Wie fühlt sich ein stumpfes Hobeleisen an?
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Wie fühlt sich ein stumpfes Hobeleisen an?
Hallo Leute,
Ich habe eine einfache und doch nicht leicht fassbare Frage. Es gibt einen Moment über dem Hobeln, in dem man zur Schärfstation geht, weil das Eisen stumpf ist. Nun, woran erkennt man das stumpfe Eisen? Ist es, wenn der Hobel nicht mehr singt oder pfeift? Was ist das Gefühl, welche Merkmale machen es aus?
Gruß ;-)
Marc
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Re: Wie fühlt sich ein stumpfes Hobeleisen an?
Hallo Marc,
ich will ja nicht anfangen zu philosophieren, aber das ist sehr schwer einzugrenzen. Ich behaupte mal ein durchschnittlicher Berufsschreiner ist froh wenn sein Hobeleisen nach dem Schärfen so scharf ist wie bei Dir, wenn Du zur Schärfstation gehst weil es Dir nicht mehr gut genug ist. Es hängt halt auch immer davon ab was man mit dem Hobel vor hat. Ich habe im Griff von meinem Rali Hobel immer ein paar "stumpfe" Messer in Reserve zum Hobeln von Holz in dem Sand zu erwarten ist ( z.B.: alte Türen oder Fenster, oder im Außenbereich), weil ich weiß egal wie scharf das Messer ist, gleich wird es stumpf sein. Andererseits muß ich wenn ich eine perfekte Fläche haben will, nachschärfen bevor der Hobel anfängt stumpf zu werden, und das kann je nach Holz, sehr oft sein.
Es grüßt Johannes
(der lieber hobelt als schärft ;o)
Nein, ich werde nicht von Rali gesponsert, hätte aber nichts dagegen.
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Re: Wie fühlt sich ein stumpfes Hobeleisen an?
Hallo Marc,
mit einem frisch geschärften Hobeleisen ist es eine Wonne, zu hobeln. Die
Oberfläche des Holzes ist wie poliert, die Späne können extrem dünn bis
durchsichtig sein. Selbst Hirnholz wird ganz glatt.
Dieser Zustand lässt aber schon nach wenigen Minuten nach. Diese ganz dünnen
Späne gelingen nicht mehr, das Eisen greift nicht mehr so richtig in die
Holzoberfläche ein, die Spandicke muss erhöht werden, die Oberfläche wird immer
noch gut, aber nicht mehr spiegelig. Auch Hirnholz bereitet plötzlich mehr
Probleme.
Jetzt ist es jedem selbst überlassen, ob er nun wieder anfängt zu schärfen
oder ob das Eisen in diesem Zustand immer noch gut genug ist. Denn so lässt
sich noch relativ lange hobeln.
Ich denke, es kommt immer darauf an, was man gerade vorhat und welche
Oberflächenqualität man erreichen will.
--
Dirk
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Re: Wie fühlt sich ein stumpfes Hobeleisen an?
[In Antwort auf #121428]
Hallo Marc,
ich schärfe meine Eisen, wenn der gefühlte Kraftaufwand beim Schieben des Hobels irgendwie unangenehm wird, obwohl der Span eigentlich noch normal abgetragen wird. So richtig beschreiben kann ich es aber nicht.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass bei einem frisch geschärften Eisen der ganze Hobel "vibriert" oder mitschwingt, bei einem stumpfen Eisen spürt man nichts.
Grüße
Torsten
Hallo Marc,
ich schärfe meine Eisen, wenn der gefühlte Kraftaufwand beim Schieben des Hobels irgendwie unangenehm wird, obwohl der Span eigentlich noch normal abgetragen wird. So richtig beschreiben kann ich es aber nicht.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass bei einem frisch geschärften Eisen der ganze Hobel "vibriert" oder mitschwingt, bei einem stumpfen Eisen spürt man nichts.
Grüße
Torsten
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Re: Wie fühlt sich ein stumpfes Hobeleisen an?
[In Antwort auf #121428]
Hallo Marc,
das hängt sicher davon ab, wie dick der Span ist. Bei dicken Spänen (die ich nicht gern mache) weiss ich nicht so recht, woran ich ein stumpfes Eisen erkenne- man könnte auch sagen: Es spielt keine große Rolle ob das Eisen scharf oder sehr scharf ist (stumpf sollte es nie sein, wer mit einem stumpfen Eisen hobelt ist ahnungslos oder Masochist).
Bei dünnen Spänen (Putzen, genaue Arbeit mit Raubank und Simshobel) ist es nach meinem Empfinden so, dass nur ein wirklich scharfes Eisen einen beliebig dünnen Span nimmt. Ein Hobel mit einem stumpfen Eisen muß mit mehr Druck auf das Holz gepresst werden, bevor er überhaupt anfängt zu schneiden. Ist das Eisen scharf, genügt fast schon das Eigengewicht des Hobels. Deshalb kann man mit einem scharfen Eisen auch viel genauer arbeiten; Wenn man drücken muss wie ein Bär deformiert man das elastische Holz schon zu sehr.
Friedrich
Hallo Marc,
das hängt sicher davon ab, wie dick der Span ist. Bei dicken Spänen (die ich nicht gern mache) weiss ich nicht so recht, woran ich ein stumpfes Eisen erkenne- man könnte auch sagen: Es spielt keine große Rolle ob das Eisen scharf oder sehr scharf ist (stumpf sollte es nie sein, wer mit einem stumpfen Eisen hobelt ist ahnungslos oder Masochist).
