Öllappen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Rolf Richard
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Öllappen

Beitrag von Rolf Richard »


Was macht man mit Lappen, die zum Abreiben eines frisch geölten Werkstücks verwendet wurden? Die sollen ja ggf. selbstentzündlich sein und daher unter Luftabschluss in einem Blechbehälter gelagert werden.

Soweit, so gut! Aber wie lange? Muss man das Material in der Blechbüchse entsorgen oder wird der Inhalt nach gewisser Zeit wieder harmloser?

Bin für jede sachdienliche Aufklärung dankbar!

Rolf



Gero Meyhoefer
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Öllappen

Beitrag von Gero Meyhoefer »


Hallo Richard,

meine Leinöl-Lappen o. ä. hänge ich nach Gebrauch einfach draussen an eine Leiter die an der Wand hängt. Nach ein bis zwei Tagen nehme ich sie im Vorbeigehen ab und werfe sie in den Müll, zu diesem Zeitpunkt sollte alles flüchtige (und entzündliche) sich verflüchtigt haben.

Wie sich dass unter Luftabschluss verhält? Keine Ahnung, da verflüchtigt sich ja nicht wirklich alles.

Keine direkte Antwort auf Deine Frage, aber eben meine Methode.

Beste Grüße

Gero



Thomas Sauer
Beiträge: 158
Registriert: Mi 27. Mär 2013, 14:43

Re: Öllappen

Beitrag von Thomas Sauer »


Hallo Richard,

ich lagere meine Öl Lappen in einem leerem Gurkenglas mit Schraubdeckel, wenn ich die Lappen mehrmals innerhalb von ein paar Tagen benötige.

Aktuell arbeite ich sehr viel mit Leinölfirnis.

Nach ca. 1-2 Woche unbenutzt im verschlossenen Glas wird der Lappen immer steifer, dann werfe ich ihne in den Müll, allerdings eingepackt in eine Plastiktüte.

Gruß

Thomas



Urs
Beiträge: 493
Registriert: Mi 10. Dez 2014, 10:45

Re: Öllappen

Beitrag von Urs »


Hallo an alle

Diese Frage hat mich damals, als ich das erstemal Leinöl einsetzte, sehr beschäftigt. Die Selbstentzündung kommt ja von der durch den Aushärtungsprozess entwickelten Wärme. Es ist ja keine eigentliche Trocknung, sondern eine Umwandlung unter Verwendung von Sauerstoff aus der Luft und unter Mitwirkung des Lichts. Insofern scheint die Aufbewahrung in einem luftdicht abgeschlossenen Gefäss Sinn zu machen (Feuer braucht ja auch Sauerstoff und sogar sehr viel). Diese Methode würde dann den Prozess verhindern (zumindest sobald der Sauerstoff in der Dose verbraucht ist). In diesem Forum wurde einmal angeregt, die Lappen in einer wassergefüllten Tonne aufzubewahren (aus diversen Gründen wollte ich dies aber nicht).

Es gibt zur Selbstentzündung eine Studie:

http://ehs.ucdavis.edu/ftpd/ucih/i_essay6.pdf

Wenn man, wie es auch geraten wird und ich es praktiziere, die Lappen draussen an unproblematischer Stelle offen aufhängt oder hinlegt, dann findet zwar die chemische Reaktion statt, aber die entstehende Wärme wird abgeleitet. Die Lappen sind, wenn ich sie jeweils einen Tag später entsorge, steif (nicht nur der gestern - der war gefroren ;-). Leinöl selbst (als Flüssigkeit) ist ja nicht selbstentzündlich und hat einen Flammpunkt von über 300 Grad C. Die Lappen, die ich nach einiger Zeit berührte, waren schon etwas warm, aber nie "heiss". Bis 300 Grad erreicht werden, braucht es dann doch einiges: Einerseits eine grosse Oberfläche (z.B. durch Zerstäubung oder Feinverteilung auf den Gewebefasern, genügend Sauerstoff (ev. Licht), genügend Zeit, damit der Prozess in Gang kommt, wobei die Wärme offenbar den Prozess beschleunigt (das Ganze schaukelt sich also auf) und dass die Wärme nicht abgeleitet wird.

