte 25° Winkel kommen?

Gruß Horst

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Uwe.Adler
Beiträge: 1317
Registriert: So 27. Dez 2020, 22:52

Re: Keilwinkel!

Beitrag von Uwe.Adler »


Hallo Friedrich,

Ich habe hier einen Link, der die verschiedenen Winkel darstellt. Ist die Darstellung Stand der Lehre? und wenn ja, dann wäre er doch erklärend für alle Diskussionen:

http://www.google.de/imgres?sa=X&hl=de&biw=1920&bih=967&tbm=isch&tbnid=Ev7mZEOyujAMGM:&imgrefurl=http://de.wikipedia.org/wiki/Keilwinkel&docid=WWMfO-sHk2U_OM&imgurl=http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b2/Winkel_in_der_Zerspanungstechnik.png/220px-Winkel_in_der_Zerspanungstechnik.png&w=220&h=216&ei=7hF_UfWiKcGhtAbZqoGgDw&zoom=1&iact=rc&dur=416&page=1&tbnh=130&tbnw=132&start=0&ndsp=66&ved=1t:429,r:1,s:0,i:99&tx=56&ty=53.

Der Bettungswinkel ergibt sich dann aus dem Schnittwinkel abzüglich Materialstärke des Werkzeugs. Ist das von der Definition her so richtig angewendet?

Herzliche Grüße

Uwe

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1749
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Keilwinkel &Schnittwinkel

Beitrag von Konrad Holzkopp »


guude,

schön dass es mit dem keilwinkel klappt,
aber dann können wir gleich mit dem
Schnittwinkel weitermachen.

mein bett steht jeden falls rechtwinkelig! ;-))

die microfase ist 1/10 groß, für den
zerspanungsprozess dürfte deren 5°
Abweichung von untergeordneter
Bedeutung sein.

gut holz! J.

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