Klinkermethode zum Abrichten von Schleifsteinen
Klinkermethode zum Abrichten von Schleifsteinen
Nachdem ich Friedrichs Schärfmethode live beim darmstädter Treffen gesehen habe, entschied ich mich für die Klinkermethode zum planen der Steine. (An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an den Gastgeber Gero, und Friedrich für die tolle Vorführung.)
Ich habe im Baustoffhandel also 3 Klinker gekauft, und mit der Flex Rillen eingeschnitten. Danach habe ich begonnen die Klinker "vorschriftsmäßig" gegeneinanderzureiben. Nach ca 45 Minuten hatte ich immer noch nicht das Gefühl, daß sich in sachen Planheit etwas geändert hat. Wo liegt der Fehler? Geduld, Schleifmittel, Ausgangsmaterial...
Ich habe folgendes beobachtet:
1. Nach der Zugabe von Quarzsand hörte man anfangs ein Knirschen, das jedoch nach wenigen Sekunden weg war. Nach einigen Minuten war es ein "Quietschen" in etwas so, wie wenn man einen Schrank verschiebt.
2. In den Klinkern gibt es einige sandkorngroße helle Einschlüsse.
3. Ich habe die Klinker in Längsrichtung hin und zurück bewegt. Die Länge der Bewegung würde ich auf ca. 8-10 cm. schätzen.
4. Es wurde sehr wenig "sichtbarer" Abrieb erzeugt
5. Lichtspaltmethode zeigt in Längsrichtung mehr "Genauigkeit" als in Querrichtung.
Vielleicht könnt ihr aus diesen Punkten schon entnehmen, wo der Fehler liegt. Für jeden Kommentar bin ich sehr dankbar.
Jetzt noch ein paar entscheidende Fragen:
1. Sind Klinker gleich Klinker? Der Baustoffhändler hatte keine Kanalklinker, sagte aber, dass das Ausgangsmaterial das gleiche wäre. Sind kleine Einschlüsse normal und tolerierbar?
2. Wieviel Quarzsand sollte man verwenden? sind zwei Priesen pro Schritt ausreichend?
3. Wie lange sollten die Züge sein?
4. Sollten die Züge nur in eine Richtung gehen?
5. Wieviel Wasser sollte man verwenden?
6. Wieviele Züge sollte man bei jedem Schritt (2 auf 1, 3 auf 1 etc)machen?
7. Mit wieviel Druck soll man arbeiten?
8. Kann man am Klang beim aufeinandersetzen der Klinker erkennen, ob eine relative Plankeit erreicht ist?
Vielleicht kriege ich es mit eurer Unterstützung doch noch hin.
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Re: Klinkermethode zum Abrichten von Schleifsteine
Hallo Stephan,
vorab: Es geht. Und Du kriegst das auch hin.
1. Qualität der Klinker: Da tapp ich genauso im Dunkeln wie Du. Meine funktionierten auf Anhieb gut. Es gibt bestimmt unterschiedliche Qualitäten, mag sein, dass es welche gibt die zu weich oder vielleicht auch zu hart sind, das würde man dann bei der Anwendung sehen. Aber plan machen lässt sich jeder, da bin ich sicher. Übrigens sind in meinen Klinkern auch Einschlüsse.
2.Menge Quarzsand: Sobald es nicht mehr knirscht, gib was drauf. Der Sand schiebt sich in die Rillen. Wenn der untenliegende Stein nach oben kommt und Du spritzt etwas Wasser drauf, wird der Sand wieder aktiv. Zumindestens anfangs sollte man mit dem Sand nicht sparsam sein. Quietschen heißt: Du reibst nur noch die Steine aufeinander, ohne Schleifmittel dazwischen, das bringt nichts.
3. Züge (Striche) anfangs ruhig lang (5 cm oder mehr), später, wenn es genauer werden soll, kürzer.
4. Richtung der Striche: Bei der klassischen Herstellung optischer Flächen hat man runde Scheiben, die radial übereinander bewegt und dabei langsam gegeneinander gedreht werden, das heisst es gibt überhaupt keine Vorzugsrichtung. Bei zwei rechteckigen Werkstücken geht das so nicht ( man würde ganz offensichtlich in beide Flächen eine Vertiefung schleifen wenn beide quer übereinander liegen, also nur im mittleren Bereich Kontakt haben). Man kann aber trotzden eine hinreichend plane Fläche erzeugen. Ich habe um die Mittellage (Deckung der beiden Flächen) Striche in Längsrichtung gemacht, dabei von links nach rechts gependelt (also den oberen Stein etwas seitlich überhängen lassen), dann ebenso quer, dann ebenso diagonal, dann auch in kleinen Kreisen wie ein Schwingschleifer. Und zwischendurch den oberen Stein ab und zu um seine Hochachse gedreht (um 180°). Mit Strichen nur in einer Richtung bekommt man bestimmt keine Planfläche.
