Falzhobel - warum so stiefmütterlich behandelt?
Falzhobel von W. Greenslade, Bristol (1865)
Hallo Jens,
Bilder, wir wollen Bilder sehen, die uns Deine Begeisterung für diesen FH teilen lassen.
Danke auch für die Anant-Einstufung. Bin gerade aber auch noch an einem Record 778 dran.
Viele Grüße
Philipp
- Jens Gartmann
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Re: Falzhobel von W. Greenslade, Bristol (1865)
Ok Ok,
hier die Bilder, hab ich gerade im Keller gemacht.


Der Hobel in Seitenansicht und von vorne.

Das ist eine Fälzung die soeben mal in ein Reststück gehobelt wurde.
Man beachte den Ast kurz vor dem Winkel.
Ich nutze zum Hobeln eine Technik, die Roy Underhill in einem Internetvideo zum Falzhobel erklärt.
Dabei soll man den ein eingestellten Hobel aufsetzten und vom Ende des Brett zu sich ziehen.
Der Vorschneider gräbt sich so ins Brett ohne, dass das Hobeleisen schneidet.
Seit dem ich diese Technik anwende, geht es viel besser mit dem Fälzen.

Der Anant ist zwar ein Austellungsstück aber da ist dem Hersteller wohl ein Missgeschick pasiert.
Den Griff habe ich selbst gemacht. Auf der Webseite des Herstellers war er auch abgebildet.

Der Vorschneider ist zu tief eingelassen, und deshalb schneidet er nicht da wo es nötig wäre.
Viele Grüße
Jens
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Schöner Falzhobel
Hallo,
Phillys Hobel erinnern stark an Deinen Greenslade, Jens. Philly baut die heute noch so ähnlich, auch mit dem Buchseinsatz... s. Link.
Gruss ;-)
Marc
- Jens Gartmann
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Re: Schöner Falzhobel
Hallo Marc,
Stimmt, der Hobel von Philly sieht dem sehr ähnlich, aber einen Unterschied gibt es doch.
Auf der Unterseite des Anschlags sind beim Greenslade Messingschienen eingelassen, und es sind drei Schrauben die den Anschlag halten.
Auch wenn die Schrauben schon ausgefranst sind halten sie noch sehr gut.

