Verleimen und Berücksichtigung der Maserung

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
justus

Re: Hohlfuge

Beitrag von justus »


guude,

bei einer breite platte mit mehreren leimfugen oder einer schmaleren mit vielen fugen addiert sich das untermaß der hohlfugen. so kann es in der summe um mm beträge gehen. diese spannung kann nicht das ziel einer guten holzvearbeitung darstellen.
_____________
um diesen thread nicht vollkommen zu zerfleddern halt hier:

brett oder bohle auf den schlitten der formatkreissäge mit wechselzahnlängsschnittblatt legen, vorne unter den klemmschuh drücken, festhalten und, mit dem schlitten geführt, schneiden. fertig ist eine leimfähige kante.

gut holz! justus.


bernhard

Re: Hohlfuge

Beitrag von bernhard »


Hallo Justus,

wenn man alte Arbeitstechniken mit Murks bezeichnet, sollte man schon richtig lesen. Ich habe deutlich von 10tel mm Hohlfuge geschrieben. Mich interessiert jetzt, in welchem Verhältnis steht so eine Hohlfugenspannung zu der "normalen" Spannung im Holz?
Zu Deinem Fügen: Sei nicht so schüchtern und mache einfach einen neuen Faden auf. Ich lerne gerne und habe noch nie eine leimfähige Kante direkt von einer Format- oder Tischkreissäge gesehen. Und ja, ich habe schon an "richtigen" Sägen gearbeitet.

Grüße
Bernhard


Rolf Richard
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Re: Hohlfuge

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #132459]
Hallo Justus,

zum Thema hätte ich dann nochmal ein paar Dilettanten-Fragen:

- Wenn ich das richtig verstehe, macht die Hohlfuge nur Sinn, wenn es noch starke negative Feuchteänderungen im Holz gibt/geben kann?

- Daraus folgt doch im Umkehrschluss, das bei gut getrocknetem Holz die Hohlfuge zu einer Verschlechterung der Situation führt. Nimmt jetzt der Hirnbereich Feuchtigkeit auf und quillt, wird es die Fuge (unweigerlich?) in der Plattenmitte aufbrechen lassen.

Scheint mir so, als wäre es mit den heutigen Materialien und Bearbeitungsmöglichkeiten nicht sinnvoll, Techniken einzusetzen, die vielleicht - vielleicht auch nicht? - früher ihre Berechtigung hatten. Ich kenne das aus meiner Profession, da wäre heute so mancher Trick von vor 30 Jahren nur noch ein schnöder Kunstfehler, weil es heutzutage zum Glück bessere Materialien und Werkzeuge gibt. Dinge und Methoden werden doch nicht alleine dadurch gut, dass sie althergebracht sind?

Gruss und ein schönes Wochenende

Rolf



reinhold
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Re: Hohlfuge

Beitrag von reinhold »


hallo Rolf,

keine Frage : die ideale, dicht schliessende Fuge ist die beste.
Aber : der Aufwand, eine derartige Fuge herzustellen, war früher zu hoch. Dafür haben die alten Schreiner bemerkt, dass eine gaaanz leichte Hohlfuge ebenfalls gut hält, während eine gaanz leichte konvexe Fuge dazu neigt, nicht zu halten.

Es geht einfach darum, dass unsere Vorfahren seit ca 30.000 Jahren (Altsteinzeit) genau wissen, welche Eigenschaften Holz hat, und dass seit ca 7.000 (Pfahlbaukultur) schreinermässige Holzverbindungen bekannt sind. Man kann zweifellos davon ausgehen, dass die gelernten Profi-Schreiner des letzten Jahrhunderts, aufbauend auf diese Erfahrungen, wussten, was sie taten.

Dass in unserer heutigen Zeit mit modernen Methoden andere Lösungen möglich sind, steht ausser Frage. Sie werden ja auch täglich fabrikmässig angewandt. Bloss : ob die mit diesen Methoden erzeugten Möbel besser sind, als die alten, könnte man anzweifeln. Man braucht nur zweimal mit einem modernen Schrank und mit einem 200 Jahre alten Schrank umzuziehen, dann kennt man den Unterschied.

gruss
reinhold


bernhard

Re: Hohlfuge

Beitrag von bernhard »


Hallo Reinhold,

absolut richtig. Das mit der konvexen Fuge ist auch mein Argument gewesen.

