Handsäge für Querschnitte

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Wolfgang Jordan
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Winkel, Winkel, Winkel

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Friedrich,

heißt das, die DIN ist für solche Bezeichnungen zuständig, aber für unsere Zwecke zu kompliziert? Dann könnten wir uns die Freiheit nehmen, eine schönere Bezeichnung für diesen 'Schrägschliffwinkel' zu finden. Die englische Bezeichnung 'fleam' kommt von einem skalpellartigen Instrument, mit dem man früher zur Ader gelassen hat. Das scheint mir nicht unbedingt passend zu sein. Gemeint ist jedoch die Tatsache, daß der Sägezahn wie ein Messer angeschliffen wird. Wie wär's dann mit 'Messerwinkel'? Oder mit 'Anschliffwinkel'? Man könnte auch ein Koordinatensystem nehmen mit X-Winkel (Schnittwinkel), Y-Winkel (Schränkung) und Z-Winkel (der besagte Schrägschliffwinkel).

Wie heißt eigentlich der Winkel, der die Schrägstellung von Hobeleisen (beim Falzhobel, Grathobel, etc.) beschreibt?

Vor kurzem habe ich die 'Ökonomische Encyklopädie' von Johann Georg Krünitz im Internet gefunden (s. Link). Im 1822 erschienen Band 130 wird auch der schräge Anschliff der Zähne für Querschnittsägen (beim Stichwort 'Sägeblatt') beschrieben. Ein weiteres Datum für meine Liste. Diese Enzyklopädie ist eine wahre Fundgrube, auch im Bereich Hobel, Sägen usw. Z. B. wird unter 'Sägeblatt' genau beschrieben, wie der Zeugschmied ein Sägeblatt herstellt, und wie es dann gefeilt und geschränkt wird.

Gruß, Wolfgang



Friedrich Kollenrott
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Re: Winkel, Winkel, Winkel

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Wolfgang,

ja, so ist es. Es gibt die DIN 6581 (und womöglich noch weitere, aber so tief bin ich da auch nicht drin). Die legt beispielsweise fest, dass der Freiwinkel mit alpha, der Keilwinkel mit beta und der Spanwinkel mit gamma bezeichnet wird usw. Dann gibt es Winkel in der Werkzeugbezugsebene, Winkel in der Schneidenebene, in der Wirkbezugsebene, die Winkel unter Berücksichtigung von Schneidenfasen, Einstellwinkel, Eckenwinkel, Neigungswinkel, usw., usw. In der Metallbearbeitung ist sowas sinnvoll, das gehört zur Prozessoptimierung beim Zerspanen. Wenn man das aber in korrekter Weise auf unsere Hobel und Sägen anwendet- na ja, da kann man auch gleich den Laden hier zumachen, das geht nicht und dazu hätte ich auch keine Lust.

Ich weiss nicht, ob es für die spezielle Geometrie von Holzbearbeitungsschneiden eine verbindliche Terminologie gibt. Ich vermute, nein, weil das kein industriell beackertes Feld mehr ist, da lohnt sich die Normung wohl heute nicht mehr.

Der Winkel, der die Schrägstellung der Schneide beschreibt (bei gleichmäßiger Spandicke) heißt z.B. beim Räumen, wo die Verhältnisse durchaus dem Hobeln vergleichbar sind, Schrägungswinkel (Kurzzeichen lambda).

Ich denke, wir werden zu dieser Sache noch weiter korrespondieren. Ich werde Dich um Rat fragen wenn es um die Beschreibung und die Wahl der Terminologie in einer Schärfanleitung geht.

Friedrich



Christoph Nowag
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Handsäge für Querschnitte - kleiner Test

Beitrag von Christoph Nowag »

[In Antwort auf #112467]
Guten Morgen,

gestern kam Friedrichs geschärfte Disston bei mir an und gestern abend konnte ich sie 'testen'. Ich habe ein breites und dickes Buchstück gesägt.

Die Disston fraß sich durch das Holz, das Sägen hat wirklich Spaß gemacht und ging ruck-zuck. Mit der Disston stoße ich auch was die Größe angeht in eine neue Dimension vor: Sie paßt nicht mal in meinen Werkzeugschrank.

Danach habe ich dagegen meine Pax-Säge probiert. Das ging nicht ganz so ruck-zuck, aber immer noch aktzeptabel. Trotzdem kein Vergleich zur Kollenrott'schen Säge.

Zum Abschluss habe ich die Gestellsäge mit neuem Blatt benutzt. Das war so dermaßen gar nichts, dass ich aufgehört habe. Ich werde es aber wieder versuchen und nach den Fehlerquellen forschen - wenn auch erst in einiger Zeit.

Die neue-alte Säge hat mich 'in neue Dimensionen geführt' und ich habe erlebt, was es bedeutet, wenn gutes Werkzeug optimal einsatzbereit gemacht wurde. Nach der gemachten Erfahrung werde ich dem Herrichten der Hobel, Stecheisen usw. größere Bedeutung beimessen, in der Hoffnung, ähnliche Erfolgserlebnisse zu haben.

Ganz herzlichen Dank Friedrich für das tolle Werkzeug und für die neue Erfahrung; sie ist auf fruchtbaren Boden gefallen.

Viele Grüße
Christoph


Wolfgang Jordan
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Re: Handsäge für Querschnitte - kleiner Test

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Christoph,

gratuliere zu deiner neuen/alten Disston, das ist ein wirklich schönes Werkzeug. Aber so gerne ich auch glauben möchte, daß die Disston einer neuen Pax überlegen ist: es gibt sicher auch deutliche Unterschiede bei der Verzahnung zwischen den beiden. Kannnst du dazu was sagen? Wenn man eine Säge mit gröberer Zahnteilung und aggressiverem Brustwinkel gegen eine mit kleinen Zähnen und Mischverzahnung antreten läßt, muß die zweite verlieren.

Daß die Gestellsäge so schlecht abgeschnitten hat, liegt wohl auch daran, daß die Verzahnung für diesen Zweck nichts taugt oder das Blatt einfach nicht gebrauchsfertig ist. Jetzt mußt du aber wegen deiner Disston sowieso schärfen lernen, dann wirst du schon herausbekommen, was an dem Gestellsägeblatt nicht stimmt.

Gruß, Wolfgang



Christoph Nowag
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Re: Handsäge für Querschnitte - kleiner Test

Beitrag von Christoph Nowag »


Hallo Wolfgang,

Unterschiede zwischen den Sägen gibt es ganz bestimmt. Und ich werde, wie bereits geschrieben, auch herauszufinden versuchen, welche es sind und warum das eine Werzeuge so arbeitet und das andere eben anders. Aber diese Feldarbeit muß noch warten

Ich bin mir aber ganz sicher, dass ich mit der Pax und der Gestellsäge (gleiche Verzahlung vorausgesetzt) gleiche Ergebnisse erzielen kann wie mit der Disston. Dazu muß ich mich aber erst mal wie Friedrich schränken, schärfen etc. lerenen.

Viele Grüße
Christoph



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