geschabte Hobelsohle?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: geschabte Hobelsohle?

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #131742]
Hallo Klaus,

ich denke du und Justus seid euch schon einig und meint das Gleiche. Man sollte nur eben unterscheiden zwischen Maßgenau und Passgenau. Bei einem Schrank ist meist es egal, ob er im Ganzen 0,5mm kleiner oder größer wird. Anders bei einer Holzverbindung, das sind 0,5mm Spiel natürlich meist zu viel.

Gruß

Heiko


Christian Reiniger
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Registriert: Fr 2. Nov 2012, 13:40

Sinn einer hohlen Sohle

Beitrag von Christian Reiniger »

[In Antwort auf #131715]
Hallo,

Auf http://thecarpentryway.blogspot.de/2011/11/smile-and-wave-ii.html ist eine Erklärung für die Form der japanischen Hobelsohle, die mir bis dato noch nicht bekannt war, die ich aber sehr interessant finde:

"By having a band of wood in front of the blade - a landing as many call it - which is lower than the portion of the dai leading up to it, a zone of increased pressure is created directly underneath that landing when the plane is pressed down and pulled. As the wood to be planed is passed over by that landing, it is compressed and stretched slightly. Obviously, softer and more elastic woods manifest this effect more than hard and brittle woods. Just as the landing passes a given portion of the wood to be planed, the material is starting to uncompress and recoil - and that is the moment when the blade edge engages it. This process is somewhat akin to shaving, where stretching the skin against the direction of cutting stands the hairs up straight, holds them more firmly taut, and enables the blade to slice them more cleanly."

Nur mal so als weiterer Diskussionsanstoß ;)

Grüße
Christian



Rafael
Beiträge: 848
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Nachvollziehbar

Beitrag von Rafael »


Hallo Christian,

mein Englisch ist miserabel und der automatische Übersetzer bringt eher Belustigung hervor, trotzdem meine ich verstanden zu haben, was der Autor damit meinte.
Und das ist auch das zweite Mal, da ich einer Erklärung für die Höhlung zustimmen könnte.
Die erste Erklärung ist, dass es einfach viel schneller möglich ist, zwischendurch die so bearbeitete Sohle nachzuarbeiten (nachdem sich der Verschleiß bemerkbar gemacht hat).

Danke

Rafael



Rafael
Beiträge: 848
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Ausprobiert am Stanley Nr 4

Beitrag von Rafael »

[In Antwort auf #131715]
Hallo an Alle

Da ich schon länger einen Stanley Nr 4 hier liegen gehabt habe, bei dem Die Sohle abgerichtet werden muß, habe ich mich entschlossen (angeregt durch dieses Thema) ein Experiment zu wagen.

Die Sohle des Hobels war in Längsrichtung unanständig konvex. Das war auch der Grund, warum ich mich so lange davor gesträubt habe sie abzurichten. Ich wußte, dass da eine ganz schöne Arbeit vor mir liegt.
Als ich dann dieses Thema verfolgte und mein Japanischer Hobel fertig war dachte ich mir, warum probierst Du es nicht mal?
Sollte ich mit dem Vorhaben Erfolg haben, dann würde ich mir einiges an Arbeit ersparen, da ich das meiste Material mit einem Schleifstift an einem kleinen Stabschleifer (ähnlich D r e m e l) wegnehmen wollte.

Ich habe angefangen, kurz vor dem Hobelmaul und kurz dahinter, Material wegzunehmen. Danach kam eine Kontrolle mit einem Haarlineal. Das Ganze wiederholte sich, bis ich sah, dass ich nur noch Material um das Hobelmaul herum auf einer Abrichtplatte wegzunehmen hatte.
Es wurde auf Naßschleifpapier geschliffen solange, bis ich Schleifspuren auf den Flächen gefunden habe, die ich mit dem Schleifstift bearbeitet hatte. Dann wurde mit dem Schleifer nachgearbeitet, wobei ich den Bereich immer weiter nach Hinten ausdehnte, vorne war sowieso nicht viel Platz.
Irgendwann war es dann soweit, dass ich mit dem Haarlineal nur noch Berührungspunkte vorne an der Sohle, vor und hinter dem Hobelmaul und ganz hinten hatte. Da sich zu diesem Zeitpunkt, innerhalb der Höhlung, schon wieder Schleifspuren vom Schleifpapier zeigten, ging ich noch kurz mit dem Schleifer drüber.

Das Ergebnis könnt Ihr auf den Fots sehen. Der Kratzer am Hobelmaul war ein Malheur, welches bei den ersten Proben passierte (man sollte das Holz, welches gehobelt werden soll, auf Dreckspuren untersuchen).
Man sieht, dass ich nicht bis aufs Äußerste ging, ganz vorne liegt der Hobel immer noch nicht auf. Das lasse ich so, falls ich doch mal die ganze Sohle plan haben möchte.


Hier noch mal der Bereich um das Hobelmaul:


Eine Probe hat ergeben: der Hobel funktioniert.