So habe ich es mir aufgrund der Recherchen erklärt. Edi kann diese laienhaften Erklärungen dann noch fachlich zurechtrücken.

Gruss

Urs



Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
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Re: Öllappen

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #115601]
Hallo Rolf,

ich lasse die lappen immer in der Werkstatt. Und zwar hänge ich sie einfach
etwas ausgebreitet über den Rand meines Mülleimers. Nach ein paar Tagen
ist der Lappen dann recht hart. Dann schmeisse ich ich einfach weg. Eine
Hitzeentwicklung konnte ich bisher noch nicht beobachten. Es geht wohl vor
allem darum, den Lappen nicht zusammengeknüllt in eine Ecke des Mülleimers
zu stecken.

--
Dirk



Andreas Wolf
Beiträge: 15
Registriert: Di 13. Nov 2018, 12:48

Re: Öllappen

Beitrag von Andreas Wolf »


Hallo,
das Problem entsteht, wenn man den feuchten Lappen zusammenknüllt und dann in die Abfallkiste der Schreinerei zu den Spänen schmeißt. Wir haben das in der Berufschule ausprobiert. Es dauerte ca. 3 Stunden, im offenen Blecheimer, mit Späneabdeckung und wir hatten den schönsten Schwellbrand. Emfehlung durch den Lehrer: Frei aufhängen, am besten draußen. So mache ich das bis heute. Für kleine Arbeiten habe ich immer einen Lappen in einem verschlossenen Gurkenglas.


Heiko Rech
Beiträge: 2715
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Re: Öllappen

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #115601]
Hallo,

ich verwende sehr oft die blauen Papiertücher, sog. Putzrolle zum abwischen. Den eigentlochen Öl Auftrag mache ich mit dem Pinsel.

Die Tücher wandern bei mir nach Gebrauch immer direkt in den Werkstattofen.

Gruß

Heiko


Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Öllappen

Beitrag von Edi Kottmair »

[In Antwort auf #115604]
Habe die Ehre,

da gibt es nicht viel, was man zurechtrücken müsste. Aber möglicherweise verwechselst du Flammpunkt und Zündtemperatur. Du meinst hier Selbstentzündung, also müsstest du von Zündtemperatur schreiben. Es gibt auch viele Feuererscheinungen, bei denen andere Oxidationsmittel als Sauerstoff im Spiel sind, was hier aber unwichtig ist.

Danke für den interessanten Link.

Ich werfe die Lappen einfach in einen Ofen, egal ob aus oder an. Für ganz kleine Flächen nehme ich irgendein Papiertuch, welches dann ebenfalls in den Ofen oder in die Toilette wandert. Draußen aufhängen geht genauso. Mit Wasser und viel Spülmittel auswaschen geht auch, ist aber überflüssig, weil zu umständlich.

Viele Grüße von
Edi



Rolf Richard
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Re: Danke für die Beiträge!

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #115601]
Erst einmal allen herzlichen Dank für die Beiträge. Es scheint also so zu sein, dass die Gefahr mit der Dichte des Materials zunimmt. Grosse Oberfläche in Relation zur Materialmenge reduziert somit das Risiko.

Unmittelbares Verbrennen scheidet bei mir leider aus - Zentralheizung, die Werkstatt im stillgelegten Hallenbad - somit kein Werkstattofen - und auch kein Gartengrill mit Kamin! :-)

Vielleicht täte es ja eine einfache Blechwanne/-tonne, in der das Material im Freien abgefackelt wird. Was sagt der Umweltschutz dazu?

Gruss

Rolf


Wilhelm Kuehs
Beiträge: 33
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17
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Öllappen Umweltschutz

Beitrag von Wilhelm Kuehs »


Hallo Rolf,

vermutlich ist es in Deutschland nicht anders als in Österreich. Das Verbrennen von Bioabfällen im Freien ist laut Bundesluftreinhaltegesetz verboten. Frag mich nicht warum. Wir haben hier in Kärnten gerade eine ziemlich Diskussion wegen der Osterfeuer.
Wie einige andere, entsorge ich die Lappen auch im Werkstattofen. Aber ich habe sie auch schon draußen an die Wäscheleine gehängt und nach Trocknung in den Müll gegeben.

Viele Grüße

Wilhelm Kuehs


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