Liebes Forum,
nach langer Bauzeit mit noch längeren Pausen dazwischen möchte ich mal wieder ein kleines Projekt vorstellen.
Eine kleine Kommode, die eigentlich als Rollcontainer für den Schreibtisch gedacht war, für die ich allerdings noch keine passenden Rollen gefunden habe, und die somit rollenlos herumstehen muß.

Die Schubladen sind aus Elsbeere in vollständiger Handarbeit gefertigt, also mit Handsägen und -hobeln aus den sägerauhen, verworfenen und gerissenen Brettern.


Das Gerüst ist aus Nußbaum, wobei hier für die Dimensionierung teilweise auf E-Werkzeuge zurückgegriffen wurde. Dennoch sind alle Teile handverputzt und die kleinen senkrechten Profile mit einem eigens dafür gefertigten Kratzstock geschabt.
Die Schubladböden sind Sperrholz, das unter Verwendung von Heißleim (Gemisch aus Knochen- und Hautleim) mit gedämpftem Birnenfurnier furniert wurde.

Die Schubladen liegen auf Rahmen auf und werden von Profilleisten, die auf Ober- und Unterseite der Rahmen geklebt sind, geführt.


Zur Endbehandlung erfolgte an den Schaubladaußensseiten und dem Gestell eine Ölung (Gemisch aus Lein- und Tungöl), danach ein Wachsen mit einer Mischung aus Karbauba- und Bienenwachs, in Balsamterpentin gelöst.
Innen sind die Schubladen nicht geölt, sondern vielfach mit einer dünnen Schellacklösung gestrichen, um den Geruch des Öles zu vermeiden.
Mancherorts ist das Holz durch das Ölen etwas fleckig geworden, was durch einen weiteren Ölauftrag ggf. hätte ausgeglichen werden können. Damit wäre aber ein weiteres Abdunkeln einhergegangen, was ich unbedingt vermeiden wollte.
Ich hatte mir eine etwas andere Farbkombination vorgestellt und war von helleren Schubladen und einem dunkleren Gestell ausgegangen, jedoch trug das Ölen zur weitegehenden Helligkeitsausgleich bei. Auch hatte der Nußbaum einen recht hohen Splintanteil.
Das Bauen hat großen Spaß gemacht und ich habe viel dabei gelernt, immerhin ist dieses Schränkchen mein erstes Projekt dieser Art. Somit bin ich zunächst ganz zufrieden.
Das Kratzen mit dem Kratzstock hat erwartungsgemäß kleine Ausrisse und Ausfaserungen erzeugt, die durch das Wachsen sogar hervorgehoben wurden. Vielleicht muß ich da noch einmal nacharbeiten und überflüssiges Wachs, das in den dunklen Rillen hell erscheint, entfernen.

Elsbeere ist ein Wahnsinnsholz, das sich gerade mit Handhobeln traumhaft bearbeiten läßt. Es hat eine sehr große farbliche Varianz, auch innerhalb einer Brettes oder eines nur kleinen Stammabschnittes, neigt aber zum Arbeiten und muß daher gut getrocknet sein, ehe man an die Verarbeitung gehen kann (ich hatte eineige abgerichtete Flächen nachzuarbeiten, da sie sich in der Zwischenzeit geworfen hatten).
Der Nußbaum erhielt durch das Ölen eine wunderbare Tiefe und gefält mir, was die Bearbeitbarkeit angeht, ebenfalls sehr gut.

Kleinere Holzfehler habe ich bewußt in Kauf genommen oder auch hervorgehoben. Ich finde, sie lockern so ein handgemachtes Möbeln auf.
So, nun munteres Schießen.
Viele Grüße in die Runde
Philipp