Geigenbauhobel aus Holz

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Michael Formanek
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Geigenbauhobel aus Holz

Beitrag von Michael Formanek »


Hallo alle zusammen!

Bezugnehmend auf Batmans Projekt dachte ich mir, ich stelle auch mal einen Werkzeug Eigenbau vor. Bei mir handelt es sich zum Glück um ein Werkzeug aus Holz, dass noch dazu mit Handwerkzeugen hergestellt wurde. ;-)

Ausgangspunkt war ein Hobeleisen von einem Billigminihobel dem der Hobelkörper abhanden gekommen ist (fragt mich nicht wie????). Da ich in der Restaurierung viel mit Geigenbauhobeln (normal aus Messing) arbeite und mir die Form sehr gefällt da sie beim Arbeiten sehr angenehm ist, wollte ich mir einen neuen Hobel in entsprechender Form bauen. Da ich mit Holz besser umgehen kann als mit Metall und ich noch ein kleines Reststück australisches Hartholz herumliegen hatte, habe ich mich daran gemacht, die Form in Holz nachzuahmen. Die Bauart entspricht in etwa einem Krenov-Hobel. Da ich bei einem Stift als Widerlager Sorge hatte, dass die max. 2mm dicken Seitenteile dem Druck nicht standhalten würden und sich mein Hobel nach ein paar mal Spannen zu zerlegen beginnen würde, habe ich mich für Ausnehmungen in den Seitenteilen entschieden wodurch der Keil auf der gesamten Länge den Druck an die Seitenteile verteilt. Der Hobel neigt deswegen noch ein wenig zum Stopfen, aber vielleicht kann ich dem damit entgegen wirken, dass ich das Hobeleisen an der Schneide verjünge.
Zu guter letzt wurde der Hobel geschliffen bis 360 (ich habe sogar daran gedacht "selbst auf die schulterklopf" die Teile an die man nachher nicht mehr ordentlich ran kommt, vorher zu schleifen) und geölt mit Leinöl.

Lange Rede kurzer Sinn, hier ein paar Bilder:










Hier noch im Größenvergleich mit meinem Stanley Nr.4




Friedrich Kollenrott
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Re: Geigenbauhobel aus Holz

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Michael,

der gefällt mir! Richtig niedlich.Und wirklich ganz ohne Fräse und Drehmaschine hergestellt? ;-)

Fragen dazu: Warum sind denn die Seitenwände so dünn? Musst Du so eng an eine Kante heranhobeln? Denn ein Stift als Widerlager wär doch wirklich einfacher gewesen.

Das Eisen scheint mir unter 45°gebettet. Da doch hier kein Spanbrecher vorhanden und bestimmt auch das Maul nicht extrem eng ist, warum nicht ein paar Grad mehr um auch auf schwierigerem Holz Ausrisse zu vermeiden?

Vielleicht erläuterst Du auch mal kurz, was man "in der Restauration" mit solchen kleinen Geigenbauhobeln macht.

Friedrich



Pedder
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Re: Geigenbauhobel aus Holz

Beitrag von Pedder »


Hallo Michael,

der Hobel ist klasse geworden! Kommt das Messer von einem Kunz? Dann kann ich mir vorstellen, wie der Hobelkörper verschwunden ist.:o)

Liebe Grüße
Pedder


TorstenKüpper
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Das kann man gerade noch so...

Beitrag von TorstenKüpper »

[In Antwort auf #130309]
... durchgehen lassen! ;-)

Der Hobel gefällt mir sehr gut. Hast Du auch ein paar Bilder vom Herstellungsprozess gemacht?

@Pedder: 05:51 Uhr, Respekt! ;-)

Grüße
Torsten



Axel S
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05:51 Senile Bettflucht ? ;-) *NM - Ohne Text*

Beitrag von Axel S »




Batman
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Sauber

Beitrag von Batman »

[In Antwort auf #130309]
Hallo Michael,
streut nur Salz auf die Wunde „Lool“ , hätte ich das Teil vorgestellt, würde Friedrich mit den Worten beginnen „mein Lieber, da guckt aber ein Stück Metall aus dem Hobel !

Nein…Spaß bei Seite, sehr gelungene Arbeit, richtig schicker Hobel.

Grüße Esat



Michael Formanek
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Re: Geigenbauhobel aus Holz

Beitrag von Michael Formanek »

[In Antwort auf #130311]
Hallo Friedrich,

also die Seitenwände sind vor allem deswegen so dünn, weil ich mir in einem Anfall von Größenwahn gedacht habe, dass so ein gewöhnliches Widerlager für das man stärkere Wände braucht ja wohl viel zu langweilig ist in der Herstellung und ich deshalb etwas anderes ausprobieren musste. Das ist der Hauptgrund.
Die weiteren Gründe sind zum einen die Optik, weil mir breitere Wände nicht so gefallen hätten und ein rein praktischer; wenn nicht so viel Holz um die Schneide ist, sehe ich den Bereich in dem ich hoble besser.
Das bringt mich dann auch gleich zur Anwendung in der Restaurierung. Im Prinzip mache ich damit keine spannenden Sachen, die kleinen Hobel sind sehr praktisch um Späne und kleine Ergänzungen nachzuarbeiten und sind bei größeren Ergänzungen zu gebrauchen, und jetzt kommts, weil ich damit auch Ergänzungen in unebenen Flächen plan - relativ zum umliegenden Original - hobeln kann. Da ich nur meine Ergänzungen und auf keinen Fall das umliegende Holz bearbeiten will, bietet sich eine möglichst kompakte Bauform mit der Schneide nahe an der Hobelspitze an. Sonst hängt mir entweder bei jeder Unebenheit die Schneide in der Luft oder ich hoble die Unebenheit im Original weg, was ich ja nicht will. Ich weis nicht ob das irgendwie verständlich ist, sonst versuch ich einmal Bilder bei der Anwendung zu machen.

Zum Bettungswinkel: den hab ich von der Messingvariante übernommen und bei der hatte ich bisher noch keine Probleme mit Ausrissen, auch nicht bei Ahornmaser. Da er mit dem flachen Winkel schön leichtgängig hobelt bin ich erst mal zufrieden damit.

Gruß Michael


Michael Formanek
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Re: Geigenbauhobel aus Holz

Beitrag von Michael Formanek »

[In Antwort auf #130312]
Hallo Pedder,

ich verstehe deine Anspielung auf Kunz leider nicht so ganz, aber das Eisen ist auf jeden Fall von einem Holzhobel aus vermutlich chinesischer Herstellung. Da mir der nicht wirklich abgeht, habe ich auch nicht lange danach gesucht und mich recht bald für einen Eigenbau entschieden.

Gruß Michael


Michael Formanek
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Re: Das kann man gerade noch so...

Beitrag von Michael Formanek »

[In Antwort auf #130314]
Hallo Torsten,

vom Herstellungsprozess habe ich leider keine Bilder. Aber die Herstellung entsprach der Krenov-Bauweise nur das ich die Einzelteile anders geformt habe.

Gruß Michael


Pedder
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Re: Geigenbauhobel aus Holz

Beitrag von Pedder »


Hallo Michael,

so einen Kunz Hobelkörper kann man wegen der Farbe ja nicht so leicht verleiren, wie man es vielleicht manchmal möchte....

Liebe Grüße
Pedder


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