Laminiertes Eisen bei Steiner Falzhobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Antworten
Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Laminiertes Eisen bei Steiner Falzhobel

Beitrag von Rolf Richard »


Vielleicht erinnert sich der Eine oder Andere noch daran - vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich das Glück, 6 Steiner-Holzhobel zu finden.

Den Falzhobel mit seinen Anschlägen hatte ich mangels Aufgabe praktisch nicht eingesetzt. Jetzt war das nötig und er arbeitete schlecht! Kein Wunder, das Eisen war noch nicht abgerichtet.

Buch
Steiner Falzhobel

Beim Abrichten fiel mir dann auf, dass es sich um kein normales Eisen handelt. Das Eisen hat die Einprägung "Famos"

Buch
Markierung des Eisens

ist ca. 3,8 mmm stark und aus zwei unterschiedlichen Stählen laminiert.

Buch
Schlecht zu sehen, die zwei Schichten

Die Schicht, an der sich die Schneide bildet ist ca, 1,2 mm stark, die Deckschicht rund 2,6 mm. Während die Schneidschicht auf dem Cerax 8000 hochglänzend auspoliert, zeigt das andere Material noch deutliche Riefen des groben Schleifsteins. Das Korn hat sich offensichtlich tiefer eingegraben, was auf ein wesentlich weicheres Material schliessen lässt.

Habe ich hier etwas in der Art der japanischen Hobeleisen vorliegen?

Gruss

Rolf



Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Laminiertes Eisen bei Steiner Falzhobel

Beitrag von Ottmar »


Hallo Rolf,

in den End fuenfziger Anfang sechziger Jahre kaufte ich mir Umlia Hobel, alle haben laminierte Eisen. Ich besitze einige Stecheisen von der Jahrhunderwende 1800/1900, diese sind alle aus laminiertem Stahl gefertigt. Es kann auch seinen Grund darin haben, dass die damals erzeugten Staehle nach dem Haerten nicht genuegend flexibel waren um ohne Laminierung in der Praxis verwendbar zu sein.

Mit den heute erzeugten Staehlen und Haertemethoden lassen sich Hobeleisen herstellen, welche an der Schneidflaeche hart und am Schlagende weich sind.

mfg

Ottmar



justus

Re: Laminiertes Eisen bei Steiner Falzhobel

Beitrag von justus »


guude Rolf,
die firma famos ist mir als hersteller für handwerkzeug, auch zur holzbearbeitung, von früher bekannt.
es war früher und ist teilweise heute noch bei hochwertigen werkzeugen üblich, einen harten und spröden dünnen schneidenstahl auf eine dickere unterlage zähen trägerstahl aufzuwalzen, ähnlich wie heute auf einen zähen blattkörper schneiden aus hartmetall aufgelötet werden.
gut holz, justus.


Andreas Winkler
Beiträge: 1137
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Laminiertes Eisen bei Steiner Falzhobel

Beitrag von Andreas Winkler »

[In Antwort auf #114233]
Hallo Rolf,

früher (schätze mal bis in die 1950er Jahre) hat man auch bei uns Eisen laminiert, weil der Schneidenstahl relativ teuer war. Offensichtlich war es günstiger, den Aufwand mit dem Verschweißen zu betreiben, als das komplette Eisen aus hochwertigem Stahl herzustellen.
Die Weiterentwicklung war dann wohl ein HSS-Eisen bzw. Wechselklingen.

Gruß, Andreas



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Laminiertes Eisen bei Steiner Falzhobel

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #114233]
Hallo Rolf,

wie die Vorredner schon ausgeführt haben: Laminierte Eisen (die meist vor dem Schlitz eine Plattierung aufgeschweißt haben. d.h. eine dünne Schicht hochwertigeren und höher härtbaren Stahls) waren "früher" auch hierzulande bei hochwertigen Eisen Standard. Es ist die heute noch bei den teureren japanischen Eisen übliche Herstellweise.