Bei dünnen Spänen (Putzen, genaue Arbeit mit Raubank und Simshobel) ist es nach meinem Empfinden so, dass nur ein wirklich scharfes Eisen einen beliebig dünnen Span nimmt. Ein Hobel mit einem stumpfen Eisen muß mit mehr Druck auf das Holz gepresst werden, bevor er überhaupt anfängt zu schneiden. Ist das Eisen scharf, genügt fast schon das Eigengewicht des Hobels. Deshalb kann man mit einem scharfen Eisen auch viel genauer arbeiten; Wenn man drücken muss wie ein Bär deformiert man das elastische Holz schon zu sehr.
Friedrich
Re: Wie fühlt sich ein stumpfes Hobeleisen an?
[In Antwort auf #121428]
Hallo Marc,
meistens ist schon zu spät, wenn man anfängt sich darüber Gedanken zu machen. Dann stimmt irgendetwas nicht. Der Hobel arbeitet anders, die Oberflächengüte läßt nach usw. Meistens hobel ich dann noch eine Weile weiter, weil ich weiterkommen will und mir einrede, dass es noch für diesen Zweck reicht. Ich habe leider noch keine fest eingerichtete Schärfstation und das wir der Hauptgrund sein, warum ich nicht öfter schärfe.
Tschüß Jürgen
Hallo Marc,
meistens ist schon zu spät, wenn man anfängt sich darüber Gedanken zu machen. Dann stimmt irgendetwas nicht. Der Hobel arbeitet anders, die Oberflächengüte läßt nach usw. Meistens hobel ich dann noch eine Weile weiter, weil ich weiterkommen will und mir einrede, dass es noch für diesen Zweck reicht. Ich habe leider noch keine fest eingerichtete Schärfstation und das wir der Hauptgrund sein, warum ich nicht öfter schärfe.
Tschüß Jürgen
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Re: Wie fühlt sich ein stumpfes Hobeleisen an?
[In Antwort auf #121428]
Ja wie nur?
Irgendwie werden die Bewegungsabläufe beim Hobeln "unrunder" - dann ist es Zeit! Intuitiv, nicht messbar! Wahrscheinlich ist es wirklich das schlechtere Greifen des Eisens und der damit verbundene höhere Kraftaufwand, der die eigenen Bewegungen aus dem Rhythmus bringt.
Das empfindet man aber nicht bei jedem Hobel gleich. Sicher hat es mit dem benötigten Kraftaufwand zu tun. Wenn das richtig ist, dann sollte man bei breiten Eisen früher ein unstimmiges Gefühl bekommen.
Gruss
Rolf
Ja wie nur?
Irgendwie werden die Bewegungsabläufe beim Hobeln "unrunder" - dann ist es Zeit! Intuitiv, nicht messbar! Wahrscheinlich ist es wirklich das schlechtere Greifen des Eisens und der damit verbundene höhere Kraftaufwand, der die eigenen Bewegungen aus dem Rhythmus bringt.
Das empfindet man aber nicht bei jedem Hobel gleich. Sicher hat es mit dem benötigten Kraftaufwand zu tun. Wenn das richtig ist, dann sollte man bei breiten Eisen früher ein unstimmiges Gefühl bekommen.
Gruss
Rolf
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Vielen Dank!
Hallo Leute,
Zuerst ein großes Danke, dass ihr mir geantwortet habt. Das Thema ist nicht einfach, es ist für jeden wahrscheinlich klar, wann er schärfen müsste, nur messbar ist es nicht einfach so. Der Hintergrund meiner Frage ist herauszufinden, ob bauartbedingt der eine oder der andere Hobel das Eisen schneller stumpf werden lässt. Dafür brauche ich ein Maß, an dem ich erkenne, wann ein Eisen stumpf ist.
Meine ersten Tests liefen so, dass nach 50 m Hobeln kein Unterschied bei den Eisen auftrat. Man sah nur den kleinen Lichtstreifen unter der Lampe, den man auch sonst bei stumpfen Schneiden bemerkt. Auch eine 23fache Vergrößerung unter einer Binokularlupe gab keinen erkennbaren Unterschied preis.
So entickelte sich die Idee, das Gefühl des "stumpfen Eisens" als Messinstrument einzusetzen. Dank eurer Beiträge werde ich meine Späne jetzt deutlicher feiner halten.
Interessant finde ich auch die Oberflächengüte und das Hirnholz als Referenz, nur wie ich das einbringen kann, muss ich mir noch überlegen...
Gruß ;-)
Marc
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Re: Vielen Dank!
Hallo Marc,
Hobeleisen aus dem Hobel nehmen, das aufgeschraubte Eisen abnehmen und auf die Klinge schauen.
Wenn Du die Klinge (Schneide) nicht sehen kannst ist das Eisen scharf. Wenn Du jedoch etwas sehen kannst, zuerst sind es nur kleine Stellen von 2mm Breite die matt glänzen, weil sich die Schneide etwas umgelegt hat, z.B. nach dem Hobeln eines Astes oder breitere wenn Du z.B. die Bankhaken gehobelt hast, dann ist es Zeit das Eisen neu abzuziehen.
Sind Ausbrüche zu sehen oder ist das Eisen schon so oft abgezogen worden, dass die Fase wieder gerade ist, so muss das Eisen wieder an der Maschine neu angeschliffen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Wolf. Melloh
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Re: Nachtrag
Die Geschichte lässt mir keine Ruhe!
Frage an mich selbst: Wann schärfe ich nach? Antwort, wie schon mal gepostet, wohl dann, wenn das Gefühl aufkommt, es läuft nicht mehr rund.
Nur.....wann läuft es nicht mehr rund? Der Punkt kommt selbst bei gleichartigem Holz mal früher, mal später. Hängt es möglichweise auch mit der eigenen Konstitution/Kondition zusammen? Dann müsste ich, wenn ich nicht so gut aufgelegt bin, früher zum Stein greifen. Könnte gut sein!
Ein schönes Wochenende!
Rolf