Qualität zahlt sich eben aus. Sonst wäre der Hobel nicht so alt geworden.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land
Jens
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Re: Falzhobel von W. Greenslade, Bristol (1865)
[In Antwort auf #124077]
Kanst du nicht eine, passene, Unterlegscheibe oder Fitschenscheibe da drunter legen?? Oder ein Abschnitt, eines passend dick, gefeilten Rohres?
Kanst du nicht eine, passene, Unterlegscheibe oder Fitschenscheibe da drunter legen?? Oder ein Abschnitt, eines passend dick, gefeilten Rohres?
- Jens Gartmann
- Beiträge: 106
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Re: Falzhobel von W. Greenslade, Bristol (1865)
Hallo Andreas,
darüber hab ich mir noch gar keine Gedanken gemacht, aber danke guter Tip.
Werd´ ich mal ausbrobieren.
Evtl. kann man das Ding doch noch zum Hobeln brauchen.
Leider verstopft der Hobel sehr schnell hinter dem Maul.
Aber bisher brauchte ich nicht.
Für große Falze greif´ich schon mal zum Anant No.10, der ist auch nicht schlecht.
Grüße
Jens
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Re: Nuthobel zum Falzen
[In Antwort auf #124070]
Hallo Philipp,
Du hast geschrieben: "...mit dem Nuthobel könnte man allerdings nur sehr kleine Fälze und die nur mit der Maserung machen"
Es geht auch quer zur Faser mit einem Falzhobel, der keinen Vorschneider hat (z.B. wenn man den Nuthobel von Veritas für schmale Falze verwendet).
Ich reiße die Falzbreite mit einem sehr scharfen, präzisen Anreißmesser relativ tief an am besten mit Hilfe eines Stahllineals. Dann erst (!) stelle ich die Falzbreite am Hobel ein, und zwar genau auf den Riss. Nach ca. 2 3 Hobelstrichen schneide ich wieder mit den Messer nach. Diese Prozedur wird immer wieder wiederholt. Man braucht bald das Lineal nicht mehr, man kann jetzt entlang der bereits entstandenen Wange schneiden, jetzt auch evtl. mit einem schräg gehaltenen Stechbeitel, den man mit der Faust an der Klinge fasst.
Alles etwas umständlich, zugegeben. Für exzessiven Möbelbau also wohl weniger geeignet. Aber dieses Verfahren hat sich bei mir immer bewährt und zu guten Ergebnissen geführt. Im allerschlimmsten Fall muss man die senkrechte Wange des Falzes leicht nacharbeiten.
Grüße!
Josef
Hallo Philipp,
Du hast geschrieben: "...mit dem Nuthobel könnte man allerdings nur sehr kleine Fälze und die nur mit der Maserung machen"
Es geht auch quer zur Faser mit einem Falzhobel, der keinen Vorschneider hat (z.B. wenn man den Nuthobel von Veritas für schmale Falze verwendet).
Ich reiße die Falzbreite mit einem sehr scharfen, präzisen Anreißmesser relativ tief an am besten mit Hilfe eines Stahllineals. Dann erst (!) stelle ich die Falzbreite am Hobel ein, und zwar genau auf den Riss. Nach ca. 2 3 Hobelstrichen schneide ich wieder mit den Messer nach. Diese Prozedur wird immer wieder wiederholt. Man braucht bald das Lineal nicht mehr, man kann jetzt entlang der bereits entstandenen Wange schneiden, jetzt auch evtl. mit einem schräg gehaltenen Stechbeitel, den man mit der Faust an der Klinge fasst.
Alles etwas umständlich, zugegeben. Für exzessiven Möbelbau also wohl weniger geeignet. Aber dieses Verfahren hat sich bei mir immer bewährt und zu guten Ergebnissen geführt. Im allerschlimmsten Fall muss man die senkrechte Wange des Falzes leicht nacharbeiten.
Grüße!
Josef
Re: Schöner Falzhobel
[In Antwort auf #124079]
Hallo Jens,
in der Tat ein schöner alter Falzhobel, wie es ihn in England immer mal wieder gibt.
Besonders gut finde ich, daß das Eisen nach links geneigt ist, und nicht nach rechts, wie bei den deutschen FH mit schrägem Eisen, die ich bislang in Händen hielt. Erstere Schrägstellung zieht den Hobel von der Schnittkante weg, die zweite zur Schnittkante hin. Außerdem ist so beim Hobeln quer zur Faser auch ohne Vorschneider ein recht gutes Ergebnis möglich (meine subjektive Erfahrung).
Möglicherweise erleichtert aber das "deutsche" schräge Eisen (also zur Schnittkante hin geneigt) den Spanauswurf.
Mich wundert bei der englischen Konstruktion allerdings immer wieder der stummelige Tiefenanschlag. In der Praxis sollte ein längerer Anschlag doch eigentlich besser funzen. Interessant auch, daß der Vorschneider nach hinten geneigt ist, ich kenne das eher andersherum (aber eigentlich bestimmt nur die Geometrie des Anschliffs das Schneidverhalten).
Mal gucken, ob mir auch mal so ein Hobelchen zufliegt...
Viele Grüße und danke für die Bilder
Philipp
Hallo Jens,
