Herstellung von Abrichtklinkern - Zwischenbericht

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Dirk Boehmer
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Herstellung von Abrichtklinkern - Zwischenbericht

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo,

ich habe in den letzten Jahren viel mit dem Schaerfen von Werkzeugen ausprobiert.
Schaerfen auf billigen Schleifsteinen, die schnell hohl wurden. Schaerfen auf
Schleifboecken. Alles mit mehr schlechten Ergebnissen. Eine Tormek haette ich
gerne gehabt, aber leider war mir das Teil viel zu teuer. Und das ist auch
gut so. :-)

Nachdem ich im Sommer mit Friedrich Kollenrott das Holzwerkertreffen in Darmstadt
besucht habe und er uns eine geniale Vorfuehrung seiner Schaerfmethode gegeben
hatte, war mir klar, in welche Richtung es weiter gehen sollte.

Nach einigem hin- und her bezog ich dann vom Hausherrn einen 1000/6000 Stein,
mit dem ich nach der Schaerfanleitung schon recht gute Ergebnisse erzielt
habe. Aber auch dieser Schleifstein wird hohl und so kam ich nicht an der
Herstellung einer Abrichtmoeglichkeit fuer den Stein vorbei. Natuerlich
sollte hier die 3 Klinkermethode zur Verwendung kommen.

So habe ich diese Tage endlich fuer 3,30 € drei Kanalklinker bekommen. Die
Farbe ist mehr braun als rot, ich denke, es sind die Richtigen. Gestern habe
ich zuerst mit Oel-Kreide die Markierungen fuer Einschnitte gesetzt. Mit einem
Steinschneideblatt in der Flex habe ich dann die Vertiefungen eingeflext. Der
Rand des Blattes ist auch ca. 5mm breit, so hatte ich beim Schneiden eine
gute Hilfe zur Schnitttiefenbegrenzung.

Dann kam die Geschichte mit dem Sand. Also rueber zum Sandkasten und erstmal
einen Eimer voll bei den Kindern geklaut, Wasser dazu und los ging es. Mit
Friedrichs Anleitung bin ich dann vorgegangen. Nach etwa einer Stunde taten mir
die Haende weh. Also habe ich alles gut saubergespuelt und in der Werkstatt
nachgemessen. Es kam zu den folgenden Ergebnissen:

Stein I: ballig, ca. 0.1mm

Stein II: hohl, ca. 0.5mm

Stein III: ballig, ca 0.4mm

Ich habe in Laengsrichtung ein Lineal ueber den Stein gelegt und mit der
Fuehlerlehre den groessten Abstand zum Stein gemessen. Quer gesehen sind die
Steine schon recht gerade. Jetzt meine Fragen:

- Soll ich mit der Reihenfolge der Steine stumpf weitermachen? Stein I ist
ja schon fast ok

- Ich schleife etwa so: Im Eimer ist nasser Sand. Ich nehme etwas davon und
verschmiere ihn auf dem untersten Stein. Auf den oberen Stein gege ich etwas
Wasser. Danach fange ich an zu schleifen. Eine Hand hinten am Stein, eine Hand
vorn. Nach kurzer Schleifzeit drehe ich den obersten Stein um 180 und schleife
erneut (evtl. Sand und Wasser). Dann drehe ich den untersten Stein um 180 Grad,
schleife weiter, dann nochmal den obersten Stein um 180 Grad und schleifen.
Halte ich die Haende richtig? Ist das mit dem drehen ok? Die Schleifbewegung
ist 8foermig, so dass ich mal rechts, mal links ueberlappe

- Wann soll ich mit kuerzeren Bewegungen starten, wann mit feinerem Schleifkorn?

- Brauche ich ueberhaupt noch mit feinerem Korn schleifen? Die Steine sind
ja irgendwann plan.

--
Dirk



Friedrich Kollenrott
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Gib nicht auf!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Dirk,

es ist wichtig, dass Du ganz stumpfsinnig so weiterläppst wie bisher, und dass Du weiter alle drei Steien (so wie im Schärfprojekt beschrieben)zyklisch wechselst. Nur dann arbeiten sich die verbliebenen Unebenheiten gegenseitig immer weiter ab, und am Ende sind alle plan.

Wie Du den Stein anfasst, ist m. E. ziemlich egal, es sollte so sein dass der Druck auf der Fläche gleichmäßig ist. (also mit beiden Händen symmetrisch).
Du trägst nur etwas ab, solange es knirscht. Also häufig neuen Sand zugeben. Ob Du etwas abträgst, siehst Du auch an der roten (oder braunen) Suppe, die herauslaufen soll.

Zu kürzeren Strichen soltest Du übergehen, wenn die Ebenheit aller drei Steine schon ganz gut ist, ich denke, es ist noch nicht soweit.
Wenn dann die Steine eben sind, aber noch zu rau um darauf einen feinen Abziehstein abzurichten (der harte Klinker raspelt dann einfach zu viel weg), gehst Du zu feinerem Schleifmittel über.

