Zinken im überstreckten Winkel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Zinken im überstreckten Winkel

Beitrag von Christof Hartge »


Liebe Freunde,
Geometrie kann einem die Hirnwendungen doppelt verknoten, sage ich euch. Richtig begreifen tue ich es immer noch nicht.

Aber der Reihe nach: ich bin gerade dabei zwei Sägeböcke zu bauen, ähnlich diesen hier: http://www.sawmillcreek.org/showthread.php?t=39660

Bei diser Konstruktion sind die Beine in einem Winkel von mehr als 90° in die Auflagefläche des Bockes eingezinkt. Nur den Unterschied wollte ich machen, statt einem großen Zinken, derer zwei je Bein zu verwenden.

Also frisch ans Werk. Ich riß zwei schöne Schwalben an das Bein, sägte und stemmte. Dann hobelte ich eine 70° Fase an das Auflagebrett, übertrug die Schwalben. Die Zinken wurden gesägt und gestemmt.In Langholz ist das keine ganz ungefährliche Aufgabe. Es kommt leicht zu tiefen Ausbrüchen am Grund der Zinken.

Bretter auf einander gesetzt und ah, herrlich, mit leichtem Widerstand begannen sich die Schwalben in die Zinken zu senken. Aber was war das? Es ging ja immer leichter. Und, oh, taten sich da nicht an den äußeren Ecken der Zinken immer größere Lücken auf? Als das Bein bis auf den Zinkengrund gerutscht war, zeigte sich der ganze Übelstand: Die scheinbar rechtwinkligen Zinkennöffnungen und die ebenso scheinbar rechtwinkligen Schwalbenköpfe passten nur am Schwalbengrund.
Zur Kante des Auflagebrettes öffneten sie sich nach beiden Seiten in einem Winkel von 5°.

Ich hab's erstmal zur Seite gelegt und mir eine Denkpause verordnet. Zwischendurch begann ich zu zweifeln, ob es überhaupt möglich ist Zinken in einem anderen Winkel als 90° anzuordnen. Mir schien aber die Fehlerquelle zu sein, dass ich zwar eine 70° Fase an das Auflagebrett angelegt hatte, nicht aber an das Bein mit den Schwalben. Den Überstand, der sich ergibt, kannst du immer noch weghobeln hatte ich gedacht. Stillschweigend oder besser uwissend hatte ich vorausgesetzt, dass ein 90° Winkel an einer 90° Fase dasselbe ist, wie an einer 70° Fase. Dem ist nicht so liebe Freunde! Der Unterschied ist genausogroß wie der zwischen den Worten passend und nicht passend. In einem zweiten Versuch riß ich am nächsten Bein die Winkel an einer 70° Fase an. Diesmal war die Sägearbeit nicht ganz so sauber, die Winterpause macht sich doch bemerkbar, aber bitte es sitzt!

Übrigens habe ich diesml die Zinken zuerst gemacht und nicht wie sonst die Schwalben, ich fand es in diesem Fall ein leichteres Anreißen.

Um eine merkwürdige Erfahrung reicher, euer Christof.



Wolfgang Jordan
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Re: Zinken im überstreckten Winkel

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Christof,

zuerst dachte ich, dein Problem hätte etwas mit Trichterzinken zu tun. Dazu hat Eckhard eine sehr schöne Seite mit vielen Informationen gemacht:

http://www.altes-handwerkzeug.de/holzw/projekte/trichter/pk/pk1.html

Aber deine Bretter stehen ja nicht irgendwie schräg zueinander, nur der eingeschlossene Winkel ist nicht 90 Grad. Naja, jetzt hast du es hingekriegt. Ist das Problem in der Anleitung von Harry Strasil nicht angesprochen worden?

Werden das denn Sägeböcke oder aber Sägebänke, wie sie Mr. Strasil beschreibt?

Gruß, Wolfgang



Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Sägeböcke/Sägebänke

Beitrag von Christof Hartge »


Ehrlich gesagt, ich hab das Tutorial nicht weitergelesen. Ich hab das Bild gesehen, es mir im Kopf herumgehen lassen und losgelegt. Nun sieht man was ich davon hab.

Was genau ist der Unterschied von Sägeböcken und Sägebänken? Bei mir soll es darum gehen, dass die Böcke so niedrig sind, dass ich mit dem Knie das Werkstück bequem spannen kann und dann mit dem Fuchsschwanz das grobe Zurichten besorge. Ich meine, dass sind Sägebänke, oder?



Dennis Bark
Beiträge: 33
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Sägeböcke/Sägebänke

Beitrag von Dennis Bark »


Hallo Christof,

ich finde das ist ein wirklich tolles Projekt! Es erinnert mich an die Zimmererböcke, die ich im Rahmen meiner Lehre gebaut habe. Sie bestanden aus einem Holm, ca. 9/11, und den Beinen, 9/9. Die Beine waren zweifach ausgestellt: Quer und paralell zum Holm. Die Beine griffen durch eine Klaue von unten an den Holm und wurden durch eine konische Schwalbenschwanzverkämmung an Ort und Stelle gehalten.

Vieles davon kann man auch auf Dein Projekt übertragen, denke ich (ist auch der Grund für mein Posting ;-). Im Prinzip ist es ganz einfach: Einen Aufriss in 1:1 anfertigen, und dann die Risse direkt auf das auf die Zeichnung gelegte Holz übertragen. Ich bin sicher, damit könnte man sogar das Bein in deinem Projekt zusätzlich noch nach vorne ausstellen und würde die Schwalbenschwänze trotzdem hinbekommen. Ob das Sinn macht, ist wohl eine andere Frage ... bei dem kleineren der beiden Böcke auf dem Bild aus Sawmill Creek scheint es der Fall zu sein.

Wenn Interesse besteht, kann ich mal versuchen, das Ganze schematisch darzustellen. Ansonsten schöne Grüße und ein produktives Wochenende

Dennis B.



Andreas Winkler
Beiträge: 1137
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Sägeböcke/Sägebänke

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Christof,

was Du baust sind wohl Sägebänke. Sägeböcke sind höher und m.E. ganz normale Arbeitsböcke.
Bei der kontinental-europäische Methode des Zinkens werden immer zuerst die Zinken und daran dann erst Schwalben angerissen (oder man reißt beide unabhängig voneinander an). Die Amis machen es anders herum.

Viel Erfolg weiterhin !

Gruß, Andreas



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