in der Tat ein schöner alter Falzhobel, wie es ihn in England immer mal wieder gibt.
Besonders gut finde ich, daß das Eisen nach links geneigt ist, und nicht nach rechts, wie bei den deutschen FH mit schrägem Eisen, die ich bislang in Händen hielt. Erstere Schrägstellung zieht den Hobel von der Schnittkante weg, die zweite zur Schnittkante hin. Außerdem ist so beim Hobeln quer zur Faser auch ohne Vorschneider ein recht gutes Ergebnis möglich (meine subjektive Erfahrung).
Möglicherweise erleichtert aber das "deutsche" schräge Eisen (also zur Schnittkante hin geneigt) den Spanauswurf.
Mich wundert bei der englischen Konstruktion allerdings immer wieder der stummelige Tiefenanschlag. In der Praxis sollte ein längerer Anschlag doch eigentlich besser funzen. Interessant auch, daß der Vorschneider nach hinten geneigt ist, ich kenne das eher andersherum (aber eigentlich bestimmt nur die Geometrie des Anschliffs das Schneidverhalten).
Mal gucken, ob mir auch mal so ein Hobelchen zufliegt...
Viele Grüße und danke für die Bilder
Philipp
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- Beiträge: 1137
- Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21
Re: Schöner Falzhobel aus Holz
Hallo Philipp,
wird mal Zeit, eine Lanze für hölzerne Falzhobel zu brechen. ;-)
Also - würde nicht meinen, daß der Falzhobel kein stiefmütterlich behandeltes (nicht wichtig genommenes, unausgereiftes ?) Werkzeug ist. Fälze erstellen ist sowohl in der Bau- als auch in der Möbelschreinerei eine sehr wichtige Arbeit, bei der es auf Genauigkeit ankommt. Heutzutage werden Fälze gefräst, früher wurden sie eben mit dem Falzhobel gehobelt - aber deswegen nicht viel weniger genau gearbeitet als heute an der Fräse.
Schade, daß Du mit den hölzernen Ausführungen nicht zurecht kommst. Meine Erfahrung (neuerer Ulmia und auch ältere Kandidaten aus Holz) sind sehr gut. Allerdings habe ich bisher nur relativ "gutes" Holz (gemeint ist eher einfach zu bearbeitendes Holz, also eher schlichtes Eichen-, Birken- und Buchenholz, sowie das der die einschlägigen Nadelhölzer) von Hand gefälzt, aber jedesmal ohne Schwierigkeiten und mit guten Ergebnissen.
Die Anschläge finde ich nicht schlecht, damit daß sie nicht über der ganzen Länge sind, habe ich keine Probleme. Gerade und steif sollten sie aber schon sein, wenn man ein gutes Ergebnis erzielen will, außerdem sollte man sie orderdentlich einstellen und fixieren können. Bisher sind mir diesbezüglich aber noch keine Probleme aufgefallen.
Mit der ggf. ungleichmäßigen Abnutzung der Hobelsohle hast Du recht, allerdings muß man schon recht ordentlich Fälzen, um eine das Endergebnis störende Abnutzung der Sohle hinzubekommen, Weißbuche ist m.E. ein leidlich hartes Holz. Früher waren die Kanten der Falzhobel (auch die von Grathobeln) an den Kanten mit Bux- oder Pockholz verstärkt. Eine andere Möglichkeit wäre, einen kleinen Messingwinkel einzulassen.
Auch da habe ich noch keine Problem gehabt, allerdings fälze ich jetzt nicht jeden Tag von Hand.
Das saubere Einstellen des Eisens zum Vorschneider ist etwas fummelig, das stimmt - aber doch leicht hinzubekommen. Etwas Geklopfe mit dem Hammer und ein-zwei Versuche, dann sollte es doch passiert sein. Außerdem braucht man den Vorschneider ja nur gegen die Faser.
Sehr wichtig erscheint mir die Rechtwinkligkeit des Hobels an sich. Wenn das nicht gegeben ist, dürfte es nichts werden mit einem rechtwinkligen Falz.
Wie Jens schon geschrieben hat, sollte man beim Querfälzen immer erst einmal den Hobel "rückwärts" ziehen, also so, daß nur der Vorschneider schneidet und nicht das Eisen. Übrigens auch beim Graten.
Auch in Deutschland gab es lange Zeit Falzhobel mit Späneauswurf nach links (also weg vom Werkstück), z.B. die No. 31 auf folgender Seite :
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/kataloge/ott2_16.phtml
Wolfgang hat einen solchen Hobel etwas genauer photographiert (hier sieht man auch die Kantenverstärkung der Sohle recht schön):
http://www.holzwerken.de/museum/falzhobel/falz1.phtml
Wie gesagt, diese Variante gab es eine gewisse Zeit, auch noch nach dem 2.WK von Ulmia :
http://www.altes-handwerkzeug.de/museum/hobel/falz/0232.html
Irgendwann war dann aber damit Schluß, heutzutage gibt es neu nur noch die Variante mit Auswurf nach oben und geradem Eisen (auch hat es früher mal mit schrägem Eisen gegeben).
Mein Fazit - ein hölzerner Falzhobel kann seinen Zweck ganz hervorragend erfüllen.
Gruß, Andreas