Ich möchte noch anmerken, dass man bei dieser Methode während des Abrichtens auf einiges achten muß. Die Sohle sollte beim Abrichten zu jeder Zeit ganz auf der Unterlage (Schleifpapier) liegen. Verläßt ein Ende die Unterlage, wird das Material unkontroliert abgetragen.
Da gibt es jedoch eine Ausnahme: bemerkt man im Lichtspalt, dass der Vordere Bereich der Sohle keinen Kontakt hat, sich aber schon Schleifspuren dort zeigen (das kann immer passiern), kann man diesen Bereich beim Abrichten "in der Luft" belassen, damit vor allem der Bereich um das Hobelmaul geschliffen wird (Druckpunkt dementsprechend wählen). Das macht man solange, bis der vordere und der hintere Bereich der Sohle am Haarlineal anliegt und sich am Hobelmaul gerade ein Lichspalt zeigt. Dann genügen wenige Züge mit der ganzen Sohle über das Schleifpapier, bis man vier Berührungspunkte hat.

Und jetzt zum Hobeln an sich.
Der Hobel nimmt einen Span ab ( kein Wunder, mit normaler Sohle würde er es auch tun). Mit scharfem Eisen werden die Späne auch hauchdünn ( das kann ein normaler auch). Ein direkter Vergleich fehlt. Was aber zu beachten ist, zumindest rein theoretisch, wäre der Unterschied an der Hobelkante. Wenn man direkt an der Werkstoffkante mit dem Hobeln anfangen möchte, sollte darauf geachtet werden, den Druck nur vorne zu geben. Der Bereich hinter dem Maul hängt in der Luft (auch wenn es nur wenige 1/100 mm sind)bis der hintere Auflagepunkt über dem Holz ist. Rein theoretisch hängt das Hobelende um die Spandicke auch in der Luft, das ist dann aber schon esotherisch.

Bei einer ziemlich verhunzter Sohle ist das also durchaus eine Methode den Hobel möglichst schnell wieder hinzubekommen. Wenn ich da wieder dran müßte, dann würde ich nur noch ganz normal schleifen, auch wenn die Höhlung damit verschwinden sollte.

Aber vielleicht wäre das eine Möglichkeit sein Glück bei der Hobelmeisterschaft zu versuchen? (schmunzel)

Gruß,
Rafael



Pedder
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Re: Ausprobiert am Stanley Nr 4

Beitrag von Pedder »


Hallo Rafael,

vielen Dank für Deinen Bericht. Schleifen ist wahrscheinlich wirklich besser geeignet als schaben.

Ich hätte wohl die seitlichen Kanten auch stehen lassen.

Liebe Grüße
Pedder


Friedrich Kollenrott
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Schleifen, schaben?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Rafael und Pedder,

erstmal Danke an Rafael für das mutige und interessante Experiment.

Das ist aber- da möchte ich Pedder widersprechen- keineswegs ein Beweis dass Schleifen ein gut geeignetes Verfahren ist. Schaben wäre einfacher gewesen(mit Handschaber und Tuschierplatte), jedenfalls am einer gusseisernen Sohle wie dieser. Bei Sphäroguss bin ich nicht sicher.

Friedrich


Pedder
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tuschiiiieren?

Beitrag von Pedder »


Hallo Friedrich,

es hat hier nicht unwesentlic für unruge gesorgt, dass ich nicht plan schaben will sondern löcher. Aber tuschieren müsste ich dabe sicher nicht. In meiner Werkstatt wäre der Shcleifbock wohl das Mittel der Wahl.

Liebe GRüße
PEdder


Rafael
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Re: tuschiiiieren?

Beitrag von Rafael »


Hallo Friedrich und Pedder,

danke für das Interesse.
Was das Schaben oder Schleifen angeht; es muß einiges an Material ab, etwa 0,1mm, da halte ich das Schaben, bei dem es nach meinem Wissen eher um 0,001mm geht, vielleicht fehl am Platze.
Aber egal, da kann Jeder mit dem Verfahren seiner Wahl dran gehen, von mir aus auch wegätzen.
Was ich mir aber kaum vorstellen kann - wie es mit einem Schleifbock gehen soll? Mir wäre die Gefahr, auf einmal doch vieeel zu viel Material wegzunehmen, doch zu groß. Aber ich wollte mir auch noch den Weg zurück zu normalen, planen Sohle freihalten, deshalb diese doch wenige und gleichmäßige Höhlung. Wenn es für immer sein soll, dann kann man wohl auch tiefer schleifen. Es müßte sich beim Hobeln herausstellen ob es da nicht einige Nachteile gibt?

Eine Frage noch an Pedder: welche "seitlichen Kanten" meinst Du?

Gruß,
Rafael



Gerd Fritsche
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Bedrock geschabt *MIT BILD*

Beitrag von Gerd Fritsche »

[In Antwort auf #131947]
Hallo Holzwerker,
ich habe meinem alten 603 Bedrock eine geschabte Sohle verpasst.
Das heisst, wie schon Friedrich schreibt, auf eine Tuschierplatte Tuschierpaste dünn aufgetragen und die Hobelsohle geschoben. Die hohen Stellen mit einem Flachschaber eingeebnet, Sohle wieder abgewischt und auf ein Neues...
Der Hobel arbeitet richtig gut, aber Schleifpapier auf einer Granitplatte bringt das selbe Ergebnis und geht einfacher.
Gruss
Gerd.


Pedder
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etwa so *MIT BILD*

Beitrag von Pedder »


Hallo Rafael,

das Bild soll die Hobelsohle von unten darstellen. Das dunkle ist das Maul, die rosa Bereiche das, was ich tiefer geschabt bzw. geschliffen hätte.

Liebe Grüße
Pedder



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