3/4-Zoll-Stahlrohr

[Nicolas Meeß]

Dumme Frage, aber ernst gemeint: Wie schneidet man ein konisches Gewinde??
Da dürfte ja der Durchmesser des Schneideisens während des Schneidvorganges nicht konstant sein, sondern müsste sich vergrößern!? Oder hab ich da was ganz falsch verstanden?

[Friedrich Kollenrott]

Hallo Nicolas,

ich muss zu geben, genau weiss ich das nicht. Zweifellos ist aber das Gewinde konisch, das kann man sehen. Und zwar ist das Außengewinde konisch, das Gegenstück nicht.

Ein konisches Gewinde auf einer NC- Drehmaschine ist kein Kunststück, da wird dem Vorschub in axialer Richtung eine radiale Bewegung überlagert.

Der Klempner schneidet die Gewinde aber mit der Schneidkluppe (ein überdimensionales Schneideisen mit eingesetzten "Schneidbacken", also Leisten, die das typische Zackenprofil eines Gewindeschneiders oder Gewindestrehlers tragen). Da gibt es dann im Prinzip zwei Möglichhkeiten: , werden entweder diese Schneidbacken schräg eingesetzt oder sie sind von vornherein so gestaltet, dass sich ein konisches Gewinde ergibt.

Verflucht nochmal, haben wir denn hier keinen Klempner?

Friedrich

[Berthold Cremer]

Hallo Friedrich!

Ich bin kein Klempner, aber ich habe schon so ein Gewinde geschnitten. Vor einem Jahr habe ich mir einen Brunnen geschlagen, und da brauchte ich ein 1 ¼ Zoll Gewinde auf dem Brunnenrohr. Deshalb kann ich etwas dazu sagen: Die Schneidbacken sind konisch!

Kleine Geschichte:
Mein Sohn hatte die Schneidkluppe von der Firma mitgebracht und wir hatte das Gewinde geschnitten. Ein paar Tage später: Wir schlagen den Brunnen. Das Rohr ist fast in ganzer Länge im Boden, das reißt das Gewinde ab: Sch ... ade! Nun ist es Samstagnachmittag – was tun. Der Biberbaumarkt ist nicht weit – also einen kompletten Schneidsatz 4 verschiedene Schneikluppen für etwas über 30 Euro gekauft und ein neues Gewinde geschnitten. Es braucht ziemlich viel Kraft um so ein Gewinde zu schneiden. Hat gut funktioniert.

Ein paar Tage später sah ich bei einem Fachhändler den gleichen Schneidkluppensatz zu einem vielfachen Preis. Allerdings stand auch eine namhafte Firma drauf. Das war der einzige Unterschied den ich feststellen konnte. Nun habe ich einen Schneidkluppensatz und habe bis jetzt nur einmal ein 1 ¼ Zoll Gewinde geschnitten.

Gruß
Berthold

[Ottmar]

Hallo Friedrich und Forumsfreunde,

ich bin auch kein Klempner, habe aber gezwungenermassen einige hundert Rohrgewinde von Hand geschnitten. Nach einigem Lehrgeld bezahlen hat das gut geklappt. Doch es lohnt sich nicht wenn man mehr ausfuehren muss mit Billig Wekzeug zu arbeiten. (Aus USA Sicht) Die Firma Rigid verkauft hier erstklassige Werkzeuge zum Rohrgewindeschneiden. In den Firmenunterlagen, welche den Werkzeugen beiliegen, ist geschrieben, Gewindelaenge gleich/maximal Schneidbackenbreite, schneidet man weiter brechen die Zaehne der Backen aus. Wichtig ist dabei auch dass die Schneidbacken in Oel schwimmen, dann halten sie sehr lange. Die Backen sind nach ISO R/7 1:16 konisch geschliffen und die Gewindelaenge haengt vom Rohrdurchmesser ab beim 3/4 Zoll Rohr acht oder neun Gaenge. Frueher war das konische Rohrgewinde in der DIN 2999 festgelegt.

Das System stammt noch aus der Zeit als mit Hanf gedichtet wurde. Damals hatte noch niemand die Erfindung der Pony Clamp vorausgesehen.

Am Anfang konnte ich mich nicht mit den Rohrzwingen anfreunden, doch wenn ich laenger Stuecke als zwei Meter spannen wollte war ich mit meinen Besseyzwingen am Ende. Heute kann ich diese nicht missen und habe Rohre und Muffen in allen bisher genutzten Laengen. Nur die Fantasie des Anwenders begrenzt/erweitert die Anwendbarkeit.

Nach DIN/ISO 228/1 gibt es auch Gewindeschneider fuer nichtdichtende Verbindungen, diese schneiden ein gerades beliebig langes Gewinde.

Wuensche viel Spass beim Klempnerwoodworken.

mfg

Ottmar

[Nicolas Meeß]

Hallo zusammen

Erstmal vielen Dank für die Antworten, die haben jetzt echt Aufschluss gegeben. Wieder was dazugelernt, so muss ein Tag anfangen! Wünsch euch noch einen schönen.

Nicolas