Als der Stahl dann immer billiger wurde, ist man davon abgekommen. Man macht einfach das ganze Eisen aus entsprechendem Stahl. Oft wird es aber partiell gehärtet, d.h. nur im vorderen Bereich auf Härtetemperatur gebracht, nach dem Abschrecken ist das Eisen dann nur vorn hart. Sehr hochwertige Eisen werden vorzugsweise computergesteuert im Ofen erwärmt, die sind dann ganz hart (das ist aber kein Qualitätsmerkmal, auch ganz miese Platten können ganz gehärtet sein!

Wenn man einen Vorteil des laminaren Aufbaus auch heute noch sucht, dann könnte er darin liegen, dass sehr dünne Stahlschichten besonders hoch gehärtet werden können, ohne dass Härterisse auftreten.

Ob Eisen mit eingelöteten HSS- Schneiden oder gar Wechselklingen die Weiterentwicklung dieser laminierten Eisen sind? Technisch und konstruktionssystematisch in gewisser Weise bestimmt, im Sinne einer Verbesserung für den Anwender sicher nur in ganz speziellen Fällen (für mich persönlich ganz bestimmt nicht).

Dein Eisen ganz offenbar laminiert, das Bild der Fase ist da eindeutig. Und es ist wahrscheinlich ein gutes Eisen, weil mit einer Herstellermarke versehen und relativ aufwändig hergestellt, und das zu einer Zeit, als die Anwender wussten was sie von einem Eisen erwarten konnten. Ich hoffe nur in Deinem Interesse, dass die Spiegelseite weiter unten an der Schneide ordentlich plangeschliffen ist und nicht so aussieht wie oben an der Marke.

Gut Holz!

Friedrich



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Laminiertes Eisen bei Steiner Falzhobel

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #114233]
Hallo Rolf,

die schweizer Fa. Inca hat in den 80er Jahren Fräsmesser für ihre Fräsköpfe (zum Einsatz auf der Tischkreissäge gedacht) angeboten, die "sprengplattiert" waren. Das Verfahren soll so gewesen sein, dass die beiden Schichten auf einer Sandsackunterlage mit Sprengstoff belegt wurden und dann mittels Sprengung durch den Druck zu einer Kaltverschweißung veranlasst wurden. Vielleicht weiß jemand mehr dazu. Ich bin mir auch nicht mehr ganz sicher wie das war. Ich kann mir nur vorstellen, dass das heute bei uns verfahrenstechnisch auf Probleme stoßen würde.

Gruß, Walter


Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Re: Laminiertes Eisen - Danke für die Antworten!

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #114233]
Herzlichen dank an alle, die Antworten auf meine Fragen hatten!

Der Hobel dürfte rund 35 Jahre lang in dem Landhandel gelegen haben, wo ich ihn fand. Es ist der Einzige aus dem Set, der solch ein laminiertes Eisen hat. Bei den anderen Hobeln sind die Eisen auch gestempelt, aber eben mit "Steiner". (Steiner und Famos haben ja auch einen gemeinsamen Geschichtsteil!)

Das Eisen ist im Übrigen ziemlich schwer zu schärfen. Nicht, weil es wie Friedrich ansprach, so aussieht wie um den Stempel herum - die Spiegelseite ist immerhin mehr schlecht als recht plangeschruppt! - sondern nach meiner Meinung ist der Schneidenstahl extrem hart.

Alles Gute zum Neuen Jahr wünscht

Rolf



Andreas N.
Beiträge: 652
Registriert: Do 20. Feb 2014, 19:13

Re: Laminiertes Eisen bei Steiner Falzhobel

Beitrag von Andreas N. »


Wenn ich richtig informiert binn, wird Sprengstoff zum umformen großer Bleche (die nicht in ne Maschine passen) oder zu formen komplizierten Holkörper-(Hälften) benutzt und kaum noch zum Schweißen. Der große Vorteil ist, das man nur eine Negativform braucht und nicht noch einen Stempel; auch ist Material das zum drücken oder ziehen zu spröde ist, verformbar da die benötigte Zeit sehr gering ist (da kann sich das Material wohl nicht entscheiden wo´s zuerst reißen soll).
Die (Metall) Sägeblätter auf denen Bi-Metall draufsteht sind auch aus zwei Stählen zusammen gesetzt.



Antworten