Von den Leuten, die meinen, ein Brett absolut gerade fügen zu können, würde ich gerne wissen, wie sie das messen (auch bei Brettern über 50 cm).
Das nächste Argument ist "modern". Hat jeder eine moderne Ausstattung wie eine F45 mit entsprechender Hobelmaschine?
Übrigens; mit dem 2 mal Umziehen bist Du sehr optimistisch.

Zu Rolf:
Hast Du schon einmal eine Leimfuge in der Mitte aufgehen sehen (und die Enden blieben zusammen)?

Grüße
Bernhard


Rolf Richard
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Re: Hohlfuge

Beitrag von Rolf Richard »


Zitat:
Zu Rolf:
Hast Du schon einmal eine Leimfuge in der Mitte aufgehen sehen (und die Enden blieben zusammen)?

Grüße
Bernhard
Zitat Ende:

Hallo Bernhard!

Ja, allerdings!
Genau das ist mir damals beim Fügen meiner Bankplatte passiert. Da die einzelnen Elemente allerdings um die 80 mm stark waren ist sie nur einseitig aufgegangen. Über die Gründe könnte man trefflich streiten.

Weniger streiten müsste man sich vielleicht über eine in der Mitte aufgegangene Fuge der Platte einer ca. 150 Jahre alten Kredenz, die bei uns im Haus steht. Diesen Spalt akzeptieren wir als Patina. ;-)

Gruss

Rolf


bernhard

Re: Hohlfuge

Beitrag von bernhard »


Hallo Rolf,

streiten möchte ich gar nicht, denn ich will viel lieber Spaß beim Hobby haben. Fall 1 bei Deiner Hobelbank möchte ich jetzt nicht zählen, denn ich meine wirklich eine Leimfuge, an den Enden dicht und in der Mitte geöffnet (und tatsächlich geöffnet und nicht nur schlecht gefügt). Dies habe ich (bewußt) noch nicht gesehen.
Klassischer Fall ist der, daß die Fuge an einem Ende aufgeht. Ein Grund durch unterschiedliches Trocknungsverhalten habe ich zwar geahnt, aber Justus hat es bestätigt.

Dein zweiter Fall mit der Kredenz interessiert mich sehr. Kannst Du das fotografieren?

Vielen Dank und schöne Grüße
Bernhard


reinhold
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Re: Hohlfuge

Beitrag von reinhold »


hallo Rolf,
so eine mittig ofenne Fuge kenne ich auch, ebenfalls bei einer Kredenz. Des Rätsels Lösung war : auf der Innenseite war die Laufleiste der Schublade verleimt (!) statt lose in eine Nut eingeschoben. Das heisst die Laufleiste war rechtwinklig zur Fuge und auch rechtwinklig zum Holz des Seitenteils. Das musste schief gehen.

Gruss
reinhold


justus

Re: Hohlfuge

Beitrag von justus »

[In Antwort auf #132467]
guude,

nicht die arbeitstechnik mit hohlfuge ist murx, es ist das verarbeiten nicht richtig konditionerten holzes und der versuch, das durch hohlfugen auszugleichen. nichts anderes habe ich jemals geschrieben!
""normale(n)" Spannung im Holz" steht in wiederspruch zu richtig konditioniertem holz.

10 leimfugen mit a' 2/10mm hohlfugen pro kante ergeben 4 mm mindermaß in der mitte, da sehe ich probs.

ich bin nicht schüchtern, ich denke verständlich beschrieben zu haben, wie man leimfähige kanten einfach maschinentechnisch herstellen kann.
komm einfach vorbei, dann zeige ich das verfahren.... und es stehen treppen in dreistelliger zahl von mir, tischplatten, arbeitsplatten, möbel, bänke.... die so gefertigt wurden.
bei vielen der verbliebenen massivholzverarbeitenden kollegen ist das auch das standartverfahren, bei denen kann man das auch sehen.

gut holz! justus.


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Hohlfuge

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #132467]
Hallo,

es braucht keine F45 (Justus ist sowieso Martin-Anwender) um eine verleimfähige Kante zu sägen. Das geh auch mit einer Handkreissäge und einer Führungsschiene. Ich füge inzwischen recht oft so.

http://www.youtube.com/watch?v=XAg5So4R2lI

Bisher sind die so hergestellten Leimfugen alle dicht geblieben. Auch nach der ersten Heizperiode.

Gruß

Heiko



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