Ich habe den Eindruck, dass die "Schwingschleifer- Bewegung" gegen Ende besonders günstig ist und gute Planheit erzeugt.
5. Wasser: Nimm soviel Wasser, dass der Sand (und später das feinere Schleifkorn) einen dünnen Brei bildet. Es ist unkritisch, zuviel schadet nur insofern als der Sand dann herausgespült wird.
6. Striche pro Paarung: Vielleicht 20, 30, 40........ Auch das ist unkritisch. Anfangs mehr, zuletzt weniger.
7. Druck: Alles ganz normal, anfangs wie mit dem Nudelholz auf dem Kuchenteig, zuletzt reicht fast schon das Eigengewicht der Steine.
8. Klang beim Aufeinandersetzen? Weiss ich nicht mehr, aber ich könnte mir vorstellen: Wenn sie satt aufeinander liegen, klingen sie nicht mehr ("Klinker" kommt von Klingen!). Ich habe die besser werdende Planheit am deutlichsten daran gemerkt, dass sich die Steine (nass, ohne Schleifmittel) immer gleichmäßiger übereinander schieben lassen. ( Jeder über jeden und in jeder Richtung)
Sicher braucht man Geduld, aber nicht mehr als z. B. bei einer miesen Spiegelseite. Ich weiss ja nicht, wie der Ausgangszustand (Planheit) Deiner Klinker ist. Ich habe eben mal ein Lineal auf die (ungeschliffenen) Rückseiten meiner Klinker gehalten- die sind schon erstaunlich plan, Lichtspalte überall ganz deutlich unter 1 mm. Bei denen habe ich mit Sand schätzungsweise eine Stunde gebraucht(vielleicht auch 2? es ist schon ein paar Jahre her, aber zum Verzweifeln war es nicht, nur meine Frau hat komisch geguckt. Dann waren sie soweit plan und ich bin zu feinerem Schleifkorn übergegangen, für vielleicht nochmal eine Stunde. Vor ein paar Tagen habe ich sie mal wieder nachgearbeitet, das dauerte ungefähr eine Viertelstunde )(+ Abwaschen usw.).
Ich vermute, Du hättest einen weiten Weg, sonst würd ich Dir anbieten, es hier gemeinsam zu machen. Ich glaube, Du bist vor allem mit dem Sand zu sparsam. Es muß knirschen. Halt durch!
Friedrich
(mail mich mal direkt an, vielleicht kann ich Dir auch telefonisch weiterhelfen)
Re: Klinkermethode zum Abrichten von Schleifsteine
Hallo Stephan.
Ich habe vor ein paar Monaten auch einen halben Tag mit dem Planläppen der Klinker verbracht, weil ich es ordentlich machen wollte und sowieso Zeit hatte.
Ich habe zuerst relativ groben Sandkasten-Sand verwendet, der hat für einen sehr schnellen Abtrag gesorgt, im Nu war alles um mich herum (ich war zum Glück im Freien) rötlich gefärbt. Dabei habe ich alle paar Züge, eben immer wenn das Knirschen nachließ, mit einer kleinen Hand voll Sand die Steinoberfläche bestrichen, etwas Wasser draufgesprüht und stupide weitergemacht. Nach etwa 5-10 mal "nachladen" habe ich dann, wie in Friedrichs Anleitung beschrieben, die Steine getauscht.Man verbraucht da schon eine ordentliche Menge Sand, aber macht ja nichts!
Als dann etwa eine Stunde und ein Kilo Sand später die Steine meiner Meinung nach ausreichend eben waren (als ganzs gesehen, nicht von der Struktur her) bin ich dann auf feineren Sand (z.B. aus dem Bastelladen) umgestiegen, weil mir der Sprung vom groben Sand zu den Schleifkörnern zu groß war. Diese Behandlung hat natürlich nicht mehr ganz so lange gedauert.
Und zuletzt habe ich die abgewaschenen Korund-Körner von 100er Schleifpapier mit Wasser vermengt und auf jede Raute des Klinkers einen Tropfen dieser Suspension gegeben, und das auch immer wieder wiederholt, wenn das jetzt zugegebenermaßen wesentlich schwächere Knirschen nachließ. Nach einer halben Stunde gab die Lichtspaltmethode ihr OK.
Wenn du dir nochmal etwas Zeit nimmst und dich zwingst stupide weiter zu läppen, kriegst du das ganz sicher auch hin. Anhand der Farbe des abfließenden Spülwassers kannst du ja den Abtrag einschätzen. Gegebenenfalls nimm zu Anfang gröberen Sand.
Viel Erfolg
Nicolas