Leider habe ich, als ich meine Klinker plan gemacht habe, nicht auf die Uhr gesehen, es war aber sicher mehr als eine Stunde, vielleicht zwei oder drei. Muss man als kontemplative Pause betrachten.

Wenn alle Stricke reissen- komm vorbei, noch kann man Motorrad fahren.

Friedrich



Dirk Boehmer
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Re: Gib nicht auf!

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Friedrich,

aufgeben wollte ich auch nicht, aber gestern wurde es schon dunkel und
die Haende taten mir weh. Mir ging es vor allem darum, dass ich nicht mit
der falschen Methode weitermache. Aber ich sehe, ich bin auf dem richtigen Weg,
wenn nicht sogar schon kurz vor dem Ziel.

Falls ich nicht weiterkommen sollte, komme ich mal vorbei. Ansonsten wuerde
ich auch so mal vorbeikommen...

--
Dirk



Dirk Boehmer
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Re: Herst von Abrichtklinkern - Zwischenbericht II

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #113402]
Hallo,

ich komme gerade von der 2. Aktion Klinkersteinschleifen. Ich glaube, ich
komme dem Ziel naeher. Folgender Stand:

Stein I:
- ballig, ca. 0.1mm, nach 1 h
- ganz leicht hohl (Lichtspalt) , nicht messbar, nach 1.75 h

Stein II:
- hohl, ca. 0.5mm, nach 1 h
- hohl, ca. 0.2mm, nach 1.75 h

Stein III:
- ballig, ca 0.4mm
- ballig, ca 0.15mm, nach 1.75 h

Ich denke, noch so eine Aktion, und ich kann zur naechsten Stufe
uebergehen, mal gespannt.

--
Dirk



Dirk Boehmer
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Re: Herst. von Abrichtklinkern - Finale

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #113402]
Hallo,

so, gestern habe ich dann nochmal weitergemacht. In der 3. Session habe ich
erneut Sand genommen. Danach war die Oberflaeche schon relativ plan, so dass
ich auf eine andere Koernung umgestiegen bin. Doch entgegen der Anleitung von
Friedrich bin ich einen anderen Weg gegangen. Ich habe hier noch einen alten
Kombistein (ca. 10x4cm), ist wohl schon mehr ein Schruppstein. Der war so hohl,
dass ich erstmal probiert habe, diesen Stein gerade zu bekommen. Dabei habe ich
gesehen, dass er schnell Abrieb erzeugte. So war der Stein auch sehr schnell
wieder gerade (ca. 5 Minuten). Danach kam ich auf die Idee, diese Abrieb zu
nehmen, um die Klinkersteine weiter zu bearbeiten. Also Wasser auf die Klinker
und dann mit dem Schruppstein "eingerieben". Dann Klinker aufeinander in der
bekannten Weise beaerbietet. So hatte ich nach einer weiteren halben Stunde
eine glatte Klinkeroberflaeche, die jetzt auch bis auf einen plan sind. Stein
II ist zwar immer noch ganz leicht hohl, aber ich nehme zur Zeit sowie Stein III
zum Abrichten. Wenn auch dieser einmal wieder hohl werden sollte, geht es mit
allen drei Klinkern nocheinmal ran und dann sollte auch Stein II plan werden.
Ich denke, dieser kleine "Pfusch" geht in Ordnung... :-)

Hier meine Tabelle:

Stein I:
- ballig, ca. 0.1mm, nach 1 h
- ganz leicht hohl (Lichtspalt) , nicht messbar, nach 1.75 h
- plan, nach 2.25 h
- plan und glatt, nach 2.75h

Stein II:
- hohl, ca. 0.5mm, nach 1 h
- hohl, ca. 0.2mm, nach 1.75 h
- hohl, ca. 0.15mm, nach 2.25 h
- in der Mitte noch um 0.1mm hohl, die Raender und Ecken sind jetzt glatt, nach 2.75h

Stein III:
- ballig, ca 0.4mm
- ballig, ca 0.15mm, nach 1.75 h
- ballig, ca. 0.1mm, nach 2.25 h
- plan und glatt, nach 2.75h

Ich habe den King 1000/6000 jetzt mit Klinker III sehr schoen plan bekommen.
das Ganze geht dann sehr schnell.

Ich moechte allen hiermit noch einmal Mut machen, weiterzumachen, auch wenn
sich der Erfolg nicht wirklich schnell einstellt. Das Nachmessen mit Lineal und
Fuehlerlehre zeigt aber die Fortschritte, die man gleich aufschreiben sollte,
um den Erfolg auch mitzubekommen. Vielen Dank nochmal an Friedrich fuer die
Vorfuehrung beim Darmstaedter Treffen und fuer die Super Schaerfanleitung.

--
Dirk



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